Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkurzungsverzeichnis
Glossar
Abbildungsverzeichnis
1. Vorbemerkung
2. Beschreibung der Studie
2.1 Methodik
2.2 Vorgehen
2.2.1 Wahrnehmungs- und Erinnerungsaufgabe (RMT)
2.2.2 Finanzentscheidungsaufgabe (FDMT)
2.3 Ergebnisse des ersten Experimentes
2.4 Zweites Experiment
2.5 Ergebnisse des zweiten Experiments
2.6 Diskussion
3. Bewertung der Studie
3.1 Positive Aspekte der Studie
3.2 Kritik an der Studie
4. Forschungskontext der Studie
5. Weiterfuhrende Forschungsvorschlage
6. Schlussbetrachtung
Quellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Glossar
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Experimentaufbau der Finanzentscheidungsaufgabe
Abb. 2 Value Function
Abb. 3 Testdesign Zeitdruck
1. Vorbemerkung
Diese Arbeit befasst sich innerhalb der Kognitionspsychologie mit dem Themengebiet Ent- scheidungsfindung und der Kernfrage wodurch Entscheidungen beeinflusst werden. Im Folgenden wird die Studie „Acute Stress Modulates Risk Taking in Financial Decision Making" von Anthony J. Porcelli and Mauricio R. Delgado (2009) zusammengefasst, bewertet und im Kontext mit anderen Forschungsergebnissen betrachtet. AbschlieBend werden wei- terfuhrende Forschungsideen vorgestellt.
2. Beschreibung der Studie
Zahlreiche Entscheidungen bergen Risiken und Unsicherheiten und werden haufig unter emotionalem und psychischem Stress getroffen. Die Einflusse der Umwelt spielen dabei eine bedeutende Rolle. Borsenmakler oder Personal in einer Notaufnahme, zum Beispiel, sind gezwungen unter widrigen Bedingungen, wie extremem Zeitdruck und standigem Larm, risikofreudige Entscheidungen zu treffen. Ein GroBteil der Forschung, im Bereich Entschei- dungsfindung, befasst sich mit der Untersuchung von Stressbewaltigungsmechanismen, um Entscheidungsprozesse zu erleichtern. Jedoch ist es zunachst wichtig, den Zusammenhang zwischen stressvollen Situationen und Entscheidungen zu prufen. Welchen Einfluss Stress auf die Risikobereitschaft bei Entscheidungen hat, stellt somit eine zentrale Kernfrage dar. Kahneman & Tversky (1979) untersuchten, wie Menschen kunftige Gewinne und Verluste bewerten und konnten herausstellen, dass Verluste insgesamt starker gewichtet werden als Gewinne. Die s. g. Prospect Theory (Kahneman & Tversky, 1979) beschreibt die kognitive Verzerrung (Biases), welche das Verhalten und die Entscheidungsfindung von Menschen in Situationen der Unsicherheit beeinflusst. Der s.g. Reflection Effect (vgl. ebd.) konstatiert die Neigung von Menschen risikofreudige Optionen zu wahlen, wenn die Entscheidung Verluste involviert. Verschiedene Studien liefern Hinweise darauf, dass diese Risikobereitschaft in stressvollen Situationen ansteigt und Wahrnehmungs- sowie Beurteilungsverzerrungen, wie den Reflection Effect, begunstigen (Evans, 2003; Kahneman & Fredrick, 2002; Reyna, 2004).
Der Artikel „Acute Stress Modulates Risk Taking in Financial Decision Making" von Anthony J. Porcelli and Mauricio R. Delgado untersucht in zwei Experimenten den Einfluss von aku- tem Stress auf Finanzentscheidungen. Die Autoren stellen folgende Hypothese, auf Grund- lage der dargelegten Forschungsergebnisse, auf: Gestresste Teilnehmer verhalten sich risikofreudiger bei finanziellen Entscheidungen mit Verlusten und konservativer bei finanziel- len Entscheidungen welche Gewinne beinhalten (vgl. Kapitel 4).
2.1 Methodik
Insgesamt nahmen 33 TeilnehmerInnen an dem Experiment teil. Die finale Analyse des Finanzentscheidungsexperimentes wurde auf Grundlage von 27 (n) Teilnehmer und Teil- nehmerinnen durchgefuhrt (13 Frauen, 14 Mannern; Durchschnittsalter 21,08 Jahre). Drei Teilnehmende brachen die Studie ab und drei weitere Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben die Teilnahmevoraussetzungen nicht erfullt. Die Stichprobe bestand ausschlieBlich aus Studierenden der Rutgers University (New Jersey/ USA). Die Studierenden erhielten Research Credits fur die Teilnahme und entsprechend ihrer Leistung in den Spielen 0 bis 4$ pro Spielblock.
