Diese Arbeit beschäftigt sich mit folgender Forschungsfrage:
Finden sich auch heute noch koloniale Bilder, Stereotype oder Vorurteile über Afrika und die Afrikaner bei den Experten der EZ und in den Programmen der Entwicklungsorganisationen?
Mit Sicherheit, mag man sagen. Es existiert eine zum Geschäft verkommene Entwicklungspolitik, die im Bund mit „lokalen Eliten“ Geld verschiebt, ohne sich um die wirklich Bedürftigen zu kümmern. Sie deuten auch schon darauf hin, wie eng die Frage nach Denkmustern der Entwicklungshelfer mit den Organisationen und deren Programmen verbunden ist. Entwicklungshelfer bringen (möglicherweise) nicht nur Vorurteile von „zu Hause“ mit, sondern werden auch von ihren Arbeitsplätzen in Organisationen geprägt, deren Aufgabe „Entwicklungshilfe“ selbst eine Geschichte hat, die im
Kolonialismus begann. Sie sollen deshalb in dieser Arbeit auch berücksichtigt werden.
Der erste Teil der Arbeit geht kurz auf den ideengeschichtlichen Hintergrund des Entwicklungsbegriffs ein, sowie auf die praktischen Umsetzungen von Entwicklungshilfe während der Kolonialzeit und nach der Unabhängigkeit seit den 1960er Jahren bis 2000. Im Fokus des zweiten Teils stehen Aussagen eines Mitarbeiters der Kolonialverwaltung in der früheren Kolonie Deutschostafrika und von Experten der Entwicklungszusammenarbeit, die heute in Afrika arbeiten. Dafür werden sogenannte „Ego-Dokumente“ verwendet, Tagebücher, Briefe, Interviews, Tätigkeitsberichte. Der dritte Teil beschäftigt sich mit der Programmatik der deutschen Entwicklungshilfe hinsichtlich möglicher Parallelen zu kolonialen Traditionen. Räumlich ist die Arbeit im Wesentlichen auf Tansania beschränkt, personell auf deutschsprachiges Personal. Die Arbeit möchte mit Hilfe von einzelnen, sicherlich nicht repräsentativen Beispielen die Richtung zeigen, in die sich die Entwicklungsorganisationen entwickeln sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung und Entwicklungshilfe
- Fortschritt und Entwicklung, Idee und Realisierung im 19. Jhdt.
- Entstehung des Entwicklungshilfegedankens
- Entwicklung und Entwicklungshilfe im nachkolonialen Staat
- Experten und Entwicklungshelfer
- Was heißt "koloniales Denken"?
- Ein Kolonialoffizier um 1900
- Aussagen heutiger Entwicklungshelfer
- Programmatik der deutschen Entwicklungshilfe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob sich koloniale Bilder, Stereotype und Vorurteile über Afrika und die Afrikaner bei Experten der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und in den Programmen der Entwicklungsorganisationen finden lassen.
- Die Geschichte des Entwicklungsbegriffs und der Entwicklungshilfe in der Kolonialzeit und nach der Unabhängigkeit.
- Die Analyse von "Ego-Dokumenten", wie Tagebüchern, Briefen und Interviews, um koloniales Denken bei Kolonialoffizieren und heutigen Entwicklungshelfern zu beleuchten.
- Die Untersuchung der Programmatik der deutschen Entwicklungshilfe auf Parallelen zu kolonialen Traditionen.
- Die Bedeutung des kolonialen Denkens in der Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere in Tansania.
- Die Herausforderungen und Grenzen einer quantitativen Analyse von Einstellungen im Bereich der Entwicklungshilfe.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Forschungsfrage auf, ob sich koloniale Bilder, Stereotype und Vorurteile bei den Experten der EZ und in deren Programmen finden lassen. Sie beleuchtet anhand eines Zitates aus einem Interview mit einer Expertin in der medizinischen Entwicklungszusammenarbeit die Problematik von kolonialen Denkmustern in diesem Bereich.
- Entwicklung und Entwicklungshilfe: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des Entwicklungsbegriffs im 18. und 19. Jahrhundert, wobei der Fokus auf die europäische Weltsicht und die Vorstellung eines zielgerichteten Fortschritts liegt. Es untersucht die Rolle der Kolonialisierung Afrikas in der Entwicklung des Entwicklungsbegriffs und zeigt auf, wie die Entwicklungshilfe in der Kolonialzeit verstanden wurde.
- Experten und Entwicklungshelfer: Dieses Kapitel analysiert "Ego-Dokumente" von einem Kolonialoffizier um 1900 und von heutigen Entwicklungshelfern, um koloniales Denken in diesen beiden Gruppen zu untersuchen. Es beleuchtet die Stereotype und Vorurteile, die in den Aussagen der Experten zum Ausdruck kommen.
- Programmatik der deutschen Entwicklungshilfe: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Programmatik der deutschen Entwicklungshilfe und untersucht mögliche Parallelen zu kolonialen Traditionen. Es befasst sich mit der Frage, ob und inwieweit die deutsche Entwicklungshilfe heute noch von kolonialen Denkmustern geprägt ist.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von kolonialen Stereotypen und Vorurteilen in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika, insbesondere in Tansania. Die zentralen Themen sind koloniales Denken, Entwicklungshilfe, "Ego-Dokumente", Experten und Entwicklungshelfer sowie die Programmatik der deutschen Entwicklungshilfe.
- Quote paper
- Christian Neumann (Author), 2015, Koloniale Stereotypen und Vorurteile bei deutschsprachigen Entwicklungshelfern und den Entsendeorganisationen in Afrika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306673