Die soziologische Lebensstilforschung liefert durch Sozialstrukturanalysen gesellschaftlicher Gruppen vielfältige und weitreichende Erkenntnisse über heutige Erwartungen und Verhaltensweisen bestimmter Zielgruppen und Milieus. In Deutschland nutzen laut einer infas-Studie aus dem Jahre 2004 gegenwärtig knapp 30 % der Bürgerinnen und Bürger Öffentliche Bibliotheken. Trotz oder gerade wegen der immensen Größe und Heterogenität dieser gesellschaftlichen Gruppe ist wenig über ihre Beschaffenheit bekannt.
Martin Szlatki eröffnet mit seiner Forschungsarbeit “Lebensstilanalyse und Nutzungsverhalten in der Bibliothek” (2008) über den Einfluss des Lebensstils auf die Nutzung der Stadtbücherei Stuttgart differenziertere Einsichten zum Lebensstil von Bibliotheksnutzerinnen und -nutzern als herkömmliche Bibliotheksstatistiken und verkleinert dadurch die Forschungslücke in diesem Bereich. Zur Analyse der Lebensstile der Nutzerinnen und Nutzer bediente er sich eines von Gunnar Otte entwickelten quantitativen Lebensstilanalysemodells auf Basis eines standardisierten Fragebogens. Eben jenes Analyseinstrument kam auch bei der repräsentativen Befragung von knapp über 1000 Nutzerinnen und Nutzern der Stadtbibliothek Leipzig zum Einsatz, die dieser Arbeit zugrunde liegt. Wodurch und inwieweit sich die Lebensstile von Bibliotheksnutzern aus Ost- und Westdeutschland voneinander unterscheiden, steht als Frage im Zentrum dieser Arbeit. Ausgehend von Ottes Hypothese nach wie vor bestehender regionaler Disparitäten, ist in Leipzig von einer schwächeren Besetzung gehobener bzw. ressourcenstarker Lebensstiltypen auszugehen. Durch systembedingte Sozialisationsunterschiede ist in Leipzig zudem eine geringere Verbreitung des (an postmateriellen Werten orientierten) reflexiven Lebensstils und gleichzeitig eine höhere des (an materiellen Werten orientierten) Lebensstils der Unterhaltungssuchenden zu erwarten. Ziel dieser Arbeit ist die empirische Überprüfung dieser Hypothesen. Zugleich dient die vergleichende Analyse auch dazu, mehr über die Nutzerinnen und Nutzern deutscher Öffentlicher Bibliotheken zu erfahren und damit ein klareres Bild von ihnen zu bekommen. Ferner wird auch versucht, den bislang wenig ausgeschöpften Diskurs der bibliothekarischen Lebensstilforschung anzuregen und zu bereichern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung - Bibliothek, Lebensstil und Nutzungsverhalten.
- Lebensstilforschung an Öffentlichen Bibliotheken
- 1.1. Theoretischer Überblick zur Lebensstilforschung
- 1.2. Zum Lebensstilbegriff.
- 1.3. Lebensstilanalyse nach Gunnar Otte
- 1.4. Übersicht zu den Lebensstiltypen .....
- 1.5. Lebensstil und Bibliotheksnutzung...
- Vergleichende Lebensstilanalyse zwischen den Stadtbibliotheken in Leipzig und
Stuttgart......
- 1.6. Forschungshypothesen
- 1.7. Datenerhebung.
- 1.8. Datenanalyse.........
- 1.8.1. Aufbereitung der Daten für die Analyse...
- 1.8.2. Indexbildung
- 1.8.3. Statistische Datenanalyse..
- 1.9. Vergleichende Lebensstilyanalyse.….….………………..\n
- 1.9.1. Lebensstilverteilung im Vergleich
- 1.9.2. Grundlegende Motive bei der Nutzung.…...\n
- 1.9.3. Besuchshäufigkeit ...
- 1.9.4. Besuchsdauer...\n
- 1.9.5. Persönliche Wichtigkeit der Bücherei...\n
- 1.9.6. Kommunikation über die Bibliothek..\n
- 1.9.7. Nutzung der Bibliotheksangebote ......\n
- 1.9.8. Themeninteressen der Nutzer.\n
- 1.9.9. Informationsverhalten Bücher - Internet\n
- 1.9.10. Bewertung der Bibliothek.\n
- 1.9.11. Lebensstil und soziodemografische Merkmale\n
- 1.9.12. Kurzübersicht des lebensstilbezogenen Nutzungsverhaltens\n
- Schlussbemerkung........\n
- Literatur- und Quellenverzeichnis\n
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht den Lebensstil von Bibliotheksnutzern in Leipzig und Stuttgart mit dem Ziel, Unterschiede und Gemeinsamkeiten in ihren Nutzungsgewohnheiten und -motivationen aufzudecken. Die Arbeit basiert auf einer vergleichenden Lebensstilanalyse, die auf einem standardisierten Fragebogen basiert. Die Ergebnisse der Studie sollen ein tieferes Verständnis der Nutzergruppen deutscher Öffentlicher Bibliotheken ermöglichen und den Diskurs der bibliothekarischen Lebensstilforschung bereichern.
- Vergleichende Analyse der Lebensstile von Bibliotheksnutzern in Leipzig und Stuttgart
- Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Nutzung von Bibliotheken
- Identifizierung von regionalen Besonderheiten im Bibliotheksnutzungsverhalten
- Entwicklung eines klareren Bildes von Bibliotheksnutzern als heterogener Gruppe
- Beitrag zur Weiterentwicklung der bibliothekarischen Lebensstilforschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Lebensstilforschung im Kontext von Bibliotheksnutzung ein. Sie beleuchtet die Relevanz des Lebensstilbegriffs für die Analyse von Nutzergruppen und stellt die Forschungsfrage nach den Unterschieden im Lebensstil von Bibliotheksnutzern in Ost- und Westdeutschland.
Kapitel 1 bietet einen theoretischen Überblick zur Lebensstilforschung und beleuchtet den Lebensstilbegriff nach Gunnar Otte. Es stellt die verschiedenen Lebensstiltypen vor und diskutiert den Zusammenhang zwischen Lebensstil und Bibliotheksnutzung.
Kapitel 1.6 bis 1.9 widmen sich der vergleichenden Lebensstilanalyse zwischen den Stadtbibliotheken in Leipzig und Stuttgart. Hier werden die Forschungshypothesen vorgestellt, die Datenerhebung und -analyse beschrieben und die Ergebnisse der vergleichenden Analyse der Lebensstiltypen, Nutzungsmotive, Besuchshäufigkeit, Besuchsdauer, persönlichen Wichtigkeit der Bibliothek, Kommunikation über die Bibliothek, Nutzung der Bibliotheksangebote, Themeninteressen, Informationsverhalten, Bewertung der Bibliothek und den Zusammenhang zwischen Lebensstil und soziodemografischen Merkmalen präsentiert.
Schlüsselwörter
Lebensstilforschung, Bibliotheksnutzung, Öffentliche Bibliotheken, Lebensstiltypen, Stadtbibliothek Leipzig, Stadtbibliothek Stuttgart, Vergleichende Analyse, Nutzerverhalten, Soziodemografie, Ostdeutschland, Westdeutschland
- Quote paper
- M.A. Henrik Amme (Author), 2014, Lebensstil und Bibliotheksnutzung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306995