Laut Colin Crouch machen alle Demokratien in unterschiedlichen Zeitspannen einen Wandel von der Prädemokratie über die Blüte der Demokratie bis hin zur Postdemokratie durch. Die Prä- und Postdemokratie weisen dabei ähnliche Merkmale auf. Eine Postdemokratie zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die wirtschaftlich starken Lobbyisten mehr Macht innerhalb der Gesellschaft gewinnen und somit wachsenden Einfluss in der Politik haben.
Der Begriff Postdemokratie begann erst seit Anfang des neuen Jahrhunderts sich in der Wissenschaft und speziell in Deutschland durch die Übersetzung des Buches “Postdemokratie” von Colin Crouch im Jahr 2008 zu etablieren.
Daher wird sich diese Hausarbeit hauptsächlich mit dem Verständnis des Begriffs der Postdemokratie nach Colin Crouches Vorstellungen befassen. Der Begriff Postdemokratie beschreibt eine, von außen betrachtet, formal funktionierende Demokratie, die durch bestimmte Defizite im inneren System beeinträchtigt wird und somit den demokratischen Prozess gefährdet.
Diese Hausarbeit soll aufzeigen, dass bereits teilweise Merkmale einer Postdemokratie in der deutschen Gesellschaft vorzufinden sind. Zu Beginn wird das Konzept der Postdemokratie erläutert. Woher kommt diese Theorie? Was macht eine Postdemokratie aus? Welche Merkmale weist sie auf? Im nächsten Schritt werden die drei grundlegenden Rollen der Bürger, Medien und Lobbyisten innerhalb einer idealtypischen Postdemokratie genauer erörtert. Der wichtigste Aspekt ist die Rolle des Lobbyismus, da die Machtzunahme der Lobbyisten das wichtigste Merkmal der Postdemokratie darstellt.
Anschließend werden diese Merkmale am Beispiel der Atomkraftpolitik der deutschen Regierung exemplarisch verdeutlicht. Dieser Gliederungspunkt soll vor allem aufzeigen, wie die deutsche Regierung bei ihrer Entscheidung von der Energielobby beeinflusst wurde. Bei allen drei Vergleichsmomenten wird eine abschließende Einschätzung zur Lage Deutschlands bezüglich der Postdemokratie gezogen. Zum Schluss wird im Fazit eine kurze Beurteilung von Deutschlands Wandel zur Postdemokratie getroffen. Des Weiteren wird besonders auf die Problematik der Postdemokratietheorie eingegangen. Dabei wird der aktuelle wissenschaftliche Diskurs diesbezüglich angeschnitten und meine persönliche Meinung dargeboten.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Das Konzept der Postdemokratie
- Merkmale einer Postdemokratie
- Rolle der Bürger
- Rolle der Medien
- Die Rolle der Großkonzerne und des Lobbyismus
- Atomkraftpolitik in Deutschland unter postdemokratischer Betrachtung
- Die Rolle der Energielobby beim Beschluss der Laufzeitverlängerung
- Die Berichterstattung der Medien
- Das Verhalten der Bevölkerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Hausarbeit untersucht, inwiefern Deutschland auf dem Weg zur Postdemokratie ist, indem sie die Theorie der Postdemokratie nach Colin Crouch analysiert und auf die Atomkraftpolitik in Deutschland anwendet.
- Das Konzept der Postdemokratie nach Colin Crouch
- Merkmale einer Postdemokratie: Die Rolle der Bürger, Medien und Lobbyisten
- Die Atomkraftpolitik in Deutschland als Beispiel für postdemokratische Prozesse
- Der Einfluss der Energielobby auf politische Entscheidungen
- Die Rolle der Medien in der politischen Meinungsbildung
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in das Thema der Postdemokratie ein und erläutert die wichtigsten Punkte der Arbeit. Das zweite Kapitel widmet sich dem Konzept der Postdemokratie nach Colin Crouch, das die Entwicklung der Demokratie in drei Phasen (Prädemokratie, Blütephase der Demokratie, Postdemokratie) einteilt. Der dritte Abschnitt beleuchtet die Merkmale einer Postdemokratie, indem er die Rolle der Bürger, der Medien und des Lobbyismus analysiert. Die Bürger in einer Postdemokratie nehmen eine passive Rolle ein, während die Medien ein stark vereinfachtes Bild der Realität zeichnen. Der Einfluss der Großkonzerne und des Lobbyismus nimmt hingegen eine dominierende Stellung ein.
Im vierten Kapitel wird anhand des Beispiels der Atomkraftpolitik untersucht, inwiefern die Merkmale einer Postdemokratie in Deutschland sichtbar sind. Der Einfluss der Energielobby auf die politische Entscheidung zur Laufzeitverlängerung wird untersucht, sowie die Berichterstattung der Medien und das Verhalten der Bevölkerung. Die letzten beiden Punkte werden im Fazit nochmals betrachtet und mit dem generellen Wandel Deutschlands zu einer Postdemokratie in Verbindung gebracht.
Schlüsselwörter (Keywords)
Postdemokratie, Colin Crouch, Atomkraftpolitik, Energielobby, Medien, Bürger, politische Partizipation, politische Meinungsbildung, Demokratie, Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Sinisa Mihajlovic (Autor:in), 2013, Deutschlands Wandel zur Postdemokratie am Beispiel der Atomkraftpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305678