Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Sprachliche Besonderheiten von Fachtexten an einem ausgewählten Beispiel
2.1 Schwierigkeiten auf Wortebene
2.2 Schwierigkeiten auf Satzebene
2.3 Schwierigkeiten auf Textebene
3 Umgang mit Fachsprache im Unterricht und Möglichkeiten zur Förderung des Verstehens
3.1 Textanalyse
3.1.1 Defensiver Umgang mit Fachtexten
3.1.2 Offensiver Umgang mit Fachtexten
3.1.2.1 Fragen zum Text beantworten
3.1.2.2 Analyse der Komposita
3.1.2.3 Lückentexte bearbeiten
3.1.2.4 Text in einen andere Darstellungsform bringen
3.1.2.5 Zyklische Bearbeitung des Textes
4. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Anhang I
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Textausschnitt mit komplexer Satzstruktur
Abb. 2: Textbeispiel mit verschiedenen Konditionalsatzkonstruktionen
Abb. 3: einfache Hervorhebungen zur Erleichterung des Textverständnisses
Abb. 4: vereinfachter Paralleltext
Abb. 5: Beispiel einer Übung zur sprachlichen Analyse von Komposita
Abb. 6: Wortschatzübung mit Hilfe eines Lückentextes
Abb. 7: Flussdiagramm mit Verben
Abb. 8: Übung zur zyklischen Bearbeitung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Besonderheiten von Fachtexten auf Wortebene
Tabelle 2: Raster zur sprachlichen Bedarfsanalyse
1 Einleitung
„ Sprache ist das Ziel und auch der Weg zum Ziel “ (Butzkamm, 1989).
Sprache lässt sich als eine Art Transportmittel verstehen. Sie transportiert und vermittelt Informationen, Inhalte und Wissen. Jedoch verhält es sich mit der Sprache oftmals wie mit einem Fahrrad, das einen platten Reifen hat. Funktioniert sie nicht einwandfrei, ist die Sprache mehr Hürde als Hilfe. Dies zeigt sich spätestens seit der PISA-Studie. Seither wissen wir, dass es in Deutschland einen hohen Anteil von Schülern1 mit fehlenden sprachlichen Qualifikationen gibt. Besonders schwer an deutschen Schulen haben es Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache.
Laut dem Deutschen PISA-Konsortium (2001) können diese Schüler nur dann erfolgreich in das deutsche Bildungssystem eingegliedert werden, wenn sie die „deutsche Sprache auf einem dem jeweiligen Bildungsgang angemessenen Niveau“ (S. 374) beherrschen.
Besondere Bedeutung wird dabei einer ausgebildeter Lesekompetenz beigemessen. Lesen gilt als eine Schlüsselkompetenz, sowohl für den Bildungserfolg der Schüler als auch für ihre Teilnahme am gesellschaftlichen und beruflichen Leben (Müller, 2005, S.1).
Mangelt es den Schülern aber an eben dieser Lesekompetenz, ist es für sie beinahe unmöglich, dem Unterricht zu folgen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Wissensvermittlung im Unterricht hauptsächlich über Fachtexte stattfindet, denen besonders Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache mit Schwierigkeiten begegnen.
Was das Lesen und Verstehen von Fachtexten so schwer macht, soll im Rahmen dieser Hausarbeit anhand eines typischen Lehrbuchtextes der Berufsschule geklärt werden.
Im ersten Abschnitt werden beispielhaft die sprachlichen Besonderheiten von Fachtexten erörtert. Im darauffolgenden Kapitel sollen mögliche Lösungsansätze vorgestellt werden, mit denen man den sprachlichen Spezifika begegnen kann. Es werden exemplarisch Übungen und Methoden vorgestellt, die das Leseverständnis von Fachtexten verbessern sollen.
