Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit den Hintergründen und den Abläufen, die zu einer Radikalisierung von muslimischen Migranten in der Bundesrepublik Deutschland führen. Es werden die sicherheits- und gesellschaftspolitischen Konsequenzen aufgezeigt, welche im Hinblick auf eine drohende „demokratiefeindliche“ Extremisierung einzelner muslimischer Migranten als notwendig erachtet werden. Trotz umfassender staatlicher Maßnahmen als Reaktion auf die geänderte Sicherheitslage ist dabei nicht realisierbar, die sich in einer ständig entwickelnden und somit auch verändernden Gesellschaft entstehenden Konflikte völlig beseitigen zu wollen.
In der Diskussion über Integration von Zuwanderern in Deutschland steht die Gruppe der Muslime, die etwa drei Millionen Menschen umfasst, in einem besonderen Fokus, wobei nicht allein die hohe Anzahl dieser Bevölkerungsgruppe für diesen Umstand entscheidend ist.
Nachdem sich die Problematik zunächst vorwiegend als Benachteiligung einer Bevölkerungsgruppe hinsichtlich Bildungs- und Berufschancen darstellte und nur mäßiges öffentliches Interesse hervorrief, hat sich dies durch die Entwicklungen der letzten Jahre drastisch geändert. Die Terroranschläge des 11. September 2001 führten zu einer deutlich gestiegenen Aufmerksamkeit der sozialwissenschaftlichen Forschung für Prozesse der Radikalisierung, welche der Religion entspringen, wobei besonders der Islam als Bedrohung wahrgenommen wurde. Es bestand die Gefahr einer pauschalisierenden negativen Bewertung des Islam bishin zur Dämonisierung. Im öffentlichen Diskurs wurde hierbei ein Prozess der Radikalisierung unter der muslimischen Bevölkerung hin zum Islamismus angenommen, auch wenn dies von den zuständigen Behörden nicht in dieser Form bestätigt werden kann. Die Zahl der Islamisten stagnierte vielmehr während des letzten Jahrzehnts, wie die folgende Abbildung verdeutlicht.(....)
Nur ungefähr 1 % der in Deutschland lebenden Muslime sind Anhänger islamistischer Organisationen. Trotzdem kann nicht per se davon ausgegangen werden, dass keine Radikalisierung stattgefunden hätte, gleichwohl wie eine Verschärfung der Auseinandersetzung oder zumindest eine intensivere öffentliche Wahrnehmung dieser.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Begriffserläuterungen
- Islamismus und Islam
- Islamismus und Jihadismus
- Radikal und extremistisch
- Zum Begriff der Migration
- Die wehrhafte Demokratie
- Migranten in der Bundesrepublik Deutschland
- Historische Entwicklung der Migration
- Sozioökonomische Lebensverhältnisse von Migranten in der BRD
- Migranten in der Mehrheitsgesellschaft
- Prozesse der Radikalisierung
- Bildungsdefizite und mangelnde Integration
- Zur Problematik von Parallelgesellschaften
- Öffentlich agierende islamische Gruppierungen
- Islamische und islamistische Verbände in Deutschland
- Hamas (Harakat al-Muqawama al-Islamiya)
- Hizb Allah (Partei Gottes)
- Islamische Befreiungspartei (Hizb ut-Tahrir - HuT)
- Islamische Gemeinschaft Milli Görus (IGMG)
- Muslimbruderschaft
- Tabligh-i Jama'at (TJ)
- Jugendarbeit islamistischer Vereine
- Der Faktor „religiöse Motivation“
- Wege in die Radikalisierung
- Das Bedrohungspotenzial des islamistischen Terrorismus
- Maßnahmen einer wehrhaften Demokratie
- Gesetzliche Grundlagen zur Abwehr extremistischer Bestrebungen
- Gesellschaftspolitische Lösungsansätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die Ursachen und Abläufe der Radikalisierung junger Migranten in der Bundesrepublik Deutschland, wobei sich die Arbeit auf muslimische Migranten fokussiert. Der Fokus liegt auf den sicherheits- und gesellschaftspolitischen Konsequenzen im Hinblick auf eine mögliche „demokratiefeindliche“ Extremisierung einzelner muslimischer Migranten. Die Arbeit analysiert die Rolle von Bildungsdefiziten, mangelnder Integration und der Bildung von Parallelgesellschaften als potenzielle Faktoren für Radikalisierung. Außerdem werden die Aktivitäten verschiedener islamischer und islamistischer Organisationen in Deutschland, ihre Jugendarbeit und die religiöse Motivation junger Migranten beleuchtet. Im Zentrum der Analyse stehen die Herausforderungen, die der islamistische Terrorismus für Deutschland darstellt.
- Radikalisierungsprozesse junger Migranten in Deutschland
- Rolle von Bildungsdefiziten und mangelnder Integration
- Die Problematik von Parallelgesellschaften
- Aktive islamische und islamistische Organisationen in Deutschland
- Das Bedrohungspotenzial des islamistischen Terrorismus
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Thematik und skizziert die aktuelle Relevanz des Themas Radikalisierung junger Migranten in Deutschland. Es stellt die Problematik der Diskriminierung und Benachteiligung muslimischer Migranten heraus und beleuchtet den Kontext der Terroranschläge des 11. September 2001.
Das zweite Kapitel behandelt die begrifflichen Grundlagen des Islamismus, des Islam und der Migration. Es untersucht den Unterschied zwischen Islamismus und Islam, analysiert die verschiedenen Formen von Radikalisierung und Extremismus und beleuchtet die wehrhafte Demokratie als Konzept des Selbstschutzes.
Das dritte Kapitel liefert eine allgemeine Übersicht über die Lebensverhältnisse muslimischer Migranten in Deutschland. Es beleuchtet die historische Entwicklung der Migration, analysiert die sozioökonomischen Lebensbedingungen und die kulturellen Differenzen zwischen Migranten und der Mehrheitsgesellschaft.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den Ursachen und Prozessen der Radikalisierung von jungen Migranten. Es analysiert die Rolle von Bildungsdefiziten und mangelnder Integration, die Problematik von Parallelgesellschaften und die Aktivitäten islamistischer Organisationen. Außerdem werden die religiöse Motivation junger Migranten und aktive Wege in die Radikalisierung beleuchtet.
Das fünfte Kapitel untersucht die Reaktionen der deutschen Politik auf die Entwicklungen der Radikalisierung. Es beleuchtet die gesetzlichen Grundlagen zur Abwehr extremistischer Bestrebungen und die gesellschaftspolitischen Lösungsansätze, die die deutsche Politik verfolgt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselthemen der Radikalisierung, Integration und Islamismus in Deutschland. Dabei werden wichtige Begriffe wie Migration, Parallelgesellschaften, Bildungsdefizite, Islamistische Organisationen, Jihadismus, "home-grown"-Terrorismus und die wehrhafte Demokratie analysiert. Die Arbeit untersucht die Herausforderungen, die der Islamistische Terrorismus für Deutschland darstellt und beleuchtet die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen und der Integration muslimischer Migranten.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Politologe Emre Berk (Autor:in), 2008, Terror von Innen? Radikalisierung junger Migranten in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305855