Der Zweite Weltkrieg stellte für die sich auf den Marxismus berufenden Kräfte gegenüber dem Ersten Weltkrieg eine neue Qualität der Herausforderung dar.
Seit 1914 hatte es eine organisatorische Zersplitterung der Kräfte der Arbeiterbewegung gegeben, vor allem auf Grund der unterschiedlichen Positionen zum Ersten Weltkrieg und zu den Entwicklungen in der UdSSR nach der Revolution.
Zusätzlich zu der subjektiven Situation der Kräfte der Arbeiterbewegung hatten die Entwicklungen zwischen den Weltkriegen auch für tiefgreifende Veränderungen der objektiven Lage gesorgt, mit denen sich Marxisten auseinandersetzen mussten. Die zwei wichtigsten Unterschiede waren zum einen der Charakter des Faschismus und die anzunehmenden Folgen für die Arbeiterbewegung, die ein Sieg der Achsenmächte mit sich bringen würde, und zum anderen die Existenz der Sowjetunion.
In dieser Arbeit wird zunächst der theoretische und historische Hintergrund dargestellt, vor dem die Diskussion um die Haltung von Marxisten zu verschiedenen Kriegen ablief – ausgehend von den Überlegungen von Marx und Engels zu den Kriegen während ihrer Wirkungszeit bis hin zur Spaltung der internationalen Arbeiterbewegung an der Frage der Haltung zum Ersten Weltkrieg.
Wichtige Fragen sind zum einen, welche Kriterien und Argumente Marxisten verwendeten um ihre Haltung zu einem bestimmten Krieg zu begründen, und zum anderen wie und warum sich die Positionen von Marxisten zu Fragen des Krieges in Laufe der Zeit sich (auseinander-) entwickelt haben.
Der Hauptteil der Arbeit widmet sich mit der Haltung zum Zweiten Weltkrieg seitens derjenigen Kräfte, die sich auf die Tradition des Antikriegsflügels der Sozialistischen Internationale im Ersten Weltkrieg beriefen. Deswegen ist eine ausführliche Beschäftigung mit Lenins Schriften aus der Zeit des Ersten Weltkrieges notwendig um anschließend Theorie und Praxis der sich auf die politische Tradition von Marx, Engels und Lenin berufenden Organisationen an ihren eigenen Ansprüchen zu messen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Theoretischer und historischer Hintergrund: marxistische Positionen zu Kriegen zwischen kapitalistischen Staaten
- Marx und Engels und die Kriege ihrer Zeit
- Zwischen dem Tod von Marx und dem Ersten Weltkrieg
- ,Revolutionärer Defätismus' und die, Umwandlung des Krieges in einen Bürgerkrieg': Die Haltung Lenins zum Ersten Weltkrieg
- Die Strömung der Kriegsgegner in der Zwischenkriegszeit
- Marxisten und der Aufstieg des Faschismus
- Die Faschismustheorie der Komintern
- Die Faschismustheorie Trotzkis
- Faschismustheorien der SAP und ihrer Schwesterparteien im, Londoner Büro'
- Am Vorabend des Krieges: Volksfront in Frankreich und Spanien
- Die Volksfrontstrategie
- Trotzkis Kritik der Volksfrontstrategie
- Die Parteien des Londoner Büros und ihre Standpunkte zur Volksfrontstrategie
- Revolution, Volksfront und Bürgerkrieg in Spanien
- Die Rolle der PCE
- Antistalinistische Kräfte in der spanischen Revolution
- Krieg mit revolutionären Mitteln? Die Frage der militärischen Organisation im Bürgerkrieg
- Programme gegen den Krieg
- Die Komintern
- Das Londoner Büro
- Die Vierte Internationale
- Marxisten im Zweiten Weltkrieg
- Die Komintern
- Vom Hitler-Stalin Pakt zur Invasion der Sowjetunion
- Nach dem Überfall auf die Sowjetunion: die Wende der Komintern
- Die Vierte Internationale im Krieg
- Trotzkistische Kritik am Hitler-Stalin Pakt
- Die Haltung zur Sowjetunion im Krieg als Problem der Trotzkisten
- Die Entwicklung der,Proletarischen Militärpolitik' als politisches Programm der Trotzkisten zum Krieg
- Die trotzkistische Reaktion auf den Kriegseintritt der Sowjetunion
- Die Arbeit der britischen Trotzkisten in Betrieben, Gewerkschaften und in der Armee
- Die Komintern
- Zusammenfassung und Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit analysiert die Positionen von Marxisten zum Zweiten Weltkrieg, insbesondere derjenigen Kräfte, die sich auf die Tradition des Antikriegsflügels der Sozialistischen Internationale im Ersten Weltkrieg beriefen. Sie beleuchtet die Entwicklung dieser Positionen vom Ersten Weltkrieg bis zum Zweiten Weltkrieg und untersucht die theoretischen und praktischen Herausforderungen, denen sich diese Strömungen im Kontext des Zweiten Weltkriegs stellten.
