Leseprobe
1. Planung
1.1. Bedingungsanalyse
Der vorliegende Unterrichtsversuch finden im Seminar „Kleine Spiele“ an der Friedrich-Alexander Universität in Nürnberg statt, wodurch eine Gruppe aus Studenten in die Rolle der Grundschulkinder schlüpft. Diese befinden sich nun in der vierten Klasse und verfügen bereits über gut ausgeprägte motorische Kompetenzen. In der Unterrichtsstunde soll die Reaktionsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler trainiert werden; die Studenten sollen einen Einblick zum Thema Reaktionsspiele bekommen, damit sie diese später selbst einmal anwenden können.
Die Kinder der vierten Klasse können ihren Körper bereits gut koordinieren und sind wie bereits erwähnt motorisch schon sehr fit. Die Spiele im Sportunterricht begeistern sie meistens sehr, da sie sich hier bewegen können und eine Abwechslung vom Alltag erlangen. Motiviert wirken die Schüler bei den Spielen mit, wodurch gerade die Motorik gut geschult werden kann. Die Reaktionsfähigkeit soll in dieser Stunde durch abwechslungsreiche Einheiten und verschiedene Signale geübt werden, wodurch die Schülerinnen und Schüler zugleich mit unterschiedlichen Materialien konfrontiert werden.
Täglich werden die Kinder mit Situationen, welche die Reaktion fordert, konfrontiert, wodurch sie bereits Vorerfahrungen mitbringen. Durch spannende Spiele können die Kinder lernen, wie sie selbst ihre Reaktion trainieren können und schneller auf etwas reagieren können. Somit wird in dieser Stunde sehr viel Wert auf die Reaktionszeit der Kinder, wie auch die Gesamtmotorik gelegt. Es wurde bereits in vorhergehenden Stunden einfache Spiele zur Reaktion durchgeführt, wodurch die Reaktionszeit schon verbessert wurde und die Kinder bereits mit dem Thema vertraut sind.
In der vorliegenden Stunde geht es darum, noch einmal gezielt an schwierigeren Aufgaben die Reaktionsfähigkeit zu trainieren, worauf abschließend eine Abschlussstunde folgt. Dadurch können die Kinder eigenständig ihre Reaktion einüben, da sie bereits viele Möglichkeiten zu Signalen kennen. Auch in den Spielen vor den Stationen werden noch einmal die wichtigsten Signale wiederholt.
Mit dem Aufbauen von Stationen, wie auch mit dem Gerätetransport sind die Kinder vertraut. Auch in sozialer Hinsicht können die Schülerinnen und Schüler gut in Gruppen zusammen arbeiten. Um bereits bestehende Gruppen aus der Klasse zu vermeiden, werden sie nach Farbkarten eingeteilt, um Streitigkeiten und Leerlauf während der Stunde zu vermeiden.
Um in der ganzen Stunde das Thema Reaktion präsent zu haben, wird dies auch in den Auf- und Abwärmspielen deutlich.
1.2. Sachanalyse
a) Die Reaktionsfähigkeit
Die Reaktionsfähigkeit ist „die Fähigkeit, zum zweckmäßigsten Zeitpunkt mit einer aufgabenbezogenen Geschwindigkeit auf Signale reagieren zu können“[1].
Diese Signale können visuell (z.B. Ballübergabe), akustisch (z.B. Pfiff, Klatschen) oder taktil (z.B. bei Kampfsportarten) sein.
Die Reaktionsfähigkeit ist im gesamten Feld des Sportes in ihren unterschiedlichsten Formen immer von Bedeutung. Bei Teamsportarten müssen Spieler auf das Zuspiel des Partners reagieren, Schwimmer dürfen erst beim akustischen Signal des Startschusses starten usw.
Nach Loosch können im Sport drei Stufen der Reaktionsfähigkeit unterschieden werden:
- die einfache Reaktion,
- die komplexe Reaktion und
- die Wahlreaktion[2].
Bei der einfachen Reaktion folgt auf einen singulären Reiz eine vorher eindeutig festgelegte Reaktion. Zum Beispiel beim 50m Brustschwimmen kommt das akustische Signal und daraufhin weiß der Schwimmer, was er zu tun hat. Bei komplexen Reaktionen gibt es vorher kein eindeutig bekanntes Signal und der Sportler muss trotzdem schnell reagieren. Beispielsweise weiß ein Torwart beim Fußball nicht, in welche Ecke des Tors der Gegner schießen wird. Die letzte Stufe ist die Wahlreaktion, die viele Publizisten auch als speziellen Bereich der komplexen Reaktion ansehen. Bei der Wahlreaktion hat der Reagierende eine Auswahl an Handlungsalternativen. Wenn der Stürmer beim Fußball beispielsweise auf das gegnerische Tor zuläuft, dann hat er diverse Möglichkeiten zu reagieren. Er kann selbst einen Torschuss machen, zu seinem linken oder Mitspieler oder nach hinten passen usw[3].
b) Schulung der Reaktionsfähigkeit
Die Ausbildung der Reaktionsfähigkeit ist am effektivsten zwischen dem 7. und 11. Lebensjahr. Natürlich zeigt auch außerhalb dieser Phase ein Training Wirkung. Wichtig ist aber, dass die Lernenden beim Training körperlich und geistig fit und vor Allem konzentriert sind. Daher ist es bei Reaktionsspielen im Sportunterricht sehr wichtig, dass die Kinder motiviert sind und auch Spaß an der Sache haben. Um die Motivation aufrecht zu erhalten kann viel variiert werden, beispielsweise im Schwierigkeitsgrad der Übungen, in der Signalgebung (es sind unterschiedliche Signale möglich, wie zum Beispiel ein Zuruf, ein Pfiff, aus verschiedenen Richtungen usw.), in den Raumbedingungen (Hindernisse bei Brennball), bei der Organisationsform (mit Partner, in der Gruppe) usw.