2 Sprachliche Besonderheiten von Fachtexten an einem ausgewählten Beispiel
In der beruflichen Bildung werden Inhalte, Informationen und Sachverhalte meist durch Fachtexte vermittelt. Fachtexte stellen somit ein wesentliches Medium für den Unterricht dar. Das Lesen von Texten im Fachunterricht soll das fachliche Lernen unterstützen und fördern. Eine Vorbereitung auf das Berufsleben ohne die Auseinandersetzung mit Fachtexten kann daher nur schwer gelingen und scheint eigentlich unmöglich. Doch gerade diese Fachtexte können für viele Jugendliche - besonders für jene nichtdeutscher Herkunftssprache - Verständnisbarrieren darstellen. Die Probleme bei der Auseinandersetzung mit Fachtexten sind jedoch weniger auf die mangelnden kognitiven Fähigkeiten der Schüler zurückzuführen als vielmehr auf eine schlecht ausgeprägte Lesekompetenz (Müller, 2005, S. 2). Lehrbuchtexte sind häufig durch ein unangemessen hohes Sprachniveau und uneindeutige Formulierungen gekennzeichnet, was die Schüler schlichtweg überfordert. Im Folgenden soll an einem Beispiel geklärt werden, welche weiteren sprachlichen Besonderheiten Fachtexte aufweisen und wie dadurch das Textverständnis beeinflusst wird. Als Beispiel dient (Anhang I) ein Auszug aus einem Lehrbuch für Industriekaufleute, welches laut Aussagen des Verlages „selbstständiges Arbeiten im Unterricht und Betrieb“ ermöglichen soll. Ob und inwieweit dies tatsächlich möglich ist, soll in den folgenden Kapiteln untersucht werden.
2.1 Schwierigkeiten auf Wortebene
Laut Leisen und Seyfarth (2006, S. 9) liegen die Verständnisschwierigkeiten, die Fachtexte bereiten, auf drei verschiedenen Ebenen - der Wort-, der Satz- und der Textebene. Zunächst soll untersucht werden, welche Merkmale Fachtexte im Allgemeinen und der vorliegende Text im Speziellen auf der Wortebene aufweisen. In Tabelle 1 sind dazu einige Textbeispiele exemplarisch aufgeführt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Besonderheiten von Fachtexten auf Wortebene
Dass Fachsprache zum Wesentlichen aus Fachbegriffen besteht, mag einleuchten. Was dabei aber leider selten beachtet wird, ist, dass viele Schüler mit diesen Begriffen überfordert sind. Vor allem, wenn die Begriffe im Alltag der Schüler gar nicht oder in einem anderen Zusammenhang vorkom- men (z.B. Gericht, Gewalt). Auch kann ich mir vorstellen, dass das Wort „fruchtlos“ bei einigen Schülern für Verwirrung sorgen kann, geht es hier doch weder um Obst noch um die Ernte. Fach- begriffe wie „eidesstattlich“ dürften bei den Schülern ebenfalls für Stirnrunzeln sorgen, da es sich hier vermutlich um eine noch unbekannte Vokabel handelt. Sie muss gewusst oder gelernt werden. Die häufige Verwendung von fachsprachentypischen Wortbildungen - den Komposita (z.B. Zwangsvollstreckung, Amtsgericht) ist eine weitere Besonderheit von Fachtexten. Die Bildung von Komposita ist aber nicht nur eine Besonderheit dieser Texte, sie ist auch eine Eigenart der deut- schen Sprache und daher für Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache häufig schwer nachzuvoll- ziehen. Die eingesetzten Wortungetüme erschweren somit zusätzlich das Textverständnis (Niede- rhaus, 2011, S. 212).
2.2 Schwierigkeiten auf Satzebene
Eine weitere und grundlegende Schwierigkeit besteht auf der Satzebene. Hier führen vor allem lange und verschachtelte Satzkonstruktionen zu Verständnisproblemen bei den Lesern nichtdeutscher Herkunftssprache. Ein Satz wie in Abbildung 1 dargestellt, enthält viel zu viel Informationen und ist selbst für manchen Muttersprachler zu komplex, als dass er bei einmaligem Lesen verstanden werden würde.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Textausschnitt mit komplexer Satzstruktur
Fachtexte sind außerdem durch die Verwendung von Konditionalsätzen gekennzeichnet, welche auch in dem gewählten Beispiel Anwendung finden. Konditionalsätze können für Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache dann ein Problem darstellen, wenn die Bedingung-Folge-Kette nicht logisch erkannt wird. Das Besondere ist, dass es im Deutschen unterschiedliche Arten dieser Bedingungssätze gibt. Neben einleitenden Konjunktionen wie „wenn“, kann die Bedingung auch durch ein konjugiertes Verb eingeleitet werden (vgl. Abb. 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Textbeispiel mit verschiedenen Konditionalsatzkonstruktionen
2.3 Schwierigkeiten auf Textebene
Besonders wichtig für das Verständnis eines Textes ist seine Struktur. Sätze sollten sich folgerichtig aufeinander beziehen und sinnvoll miteinander verbunden sein. Ist dies nicht der Fall, besteht also kein innerer Zusammenhang der Sätze zueinander, dann ist ein Text unverständlich (Leisen, 2006,S. 2).
Fachtexte folgen in der Regel einem ganz spezifischen Aufbau, der auch im vorliegenden Beispieltext in Ansätzen erkennbar ist. So wird in Zeile 05 zunächst der Begriff „Zwangsvollstreckung“ erklärt. Das dient als eine Art Einführung. Doch dann wird ohne Umwege und ohne erkennbaren Übergang auf die eidesstattliche Versicherung eingegangen. Dies scheint unangebracht und hätte besser geschehen können. Der Sprung von einem unbekannten Begriff zum nächsten kann bei den Lesern eindeutig für Verwirrung sorgen und sollte in der Form vermieden werden.
3 Umgang mit Fachsprache im Unterricht und Möglichkeiten zur Förderung des Verstehens
In Kapitel 2 wurde gezeigt, welche sprachliche Schwierigkeiten das Lesen und Verstehen von Fachtexten erschweren können. Dass diese Besonderheiten aber kein unüberwindbares Hindernis darstellen müssen, soll nun gezeigt werden. Es gibt zahlreiche Methoden, Strategien und Übungen, die den Schülern den Umgang mit fachlichen Texten erleichtern können.
Dieses Kapitel beschäftigt sich zunächst mit den Möglichkeiten der vereinfachten Darstellung und Reduktion von Fachtexten. Anschließend werden ausgewählte Methoden und Übungen zur Förderung der Lesekompetenz vorgestellt.
3.1 Textanalyse
Bevor eine Lehrperson sich dazu entscheidet, einen bestimmten Fachtext im Unterricht anzuwenden, sollte sie sich der sprachliche Hürden bewusst sein, die dieser mit sich bringen kann. In diesem Zusammenhang plädiert Leisen (2011) für einen sprachsensiblen Fachunterricht, welcher „[...]einen bewussten Umgang mit der Sprache als Medium“ pflegt, „um fachliches Lernen nicht durch (vermeidbare) sprachliche Schwierigkeiten zu verstellen“ (S. 5). Laut Leisen müssen Lehrer eine gewisse Mitverantwortung für die sprachliche Entwicklung der Schüler übernehmen - dazu gehört auch der bewusste Umgang mit Fachtexten.
Begonnen werden sollte damit, dass jeder Text vor seinem Einsatz auf seine sprachlichen Schwierigkeiten hin untersucht wird - er sollte einer sprachlichen Bedarfsanalyse unterzogen werden. Diese Analyse erfolgt anhand folgendem Raster (Müller, 2005, S. 5).
[...]
1 Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in dieser Hausarbeit auf die sprachliche Differenzierung zwischen der männlichen und weiblichen Form verzichtet.
- Arbeit zitieren
- Ulrike L. (Autor:in), 2014, Sprachliche Anforderungen von Lehrbuchtexten in der beruflichen Bildung. Übungen zur Förderung des Text- und Leseverständnisses, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307699
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