- Die historischen und theoretischen Grundlagen marxistischer Positionen zu Kriegen zwischen kapitalistischen Staaten.
- Die Entstehung und Entwicklung des Faschismus und die Auswirkungen auf die Arbeiterbewegung.
- Die unterschiedlichen Strategien von Marxisten im Kampf gegen den Faschismus und den Zweiten Weltkrieg.
- Die Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen Herausforderungen für die verschiedenen marxistischen Strömungen.
- Die praktische Umsetzung marxistischer Positionen im Kontext des Zweiten Weltkriegs, insbesondere in Bezug auf die Arbeit in Betrieben, Gewerkschaften und der Armee.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Herausforderungen dar, denen sich Marxisten im Kontext des Zweiten Weltkriegs gegenüber sahen. Es werden die Unterschiede zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg im Hinblick auf die Entwicklungen in der Arbeiterbewegung und die objektive Lage beleuchtet. Das zweite Kapitel analysiert den theoretischen und historischen Hintergrund der marxistischen Positionen zu Kriegen zwischen kapitalistischen Staaten, beginnend bei Marx und Engels und ihrer Haltung zu den Kriegen ihrer Zeit. Das Kapitel beleuchtet die Entwicklungen zwischen dem Tod von Marx und dem Ersten Weltkrieg, die Haltung Lenins zum Ersten Weltkrieg sowie die Strömung der Kriegsgegner in der Zwischenkriegszeit. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Haltung von Marxisten zum Aufstieg des Faschismus in Italien und Deutschland. Es untersucht die verschiedenen Faschismustheorien, die von der Komintern, Trotzki und anderen Strömungen entwickelt wurden, sowie die antifaschistischen Strategien, die daraus resultierten.
Das vierte Kapitel analysiert die Volksfrontstrategie, die in Frankreich und Spanien als Antwort auf den Aufstieg des Faschismus verfolgt wurde. Es untersucht Trotzkis Kritik an dieser Strategie sowie die Positionen der Parteien des Londoner Büros. Des Weiteren befasst sich das Kapitel mit der Rolle der PCE und antistalinistischen Kräfte in der spanischen Revolution sowie der Frage der militärischen Organisation im Bürgerkrieg. Das fünfte Kapitel analysiert die Programme verschiedener marxistischer Strömungen gegen den Krieg, darunter die Programme der Komintern, des Londoner Büros und der Vierten Internationale.
Das sechste Kapitel widmet sich den Positionen von Marxisten zum Zweiten Weltkrieg, insbesondere der Komintern und der Vierten Internationale. Es untersucht die Haltung der Komintern zum Hitler-Stalin Pakt, die Wende der Komintern nach dem Überfall auf die Sowjetunion sowie die Haltung der Vierten Internationale zum Krieg. Des Weiteren befasst sich das Kapitel mit der Entwicklung der,Proletarischen Militärpolitik' als politisches Programm der Trotzkisten und der Reaktion auf den Kriegseintritt der Sowjetunion. Das Kapitel beleuchtet auch die Arbeit der britischen Trotzkisten in Betrieben, Gewerkschaften und der Armee.
Schlüsselwörter (Keywords)
Marxismus, Zweiter Weltkrieg, Faschismus, Antikriegsbewegung, Arbeiterbewegung, Komintern, Vierte Internationale, Trotzkismus, Leninismus, Volksfront, revolutionärer Defätismus, Proletarische Militärpolitik.
- Arbeit zitieren
- Sean McGinley (Autor:in), 2007, Marxistische Positionen zum 2. Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307549