Durch welchen Indikator sollte Gleichheit definiert und gemessen werden? Amartya Sen und Martha C. Nussbaum haben mit ihren Versionen des „Capability Approach“ eine Möglichkeit dazu geschaffen. Grundlage ihrer Theorien ist die Überzeugung, dass Gleichheit vor allem in Form von Verwirklichungschancen für die einzelnen Individuen („capabilities“) angestrebt werden sollte, nicht durch negative gesetzliche Freiheiten oder die Bereitstellung materieller Güter.
Eine der Kernfragen der politischen Philosophie ist, welche Bedeutung Gleichheit für eine gerechte Gesellschaft haben muss. Amartya Sen ist der Meinung, dass eine jede Gerechtigkeitstheorie nach Gleichheit in irgendeiner Form strebt, egal was mit Gleichheit im Einzelnen gemeint ist. Übernehmen wir seine Meinung, dann stellt sich mit ihm die Frage danach, was und wie Gleichheit auszusehen hat. Es lassen sich viele Beispiele finden, in denen gegen oder für Gleichheit in irgendeiner Form argumentiert wurde; in ihnen fallen mitunter Begriffe wie Chancengleichheit, Gleichmacherei, Angleichung oder andere, welche ganz unterschiedliche Bedeutungen einnehmen können.
Ziel dieser Arbeit ist, zunächst Sens und Nussbaums „capability“-Ansätze in zusammengefasster Form darzulegen. Dabei soll auf die Vorüberlegungen, den Aufbau und die Implikationen der Ansätze eingegangen werden. Darüber hinaus soll eine, auf der wissenschaftlichen Diskussion der Theorien aufbauende, kritische Betrachtung der Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten beider Ansätze geleistet werden.
Nach der Beschäftigung mit Sens „capability approach“ und Nussbaums „aristotelian approach“ wird anhand der Werke Nussbaums zu capabilities und der Emanzipation von Frauen untersucht, ob und wie sie die Frage geschlechtsspezifischer Ungleichheit mit ihrem grundsätzlichen Ansatz eines Lebens in Menschenwürde verbindet. Darauf zurückgreifend soll die Frage beantwortet werden, inwiefern sich Nussbaums Theorie zur Analyse geschlechtsspezifischer Ungleichheit eignet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Amartya Sens Capability Approach
- 2.1 Das Grundgerüst von Sens „Capability Approach“: Sens Utilitarismus-Kritik
- 2.2 Die Grundstruktur des „Capability Approach“ nach Amartya Sen
- 3. Martha C. Nussbaums universalistische Weiterentwicklung des „Capability Approach“
- 3.1 Martha C. Nussbaums „Capability Approach“: Aristoteles' Tugendlehre als Maßstab universalistischer Human Capabilities
- 3.2 Martha C. Nussbaums universalistische Weiterentwicklung des „Capability Approach“: Der konkrete Ansatz
- 4. Nussbaums „Capability“-Theorie und geschlechtsspezifische Ungleichheit
- 4.1 Nussbaums „capability“-Theorie im Kontext geschlechtsspezifischer Ungleichheit
- 4.2 Nussbaums „Capability Approach“ und geschlechtsspezifische Ungleichheit: Braucht es geschlechtsspezifische capabilities?
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Martha Nussbaums Weiterentwicklung des „Capability Approach“ von Amartya Sen und dessen Anwendung auf die Analyse genderspezifischer Ungleichheit. Die Arbeit analysiert zunächst die Grundprinzipien beider Ansätze und vergleicht ihre Stärken und Schwächen. Im Fokus steht die Frage, inwieweit Nussbaums universalistischer Ansatz geeignet ist, geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu erfassen und zu analysieren.
- Der „Capability Approach“ von Amartya Sen und seine Kritik am Utilitarismus
- Nussbaums Weiterentwicklung des „Capability Approach“ und ihre Bezugnahme auf Aristoteles
- Die Anwendung des „Capability Approach“ auf die Analyse von geschlechtsspezifischer Ungleichheit
- Die Frage nach geschlechtsspezifischen Capabilities
- Die Eignung von Nussbaums Ansatz zur Analyse von Ungleichheit
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung stellt die zentrale Frage nach der Bedeutung von Gleichheit für eine gerechte Gesellschaft und beleuchtet die Problematik der Definition und Messung von Gleichheit, insbesondere im Kontext der Emanzipation von Frauen. Sie führt den „Capability Approach“ von Sen und Nussbaum als mögliche Antwort auf diese Problematik ein und skizziert den Aufbau der Arbeit, der die Ansätze beider Denker vorstellt und kritisch beleuchtet, bevor er sich auf die Anwendung von Nussbaums Ansatz auf geschlechtsspezifische Ungleichheit konzentriert.
2. Amartya Sens Capability Approach: Dieses Kapitel beschreibt Sens Kritik am Utilitarismus und erläutert die Grundstruktur seines „Capability Approach“. Es analysiert die Bedeutung von „functionings“ und „capabilities“ und wie diese Konzepte zur Messung von Wohlfahrt und Gerechtigkeit eingesetzt werden können. Es werden die zentralen Elemente des Ansatzes detailliert dargestellt und deren Relevanz für die Diskussion um soziale Gerechtigkeit herausgearbeitet. Die Vor- und Nachteile des Ansatzes werden bereits hier angedeutet, um den späteren Vergleich mit Nussbaums Ansatz zu erleichtern.
