Die Notfallmedizin erhält ein neues, längst überfälliges Paradigma, welches tiefgreifende Veränderungen in den bisherigen Ausbildungsstrukturen nach sich zieht, ebenso wie in der berufs- und fachpraktischen Umsetzung. Mit der Novellierung etabliert sich nunmehr ein neuartiger Beruf. Er schließt sich anderen Gesundheitsfachberufen mit einer dreijährigen Ausbildung an. Auch hier machen sich natürlich Sorgen und Ängste breit:
Wie wird sich die Ausbildung der bisherigen Rettungsassistenten verändern?
Welche Kompetenzen sind nun zu vermitteln, und vor allem durch welche Methoden?
Wird es eine verbindliche, rechtliche Grundlage zur Ausübung des moderneren Berufsbildes geben?
Offene Fragen, die vor allem an der Ausbildung beteiligte Institutionen und Personen aufwerfen, genauso aber auch die Angestellten im Rettungsdienst, welche sich selbst mit dieser höher gestellten Berufsgruppe konfrontiert sehen.
Eine Umgestaltung der zweijährigen Rettungsassistentenausbildung zur dreijährigen Notfallsanitäterausbildung bedeutet nicht, dass einfach nur ein weiteres Ausbildungsjahr hinzugefügt und mit zusätzlichem Lehrstoff gefüllt wird. Nein, es geht um gänzlich neue Wertbestimmungen des Berufsbildes, welches auf dem europäischen Sektor Vergleichbarkeit erfahren muss. Dies verlangt hinsichtlich der Ausbildung und Pädagogik neue didaktische und methodische Konzepte. Auch die Planung der inhaltlichen Gestaltung der dreijährigen Ausbildung ist aktuell nicht bis ins Detail abgeschlossen. Themen wie Lernortvernetzung oder Praxis- und Handlungsorientierung sind bisher sogar gänzlich unberührt.
Im Hinblick auf aktuelle, zukünftige medizinische Bedürfnisse und die Thematik des – „Lebenslangen Lernens“ – sowie internationaler Vergleichbarkeit setzt die Ausbildung neue Maßstäbe für die Bildungsteilnehmer und Bildungsteilnehmer und auch an die Lehrkräfte. Es bieten sich auf diesem Wege neue Chancen, dem Berufsbild von Anfang an eine eigenständige und anspruchsvolle Perspektive aufzuzeigen.
Mit der Ausbildung zum Notfallsanitäter entsteht ein neuwertiges Berufsbild am Horizont der Gesundheitsfachberufe.
Aufgrund der Aktualität der Thematik entstand für uns die Frage: Welche pädagogischen Herausforderungen sind für die Etablierung des neuen Berufsbildes zu bewältigen, um den gesteigerten Erwartungen gerecht zu werden?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Novellierung des Rettungsassistentengesetzes
- 2.1. ,,Lebenslanges Lernen"
- 2.2. Kernelemente der Notfallrettung
- 2.3. Das Aufgabengebiet der Rettungsassistenten
- 2.4. Die bisherige Ausbildung der Rettungsassistenten
- 2.5. Gesetzliche Regelungen
- 2.5.1. Notkompetenzregelung der Bundesärztekammer
- 2.5.2. Maßnahmenkatalog des DBRD e. V.
- 3. Kompetenzen
- 3.1. Kompetenzen und Veränderungen in der Notfallsanitäterausbildung
- 3.2. Das Kompetenztheoretische Modell im Kontext der Notfallsanitäterausbildung
- 3.2.1. Arten des Handelns
- 3.2.2. Arten des Lernens
- 3.2.3. Die Verknüpfung von Handeln und Lernen im Sinne der Kompetenzen
- 3.3. Anwendung des Kompetenzerwerbs im Sinne des EQR
- 3.4. Modulentwicklung auf Grundlage des Kompetenztheoretischen Modells
- 4. Angewandte Bildungstheorien
- 4.1. Impulse aus dem Behaviorismus
- 4.1.1. Offener und neu entdeckter Frontalunterricht
- 4.2. Impulse aus dem Kognitivismus
- 4.3. Impulse aus dem Konstruktivismus
- 4.3.1. Impulse aus der systemisch konstruktivistischen Denkweise
- 4.1. Impulse aus dem Behaviorismus
- 5. Handlungsorientiertes Lehren und Lernen
- 5.1. Merkmale des handlungsorientierten Lehren und Lernens
- 5.2. Grenzen des handlungsorientierten Lehren und Lernens
- 5.3. Die Lernanforderungen an den Bildungsteilnehmer
- 5.4. Die Lehranforderungen an den Lehrer
- 5.5. Lösungen für Probleme bei rettungsdienstrelevanten Gruppenarbeiten
- 6. Die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter – die „drei“ Lernorte
- 6.1. Lernort Schule - Theoretisch-Praktischer Unterricht
- 6.1.1. Handlungsorientiertes Lernen durch Lernfelder
- 6.1.2. Schwerpunkte in der Umsetzung des Lernfeldansatzes
- 6.2. Lernort Praxis - Praktische Ausbildung
