Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Rationale Entscheidungen
2.1 Das Entscheidungsmodell rationaler Entscheidungen
2.2 Der homo oeconomicus und rationale Entscheidungen
2.3 Zeitliche Aspekte und Personenkonstellationen
2.4 Rationale Entscheidungen im Alltag
3. Heuristiken
3.1 „Recognition heuristic“
3.2 „Fluency heuristic“
3.3 „One - reason Decision making“
3.4 „Take the best heuristic“
4. Schlussbetrachtung
5. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Das Entscheidungsmodell
Abbildung 2: Das erweiterte Entscheidungsmodell
Abbildung 3: Das realistische Entscheidungsmodell
1. Einleitung
Jeden Tag wird der Mensch vor eine Vielzahl von Entscheidungen gestellt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Er wird konfrontiert mit scheinbar einfachen Entscheidungen, aber auch mit solchen von komplexerer Art. Diese Arbeit soll herausfinden, ob eine einheitliche Entscheidungsregel für die täglichen Entscheidungen des Individuums existiert und welche Faktoren dabei auf das Individuum Einfluss nehmen.
Der homo oeconomicus gilt in der Ökonomie seit langer Zeit als Mustermodell für rationale Entscheidungen mit vollständiger Information. Doch es ist fraglich, ob solch rationale Entscheidungen in der Realität überhaupt möglich sind, oder ob das Individuum Entscheidungen nur mit Hilfe anderer „Hilfsmittel“, wie beispielsweise Heuristiken treffen kann. Dies soll in der nachfolgenden Arbeit ebenfalls geklärt werden, nachdem zunächst darauf eingegangen werden soll, welche Aspekte für eine rationale Entscheidung nach dem klassischen Modell gegeben sein müssen. Die Heuristiken als alternatives Konzept zu rationalen Entscheidungen des ökonomischen Modells des homo oeconomicus sollen erklärt werden.
Zusätzlich zu der Abstufung nach ihrer Wichtigkeit lassen sich Entscheidungen in bewusste und unbewusste Entscheidungen abgrenzen. Neben den bewussten Entscheidungen, die in dieser Arbeit angesprochen werden sollen, trifft der Mensch jeden Tag zahlreiche unbewusste Entscheidungen. Wie diese Entscheidungen getroffen werden, soll in dieser Arbeit aus Platzgründen aber nicht näher angesprochen werden.
2. Rationale Entscheidungen
2.1 Das Entscheidungsmodell rationaler Entscheidungen
Jede Entscheidung wird bestimmt von verschiedenen Determinanten, die auf das Individuum und damit auf die Entscheidung an sich Einfluss nehmen. Um Entscheidungen allgemein untersuchen zu können, ist es daher wichtig, diese Faktoren in einem allgemeinen Entscheidungsmodell zusammenzufassen. Dies versuchen Helmut Laux, Robert M. Gillenkirch und Heike Y. Schenk-Mathes in ihrem Buch „Entscheidungstheorie“ mit einem einfachen Entscheidungsmodell, das im weiteren Verlauf der Arbeit weiter ausgebaut werden soll.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Laux, Gillenkirch, Schenk-Mathes (2014), S. 30)
Abbildung 1: Das Entscheidungsmodell
Rationale Entscheidungen werden immer nach der gleichen Entscheidungsregel getroffen. Das Individuum wählt diejenige aus zwei Alternativen, die einen höheren Grad an Bedürfnisbefriedigung verspricht, als die andere wählbare Alternative.1
Wie die Entscheidungsregel bereits impliziert, tritt ein solches Entscheidungsproblem nur auf, wenn mindestens zwei wählbare Alternativen zur Verfügung stehen. Jede Alternative ist von bestimmten Entscheidungsvariablen geprägt.2 Hinzu kommt die Annahme, dass Menschen in Knappheit leben, wodurch sie nicht alle ihrer Bedürfnisse zur gleichen Zeit befriedigen können und sich zwischen verschiedenen Möglichkeiten entscheiden müssen.3 In einem einfachen Modell gibt es zwischen zwei Alternativen nur eine Entscheidungsvariable. Nehmen wir an, ein Individuum möchte in den Urlaub fahren und muss zwischen zwei möglichen Reiseorten wählen, der Türkei und Italien. Definiert das Individuum seine persönliche Nutzenbefriedigung nur über den Preis, würde die Entscheidung vermutlich sehr einfach fallen und es würde sich für die Türkei entscheiden. In der Realität wird die Entscheidung aber von weitaus mehr Entscheidungsvariablen beeinflusst. So ist die Türkei beispielsweise billiger und es gibt mehr Animation, dafür ist das Essen in Italien besser und es gibt mehr kulturelle Angebote. Schon wird die Entscheidung deutlich komplizierter und das Individuum muss die Alternativen gegeneinander abwiegen und wählt dann die Alternative, die insgesamt den größeren Grad an Bedürfnisbefriedigung bringt.4
Bei seiner Entscheidung orientiert sich das Individuum maßgeblich an den Ergebnissen, die es sich von den jeweiligen Alternativen ausrechnet.5 So können Entscheidungen nur rational getroffen werden, wenn das Individuum eine Vorstellung über die Konsequenzen der gewählten Alternativen hat, da die Bewertung der Ergebnisse die Entscheidung maßgeblich beeinflusst.6
Die Umweltzustände spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Entscheidung des Individuums.7 In der Realität sind die Ergebnisse einer Entscheidung nie vollständig planbar, die Zukunft ist also immer in einem gewissen Maße ungewiss.8 Bleiben wir bei dem Urlaubsbeispiel, also der Wahl zwischen Strandurlaub (Türkei) und Kultururlaub (Italien). Das Individuum kann nicht planen, wie das Wetter zum Zeitpunkt des Urlaubs wird.
