Klytaimestra. Eine Amazone der griechischen Mythologie


Hausarbeit, 2013

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsangabe

1 Einleitung

2 Das Amazonenbild der Antike - der Mythos der Amazonen

3 Klytaimestra bei Aischylos
3.1 Orestie 1: Agamemnon
3.2 Orestie 2: Choephoren
3. 3 Zusammenfassung

4 Klytaimestra bei Sophokles
4.1 Darstellungen der Klytaimestra in der „Elektra“
4.2 Zusammenfassung

5 Exkurs: Klytaimestra in anderen Texten

6 Fazit

7 Quellen- und Literaturverzeichnis
7.1 Quellenverzeichnis
7.2 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„[...] so namlich plant der Frau mannlich-planendes, hoffendes Herz“ heiBt es in der Orestie des Aischylos uber Klytaimestra - oder auch Klytaimnestra geschrieben - einer Gestalt der griechischen Mythologie. Die Tochter des Spartanerkonigs, Schwester der schonen Helena und Frau des mykenischen Konigs Agamemnon brachte ihren Ehemann um, nachdem dieser ihre gemeinsame Tochter Iphegeneia opferte. Die Opferung brachte ihm gunstigen Wind fur die Reise nach Troja und somit zu dem Krieg, den er zehn Jahre spater siegreich beenden sollte.

Die Frage dieser Hausarbeit ist, ob Klytaimestra als eine Amazone angesehen werden kann. Dies wird aufgrund ausgewahlter Textbeispiele analysiert. Eine Quelle ist die Orestie des Aischylos, die zweite Quellengrundlage bildet die Elektra des Sophokles. Beide Texte geben Aufschluss uber Darstellungsweisen der Klytaimestra, anhand derer im Fazit eine beantwortende These der eingehenden Frage gegeben werden kann.

Weitere verwendete Literatur ist Verena Vogel-Ehrenspergers Buch „Die ubelste aller Frauen? Klytaimestra in Texten von Homer bis Aischylos und Pindar“. Fur die Beantwortung der Fragstellung dieser Hausarbeit ist dieses Werk - erschienen in den schweizerischen Beitragen zur Altertumswissenschaft - besonders wichtig. Des Weiteren wurden unter anderem das Werk „Amazonen. Kriegerische Frauen“, herausgegeben von Udo Franke-Penski und Heinz-Peter PreuBer, verwendet.

Auf diese Einleitung folgt eine erste Einordnung des Begriffs Amazone. Das Amazonenbild der Antike - der Mythos der Amazonen - betitelt das zweite Kapitel. Um herauszustellen, ob Klytaimestra eine Amazone war, muss zuvor eine Definition festgelegt werden. Das darauffolgende Kapitel „Klytaimestra bei Aischylos“ thematisiert in zwei Unterkapiteln die ersten zwei Teile der Orestie und im dritten Unterkapitel werden diese pragnant zusammengefasst. GleichermaBen wird im vierten Kapitel „Klytaimestra bei Sophokles“ verfahren: Im ersten Unterkapitel wird die Darstellung der Klytaimestra gezeigt, im zweiten Unterkapitel wie zuvor die herausgestellten Ergebnisse zusammengefasst. Ein kurzer Exkurs hat weitere Darstellungen der Klytaimestra in anderen Texten zum Gegenstand. Herangezogen wird hier das oben genannte Werk von Verena Vogel-Ehrensperger. AbschlieBend folgt ein

Fazit. Hier wird die eingehende Frage, ob Klytaimestra als eine Amazone angesehen werden kann, mit einer These beantwortet.