- 6.2.1. Praxisanleitung / Praxisbegleitung
- 6.2.2. Lernortkooperation / Kommunikation
- 6.3 Lernort für Training und Transfer
- 6.3.1. Handlungsketten zum Erwerb von Fertigkeiten
- 6.3.2. Skills/Circle of Learning
- 6.3.3. Lern- und Praxisaufgaben zur Transferleistung
- 6.1. Lernort Schule - Theoretisch-Praktischer Unterricht
- 7. Evaluation als pädagogisches Mittel
- 7.1. Leitfragen, Ziele und die Planung von Evaluationen
- 7.2. Die Evaluation im gemeinsamen Kontext der Pädagogik
- 7.3. Hinweise für die Beteiligten einer Evaluation
- 7.4. Die Modifikation von Evaluationen
- 7.5. Vor- und Nachteile von Evaluationen bei Bildungsteilnehmern
- 7.5.1. Zensuren / Noten
- 7.5.2. Wortgutachten im Sinne der mündlichen Prüfung
- 7.5.3. Selbstbeurteilung
- 7.6. Evaluationsempfehlungen für die Ausbildung zum Notfallsanitäter
- 7.6.1. Hinweise zur Erstellung von schriftlichen und mündlichen Prüfungen
- 7.6.2. Überprüfung des Kompetenzerwerbs
- 8. Vergleich auf internationaler Ebene am Beispiel Finnlands
- 9. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Entwicklung eines pädagogischen Leitfadens für die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter. Ziel ist es, die notwendigen didaktischen und methodischen Konzepte für die neue Ausbildung zu erarbeiten und die Herausforderungen der Kompetenzvermittlung im Kontext des "lebenslangen Lernens" zu adressieren.
- Novellierung des Rettungsassistentengesetzes und die damit verbundenen Veränderungen
- Kompetenzorientierung in der Notfallsanitäterausbildung
- Angewandte Bildungstheorien und deren Implikationen für den Unterricht
- Handlungsorientiertes Lehren und Lernen
- Evaluation in der Notfallsanitäterausbildung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die weitreichenden Veränderungen durch das neue Notfallsanitätergesetz und die damit verbundenen Herausforderungen für die Ausbildung. Sie hebt die Notwendigkeit neuer didaktischer und methodischer Konzepte hervor und benennt zentrale Fragen, die die Arbeit beantworten soll, beispielsweise die notwendigen Kompetenzen und deren Vermittlung.
2. Novellierung des Rettungsassistentengesetzes: Dieses Kapitel analysiert die Novellierung des Rettungsassistentengesetzes, beleuchtet das Konzept des "lebenslangen Lernens" und beschreibt die Kernelemente der Notfallrettung sowie das Aufgabengebiet der Rettungsassistenten. Es vergleicht die bisherige Ausbildung mit den neuen gesetzlichen Regelungen und deren Implikationen, unter anderem die Notkompetenzregelung der Bundesärztekammer und den Maßnahmenkatalog des DBRD e.V.
3. Kompetenzen: Kapitel 3 fokussiert auf die Kompetenzen und deren Veränderungen in der Notfallsanitäterausbildung. Es präsentiert ein kompetenztheoretisches Modell, das die Arten des Handelns und Lernens sowie deren Verknüpfung beschreibt. Die Anwendung des Kompetenzerwerbs im Sinne des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) wird ebenso behandelt wie die darauf basierende Modulentwicklung.
4. Angewandte Bildungstheorien: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Bildungstheorien – Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus – und deren Bedeutung für die Gestaltung der Notfallsanitäterausbildung. Es beleuchtet den Einfluss verschiedener Lehransätze und ihrer Umsetzung im Unterricht.
5. Handlungsorientiertes Lehren und Lernen: Kapitel 5 befasst sich eingehend mit dem handlungsorientierten Lehren und Lernen. Es beschreibt dessen Merkmale und Grenzen, die Lernanforderungen an die Auszubildenden und Lehrenden und bietet Lösungsansätze für Herausforderungen bei Gruppenarbeiten im Kontext des Rettungsdienstes.
6. Die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter – die „drei“ Lernorte: Dieses Kapitel beschreibt die dreijährige Ausbildung aus der Perspektive der drei Lernorte: Schule (theoretisch-praktischer Unterricht mit Fokus auf handlungsorientiertes Lernen durch Lernfelder), Praxis (praktische Ausbildung mit Anleitung und Lernortkooperation) und Training/Transfer (Fokus auf den Erwerb von Fertigkeiten und Transferleistung).
