Welterfassung - Dokumentation - Exotische Souvenirs


Seminararbeit, 2004

28 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Westliche Pioniere der Fotografie in Japan
1.1 Felice Beato – der Initiator der Yokohama-shashin
1.1.1 Vergleich der ukiyo-e zu den Yokohama-shashin
1.1.2 Das Verfahren des Kolorierens – eine Innovation
1.1.3 Die Vermarktung der Yokohama-shashin
1.2 Baron Raimund von Stillfried und Ratenitz und Kusakabe Kimbei
1.2.1 Unterschiede zwischen den Fotografien Beatos, Stillfrieds und Kimbeis

2. Sammlung des Tokugawa Bakufu des Nationalmuseums Tōkyō

Resümee

Abbildungsverzeichnis

Quellenangaben

1. Einleitung

Diese Arbeit trägt den Titel „Welterfassung/ Dokumentation – Exotische Souvenirs“. Was genau hat man sich darunter vorzustellen?

Mit „Welterfassung“ wird zum einen die Frage behandelt, wie die Menschen im Westen (Europa/ Amerika) Japan gesehen haben, welches Bild sie sich von dem exotischen, unbekannten Land gemacht haben und zum anderen welches Bild umgekehrt die Japaner von der westlichen Welt hatten?

Um sich ein Bild von einem Land machen zu können bedarf es eines Mediums – dieses ist in unserem Fall die Fotografie. Die Fotografie „dokumentiert“ die Zustände in den jeweiligen Ländern. Die Fotografie wird zumeist aus Japan als „exotisches Souvenir“ hinaus in den Westen getragen oder wie im Falle einer Fotosammlung des Tokugawa Bakufu aus dem Westen nach Japan hineingetragen. Allein durch das Medium der Fotografie können sich nun beide Kulturen ein Bild voneinander machen.

Der Inhalt dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung der frühen Fotografie in Japan Mitte des 19. Jahrhunderts. Hauptsächlich wird der Fotograf Felice Beato vor-gestellt. Er kommt als Westler nach Japan und macht Aufnahmen von den Schönheiten des Landes – den Landschaften und den Menschen. Er verkauft diese Aufnahmen an Touristen aus Europa und Amerika und kommerzialisiert somit als einer der ersten die Fotografie in Japan. Desweiteren stellt sich die Frage, warum verkauft er so viele Bilder, dass er kaum noch mit der Produktion nachkommt?

Die starke Nachfrage nach solchen Fotografien resultiert aus der Vorstellung, welches die Westler von dem „Alten Japan“ haben. Das Interesse an der fernöstlichen Kultur Japans kommt in Europa und Amerika Anfang des 19. Jahrhunderts vor allem aber durch die Farbholzschnitte – ukiyo-e – auf. Diese bewundern die Westler auf verschiedenen Weltaus-stellungen u.a. 1862 in London, 1867, 1889 in Paris usw., durch diese Weltausstellungen wird die Kunst des „Alten Japans“ den Westlern vorgestellt und löst den sogenannten Japonismus in der westlichen Welt aus. Modern ist nun die Japanmode Künstler wie Van

Gogh oder Monet bauen in ihre Gemälde japanische Elemente ein. So bestimmt die Sehnsucht der Europäer nach dem Exotischen/ dem Anderen die Produktion der Bilder des „Alten Japans“ . Darüber hinaus ist es neueste Mode Weltreisen zu unternehmen und sich selbst die exotischen und bisher unbekannten Länder anzuschauen. Diesen Boom nutzen die japanischen Fotografen, um ihre Bilder an Westler – beispielsweise wohnen in zu jener Zeit schon über 1200 westliche Ausländer in Yokohama – und Touristen aus den westlichen Ländern zu verkaufen.

Wobei die Europäer und Amerikaner andere Vorstellungen von Japan haben. Sie sehen in Japan noch immer das alte traditionelle Japan, deshalb werden auch meist Fotografien mit traditionellen Inhalten produziert – die Modelle werden z.B. in traditionellen Kostümen oder bei typisch japanischen Tätigkeiten (s. Abb. 1+2) dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Schirmmacher – Kusakabe Kimbei, Abb. 2: Korbverkäufer – Kusakabe Kimbei,

1880er 1890er

Desweiteren beschäftigt sich die vorliegende wissenschaftliche Arbeit mit der Technik des Kolorierens – eine Neuerung auf dem Gebiet der Fotografie. Diese Technik des Kolorierens wird von Felice Beato ins Leben gerufen, der sich professioneller Hilfe bedient – ehemalige japanische ukiyo-e Maler. Weiterhin wird auch dargestellt inwiefern Beatos Fotografien mit den ukiyo-e Farbholzschnitten verbunden sind und wie er und seine

Nachfolger – Baron von Stillfried und Kusakabe Kimbei - diese japanische Bildtradition mit Hilfe der modernen Technik der Fotografie weiterführen.

Im zweiten Teil dieser Arbeit wird eine interessante Sammlung des Nationalmuseum Tokio kurz vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein mehrbändiges Album, welches von dem Tokugawa Bakufu 1864 angekauft wurde und aus den Niederlanden stammt. In diesem Album ist die gesamte westliche Welt dokumentiert – Fotografien von Regenten, Architektur, Landschaften, Museen uvm. – durch dieses Album bekommt auch die Gesellschaft Japans einen Einblick in die ferne Westliche Welt und kann sich dadurch ein Bild von dieser machen können.

