Die Arbeitslosigkeit in Polen vor und nach dem EU-Beitritt


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Die wirtschaftlichen Entwicklungen vor dem EU-Beitritt

3. Die Arbeitslosigkeit nach dem EU-Beitritt
3.1 Die wirtschaftliche Entwicklung
3.2 Problemfelder der Arbeitslosigkeit
3.2.1 Regionale Unterschiede
3.2.2 Jugendarbeitslosigkeit
3.2.3 Migration

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Kein anderes Land, das Teil der EU-Osterweiterung war, konnte solch eine konstant positive Wirtschaftsentwicklung einschlagen wie Polen.[1] Polen galt in den Medien immer als Paradebeispiel für eine erfolgreiche wirtschaftliche Integration in die Europäische Union. Selbst in Krisenzeiten wuchs das BIP des Landes Jahr für Jahr.[2] Man sprach von „Europas Musterschüler“[3] und bewunderte dessen Entwicklung. Zur gleichen Zeit gab es aber teilweise massive Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Besonders die Entwicklung vor dem EU-Beitritt war geprägt von Höhen und Tiefen. Selbst nach dem EU-Beitritt gab es in den folgenden Jahren eine hohe Arbeitslosenquote. Betrachtet man nur die letzten 6 Jahre, scheint sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt gebessert zu haben. Sind diese Zahlen aber auch wirklich aussagekräftig oder verschleiern sie die tiefer gehenden Probleme? Inwiefern hat sich die Arbeitslosigkeit in Polen nach dem EU-Beitritt nun wirklich verbessert?

Als Einstieg wird zunächst die wirtschaftliche Entwicklung Polens vor dem EU-Beitritt genauer betrachtet. Das ist unter anderem sinnvoll, weil es manche heutigen Probleme erklärt und man ein Verständnis für die historische Entwicklung bekommt. Im 3. Kapitel wird zuerst die chronologische Wirtschaftsentwicklung nach dem EU-Beitritt festgehalten, um im zweiten Schritt diese tiefer zu beleuchten. Dazu werden in 3.2 einige Problemfelder des Arbeitsmarktes dargestellt. Das Thema ist so komplex, dass es jeglichen Rahmen einer Hausarbeit sprengen würde, um alle Problemfelder und Einflussfaktoren zu betrachten. Deshalb werden drei der grundlegendsten Problemfelder bearbeitet: Regionale Unterschiede, Jugendarbeitslosigkeit und Migration. Zum Schluss werden im Fazit die vorhergehenden Analysen bewertet, weitere Probleme und mögliche Entwicklungen angesprochen und eine abschließende Bewertung abgegeben.

Durch die notwendige Aktualität des Themas, habe ich mich ausschließlich auf aktuelle Aufsätze, Artikel und Publikationen bezogen. Zudem wurden überwiegend Statistiken zur Analyse benutzt.

2. Die wirtschaftlichen Entwicklungen vor dem EU-Beitritt

Mit dem anbahnenden Ende des Kalten Krieges und dem ersten nicht-kommunistischen Regierungschefs Tadeusz Mazowiecki, beginnt im Herbst 1989 der wirtschaftliche Umbruch Polens. Polens Wirtschaftssystem bestand zu diesem Zeitpunkt aus einem unverträglichen Mischsystem zwischen Plan- und Marktwirtschaft. Der damalige Finanzminister Leszek Balcerowicz konnte innerhalb kürzester Zeit Reformen im Parlament durchbringen – auch bekannt als Balcerowicz-Plan. Somit wurden am 1. Januar 1990 die wirtschaftlichen Reformen implementiert und die freie Marktwirtschaft in Polen eingeführt.[4]

Die Arbeitsmarktentwicklung kann in den folgenden Jahren in drei grundlegende Phase gegliedert werden. Beginnend 1989 mit der Phase der Transformation.[5] Diese brachte zu Beginn negative Folgen mit sich. Der Arbeitsmarkt musste sich nämlich zunächst auf die Veränderungen anpassen. Alte Strukturen fielen weg und neue mussten aufgebauten werden. Die Produktion ging zurück, die Reallöhne sanken drastisch und die Arbeitslosigkeit stieg an.[6] Bis Ende 1991 stieg die Zahl der Arbeitslosen um mehr als 1 Millionen Menschen pro Jahr und die Arbeitslosenquoten betrug somit 11,8%. 1993 lag diese bereits bei 16,4% und fast 3 Millionen Arbeitslosen.[7] Danach kam es zu einer Stabilisierung und einem starken Rückgang der Arbeitslosigkeit. Gründe dafür waren der rapide wirtschaftliche Entwicklung und die Anpassung an das neue System. 1997 betrug die Arbeitslosigkeit kaum noch 10%.[8]