7. Evaluation als pädagogisches Mittel: Kapitel 7 widmet sich der Evaluation als pädagogisches Mittel. Es behandelt Leitfragen, Ziele und Planung von Evaluationen, die Rolle der Evaluation im pädagogischen Kontext, Hinweise für Beteiligte und die Modifikation von Evaluationen. Es werden Vor- und Nachteile verschiedener Evaluationsmethoden (Zensuren, Wortgutachten, Selbstbeurteilung) diskutiert und Evaluationsempfehlungen für die Ausbildung zum Notfallsanitäter gegeben.
8. Vergleich auf internationaler Ebene am Beispiel Finnlands: Dieses Kapitel stellt einen internationalen Vergleich dar und analysiert das Ausbildungssystem für Notfallsanitäter in Finnland.
Schlüsselwörter
Notfallsanitäter, Rettungsassistent, Ausbildung, Kompetenzentwicklung, Handlungsorientierung, Bildungstheorien, Evaluation, Lebenslanges Lernen, Kompetenztheoretisches Modell, EQR, Lernortvernetzung, Finnland.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Pädagogischer Leitfaden für die Notfallsanitäterausbildung
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Entwicklung eines pädagogischen Leitfadens für die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter. Sie analysiert die notwendigen didaktischen und methodischen Konzepte für die neue Ausbildung und adressiert die Herausforderungen der Kompetenzvermittlung im Kontext des „lebenslangen Lernens“.
Welche Themen werden in der Diplomarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunktthemen: die Novellierung des Rettungsassistentengesetzes und die damit verbundenen Veränderungen, die Kompetenzorientierung in der Notfallsanitäterausbildung, angewandte Bildungstheorien und deren Implikationen für den Unterricht, handlungsorientiertes Lehren und Lernen sowie die Evaluation in der Notfallsanitäterausbildung. Ein internationaler Vergleich mit Finnland ist ebenfalls enthalten.
Wie ist die Diplomarbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in verschiedene Kapitel: Einleitung, Novellierung des Rettungsassistentengesetzes, Kompetenzen, Angewandte Bildungstheorien, Handlungsorientiertes Lehren und Lernen, Die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter – die „drei“ Lernorte, Evaluation als pädagogisches Mittel, Vergleich auf internationaler Ebene am Beispiel Finnlands und Diskussion. Jedes Kapitel umfasst Unterkapitel mit detaillierten Ausführungen zu den jeweiligen Themen.
Welche Bildungstheorien werden betrachtet?
Die Diplomarbeit untersucht den Behaviorismus, den Kognitivismus und den Konstruktivismus und deren Relevanz für die Gestaltung der Notfallsanitäterausbildung. Der Einfluss verschiedener Lehransätze und deren praktische Umsetzung im Unterricht werden beleuchtet.
Welche Rolle spielt das handlungsorientierte Lehren und Lernen?
Die Arbeit beschreibt detailliert das handlungsorientierte Lehren und Lernen, seine Merkmale und Grenzen, die Lernanforderungen an die Auszubildenden und Lehrenden sowie Lösungsansätze für Herausforderungen bei Gruppenarbeiten im Rettungsdienstkontext.
Wie wird die Evaluation in der Ausbildung behandelt?
Die Diplomarbeit widmet sich der Evaluation als pädagogisches Mittel. Sie behandelt Leitfragen, Ziele und Planung von Evaluationen, die Rolle der Evaluation im pädagogischen Kontext, Hinweise für Beteiligte, die Modifikation von Evaluationen und die Vor- und Nachteile verschiedener Evaluationsmethoden (Zensuren, Wortgutachten, Selbstbeurteilung). Spezifische Evaluationsempfehlungen für die Notfallsanitäterausbildung werden gegeben.
Welcher internationale Vergleich wird angestellt?
Die Arbeit beinhaltet einen internationalen Vergleich des Ausbildungssystems für Notfallsanitäter am Beispiel Finnlands.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Notfallsanitäter, Rettungsassistent, Ausbildung, Kompetenzentwicklung, Handlungsorientierung, Bildungstheorien, Evaluation, Lebenslanges Lernen, Kompetenztheoretisches Modell, EQR, Lernortvernetzung, Finnland.
Welche Ziele verfolgt die Diplomarbeit?
Das Hauptziel ist die Entwicklung eines pädagogischen Leitfadens für die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter. Die Arbeit soll die notwendigen didaktischen und methodischen Konzepte erarbeiten und die Herausforderungen der Kompetenzvermittlung im Kontext des „lebenslangen Lernens“ adressieren.
Wo finde ich detailliertere Informationen zu den einzelnen Kapiteln?
Die Zusammenfassung der Kapitel im bereitgestellten Dokument bietet einen detaillierten Überblick über die Inhalte jedes Kapitels.
- Quote paper
- Dipl. med. päd. Alexander Huwe (Author), Dipl. med. päd. Jochen Kircheis (Author), 2014, Kompetenzerwerb. Entwicklung eines pädagogischen Leitfadens für die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307512