Der Faktor des Wetters spielt aber eine maßgebliche Rolle dabei, ob das Individuum Bedürfnisbefriedigung erlangen kann.
Dieses Entscheidungsmodell deutet also schon eine gewisse Komplexität von rationalen Entscheidungen an. Im Verlauf der Arbeit soll das Modell durch weitere Faktoren erweitert werden.
2.2 Der homo oeconomicus und rationale Entscheidungen
Der homo oeconomicus ist Bestandteil der klassischen Wirtschaftstheorie. Der Begriff beschreibt ein Individuum, das vollkommen rationale Entscheidungen trifft und sich stets für die Alternative entscheidet, die ihm den größtmöglichen Nutzen bringt. Dieser klassische homo oeconomicus verfügt über vollkommene Information und Kenntnis seiner Umwelt.9 Dadurch müssen ihm alle möglichen Alternativen und die Wahrscheinlichkeit derer Ergebnisse bekannt sein.10 11 Des Weiteren muss er, um rational handeln zu können, wissen, was er durch die Entscheidung für eine Alternative gewinnt und gleichzeitig für die Entscheidung gegen alle anderen möglichen Alternativen verliert.12
Die Entscheidungen des Individuums werden immer von seinen Präferenzen und externen Restriktionen beeinflusst. Betrachtet man das Individuum im wirtschaftlichen Sinn und ausschließlich im Umgang mit ökonomischen Gütern, so wird die Beziehung zwischen Präferenzen und Restriktionen schnell deutlich. Eine Person kann nur so viele materielle Bedürfnisse, die nach Präferenzen geordnet sind, erfüllen, wie sie sich durch ihr Einkommen oder Vermögen überhaupt leisten kann. Es muss die Kosten, Wahrscheinlichkeiten und Erlöse der verschiedenen Alternativen kennen und gegeneinander abwiegen, um den maximalen Nutzen zu erreichen.13 Dafür muss das Individuum eine klare Präferenzstruktur besitzen.14
In Anbetracht dieser Ansprüche an den homo oeconomicus ergibt sich für rationale Entscheidungen dann dieses erweiterte Entscheidungsmodell:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: In Anlehnung an Laux, Gillenkirch, Schenk - Mathis (2014), S.30)
Abbildung 2: Das erweiterte Entscheidungsmodell
2.3 Zeitliche Aspekte und Personenkonstellationen
Alle Entscheidungen des homo oeconomicus sind kalkuliert und geplant, doch in der Realität ist eben dies nicht immer möglich. Vielmehr fallen Entscheidungen in der Realität oft aus dem situativen Kontext und werden ohne großes Nachdenken getroffen, da in vielen Situationen die Zeit dafür fehlt.15
[...]
1 Vgl. Laux, Gillenkirch, Schenk-Mathes (2014), S.34
2 Vgl. Ebd., S. 31
3 Kirchgässner (2008), S. 11
4 Vgl. Laux, Gillenkirch, Schenk-Mathes (2014), S. 36
5 Vgl. Ebd., S. 31
6 Vgl. Ebd., S. 41
7 Vgl. Simon (1957), S. 261
8 Vgl. Gigerenzer, Gaissmaier (2011), S. 453
9 Vgl. Simon (1955), S. 99
10 Vgl. Ebd., S. 101
11 Vgl. Ebd., S. 104
12 Vgl. Ebd., S. 103 f.
13 Vgl. Kirchgässner (2008), S. 12
14 Vgl. Simon (1955), S. 103 f.
15 Vgl. Schimank, Wilz (2008), S. 4980