Die zweite Phase – Phase der Integration – begann 1997 mit den unmittelbaren Vorbereitungen zum Beitritt in die Europäische Union. Polen hatte in dieser Phase anfangs mit der Implementierung der EU-Regelungen Probleme. Einige – vor allem kleine und mittlere – Unternehmen konnten wegen den neuen Regelungen zum Umweltschutz, Arbeitsschutz und zur Arbeitssicherheit nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren. So gingen einige Unternehmen an den Kosten der Umstrukturierung bankrott und selbst Großunternehmen mussten die Beschäftigung einschränken. Zusätzlich drängten die geburtenstarken Jahrgänge der 70er-Jahre auf den Arbeitsmarkt. Das führte zu einem erheblichen Anstieg der Arbeitslosenquote.[9] Sie überschritt 2000 bereits die 15% Grenze. Stieg 2002 auf über 18% an. Bis sie schließlich 2003 fast 20% betrug und damit ein neues Rekordhoch in der Geschichte Polens markierte.[10]

Die Globalisierungsphase beginnt 2004 mit dem Eintritt in die Europäische Union. Die Phase trägt diesen Name:, „(...)weil die wichtigste Herausforderung in ihr die Aufrechterhaltung der positiven Trends bei der wirtschaftlichen Entwicklung und auf dem Arbeitsmarkt in einer sich immer mehr globalisierenden Welt sowie das Finden des eigenen Platzes innerhalb der EU waren.“[11]

Eigene Darstellung, Quelle: Zahra, Sammy: Länderanalyse für die Republik Polen. Mit dem Schwerpunkt: Das polnische Arbeitsrecht für Investoren. Hamburg 2012.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zwar gab es zwischen 1991 und 2004 Höhen und Tiefen auf dem polnischen Arbeitsmarkt. Jedoch konnte Polen über die Jahre hinweg eine konstant positive und hohe Wachstumsrate des realen BIPs verbuchen. Diesen Trend galt es auch nach dem EU-Beitritt aufrechtzuerhalten.

3. Die Arbeitslosigkeit nach dem EU-Beitritt

3.1 Die wirtschaftliche Entwicklung

Durch den EU-Beitritt konnte die zuletzt sehr hohe Arbeitslosigkeit äußerst schnell gesenkt werden. Gründe dafür waren der Zustrom von EU-Kohärenzmitteln, die Transferzahlungen von im Ausland beschäftigten Arbeitnehmern an ihre in Polen lebenden Familien und der dynamische Exportzuwachs in die übrigen EU-Länder.[12] 2006 betrug die Arbeitslosenquote 13,8% und bereits 2008 sank sie auf lediglich 7,1%. Hier ist zu berücksichtigen, dass 2007 die Emigration aus Polen mit 2.270.000 Millionen Emigranten seinen Höhepunkt erreichte, wovon 1.925.000 sich in Europa befanden.[13] Die Öffnung der europäischen Arbeitsgrenzen und die daraus resultierende Arbeitsemigration halfen somit deutlich zur rapiden Senkung der Arbeitslosenquote.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die reale BIP-Wachstumsrate blieb auch nach dem EU-Beitritt weiterhin positiv. Sie betrug zwischen 2004 und 2006 ungefähr 6% im Durchschnitt. Selbst während und nach der weltweiten Wirtschaftskrise konnte Polen ein positives Wirtschaftswachstum fortsetzen.[14] Polen war 2009 das einzige Land in der EU, das in diesem Jahr ein positives Wirtschaftswachstum verbuchen konnte. Der EU-Durchschnitt lag bei -4,5%, während Polen ein positives Wachstum von 1,5% verbuchen konnte.[15] Die Arbeitslosenquote hingegen nahm nach der Weltwirtschaftskrise leicht zu, doch konnte sich schnell auf etwa 10% stabilisieren. Ein Grund für den positiven Sprung der Wirtschaftswachstumsrate von 1,5% auf über 4% in 2010 und 2011 und der Stabilisierung der Arbeitslosenquote nach 2009 könnte unter anderem die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen gewesen sein.[16] Insgesamt wurden 25 Milliarden Euro in die Modernisierung der Infrastruktur investiert. Durch die strukturelle Vorbereitung bzw. Investitionen auf dieses Ereignis und die Einnahmen aus dem damit verbundenem Tourismus konnte die Wirtschaft diesen Schwung ausnutzen, um sich wieder schnell zu stabilisieren.[17]

