Forschungen der letzten Jahre verdanken wir die Erkenntnis, dass die Phase der frühen Kindheit zentral für die Entwicklung kognitiver, sozialer und emotionaler Kompetenzen einer Person ist. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts wurden verstärkt empirische Säuglings- und Kleinkindforschungen initiiert, die Verhaltensweisen von Kleinkindern systematisch und analytisch beobachteten. Zu nennen sind hier beispielsweise die ethologischen Studien Bowlbys, aber auch die zu Beginn des letzten Jahrhunderts erschienenen psychoanalytischen Arbeiten Spitz´ oder Erkenntnisse Freuds.
Allgemein angenommen wird heute, dass jegliche Erfahrungen in den ersten Lebensjahren prägend für weitere Entwicklungsverläufe sind und nicht nur frühkindliche Phasen, sondern auch darüber hinaus stattfindende Entwicklungen beeinflussen. Eine Schädigung der Psyche in der frühen Kindheit zeigt eine meist „tief greifende und lang anhaltende Wirkung“, da sich die Persönlichkeit in dieser Periode in einem dynamischen Entwicklungsverlauf befindet, das heißt besonders sensibel gegenüber externen Einflussfaktoren ist.
Eine zentrale Rolle in dieser Zeit spielen Bindungserfahrungen, da sie die Basis für emotionale Regulierungen darstellen und den Aufbau von Selbstvertrauen sowie die Entwicklung von sozialen Kompetenzen ermöglichen. Bindung, die durch interaktive Prozesse zwischen primärer Bezugsperson und Kind hervorgerufen wird, lässt eine Grundlage entstehen, auf dessen weitere bedeutende Entwicklungen und Veränderungen erst möglich sind.
Wesentliche Erkenntnisse hinsichtlich des Bindungsverhaltens von Kleinkindern sind aktuell von hoher Bedeutung, da sich die familiären Strukturen und die Umwelten, in denen Kinder aufwachsen, entscheidend verändert haben. Unter Betrachtung zunehmender Erfordernis berufstätiger Frauen und dem Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf entstand in Deutschland in den letzten Jahren ein erhöhter Bedarf an Tagesbetreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren. Während im März 2012 27,6% der unter drei jährigen Kinder fremdbetreut wurden, waren es 2013 bereits 29,3%.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Relevanz der Bindungstheorie
- Die frühkindliche Bindung
- Die Qualität der Bindung
- Bindung im Kontext der frühkindlichen, außerfamiliären Tagesbetreuung
- Darstellung des empirischen Forschungsstandes
- Charakteristische Aspekte der frühkindlichen Tagesbetreuung und deren Einfluss auf die Mutter-Kind-Bindung
- Der Charakter des Kindes und dessen Einfluss auf die Mutter-Kind-Bindung im Kontext der frühkindlichen Tagesbetreuung
- Der Einfluss familiärer Faktoren auf die Mutter-Kind-Bindung im Kontext der frühkindlichen Tagesbetreuung
- Zusammenfassung
- Implikationen für die Forschung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen der frühkindlichen Fremdbetreuung auf die Mutter-Kind-Bindung. Sie analysiert, inwieweit die Betreuung unter drei Jahren die Beziehung zwischen Mutter und Kind beeinflusst und ob es mögliche Effekte bezüglich der Responsivität und Sensibilität der Mutter gibt.
- Die Relevanz der Bindungstheorie für die Entwicklung des Kindes
- Die Auswirkungen von Fremdbetreuung auf die Mutter-Kind-Bindung
- Die Rolle von familiären Faktoren in der Mutter-Kind-Bindung im Kontext der Fremdbetreuung
- Der Einfluss des Kindes auf die Mutter-Kind-Bindung im Kontext der Fremdbetreuung
- Zusammenfassung der empirischen Erkenntnisse und Implikationen für die Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der frühkindlichen Fremdbetreuung und deren Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Bindung ein. Sie beleuchtet die Relevanz der frühen Kindheit für die Entwicklung des Kindes und die Bedeutung von Bindungserfahrungen.
Das Kapitel „Die Relevanz der Bindungstheorie“ analysiert die Bindungstheorie von John Bowlby und deren Bedeutung für die Entwicklung des Kindes. Es beleuchtet die Entwicklung der Bindungsbeziehung und deren Bedeutung für die weitere Entwicklung des Kindes.
Das Kapitel „Bindung im Kontext der frühkindlichen, außerfamiliären Tagesbetreuung“ beleuchtet die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den wachsenden Bedarf an Tagesbetreuungsplätzen in Deutschland.
Das Kapitel „Darstellung des empirischen Forschungsstandes“ analysiert die Auswirkungen der frühkindlichen Tagesbetreuung auf die Mutter-Kind-Bindung. Es beleuchtet verschiedene Einflussfaktoren, wie die Charakteristika der Tagesbetreuung, den Charakter des Kindes und familiäre Faktoren.
Schlüsselwörter
Frühkindliche Tagesbetreuung, Mutter-Kind-Bindung, Bindungstheorie, John Bowlby, Responsivität, Sensibilität, Einflussfaktoren, empirische Forschung, Deutschland.
- Quote paper
- Louisa König (Author), 2014, Frühkindliche Tagesbetreuung. Auswirkungen von Fremdbetreuung in den ersten drei Lebensjahren auf die Mutter-Kind-Beziehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305595