Grenzen der Übersetzbarkeit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

0. Einleitung

1. Ziel der Übersetzung

2. Probleme beim Übersetzen
2.1 Die Kultursphäre
2.2 Beispiele für kulturbezogene Elemente
2.2.1 Farben
2.2.2 Die Sprache
2.2.3 Maßsysteme
2.2.4 Uhrzeiten
2.3 Die so genannten unübersetzbaren Wörter
2.4 Das Spiel mit der Sprache
2.4.1 Homonyme
2.4.2 Synomyme
2.4.3 Homophone
2.4.4 Sprechende Namen
2.4.5 Syntaktische Mehrdeutigkeit
2.4.6 Metaphern
2.4.7 Wortschöpfung
2.4.8 Dialekte
2.4.9 Alliteration
2.4.10 Reim

3. Anforderungen an eine gute Übersetzung
3.1 Hierarchie der Textfunktionen
3.2 Die doppelte Bindung
3.3 Textänderungen

4. Schlusswort und Ausblick

Bibliographie

0. Einleitung

Als Leser eines in die eigene Muttersprache übersetzten Textes geht man davon aus, dass diese Version ein Äquivalent zum Originaltext darstellt. Doch inwieweit ist eine solche Annahme berechtigt? Wie nah kann eine ideale Übersetzung an das entsprechende Original heranreichen? Ist jeder Text aus einer beliebigen Sprache in eine andere beliebige Sprache übertragbar oder müssen Abweichungen stets in Kauf genommen und als unausweichlich angesehen werden?

Diese Arbeit wird sich mit diesen Fragen beschäftigen und wird häufige Probleme und deren Lösungsansätze besprechen. Die angeführten Beispiele stammen aus verschiedenen fiktionalen Texten.

1. Ziel der Übersetzung

Das Anfertigen einer Übersetzung bedeutet das Übertragen der Sprache und des kulturellen Hintergrundes. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Übersetzung eines fiktiven Textes wie ein Originalwerk der eigenen Nationalliteratur wirken oder charakteristische Züge der fremden Literatur und Kultur vermitteln soll. Dies ist abhängig vom Verhältnis der beiden Kultursphären und von der zeitgenössischen kulturellen Situation. Die informative Funktion der Übersetzung ist in der Regel umso stärker je entlegener die Originalliteratur ist. Je mehr offensichtliche Unterschiede beide Kulturen aufweisen, desto schwieriger wird es, diese Unterschiede zu kaschieren und die Übersetzung wie ein Original wirken zu lassen und desto stärker muss der Text durch zusätzliche Erklärungen der Empfängerseite angepasst werden. (vgl. Levý 1969:74f.)

Übersetzungsungenauigkeiten bei technischen Texten, wie zum Beispiel Gebrauchsanweisungen, können mitunter weitreichende praktische Folgen haben. Ein solcher Text wurde geschrieben, um Handlungsanweisungen zu geben und zeichnet sich durch eine besondere Adressatengerichtetheit aus. Die Verantwortung des Übersetzers bezieht sich auf Sache, auf die Wirklichkeit des Textes. Vieldeutigkeiten sind deshalb bei Sach- und Fachtexten zu vermeiden. (vgl. Koller 1997:276f.)

Anders verhält es sich bei poetischen Texten, bei denen es primär nicht um die Wiedergabe des Inhalts, sondern um die Wiedergabe oder Rekonstruktion der sprachlichen Form geht. Künstlerisch-schöpferisches Übersetzen bedeutet das Bemühen um eine ästhetisch äquivalente und stilistisch adäquate zielsprachliche Lösung. Meist ist dies nicht durch eine wörtliche Übersetzung realisierbar, so dass der Übersetzer auf die Möglichkeiten der Kompensation zurückgreifen muss.

2. Probleme beim Übersetzen

2.1 Die Kultursphäre

Die Bestandteile des kulturellen Systems sind sehr vielfältig und reichen von der Geographie und der Flora und Fauna über Technik, Architektur und dem Rechtssystem bis hin zu allen Arten von gesellschaftlichen Konventionen. Es sind sozial-ökonomische und kulturelle Erscheinungen und Einrichtungen, die typisch für eine bestimmte Kultur sind. Diese kulturspezifischen Elemente dürfen nicht losgelöst vom Text betrachtet werden, denn sie erfüllen eine bestimmte Funktion. Im fiktionalen Text dienen sie als Bezug zur realen Welt. Um sie adäquat übersetzen zu können, bedarf es einer Interpretation der Symbole.

Jeder Text ist in einer Kultur verankert. Die Aufgabe des Übersetzers ist es, die kommunikative Differenz zwischen den Kulturen zu überbrücken. (vgl. Koller 1997:59f.) Besonders schwierig gestaltet sich das bei Übersetzungen, bei denen sich die empfängerseitigen Bedingungen stark von denen der Ausgangssprache unterscheiden, wie z.B. deutsch - chinesisch. Innerhalb Europas findet man einen ähnlichen Geist, ähnliche Vorstellungen und einen ähnlichen Sprachbau. Doch bei Übersetzungen zwischen deutlich verschiedenen Kulturen müssen der sprachliche Kontext, andere sprachlich-stilistische Mittel, das andere Textuniversum, die andere sozio-kulturelle Situation und die unterschiedlichen Wissensvoraussetzungen stärker berücksichtigt werden. Was im Ausgangstext bestimmte Assoziationen hervorruft und als selbstverständliche Voraussetzung des Alltagslebens angesehen werden kann, kann der Zielkultur völlig fremd sein. (vgl. Koller 1997:109)

Doch auch bei einem geringen Abstand von Ausgangs- zu Zielkultur können Übersetzungsschwierigkeiten entstehen, gerade weil sie so eng zu sein scheinen. Wenn dem Leser der Übersetzung etwas entgehen würde, was ursprünglich enthalten war, muss dieser Verlust durch Erläuterungen oder Andeutungen ausgeglichen werden. In Stendhals Roman Le Rouge et le Noir werden einige Figuren dadurch charakterisiert, dass sie eine bestimmte Zeitung lesen. In der Übersetzung geht dieser Gedanke verloren, da die typisierende Anspielung nicht verstanden wird. Dieses Problem kann am besten durch geschicktes Einflechten einer Erläuterung gelöst werden, z.B. er bezieht den liberalen Constitutionel. (vgl. Levý 1969:97f.)

Erwartungsnormen, in die der Originaltext eingebettet ist, können in der Übersetzung störend wirken. An solchen Stellen greifen die Übersetzer in den ursprünglichen Text ein, um den Lesererwartungen gerecht zu werden. Eventuell lassen sie Textstellen weg oder schwächen sie ab, um nicht gegen politische, ideologische oder moralische Normen zu verstoßen. (vgl. Koller 1997:111)

Im Folgenden sollen einige ausgewählte kulturspezifischen Übersetzungsprobleme näher beleuchtet werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Grenzen der Übersetzbarkeit
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Veranstaltung
Sprache - My home, sweet home
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V30653
ISBN (eBook)
9783638318600
ISBN (Buch)
9783638866279
Dateigröße
594 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grenzen, Sprache, Fremdsprachen, Übersetzung, Literatur
Arbeit zitieren
Jana Silvia Lippmann (Autor:in), 2004, Grenzen der Übersetzbarkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30653

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