[...]


[1] Vgl. Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz: Reales BIP-Wachstum im internationalen Vergleich 2004-2015. URL unter: http://www.dnet.at/elis/Tabellen/arbeitsmarkt/wiinter_bipinter.pdf (abgerufen am 19.03.2014)

[2] Vgl. ebd.

[3] Sucht man bei Google nach „Polen Musterschüler“ findet man über eine halbe Millionen Treffer mit etlichen Zeitungsartikeln zu diesem Thema: https://www.google.de/#q=polen+mustersch%C3%BCler&safe=off

[4] Vgl. Quaisser,Wolfgang: Polen – Wirtschaftssystem und Wirtschaftspolitik. Bundeszentrale für Politische Bildung 2009. URL unter: http://www.bpb.de/internationales/europa/polen/40715/wirtschaftssystem (abgerufen am: 18.03.2014)

[5] Vgl. Duszczyk, Maciej: Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik in Polen, in: Polen-Analysen Nr. 121. S. 3. URL unter: http://www.laender-analysen.de/polen/pdf/PolenAnalysen121.pdf (abgerufen am: 18.03.2014)

[6] Vgl. Quaisser (2007): Wirtschaftssystem und Wirtschaftspolitik. Bundeszentrale für Politische Bildung 2009.

[7] Vgl. o.V.: Arbeitslosigkeit und Wirtschaft in Polen. URL unter: http://www.virtualpolen.de/wirtschaft.htm (abgerufen am 18.03.2014)

[8] Vgl. Duszczyk (2013): Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik in Polen. S. 3.

[9] Vgl. ebd.

[10] Vgl. o.V.: Arbeitslosigkeit und Wirtschaft in Polen.

[11] Duszczyk (2013): Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik in Polen. S. 3.

[12] Vgl. Duszczyk (2013): Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik in Polen. S. 3.

[13] Vgl. Grafik: Die zeitlich befristete Emigration aus Polen in den Jahren 2002 bis 2011, in: Duszczyk (2013): Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik in Polen. S. 10.

[14] Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Warschau: Daten zur polnischen Wirtschaft. 2014. S. 1 URL unter: http://www.warschau.diplo.de/contentblob/3421896/Daten/3893499/statistik.pdf (abgerufen am 19.03.2014)

[15] Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (2014): Reales BIP-Wachstum im internationalen Vergleich.

[16] Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Warschau (2014): Daten zur polnischen Wirtschaft. S. 1.

[17] Hedtstück, Michael: EM-Schub für Polens Wirtschaft. FINANCE 2012. URL unter: http://www.finance-magazin.de/maerkte-wirtschaft/weltwirtschaft/em-schub-fuer-polens-wirtschaft/ (abgerufen am 19.03.2014)

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Arbeitslosigkeit in Polen vor und nach dem EU-Beitritt
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Humangeographie Ostmitteleuropas
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V305681
ISBN (eBook)
9783668036420
ISBN (Buch)
9783668036437
Dateigröße
618 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Europäische Union, Polen, Wirtschaft, Wirtschaft Polens, EU-Osterweiterung, Osterweiterung, Arbeitslosigkeit, Problemfelder, Probleme, wirtschaftliche Entwicklung, EU-Beitritt
Arbeit zitieren
Sinisa Mihajlovic (Autor:in), 2014, Die Arbeitslosigkeit in Polen vor und nach dem EU-Beitritt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305681

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Arbeitslosigkeit in Polen vor und nach dem EU-Beitritt



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden