„Die Poesie ist die schöpferische Fähigkeit des Menschen, sich in der Welt und die Welt in sich zu erfahren und wiederzuerkennen.“ Oder, um es mit Hans-Georg Gadamer auszudrücken: „In der Kunst begegnet sich der Mensch selbst, Geist dem Geiste.“ Hätte man Michael Ende zu Lebzeiten eingeladen und gebeten, einer Veranstaltung mit dem Titel »Klassiker der Kinder- und Jugendbuchliteratur« beizuwohnen, in der es darum gegangen wäre, seine Werke, beispielsweise »Momo« oder »Die Unendliche Geschichte«, unter literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten zu interpretieren und zu analysieren, so wäre er einer solchen Einladung wahrscheinlich nicht gefolgt. Die Gründe, warum Michael Ende derartige Veranstaltungen oder auch Interviews nicht mochte und es weitestgehend ablehnte, Fragen hinsichtlich der Deutung seiner Werke zu beantworten, sind vielschichtig und aufschlußreich. Sie sind aufschlußreich, weil sie ins Zentrum seines poetischen Konzepts führen. Insofern hat jede Interpretation als methodische Leitlinien Michael Endes Konzept, seine Auffassung von Wesen und Art der Literatur sowie seine Wirkungsabsicht gebührend zu berücksichtigen und zu beschreiben Denn nur von diesen Ausgangspunkten gelangt man zu einem angemessenen Verständnis seiner Werke. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erster Abschnitt
- Eine Reise in jene Zeit, als der Zauber des Theaters die Zuschauer noch der Wirklichkeit entheben konnte
- Das Amphitheater, der Ort, an dem es einst eine Kultur des Zuhörens gab, wird Momos neues Zuhause
- Im fadenscheinigen Gewand der Märchenfigur kommt Momo daher
- Momo hat viele Freunde und eine besondere Fähigkeit
- Momos inspirierende Wirkung auf die Phantasie der Kinder
- Die Kinder brechen mit der »Argo<< zu einer Expedition ins Reich der Phantasie auf, und der Autor erleidet dabei Schiffbruch...
- Gigi, ein beredter und einfallsreicher' Lebenskünstler, gesellt sich zu Momo
- Gigis zwiespältiges Verhältnis zur Wahrheit
- Zu Unrecht wird Gigi als phantasiebegabter Erzähler vorgestellt
- Was entsteht durch Momos Wirken?
- Zweiter Abschnitt
- Durch das Diktat der Zeitökonomie wird aus der Idylle die moderne Industriegesellschaft
- Die grauen Herren als Allegorie der gesellschaftsverändernden Einflüsse
- Das Ziel und die Eigenart der grauen Herren
- Wie sich das Wirken der grauen Herren äußert
- Inwiefern sind die Kinder betroffen? Können sie sich am neuen Spielzeug erfreuen?
- Nicht das Spielzeug, sondern das Verhalten der Eltern ist das Problem
- Irgend etwas stimmt nicht, warum hat keiner der Erwachsenen Zeit?
- Momo entdeckt das Geheimnis der grauen Herren...
- Momo kann den Kampf gegen die grauen Herren aufnehmen, da sie deren Geheimnis kennt – die eigentliche Handlung des Romans setzt ein
- Ohne es zu wissen, wird Momo verfolgt und von Kassiopeia zu Meister Hora geführt
- Die Begegnung mit dem allwissenden Meister Hora, dem Verwalter der Zeit
- Dritter Abschnitt
- Momos Suche nach den Freunden von einst wird zur Kolportage der gesellschaftlichen Verhältnisse
- Momo befreit die Zeit und rettet damit die Idylle
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert das poetische Konzept von Michael Ende anhand seines Romans "Momo". Die Analyse beleuchtet Endes Kritik an der Entzauberung der kindlichen Vorstellungswelt und die Bedeutung der Phantasie im Angesicht einer von Rationalität und Zeitdruck geprägten modernen Gesellschaft.
- Kritik an der Entzauberung der kindlichen Vorstellungswelt
- Die Bedeutung der Phantasie
- Der Einfluss der Zeitökonomie auf die Gesellschaft
- Die Rolle der grauen Herren als Allegorie für gesellschaftsverändernde Kräfte
- Die Bedeutung von Momos Fähigkeit, Zeit zu bewahren und zu schenken
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Abschnitt befasst sich mit Momos Leben im Amphitheater, einem Ort, an dem es einst eine Kultur des Zuhörens und der Phantasie gab. Momos inspirierende Wirkung auf die Kinder und ihre Reise ins Reich der Phantasie werden beleuchtet. Der Abschnitt stellt außerdem Gigis zwiespältiges Verhältnis zur Wahrheit und seine Rolle als Lebenskünstler dar.
Der zweite Abschnitt beschreibt die Einflüsse der Zeitökonomie auf die Gesellschaft, die zu einer Entfremdung und zum Verlust der Idylle führen. Die grauen Herren, die diese Entwicklung vorantreiben, werden als Allegorie für die gesellschaftlichen Kräfte analysiert, die das Leben immer mehr rationalisieren und kontrollieren wollen. Es werden die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Kinder und ihre Beziehung zur Welt der Erwachsenen erörtert.
Der dritte Abschnitt schildert Momos Suche nach ihren Freunden und ihrer Begegnung mit Meister Hora, dem Verwalter der Zeit. Dieser Abschnitt zeigt, wie Momo die Zeit befreit und damit die Idylle rettet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes sind Michael Endes poetisches Konzept, die Entzauberung der kindlichen Vorstellungswelt, die Bedeutung der Phantasie, die Zeitökonomie, die grauen Herren als Allegorie für gesellschaftsverändernde Kräfte und die Rolle von Momo als Vermittlerin von Zeit und Idylle.
- Arbeit zitieren
- Malte Oetjen (Autor:in), 2003, Das poetische Konzept Michael Endes. Eine Gesamtinterpretation von »Momo«, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30769