2 Das Amazonenbild der Antike - der Mythos der Amazone

Im Zeitalter der Antike bis in die mittelalterliche Epik waren Geschichten um Amazonen weit verbreitet. Vor allem Dichter in Athen erwahnten die kriegerischen Frauen in ihren Werken.[1] Keiner von ihnen habe jedoch jemals eine Amazone gesehen und sie sind demnach keine Augenzeugen des Geschehens.[2] Laut einer psychiatrischen Theorie, sind Amazonen eine Legende „deren Ursprung in der Sozialpsychologie der Griechen zu finden ist.“[3] Eine andere Theorie ist von Renate Bol. Dem zufolge „erzahlen die Amazonenmythen von der Auflehnung gegen die allgemeingutigen Lebensordnung der Griechen.“[4]

Zwei Merkmale der Amazonen seien entscheidend: „der jungfrauliche Charakter der Amazone - sie ist pathenos, das heiBt eine erwachsene, aber unverheiratete Frau - und der Zusammenschluss der Amazonen zu einer mannerlosen Kriegerinnen- gemeinschaft.“[5] Sie gingen ihrem blutigen Geschaft vor allem in der Zeit vor der Ehe nach, denn sie durften nicht heiraten, ehe sie nicht ihren ersten Feind getotet hatten.[6] Amazonen uben in ihrem Staat alle Amter aus und bilden die gesamte Armee. Die Manner huten derweil das Haus, ziehen die Kinder auf und verrichten die Hausarbeit, heiBt es unter anderem.[7] Zudem dienten die Manner in vielen Geschichten lediglich als Samenspender.

Die Verweigerung traditioneller weiblicher Rollen, wie die einer Geliebten, einer Gattin oder Hausfrau, sowie Mutter pragen das Bild der Amazone.[8]

Ein weiteres weit verbreitetes Merkmal ist, dass sich Amazonen eine Brust abnahmen. Dies diente dazu im Krieg fahiger zu werden. Einerseits half es beim Halten eines Bogens, andererseits galt es, die Kraft in die Arme und den Oberkorper gehen zu lassen, anstatt in eine nutzlose Brust. Dieses Bild der Amazonen ist nicht uberall verbreitet und wird in neueren Forschungen zum Beispiel als „Quell des Missverstehens“ ausgelegt.[9]

Modernere Formen der Amazonen sind zum Beispiel die Penthesileia von Kleist. Das Instrumentalisieren von Mannern zu Fortpflanzungszwecken ist hier Merkmal der Frauen.[10] Penthesileia verhalt sich „wild, archaisch, kannibalisch“.[11]

Insgesamt hat der Mythos der Amazonen „in verschiedenen Kulturen zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Bilder produziert.“[12] Das Bild der Antike ist deutlich mannerfeindlich, kannibalisch, kriegerisch, blutig und dazu jungfraulich. Mit den Jahrhunderten verandert sich das Bild wiederum. Mit dem Entstehen der Frauenbewegung und dem Feminismus wird das Bild der starken Frau weniger brutal. Die Amazone diente mehr dazu, „die sich wandelnden Geschlechterverhaltnisse zu illustrieren.“[13] In der Literatur wird der Amazonenmythos nach wie vor zum Beispiel mit kampferischen Frauen beschrieben, die in einer mannerlosen Gesellschaft leben und zur Reproduktion ein Mann gefangen halten (wie bei Irmgard Keuns Nur noch Frauen...) [14] oder auch in modernen Action-Filmen verwendet. Ein haufiges Phanomen sei hier beispielsweise, dass in Genres, welche bemuht seien, fremde Welten darzustellen, eine Darstellung von Frauenherrschaften verwendet wird.[15]

Die folgenden Kapitel behandeln nun die Gestalt Klytaimestra naher.

3 Klytaimestra bei Aischylos

Die Orestie des Aischylos ist eine heute nicht mehr vollstandig erhaltene griechische Tragodie. Heute ist noch eine Trilogie uberliefert, die sich in die Stucke „Agamemnon“, „Choephoren“, und die „Eumeniden“ unterteilt. Im ersten Teil kehrt Agamemnon aus Troja siegreich zuruck und wird zu Hause von seiner Frau Klytaimestra und deren Geliebten Aigisthos ermordet. Der zweite Teil handelt von der Rache des Sohne Orest an seiner Mutter und deren Geliebten, welche seinen Vater toteten. Im dritten Teil wird der Sohn, der Muttermorder, von den Erinnyen verfolgt und in einem Burgergericht in Athen schlussendlich freigesprochen.

3.1 Orestie 1: Agamemnon

Bevor Agamemnon nach Troja aufbrach, opferte er wie bereits erwahnt, die gemeinsame Tochter Iphegeneia von ihm und Klytaimestra. Dies ist das Motiv der Klytaimestra: Sie plant ihren Mann, den Kindesmorder, zu toten.

