[...] Die Betroffenen wurden also weitestgehend entrechtet und ´fremdverwaltet´.
Dieser Mangel an, mittlerweile grundgesetzlich verankerter, menschenwürdiger
Fürsorge, drängte somit den Gesetzgeber zu eine r Anpassung bzw. Neuregelung der
Betreuung dieser Klientel.
Das neue Betreuungsrecht regelt nun die rechtlichen Verantwortlichkeiten für einen
anderen Menschen, der selber nicht mehr in der Lage ist, seine eigenen
Angelegenheiten adäquat in Anspruch zu nehmen und auch gerecht zu werden.
Im Mittelpunkt stehen hier das Wohl des Betroffenen, die persönliche Betreuung und
die Stärkung der persönlichen Fürsorge mit dem Ziel, dem Betreuten ein Leben zu
gewährleisten, welches sich im wesentlichen nicht von dem unterscheidet, welches
ihm (evtl.) vorher möglich war.
Der zweite Aspekt des Betreuungsrechtes ist es, im Gegensatz zur früheren
Vormundschafts- und Gebrechlichkeitspflegschaft, den Betroffenen eine solche Hilfe
zu offerieren, dass sie ihre eigenen Angelegenheiten zum bestmöglichen Maße selber
erledigen und mitbestimmen können um das Gefühl der Eigenständigkeit und somit
auch die Lebensqualität in entscheidendem Maße zu erhalten.
Jedoch haben sich bereits einige Jahre nach diesen gesetzlichen Änderungen zum
Wohle des Betreuten, einige tief greifende Problemfelder aufgetan, welche die
Weiterführung des Betreuungsgesetzes im aktuellen Sinn erheblich erschweren. Diese
sind u. a.
- die konstante demographische Verschiebung und somit
- die erhebliche Zunahme an Betreuungen und die dadurch konstant gestiegenen
finanziellen Aufwendungen zur Bewerkstelligung dieser durch
Berufsbetreuungen
- die teilweise stark schwankenden Interpretationen der Auslegung und
Handhabung des Vergütungsrechtes
- fehlende Definierungen von Qualifikation und des allg. Berufsbildes des
Berufsbetreuers
(vgl. BT-Drucksache 13/10331, S. 4/5)
Diese und weitere Problemfelder drängen nun wiederum den Gesetzgeber zu einer
erneuten Überarbeitung der bestehenden gesetzlichen Verhältnisse innerhalb des
Betreuungsrechtes wie beispielsweise durch das Betreuungsrechtsänderungsgesetz
(BtÄndG).
Neben diesen neuerlichen Entwicklungen innerhalb des BtG, sollen in dieser
Hausarbeit ein geschichtlicher Grundriss über die Entwicklung des
Betreuungssystems in Deutschland sowie ein Querschnitt durch die aktuelle
Betreuungslage in ihrer Durchführung und Aufbau sowie ein Ausblick auf mögliche
Perspektiven des Betreuungswesens und dessen rechtlicher Praxis in Zukunft gegeben
werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichtliche Zusammenfassung der Entwicklung des Betreuungsrechtes vom Altertum zur Neuzeit im deutschen Raum
- Die Vormundschaft im römischen und germanischen Reich
- Die gesetzliche Betreuung in ihrer heutigen Rechtsgrundlage
- Begriffsbestimmungen
- Entmündigung, Vormundschaft und Betreuung
- Entmündigung
- Vormundschaft
- Betreuung
- Der Begriff der Lebenslage
- Krankheit und Behinderung im Sinne des Betreuungsrechtes
- psychische Krankheiten
- geistige und seelische Behinderungen
- körperliche Behinderungen
- Der Begriff des rechtlichen Betreuers und dessen gesetzliche Grundlagen
- Der Begriff des betreuten Klienten und dessen rechtliche Grundlagen
- Recht und Praxis zur Betreuung
- Inkrafttreten einer Betreuung - das Verfahren
- Die erste Anhörung und Informationsvermittlung für den Betroffenen
- Das Sachverständigengutachten
- VerfahrenspflegerInnen
- Die Bestellung des rechtlichen Betreuers
- Das Schlussgespräch und Entscheidung
- Rechtsmittel der Parteien
- Unterbringungsmaßnahmen/Verfahren
- Unterbringung
- Unterbringungsähnliche Maßnahmen
- Inhaltliches zum Aufgabenspektrum und Tätigkeiten innerhalb einer rechtlichen Betreuung
- die persönliche Sorge
- die Gesundheitssorge
- die Vermögenssorge
- Schlusswort zur neuerlichen Reformbestrebung der Betreuungsstruktur und möglichen Zukunftsperspektiven des Betreuungsrechts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Rechtsinstitut der gesetzlichen Betreuung in Deutschland. Sie verfolgt das Ziel, einen umfassenden Überblick über die geschichtliche Entwicklung, die aktuelle Rechtslage und mögliche zukünftige Perspektiven der Betreuung zu geben. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Darstellung der rechtlichen Grundlagen, den Verfahrensabläufen sowie den Aufgaben und Herausforderungen der rechtlichen Betreuung.
- Die historische Entwicklung des Betreuungsrechtes in Deutschland
- Die rechtlichen Grundlagen der gesetzlichen Betreuung im aktuellen Kontext
- Die Praxis der Betreuung: Verfahren, Aufgaben und Herausforderungen
- Die Reformdebatte und zukünftige Perspektiven der Betreuung
- Die Bedeutung der rechtlichen Betreuung für die Lebensqualität Betroffener
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer historischen Einführung in das Thema. Es werden die Entwicklungen des Betreuungsrechtes vom römischen Recht über germanische Stammesrechte bis hin zum Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) beleuchtet. Dabei wird deutlich, dass das Spannungsverhältnis zwischen Entrechtung und Fürsorge des Betroffenen eine zentrale Rolle spielte.
Anschließend wird die gesetzliche Betreuung in ihrer heutigen Rechtsgrundlage erläutert. Es werden die Begriffe Entmündigung, Vormundschaft und Betreuung definiert und die rechtlichen Grundlagen des Betreuungsrechts dargelegt. Besonders wichtig ist hierbei die Unterscheidung zwischen der früheren Vormundschaft und der aktuellen Betreuung, die eine stärkere Einbeziehung des Betroffenen in die Entscheidungsfindung anstrebt.
Im dritten Kapitel werden das Verfahren zur Einrichtung einer Betreuung, die Aufgaben und Herausforderungen der rechtlichen Betreuung sowie die Unterbringungsmaßnahmen im Detail beleuchtet.
Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Aufgabenspektrum des rechtlichen Betreuers und thematisiert die Bereiche der persönlichen, gesundheitlichen und finanziellen Betreuung.
Die Arbeit endet mit einem Schlusswort, das sich mit der aktuellen Reformdebatte und möglichen Zukunftsperspektiven der Betreuung beschäftigt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themenfeldern rechtliche Betreuung, Vormundschaft, Entmündigung, Lebenslage, Krankheit und Behinderung, rechtlicher Betreuer, betreuter Klient, Verfahren, Unterbringungsmaßnahmen, Aufgaben, Herausforderungen, Reform, Zukunftsperspektiven.
- Arbeit zitieren
- Christian Riemarzik (Autor:in), 2004, Die rechtliche Betreuung - ein Querschnitt durch Geschichte, aktueller Betreuungslage und möglicher zukünftiger Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30432