„Es lebt der große Pan!“ lässt Hugo von Hofmannsthal den sterbenden Tizian an einer zentralen Stelle des nicht vollendeten Dramas „Tod des Tizian“ zitieren. In dem veröffentlichten Teil, nicht wesentlich mehr als der Anfang eines größeren Dramas, wie Hofmannsthal in einem Brief an Walther Brecht selbst eingesteht, bearbeitet Hofmannsthal in rund 350 Versen eine dualistische Weltsicht, die die Kunst auf die eine Seite und das Leben auf die andere Seite stellt.
Es hätte „ein viel größeres Ganzes“, eine „Art Todesorgie“ werden sollen, die er zu Beginn der Arbeiten an dem Stück im Winter der Jahre 1891/92 aus Zeitmangel jedoch nicht vollendete. Dennoch liegt mit dem „Tod des Tizian“ ein bedeutendes Stück des Frühwerk Hofmannsthals vor, das besonders durch seinen Tiefgang beeindruckt, insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass der Autor des Stückes gerade erst 18 Jahre alt war.
Hofmannsthal trennt die beiden Sphären von Kunst und allgemeinem menschlichem Leben räumlich, wenn er die Villa des Künstlers abgelegen über der Stadt stehen lässt, aber auch im Lebenswerk Tizians selbst. Dieser erkennt am Ende seines Lebens, dass sein bisheriges Schaffen erbärmlich und bleich war und ihm erst jetzt de facto im Tode sein erstes und letztes wahres Meisterwerk gelingen wird. Doch welche Rolle spielt der altgriechische Gott Pan in Hofmannsthals Stück? Wie passt der Beschützer der Hirten und Herden in ein Drama des 19. Jahrhunderts? Welche Bedeutung nimmt er ein, dass ihn Hofmannsthal mehrfach an zentralen Stellen des Bruchstücks nennt? Diesen Fragen werde ich in der vorliegenden Arbeit nachgehen. Hierbei stütze ich mich im Besonderen auf die Texte von Martina Adami, Giesa Briese-Neumann und Peter Szondi, die sich diesen Fragen bereits aus verschiedenen Blickwinkeln angenähert haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Einleitung
- 2.0 Der große Pan - Mythos und Rezeption
- 2.1 Antike Ursprünge und göttlicher Mythos
- 2.2 Rezeption im 19. und 20. Jahrhundert
- 3.0 Es lebt der große Pan im Tod des Tizian?
- 4.0 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Verwendung des Pan-Mythos in Hugo von Hofmannsthals Dramafragment "Tod des Tizian". Sie untersucht, welche Bedeutung der griechische Gott Pan in diesem Werk einnimmt und wie er in die dualistische Weltsicht des Stücks integriert wird, die Kunst und Leben gegenüberstellt.
- Die Vielschichtigkeit des Pan-Mythos in der Antike und seine Rezeption im 19. und 20. Jahrhundert
- Die Rolle Pans als Symbol für die Verbindung von Kunst und Natur
- Die Bedeutung des Pan-Mythos im Kontext der Lebens- und Todesfragen, die im "Tod des Tizian" behandelt werden
- Die Funktion des Pan-Mythos als Metapher für die Kreativität und Inspiration des Künstlers
- Die Ambivalenz des Pan-Mythos in Hofmannsthals Werk, die sich zwischen erotischer Göttlichkeit und dämonischer Kraft bewegt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des Stückes "Tod des Tizian" dar und führt in die Thematik der Pan-Rezeption ein. Kapitel 2 beleuchtet den Pan-Mythos in seiner antiken Ursprünglichkeit und verfolgt seine Rezeption im 19. und 20. Jahrhundert. Kapitel 3 geht auf die Bedeutung des Pan-Mythos im "Tod des Tizian" ein und untersucht, wie Hofmannsthal den Mythos verwendet, um die Themen des Stücks zu veranschaulichen.
Schlüsselwörter
Hugo von Hofmannsthal, Tod des Tizian, Pan-Mythos, Kunst und Leben, Kreativität, Inspiration, Natur, Dualismus, antike Mythologie, Rezeption, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert
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- Anonym (Author), 2015, Pan Mythos in Hugo von Hofmannsthals „Tod des Tizian“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304244