Wahrend der zehn Jahre in denen ihr Mann in Troja kampfte, ubernahm Klytaimestra die Herrschaft an seiner statt. In der Orestie spricht der Chor wie folgt daruber: „Wir ehren und anerkennen deine Macht, Klytaimestra, weil es recht ist, den Herrscher in seiner Frau zu ehren, wenn der Thron des Mannes leer steht.“[16] Aus dieser Aussage des Chors der Altesten von Argos geht hervor, dass die Macht Klytaimestras nur temporar ist und geduldet wird, weil ihr Mann abwesend ist. Es scheint als wurde nicht sie als Frau und Herrscherin geachtet und verehrt, sondern sie als Reprasentantin des eigentlichen Herrschers. Sie regiere jedoch mit ,mannlich-planendem‘ Herzen und durfe damit bereits das von ihr erwartete weibliche Normverhalten ubertreten.[17] Eine weitere Moglichkeit ist, dass das Publikum, welches den Mythos kennt, an den Mann im Hintergrund denkt - den Geliebten der Klytaimestra Aigisthos - und dass dieser durch sie seine Plane ausfuhren lassen konnte.[18] Aus dem Text wird dies jedoch nicht deutlich.

[...]


[1] Wagner-Hasel, Beate: Amazonen - Ursprunge eines antiken Mythos, in: Udo Franke-Penski und Heinz- Peter PreuBer (Hrsg.): Amazonen. Kriegerische Frauen, Wurzburg 2010, S. 19.

[2] Ebd.

[3] Samuel, Pierre: Amazonen-Kriegerinnen und Kraftfrauen, Munchen 1979, S. 84.

[4] Wagner-Hasel, Beate: Amazonen, S. 28.

[5] Ebd., S. 20.

[6] Ebd., S. 21.

[7] Comte, Fernand: Mythen der Welt, Darmstadt 2008, S. 74.

[8] Retif, Frangoise: Dekonstruktion des Amazonenmythos, in: Udo Franke-Penski und Heinz-Peter PreuBer (Hrsg.): Amazonen. Kriegerische Frauen, Wurzburg 2010, S. 75.

[9] PreuBer, Heinz-Peter: Amazonen - Eine mannliche Konstruktion und ihre feministische Fehldeutung, in: Udo Franke-Penski und Heinz-Peter PreuBer (Hrsg.): Amazonen. Kriegerische Frauen, Wurzburg 2010, S. 36.

[10] Retif, Frangoise: Dekonstruktion des Amazonenmythos, S.75.

[11] Ebd., S. 76.

[12] Karsch, Margret: Anti-Amazonen? Irmgard Keuns Erzahlung Nur noch Frauen..., in: Udo Franke- Penski und Heinz-Peter PreuBer (Hrsg.): Amazonen. Kriegerische Frauen, Wurzburg 2010, S. 87.

[13] Ebd.

[14] Ebd., S. 88.

[15] Franke-Penski, Udo: Faster, Pussycat, Kill! Amazonen in modernen Action-Film, in: Udo Franke- Penski und Heinz-Peter PreuBer (Hrsg.): Amazonen. Kriegerische Frauen, Wurzburg 2010, S. 103.

[16] Seidensticker, Bernd (Hrsg.): Die Orestie des Aischylos, ubersetzt von Peter Stein, 2. Auflage, Munchen 2007, S. 26.

[17] Vogel-Ehrensprenger, Verena: Die ubelste aller Frauen? Klytaimestra in Texten von Homer bis Aischylos und Pindar, in: Margarethe Billerbeck (Hrsg.): Schweizerische Beitrage zur Altertumswissenschaft, Band 38, Basel 2012, S. 49.

[18] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Klytaimestra. Eine Amazone der griechischen Mythologie
Hochschule
Universität Bremen
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
17
Katalognummer
V304461
ISBN (eBook)
9783668027916
ISBN (Buch)
9783668027923
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
klytaimestra, eine, amazone, mythologie
Arbeit zitieren
Pia Zarsteck (Autor:in), 2013, Klytaimestra. Eine Amazone der griechischen Mythologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304461

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