Der Reformpädagoge Peter Petersen und sein Jenaplan

Ein reformpädagogisches Schulkonzept Anfang des 20. Jahrhunderts


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

26 Seiten, Note: 1,0

Eva Wieser (Autor:in)


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 3

2. Geschichtliche Einordnung ... 5

3. Biographie Peter Petersens ... 7

4. Schulische Ausgangssituation ... 10

5. Entwicklung des Jenaplans ... 11

6. Grundlagen der Jenaplan-Pädagogik ... 12

6.1 Peter Petersens Kritik an die "alte Schule" ... 12

6.2 Definition der Jenaplan-Pädagogik ... 12

6.3 Kernpunkte des Jena-Plans ... 14

6.3.1 Stammgruppen statt Jahresklassen ... 14

6.3.2 Wochenarbeitsplan statt "Fetzenstundenplan" ... 16

6.3.3 Gruppenunterrichtliches Verfahren im Dienste der freien Arbeit und persönlichen Bildung ... 18

6.3.4 Kurse zur Sicherung des "Mindestwissens" ... 18

6.3.5 Feiern im Dienst der Gemeinschaftsbildung ... 20

6.3.6 Arbeits-und Leistungsberichte statt Zensuren ... 20

6.3.7 "Schulwohnstube" als Raum für "soziale und sittliche Erfahrung" ... 21

6.3.8 "Schulgemeinde" als "Lebensstätte der Jugend" ... 22

7. Fazit/ Meinungen ... 23

7.1 Gegenüberstellung der Vor-und Nachteile ... 23

7.2 Meinungen von öffentlichen Persönlichkeiten ... 24

7.3 Eigene Meinung ... 25

8. Literaturverzeichnis ... 26

1. Einleitung

Die Kinder von heute erleben die Schule oft nur noch als notwendiges Übel, damit sie eines Tages etwas erreichen können. Denn ihre Arbeitsfreude wird gebremst durch Noten und Auseinandersetzungen mit unzufriedenen Eltern und Lehrern. Daraufhin folgen u.a. neurotische Störungen und Schulangst. Aus diesem Grund stellen sich immer mehr Eltern die Frage, welche Alternativen es zur staatlichen Schule gibt. Es gibt zahlreiche Alternativen, die im Gegensatz zur staatlichen Schule andere pädagogische Strukturen und Konzepte vertreten und umsetzen. Durch diese aktuelle Situation, bietet es sich an, sich mit einem der führenden Reformpädagogen zu beschäftigen.

Peter Petersen behauptet, dass die Schulen auch anders sein können, indem man den Kindern und Jugendlichen ausreichend Freiräume bietet, sodass sie zur Eigentätigkeit, sowie zu Unternehmungen in der Gemeinschaft gebracht werden. Bei der Schulreform ist es wichtig, dass die Schule bzw. die Institution aufgelockert wird bis diese zur freien Lebens-und Aufenthaltsstätte der Jugendlichen und Kindern wird.[1] Der Jenaplan kann als reformpädagogisches Schulkonzept bezeichnet werden, das Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Reformpädagogen Peter Petersen gegründet wurde. Dieser sog. Plan ist eine Synthese aus diversen Entwicklungslinien der Zeit der Reformpädagogik und sieht eine "freie, allgemeine Volksschule" vor, "getragen von der Elternschaft und den Erziehern"[2] in der Jungen und Mädchen unabhängig von ihrem sozialen Stand, ihrer Religion oder ihrer Begabung gleichermaßen miteinander lernen können. Anders als bei dem alten Schulsystem von damals sollen umfangreiche Reformen umgesetzt werden. Zum einen bewirkt die Pädagogik von Petersen eine Verbesserung der Methoden im Unterricht, zum anderen sollte die Schule grundsätzlich neu gestaltet werden. Beispielsweise wird das alt bewährte Jahrgangsklassensystem bei Petersens Jenaplan aufgelöst und an dessen Stelle kommt das neue Stammgruppensystem. Die SchülerInnen können zudem weder sitzen bleiben, noch bekommen sie Noten. Dadurch, dass sie keine Noten haben, bekommen sie anstatt dessen objektive Berichte vom Lehrer, die Balsam für die Seele sind, laut Petersen.[3] Im Großen und Ganzen wird der Alltag in der Schule durch einen rhythmischen Wochenarbeitsplan strukturiert und geprägt. Dies bietet den Schülern Orientierung beim Lernen. Im Vordergrund steht aber vor allem der soziale Faktor - das Kind in seinem sozialen Umfeld.[4]

In der folgenden Arbeit für die Seminare GSP 2.1 und GSP 2.2 wird die Pädagogik von Peter Petersen näher beleuchtet und besonders ihre Schwerpunkte darin betrachtet. Dabei muss auch auf die Entwicklung des Jenaplans eingegangen werden, sodass ein Zusammenhang hergestellt werden kann. Außerdem wird geklärt, in wie fern dieses Schulkonzept umgesetzt wurde. Zuvor möchte ich kurz die Reformpädagogik im Allgemeinen und das Leben von Peter Petersen vorstellen. Zum Schluss werden einige Meinungen von öffentlichen Personen, aber auch von mir präsentiert.

