Das Spätmittelalter ist seit geraumer Zeit mit dem Begriff der Krise belegt: ,,Crisis is the word which comes immediately to the historians mind when he thinks of the fourteenth and fifteenth centuries."1
Aber es gibt auch den gegenteiligen Standpunkt, den unter anderem Boockmann vertritt, wenn er schreibt, es ,,liegen die Ursachen dieser vermeintlichen Krise mehr in den Hoffnungen moderner Historiker auf die Aufdeckung eines biologisch-genetischen Ablaufs der Geschichte als in der Vergangenheit selbst."2
Erich Meuthen schreibt sogar von einem ,,Lieblingsthema der Spätmittelalterforschung [...] die Analyse eines Sachverhalts, den man als ,Krise` bezeichnet, was immer das sei."3
Ob es eine allgemeine Krise im Spätmittelalter gegeben hat, kann auch in dieser Arbeit nicht umfassend geklärt werden. Hier interessiert vornehmlich der Aspekt der ökonomische Krise während der Zeit, in der sich die Frankfurter Messe herauskristallisiert haben. Für eine Krise ist der Teilbereich der Wirtschaft besonders aussagestark. Wilhelm Abel hat intensiv über eine ökonomische Krise in der spätmittelalterlichen Agrarwirtschaft geforscht.4 Er hat umfangreiche Daten zu Preisen und Löhnen zusammengetragen und Deutungsmuster, Modelle und Interpretationsansätze gegeben.5
1 Genicot, Léopold, Crisis. From the Middle Ages to Modern Times. In: The Cambridge Economic History of Europe, Vol. 1: The Agrarian Life of the Middle Ages, Cambridge 1971, S. 660.
2 Boockmann, Hartmut, Stauferzeit und spätes Mittelalter. Deutschland 1125-1517 (=Das Reich und die Deutschen 8), Berlin 1987, S. 245f.
3 Meuthen, Erich, Gab es ein spätes Mittelalter? In: Spätzeit. Studien zu den Problemen eines historischen Epochenbegriffs (=Historische Forschungen 42), hrsg. v. Johannes Kunisch, Berlin 1990, S. 109.
4 Vgl. Abel, Wilhelm, Agrarkrisen und Agrarkonjunktur in Mitteleuropa vom 13. bis zum 19. Jahrhundert, 3. neubearb. u. erw. Aufl. , Hamburg u. Berlin 1978, besonders S. 38.
5 Vgl. ders., Bevölkerungsrückgang und Landwirtschaft im ausgehenden Mittelalter im Lichte der Preis- und Lohnbewegung. In: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im deutschen Reiche 58/1 (1934), S. 34.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Evidenz einer wirtschaftlichen Krise des Spätmittelalters
- Zur politischen Entwicklung der Stadt Frankfurt
- Zur wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt Frankfurt
- Die Frankfurter Messe
- Zum Begriff der Messe
- Entstehung der beiden Messen
- Messewesen
- Waren
- Einzugsgebiete
- Der Frankfurter Handel
- Frankfurt als Münzstätte
- Zahlungsverkehr
- Geldwechsel
- Kredit- und Kapitalmarkt
- Kapital und Wucher
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Frankfurter Messe im Spätmittelalter und befasst sich mit der Frage, ob sie als Ausdruck einer wirtschaftlichen Krise, einer Innovation oder gar einer Revolution zu betrachten ist. Dabei wird die Rolle der Messe im Kontext der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung Frankfurts sowie des gesamten Wirtschaftssystems des Spätmittelalters beleuchtet.
- Analyse der wirtschaftlichen Krise des Spätmittelalters
- Bedeutung der Frankfurter Messe im Spätmittelalter
- Politische Entwicklung der Stadt Frankfurt
- Wirtschaftsgeschichte des Spätmittelalters
- Marktwirtschaftliche Entwicklung in Frankfurt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung behandelt die Problematik der „Krise“ im Spätmittelalter und beleuchtet unterschiedliche Perspektiven auf diese Epoche. Es wird diskutiert, ob die wirtschaftliche Krise, die in der Forschung oft thematisiert wird, tatsächlich belegt ist und wie sie sich im Kontext der Frankfurter Messe darstellt. Die Arbeit untersucht, ob die Messe als Indikator für eine Krise, eine Innovation oder gar eine Revolution im Wirtschaftssystem des Spätmittelalters betrachtet werden kann.
Die Frankfurter Messe
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Begriff der Messe im Allgemeinen und der Entstehung der beiden Frankfurter Messen im Spätmittelalter. Es beleuchtet die Bedeutung der Messe für das Wirtschaftsleben und beschreibt die Waren, die auf der Messe gehandelt wurden, sowie die geografischen Einzugsgebiete.
Der Frankfurter Handel
Dieser Abschnitt analysiert die Rolle Frankfurts als Münzstätte im Spätmittelalter und untersucht den Zahlungsverkehr, insbesondere die Bereiche Geldwechsel und Kredit- und Kapitalmarkt.
Schlüsselwörter
Frankfurter Messe, Spätmittelalter, Wirtschaftliche Krise, Innovation, Revolution, Politische Entwicklung, Handel, Zahlungsverkehr, Münzstätte, Kapitalmarkt, Wucher.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Kristek (Autor:in), 2001, Die Frankfurter Messe im Spätmittelalter - wirtschaftliche Krise, Innovation oder Revolution?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3059