3. Martha C. Nussbaums universalistische Weiterentwicklung des „Capability Approach“: Dieses Kapitel präsentiert Nussbaums Weiterentwicklung von Sens „Capability Approach“, insbesondere ihre Betonung eines universalistischen Ansatzes, der auf Aristoteles' Tugendlehre aufbaut. Es werden Nussbaums zehn zentrale „capabilities“ und ihre Begründung detailliert dargelegt. Die Kapitel analysiert, wie diese universalistischen „capabilities“ als Maßstab für ein menschenwürdiges Leben dienen und wie sie in den Kontext der interkulturellen Debatte eingebunden werden. Die Kapitel betont den Unterschied zu Sens Ansatz und beleuchtet dessen Implikationen für die Analyse von Ungleichheit.
4. Nussbaums „Capability“-Theorie und geschlechtsspezifische Ungleichheit: Dieses Kapitel untersucht die Anwendung von Nussbaums „Capability Approach“ auf die Analyse geschlechtsspezifischer Ungleichheit. Es analysiert, wie Nussbaums „capabilities“ im Kontext der Geschlechterungleichheit manifest werden und diskutiert die Frage, ob geschlechtsspezifische „capabilities“ benötigt werden, um diese Ungleichheiten adäquat zu erfassen. Der Fokus liegt darauf, wie Nussbaums Theorie bestehende Ungleichheiten aufzeigt und mögliche Lösungsansätze liefert. Die Diskussion knüpft direkt an die vorherigen Kapitel an und zeigt die praktische Relevanz von Nussbaums Ansatz.
Schlüsselwörter
Capability Approach, Amartya Sen, Martha Nussbaum, genderspezifische Ungleichheit, soziale Gerechtigkeit, menschliches Wohlergehen, universelle Werte, funktionings, capabilities, Aristoteles, Emanzipation der Frauen, Gleichheit, Gleichberechtigung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Weiterentwicklung des Capability Approach
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Martha Nussbaums Weiterentwicklung des „Capability Approach“ von Amartya Sen und dessen Anwendung auf die Analyse genderspezifischer Ungleichheit. Sie analysiert die Grundprinzipien beider Ansätze, vergleicht ihre Stärken und Schwächen und konzentriert sich auf die Frage, ob Nussbaums universalistischer Ansatz geeignet ist, geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu erfassen und zu analysieren.
Welche Ansätze werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht den „Capability Approach“ von Amartya Sen mit der universalistischen Weiterentwicklung von Martha Nussbaum. Es werden die Grundprinzipien beider Ansätze detailliert dargestellt und kritisch beleuchtet.
Was ist der „Capability Approach“ nach Amartya Sen?
Das Kapitel zu Amartya Sen beschreibt seine Kritik am Utilitarismus und erläutert die Grundstruktur seines „Capability Approach“. Es analysiert die Bedeutung von „Functionings“ und „Capabilities“ und wie diese Konzepte zur Messung von Wohlfahrt und Gerechtigkeit eingesetzt werden können. Die Vor- und Nachteile des Ansatzes werden im Hinblick auf den späteren Vergleich mit Nussbaums Ansatz beleuchtet.
Wie entwickelt Nussbaum den „Capability Approach“ weiter?
Nussbaums Weiterentwicklung von Sens „Capability Approach“ betont einen universalistischen Ansatz, der auf Aristoteles' Tugendlehre aufbaut. Die Arbeit beschreibt detailliert Nussbaums zehn zentrale „Capabilities“ und deren Begründung. Es wird analysiert, wie diese als Maßstab für ein menschenwürdiges Leben dienen und in die interkulturelle Debatte eingebunden werden. Der Unterschied zu Sens Ansatz und dessen Implikationen für die Analyse von Ungleichheit werden hervorgehoben.
Wie wird der „Capability Approach“ auf geschlechtsspezifische Ungleichheit angewendet?
Dieses Kapitel untersucht die Anwendung von Nussbaums „Capability Approach“ auf geschlechtsspezifische Ungleichheit. Es analysiert, wie Nussbaums „Capabilities“ im Kontext der Geschlechterungleichheit manifest werden und diskutiert die Notwendigkeit geschlechtsspezifischer „Capabilities“ zur adäquaten Erfassung dieser Ungleichheiten. Der Fokus liegt auf der Aufdeckung bestehender Ungleichheiten und der Darstellung möglicher Lösungsansätze.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für diese Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Capability Approach, Amartya Sen, Martha Nussbaum, genderspezifische Ungleichheit, soziale Gerechtigkeit, menschliches Wohlergehen, universelle Werte, Functionings, Capabilities, Aristoteles, Emanzipation der Frauen, Gleichheit, Gleichberechtigung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Einführung, 2. Amartya Sens Capability Approach, 3. Martha C. Nussbaums universalistische Weiterentwicklung des „Capability Approach“, 4. Nussbaums „Capability“-Theorie und geschlechtsspezifische Ungleichheit, 5. Fazit. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Martha Nussbaums Weiterentwicklung des „Capability Approach“ zu untersuchen und dessen Anwendung auf die Analyse genderspezifischer Ungleichheit zu beleuchten. Sie analysiert die Grundprinzipien beider Ansätze und untersucht, inwieweit Nussbaums universalistischer Ansatz geeignet ist, geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu erfassen und zu analysieren.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2015, Genderspezifischer Ungleichheit. Martha Nussbaums Weiterentwicklung des „Capability“-Approaches, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306085