2.2 Vorgehen
Die Testpersonen vervollstandigten vier Spielblocke (vgl. Abb. 1). Jeder Spielblock beinhalte- te eine Wahrnehmungs- und Erinnerungsaufgabe (RMT = Recognition Memory Task) und eine Finanzentscheidung (FDMT = Fiancial Decision Making Task). Die ersten zwei Spielbo- cke fanden unter keiner stressinduzierten Situation statt (No-Stress Control Procedure). Bei den weiteren zwei Spielblocken wurde Stress extrinsisch hervorgerufen, indem die Teilneh- menden ihre bevorzugte Hand zwei Minuten in 4 °C kaltes Wasser hielten (Cold Pressor Test). Bei der No-Stress Control Procedure tauchten die Teilnehmerinnen ihre dominierende Hand ebenfalls fur zwei Minuten ins Wasser, allerdings in 25 °C warmes Wasser. Im Folgen- den werden diese Situationen Stress Situation und No-Stress Situation genannt. Die Pro- banden und Probandinnen tauchten ihre Hande jeweils wahrend der RMTs ins Wasser.
2.2.1 Wahrnehmungs- und Erinnerungsaufgabe (RMT)
Die Aufgabe der RMTs war eine zusatzliche Uberprufung der Auswirkungen der Stress Situation, da Studien belegen, dass der Cold Pressor Test die Gedachtnisleistung beeinflusst (Kelly et al., 2007). Jeder Testperson wurde eine einzigartige Liste mit 16 neutralen Wortern prasentiert (30 Sekunden), gefolgt von der Fixierung der Worter in rotierter Reihenfolge (17 Sekunden). AnschlieBend wurden vorher gezeigte und unbekannte Worter zwei Sekunden lang dargestellt, gefolgt von einem 4-sekundigen Intervall zur Bewertung.
2.2.2 Finanzentscheidungsaufgabe (FDMT)
Im Anschluss an den RMT fuhrten die Studierenden eine Gluckspielaufgabe durch. Die Aufgabe verlangte den Testpersonen eine Entscheidung zwischen zwei Alternativen ab. Diese war entweder gewinn- (Gain Domain) oder verlustbasiert (Loss Domain). Die Teilneh- menden mussten sich entscheiden zwischen der 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit 0,75$ oder der 20-prozentigen Wahrscheinlichkeit 3,00$ zu verlieren oder zu gewinnen. In einem anderen Block musste die Entscheidung zwischen der 60-prozentigen Wahrschein- lichkeit 1,00$ Oder der 40-prozentigen Wahrscheinlichkeit 1,50$ zu verlieren Oder zu gewin- nen (vgl. Abb. 1). Der Erwartungswert jeder Entscheidung ist dabei gleich. Die Studierenden hatten vier Sekunden Zeit jede Option zu bewerten und eine Entscheidung zu treffen. Nach funf Sekunden wurde das Ergebnis der Entscheidung fur eine Sekunde eingeblendet, gefolgt von einer weiteren funf-sekundigen Pause. Insgesamt wurden 160 Durchlaufe gemacht. Jeweils 80 in einer Stress Situation und No-Stress Situation.
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Abb. 1 Experimentaufbau der Finanzentscheidungsaufgabe Quelle: Eigene Darstellung nach Porecelli & Delgado, 2009
Die Wahl der Optionen mit geringerer Wahrscheinlichkeit wird hierbei als risikofreudig bewer- tet. Die Entscheidung fur Optionen mit hoherer Wahrscheinlichkeit wird in der Studie als konservativ bezeichnet. Dieses Studiendesign ermoglichte die Untersuchung der Interaktion von den unabhangigen Variablen Physiologisches Stadium (Stress Situation und No-Stress Situation) sowie Entscheidungsfeld (Loss Domain und Gain Domain) und die abhangige Variable gewahlte Entscheidungsstrategie (risikofreudige Oder konservative Entscheidung).
Zudem wurde mit Hilfe eines BIOPAC Systems die Hautleitfahigkeit der Testpersonen wah- rend der FDMTs gemessen, urn Ruckschlusse ihres physiologischen Erregungszustandes aus den Stress und No-Stress Situationen ziehen zu konnen.
2.3 Ergebnisse des ersten Experimentes
Mittels t-Test fur abhangige Stichproben (paired t-test) konnte festgestellt werden, dass die elektrodermale Aktivitat in Stress Situationen verglichen mit No-Stress Situationen, t(26) = 5.50, p < .001, Prep = .986, d = .28, signifikant zunimmt. Die Ergebnisse des RMTs wurden ebenfalls mit einem t-Test fur abhangige Stichproben uberpruft und weisen auf signifikante Unterschiede der kognitiven Leistung hin. Die Ergebnisse der Wahrnehmungs- und Erinne- rungsaufgabe, gemessen wahrend der Stress Situation, sind signifikant schlechter im Ver- gleich zur No-Stress Situation (Stress Situation: M = 0.80, SD = 0.08; No-Stress Situation: M = 0.87, SD = 0.11) ; t(26) = -2.96, p > .01, Prep = 959, d = -0.74.
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