1. Westliche Pioniere der Fotografie in Japan

1.1 Felice Beato – der Initiator der Yokohama-shashin

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Portrait von Felice Beato,

ca. 1864

Der Abenteurer und Fotograf Felice Beato lebt von 1825 bis 1904. Seine Herkunft ist recht ungewiss, aber man vermutet, dass er in Venedig geboren ist. Bekannt geworden ist er durch seine Fotografien des Krimkrieges (1855), der Indischen Meuterei (1858) und der Englisch-Französischen Militärexpedition nach China (1860).

In der japanischen Fotografie spielt er eine bedeutende Rolle, da er die Fotografie kommerzialisiert, d.h. er ist einer der ersten, die Aufnahmen speziell für die Nachfrage der europäischen Touristen in Japan und für Japan-Interessierte in Europa anfertigt.

In China trifft er den englischen Künstler Charles Wirgman (1832-1891) – Wirgman ist Zeichner und Korrespondent der „Illustrated London News“ – und begleitet ihn 1861 nach Japan. 1863 eröffnet er gemeinsam mit Charles Wirgman ein Fotoatelier in Yokohama. Beato unternimmt umfangreiche Reisen durch Japan und bringt dabei einen beträchtlichen Schatz an Fotos zusammen, die er in seinem Atelier zum Verkauf anbietet.

Welterfassung/ Dokumentation – Exotische Souvenirs

Westliche Pioniere der Fotografie in Japan 5

Im Jahr 1868 veröffentlicht er das zweibändige, jeweils 100 Seiten umfassende Werk „Photographic Views of Japan with Historical and Descriptive Notes, Compiled from the Authentic Sources, and Personal Observation During a Residence of Several Years[1].

In diesem Werk dokumentiert er unter anderem den Übergang von der Feudal- zur Industriegesellschaft. Der erste Teil des Buches ist überschrieben mit dem Titel „Views of Japan“, der zweite Teil mit „Native Types“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Blick über Kobe – Felice Beato, 1868 Abb. 5: Straßenmusikanten – F. Beato,

1868

In „Viewes of Japan“ zeigt Beato landschaftliche Sehenswürdigkeiten, Dorf- und Stadtansichten (s. Abb. 4). Dahingegen werden in „Native Types“ Genreszenen mit Hand-werkern, Ärzten, Straßenakrobaten, Rikshafahrern und jungen Frauen, z.B. beim Musizieren gezeigt (s. Abb. 5). Die Bilder des Teils „Native Types“ sind im Gegensatz zu den Landschaften handkoloriert. Mit diesem Album schafft Beato ein prototypisches Bild-repertoire, das einerseits durch die Augen eines Europäers die Andersartigkeit des japanischen Lebens aufnimmt und andererseits dem Standard der europäischen Studio-fotografie des 19. Jahrhunderts entspricht.

Welterfassung/ Dokumentation – Exotische Souvenirs

Westliche Pioniere der Fotografie in Japan 6

Zu jeder dieser Fotografien existiert auf der Rückseite ein Text, der das umseitige Bild kommentiert. Dieser Text stammt von James W. Murray, der Autor von Reiseführern in Japan ist und ist auf Englisch verfasst. Auf Grund der englischen Sprache, weiß man, dass sich die Fotografien an das englischsprachige Publikum außerhalb Japans richten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Zahnarzt – Felice Beato,

1868

Zu seiner Fotografie Zahnarzt von 1868 (s. Abb. 6) heißt es z.B., dass in Japan Zahnärzte nebenberuflich als Chiropraktiker und Geisterbeschwörer tätig waren:

„His practise as a Chiropodist, which profession he unites with that of a dentist, is considerable even among foreigners. Dentists belong to a class of people who are not above tricks of Jugglery and Negromancy: who make money by selling charms as well as medicines of various descriptions: and who will even descend to amusing children by swallowing and doing other mountebank`s tricks, when they are not employed in extraction of teeth or cutting corns. The dental instruments in use are of primitive description, and calculated to inflict the full amount of torture which may be expected for the fee.”[2]

Mit diesen Informationen auf der Rückseite des Fotos bekommen die Europäer einen Eindruck davon, wie ein japanischer Zahnarzt arbeitet. Was sich sicherlich verwunderlich und neu für einen Nicht-Japaner anhört.

[...]


[1] March, Philipp/ Claudia Delank (Hrsg.): Abenteuer japanische Fotografie 1860-1890. Heidelberg: Kehrer 2002, S. 10.

[2] March, Philipp/ Claudia Delank (Hrsg.): Abenteuer japanische Fotografie 1860-1890. Heidelberg: Kehrer 2002, S. 10.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Welterfassung - Dokumentation - Exotische Souvenirs
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Kunsthistorisches Insitut/Ostasiatische Abteilung)
Veranstaltung
Proseminar Fotografie Japans 1850-heute
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
28
Katalognummer
V30450
ISBN (eBook)
9783638317078
Dateigröße
1878 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Welterfassung, Dokumentation, Exotische, Souvenirs, Proseminar, Fotografie, Japans
Arbeit zitieren
Christina Reinhard (Autor:in), 2004, Welterfassung - Dokumentation - Exotische Souvenirs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30450

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