Um die Reaktionsfähigkeit zu schulen, bieten sich besonders Lauf- und Fangspiele an. Das ständige Reagieren auf die eigene Nummer, den eigenen Namen, den Fänger, auf entgegenkommende Kinder oder auf das im Weg stehende Hindernis, ist Voraussetzung für den Erfolg. Zusätzlich gibt es Reaktionsspiele mit Kleingeräten, wie beispielsweise einem Stab oder Ball[4].
1.3. Didaktisch-methodische Analyse
Die vierte Klasse, in der der Unterrichtsversuch gehalten wird, besitzt bereits gute grobmotorische Fähigkeiten.
Reaktion spielt im Alltag eine wichtige Rolle. Es gibt viele akustische, wie auch visuelle Zeichen, die uns vermitteln, wie wir uns verhalten sollen. Beispielsweise ertönt ein Piepen beim Schließen der Zug Türen, wodurch man darauf aufmerksam gemacht wird, dass der Zug gleich los fährt und die Türen geschlossen werden. An dieser Stelle ist die Reaktionsfähigkeit des Menschen gefragt: Entweder, er beeilt sich und schafft es gerade noch in den Zug, bevor er losfährt oder er wartet, da es schon zu lange piept.
Da die Reaktionsfähigkeit, wie an diesem Beispiel erläutert, auch im Alltag der Schülerinnen und Schüler von Bedeutung ist, soll diese in der vorliegenden Sportstunde trainiert werden, damit die Kinder besser mit solchen Situationen umgehen können.
Täglich werden die Kinder mit der Reaktion konfrontiert, wodurch sie gewisse Vorerfahrungen mitbringen. Um an ihr Vorwissen anzuknüpfen, bietet sich die Stunde zum Thema „Reaktionsfähigkeit trainieren“ sehr gut an. Dadurch sollen die Schüler lernen, schneller und genauer auf Signale zu reagieren, da dies auch in ihrer Lebenswelt einen wichtigen Bestandteil darstellt.
Begonnen wird die Stunde mit dem Aufwärmspiel „Feuer, Wasser, Blitz“. Die Schülerinnen und Schüler laufen durch die Turnhalle und erwärmen dadurch ihren Körper. Auf die Rufe des Lehrers (Feuer, Wasser oder Blitz) müssen die Schüler die passende Reaktion auf den Ruf ausüben. So sollen sie bei dem akustischen Signal „Feuer“ in die Ecken der Halle rennen, bei „Wasser“ auf die Langbänke oder Sprossenwände steigen, sowie auf den Boden legen, wenn das Signal „Blitz“ ertönt.
Nach dem ersten Aufwärmungsspiel, welches bereits auf die Reaktion akustischer Signale angespielt hat, geht es mit „Brennball“ weiter. Hier ist mehr Bewegung erfordert, wodurch die Schüler anschließend gut aufgewärmt sind. Da dieses Spiel anstrengender ist und größere Bewegungen, wie beispielsweise das Hüpfen über Medizinbälle verlangt, wurde im vorhergehenden Spiel erst einmal durch das Laufen und Rennen erwärmt und bei Brennball jetzt auch weitere Muskelgruppen. Bei dem Spiel gibt es zwei Gruppen. Zunächst wirft der Erste der Gruppe 1, der über die Hindernisse gelangen muss, den Ball von sich weg, beispielsweise in die Mitte der Halle. Somit wird ein visuelles Zeichen gegeben, da die Gruppe 2 in der Mitte der Halle versuchen muss, den Ball zu fangen und in den Reifen zu prallen. Die Spieler der Gruppe 1 versuchen währenddessen so schnell wie möglich über die Hindernisse zu kommen. Wenn die Gruppe 2 den Ball in den Reifen geworfen hat, ruft derjenige Schüler „verbrannt“. Durch diesen akustischen Hinweis weiß die „Hindernisgruppe“, dass sie an der Stelle stehen bleiben muss, wo diejenigen gerade stehen. Somit wird hier die Reaktionsfähigkeit der Kinder auf gleich zwei Signale trainiert. Zum einen müssen sie wahrnehmen, dass der Erste der Gruppe den Ball bereits weggeworfen hat. Die andere Gruppe muss nun schnell reagieren, um den Ball sofort in den Reifen zu bekommen, damit die Spieler der Gruppe 1 nicht so weit kommt. Zum anderen müssen die Kinder, die den Parcours durchlaufen auf den Hinweis „Verbrannt“ schnell reagieren und am besten auf der sicheren Matte stehen bleiben, um nicht zu verbrennen. Hier wird auch die Reaktionszeit der Kinder verbessert, da dir Mannschaft, die am meisten Kinder durch den Hindernis Parcours bringt, gewonnen hat. Somit versucht jedes Individuum so gut und schnell wie möglich auf die Zeichen zu reagieren.
[...]
[1] Martin 1991, S. 59
[2] vgl. Martin 1991, S. 355
[3] vgl. LOOSCH 1999, 21
[4] Vgl. OÖGKK, o.J., S.12