2. Geschichtliche Einordnung

Die Bezeichnung Reformpädagogik umfasst vielfältige Ansätze zur Reform von Schule, Unterricht und allgemeiner Erziehung, welche sich Ende des 19. Jahrhunderts und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gegen beklagenswerte pädagogische Zustände an den Lehranstalten wandten. Kritik wurde unter anderem an der autoritären staatlichen Schule, am lehrerzentrierten Unterricht und der Lebensfremdheit der Einrichtungen geübt. Die Reformer verfolgten dabei Ziele wie die "Realisierung eines kindzentrierten Unterrichts, Förderung der Selbsttätigkeit, […] Lernen aus praktischer und sozialer Anschauung und Erfahrung"[5], sowie ein Beseitigen der Fächergrenzen und die Aufhebung der 45-Minuten-Stunden. Dabei soll Erlebnis- und Projektunterricht, fächerübergreifender Unterricht und ganzheitliches Lernen im Vordergrund stehen. Den Pädagogen war es wichtig, dass die Schüler in altersheterogenen Kleingruppen lernen und nicht in den bis dahin bestehenden Jahrgangsklassen. Die Lebensnähe der Schule und die Selbstbestimmung der Schüler sind weitere wichtige Kernpunkte. In vielen reformpädagogischen Ansätzen lautet eines der Grundprinzipien auch "Pädagogik vom Kind aus". Die Aufgabe des Lehrers besteht hier hauptsächlich darin, seine Schützlinge genau zu beobachten: Wo steht das Kind gerade in seiner Entwicklung? Wie kann ich es auf seinen nächsten Schritten optimal begleiten? Die Lehrperson nimmt sich in ihrer Aktivität zurück, denn "entdeckendes Lernen" heißt, dass sich die Schüler den Lernstoff vielfach selbst erarbeiten müssen. Diese Gedanken wurden in verschiedene reformpädagogische Modelle eingebaut. Zu nennen sind dabei unter anderem die Arbeitsschulbewegung, die Landerziehungsheime, die Freinetpädagogik, Montessorischulen, Waldorfpädagogik und Peter Petersens Jenaplan.[6] Petersen nimmt unter den Reformpädagogen des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts eine Sonderstellung ein. Da er in der Mitte und in der letzten Phase der Reformpädagogik tätig war, konnte er aus den Erfahrungen und Fehlern seiner Vorgänger eigene Schlüsse ziehen und diese somit vermeiden. Er setzte die Ideen der anderen Pädagogen in einem neuen Kontext zusammen. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde er nach Jena berufen, wo 1927 der Jenaplan erstmalig erwähnt wurde.[7]

Wie Peter Petersen orientiert sich auch die Montessori-Pädagogik unmittelbar am Kind und berücksichtigt konsequent dessen Bedürfnisse. Das erste Montessori-Kinderhaus wurde bereits 1907 in Rom von Maria Montessori gegründet. Diese Pädagogik wird heute in vielen Kinderhäusern und Schulen und in fast allen Ländern der Erde angeboten, da sie sich seit vielen Jahrzehnten bewährt hat. Ihre Prinzipien sind vor allem die Achtung des Kindes in seiner Persönlichkeit, sowie Selbsttätigkeit und Selbstentfaltung. Die Lehrer sollen dem Schüler helfen, seinen Willen zu entwickeln, indem sie ihm Raum für freie Entscheidungen geben, ihm helfen, selbständig zu denken und zu handeln. Dies geschieht in jahrgansübergreifenden Gruppen.[8]

Die Waldorf-Pädagogik nach Rudolf Steiner richtet sich an individuellen Entwicklungsphasen der Kinder und Jugendlichen aus, allerdings wird hier in den bekannten Jahrgangsklassen unterrichtet. Kognitive, kreative, künstlerische, praktische und soziale Fähigkeiten sollen aber in gleicher Weise entwickelt werden. "Lernen mit Kopf, Herz und Hand" lautet das Motto. Sitzenbleiben kann man in einer Waldorf-Schule nicht.

[...]


[1] Vgl. Dietrich, Theo: Die Pädagogik Peter Petersens. Der Jena-Plan: Beispiel einer humanen Schule. Bad Heilbrunn 1995, S. 70 f.

[2] Petersen, Peter: Der kleine Jenaplan. Weinheim, Basel 1980, S. 8.

[3] Vgl. Dietrich 1995, S. 71 f.

[4] Vgl. Keck, Rudolf W./ Sandfuchs, Uwe/ Feige, Bernd: Wörterbuch Schulpädagogik. Ein Nachschlagewerk für Studium und Schulpraxis. Regensburg 2004, S. 216 f.

[5] Keck, Rudolf W./ Sandfuchs, Uwe/ Feige, Bernd 2004, S. 361.

[6] Vgl. Keck, Rudolf W./ Sandfuchs, Uwe/ Feige, Bernd 2004, S. 361.

[7] Vgl. Benner, Dietrich/ Kemper, Herwart: Theorie und Geschichte der Reformpädagogik. Teil 2. Weinheim, Basel 2003, S. 208 f.

[8] Vgl. Röhrs, Hermann: Die Reformpädagogik. Ursprung und Verlauf unter internationalem Aspekt. Weinheim 1991, S. 228 ff.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Der Reformpädagoge Peter Petersen und sein Jenaplan
Untertitel
Ein reformpädagogisches Schulkonzept Anfang des 20. Jahrhunderts
Hochschule
Universität Passau
Veranstaltung
Seminar
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
26
Katalognummer
V306205
ISBN (eBook)
9783668041127
ISBN (Buch)
9783668041134
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
reformpädagoge, peter, petersen, jenaplan, schulkonzept, anfang, jahrhunderts
Arbeit zitieren
Eva Wieser (Autor:in), 2015, Der Reformpädagoge Peter Petersen und sein Jenaplan, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306205

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