Stellt die 2004 erfolgte EU-Erweiterung um zehn neue Mitgliedstaaten den Anfang vom Ende der EU dar? Wie viele weitere Mitglieder kann die EU noch verkraften – ohne wie bereits zahlreiche andere „Großreiche“ – an ihrer Größe zu scheitern?
Mit Gründung der aus dem Schumann-Plan erwachsenen Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl wurde 1951 von sechs westeuropäischen Staaten der Grundstein für die Europäische Union gelegt. Über die Jahre traten der EU immer mehr Staaten bei. Vier weitere Staaten haben mittelfristig die Perspektive zum Beitritt. Wer weiß wie viele noch folgen werden. Doch diese Frage ist nicht primär die, an der sich die Zukunft der EU entscheidet.
Wie sollen die Erweiterungen der EU überhaupt noch finanziert werden – ist es wirtschaftlich noch zu bewältigen? Die niedrigen Lohnniveaus, die tendenziell in Richtung Osten immer weiter abnehmen, gefährden in den EU-Geberländern Arbeitsplätze und forcieren die Standortfrage – auch wenn im Osten neue große Absatzmärkte entstehen –, sodass es immer schwieriger wird das Geld aufzubringen, mit dem der Aufschwung Ost alimentiert wird. Neben der ökonomischen Frage stellt sich ebenso die politische: Wie soll eine EU der fünfundzwanzig oder mehr Mitgliedstaaten bei den bestehenden Strukturen noch handlungsfähig sein? Es besteht die böse Vorahnung, dass sich in vielen Entscheidungen die ost- und westeuropäischen respektive landwirtschaftliche Staaten und Industriestaaten in zwei Blöcken gegenüberstehen – es bilden sich Vetoblöcke.
Doch für den langfristigen Erfolg der Union ist vielmehr eine andere Frage von zentraler, ja überlebenswichtiger Bedeutung: Wie schafft es die EU alle Unionsbürger unter ihrem Dach zu integrieren, sodass sie sich mit ihr identifizieren und die EU dadurch ihre Legitimation erhält?
Die Politik hat mit Schaffung des EU-Binnenmarktes, der Wirtschafts- und Währungsunion sowie der gemeinsamen europäischen Verfassung bereits Schritte zur Integration geschaffen. Bislang ist also eher nur eine technokratische Integration erfolgt, doch ist es für das Fortbestehen der EU von evidentem Interesse, dass sich der einzelne Unionsbürger mit ihr identifiziert – eine europäische Identität muss geschaffen werden.
Ist es aber möglich bei Millionen von Bürgern aus so vielen verschiedenen Staaten eine gemeinsame europäische Identität zu verwirklichen?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Setzt eine europäische Identität der EU-Erweiterung Grenzen?
- 2. Was macht uns zu Europäern? – Was ist die europäische Identität?
- 2.1. Historische Gemeinsamkeiten tragen die Zukunft Europas
- 2.2. Die Osterweiterung stellt die EU auf eine Bewährungsprobe
- 2.3. In Kleinstschritten zur europäischen Identität
- 3. Wo befinden sich die Grenzen der EU?
- 3.1. Ein islamischer Staat als Mitglied der EU? – Die Debatte um den Beitritt der Türkei
- 3.2. Die Türkei auf dem langen Weg nach Westen
- 3.3. Der Islam beschränkt sich nicht auf die Türkei – er ist mitten unter uns
- Exkurs: Ist die Türkei bereits reif für eine EU-Mitgliedschaft?
- 3.4. Die Türkei scheint bereit für die EU – ist die EU auch bereit für die Türkei?
- 4. Fazit: Eine europäische Identität setzt der EU-Erweiterung keine Grenzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob eine gemeinsame europäische Identität der EU-Erweiterung Grenzen setzt. Sie analysiert die Entwicklung der EU und ihre Erweiterungsprozesse im Kontext der europäischen Identität. Die Arbeit untersucht, inwiefern die EU in der Lage ist, ihre Bürger zu integrieren und eine gemeinsame Identität zu fördern.
- Europäische Identität als Schlüsselfaktor für den Erfolg der EU
- Die Rolle der EU-Erweiterung bei der Gestaltung der europäischen Identität
- Die Herausforderungen der Integration neuer Mitgliedstaaten
- Die Bedeutung von historischen Gemeinsamkeiten für die europäische Identität
- Die Integration der Türkei und die Frage der islamischen Identität in der EU
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung dar und diskutiert die Herausforderungen der EU-Erweiterung im Hinblick auf die Integration neuer Mitgliedstaaten. Sie geht auf die Frage ein, ob die EU ihre Größe verkraften kann und ob eine gemeinsame europäische Identität als Integrationsfaktor dient.
Kapitel 2 befasst sich mit der Frage, was die europäische Identität ausmacht. Es wird argumentiert, dass neben politischen und ökonomischen Faktoren die Identifikation der Bürger mit der EU entscheidend für den Erfolg der Union ist. Das Kapitel untersucht verschiedene Dimensionen der Identität und die Rolle von kollektiven Identitäten in modernen Gesellschaften.
Kapitel 3 befasst sich mit den Grenzen der EU. Der Fokus liegt auf der Debatte um den Beitritt der Türkei und die Frage, ob ein islamischer Staat in die EU integriert werden kann. Die Diskussion untersucht die Auswirkungen der Integration der Türkei auf die europäische Wertegemeinschaft und auf die gemeinsame Identität.
Schlüsselwörter
Europäische Identität, EU-Erweiterung, Integration, Türkei, Islam, historische Gemeinsamkeiten, kollektive Identität, Wertegemeinschaft, Integrationsprozesse.
- Quote paper
- Gero Birke (Author), 2004, Wo sind die Grenzen der EU? Gibt eine gemeinsame europäische Identität der EU ihre 'Grenzen' vor?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30589