"Vues de la Residence Ducale de Louisbourg". Donato Giuseppe Frisonis Stichserie des Ludwigsburger Schlosses


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historische Bedingungen

3. Die Baugeschichte des Ludwigsburger Schlosses

4. Veröffentlichungen der Stiche des Schlosses
4.1 Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Stichserien
4.2 Beschreibungen der Stichserien
4.2.1 Titelkupfer
4.2.2 Johann Friedrich Nette: Prospect du Cote de Louisbourg: Vorstellung nach der Seiten des fürstl. Hauses Ludwigsburg
4.2.3 Außenansichten in Frisonis Stichserie
4.2.4 Blick auf das Schloß Favorite Taf.16 & Taf. 17
4.2.5 Querschnitte Frisonis: ein Raum wird in Landschaft erfahrbar
4.3 Gründe für die Architekturstichserien

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Ludwigsburger Schloss des Bauherren Herzog Eberhardt Ludwig, welches zu seiner Entstehungszeit[1] seinesgleichen in der Region suchte, gehört zur Kategorie der Barockschlösser.

Seine Baugeschichte gliedert sich in mehrere Phasen, die maßgeblich durch verschiedene Baumeister geprägt wurden. Zu den wichtigsten Architekten des Schlosses gehörten Johann Friedrich Nette und Donato Giuseppe Frisoni, denn sie bestimmten die Erscheinung des Schlosses wesentlich. Darüber hinaus gehörten sie zu den Baumeistern, die ihre Planungen auch als aufwendige Architekturstichserien veröffentlichten.

Mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Repräsentation der herrschaftlichen Bauwerke auch in vielen Teilen Deutschland zur Mode. Zuvor bedienten sich dieser Darstellungsweise häufig nur die europäischen Nachbarländer, allen voran Frankreich. Wie auch bei anderen Stichserien des 18. Jahrhunderts üblich, wurden aufgrund der vorangegangenen Kriege und politischen Ereignisse dieses Bauvorhaben und die dazugehörige Stichserie in Auftrag gegeben.[2]Diese Einflussfaktoren auf ein Bauvorhaben und die damit verbundene Veröffentlichung werden im Folgenden näher erläutert. Darüber hinaus wird im Vergleich der beiden Stichserien die Frage erläutert, was die Stichserie von Donato Guiseppe Frisoni auszeichnet und welche Bedeutungen die Stichserie für den Baumeister und den Bauherren hatten.

2. Historische Bedingungen

Die Entstehungszeit dieser Architekturpublikation wird durch Michaela Völkel alsRepresentatio Maiestatiskategorisiert, denn in der Zeit von 1700 bis 1740 häuften sich herausgegebenen Stichserien der deutschen Herrschaftshäuser. Nach einer langen Zeit der Sammlung von ausländischen Architekturstichserien, wagten die deutschen Höfe nun auch selbst die Veröffentlichung von angefertigten Architekturstichserien. Das Ziel dieser Stichserien war es die eigenen Bautätigkeiten einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und die Fortschritte am Bau der ausländischen Architektur gegenüber sichtbar zu machen.[3]So versuchten die Höfe mithilfe der erbauten Architektur mit anderen internationalen Herrschaftshäusern in Konkurrenz zu treten, denn sie standen nun auch selbstbewusst zu ihren eigenen Prachtbauten. Laut Völkel waren also nicht mehr nur die wirklich erbauten Herrschaftsanlagen für diesen Konkurrenzkampf bedeutend, sondern auch die zugehörigen Publikationen der Architekturplanungen.[4]

Dieser Tradition bediente sich auch das württembergische Herzogtum unter dem Herzog Eberhardt Ludwig. Wie viele andere Teile Deutschlands war das Herzogtum Württemberg durch den Dreißigjährigen Krieg getroffen und stark verwüstet. Doch Herzog Eberhard Ludwig bemühte sich mit allen Mitteln den Hof in seiner Repräsentation wieder auszubauen und dadurch zu internationaler Bedeutung zu gelangen.[5]

3. Die Baugeschichte des Ludwigsburger Schlosses

Das Glanzstück in der Bautätigkeit von Herzog Eberhardt Ludwig war die Planung des Schloss Ludwigsburg. Der Bau wird charakterisiert durch seine etappengebundene Planung, die besonders durch die entsprechenden Hofarchitekten geprägt wurden. Als Vorgängerbau des Schlosses diente das Gutshaus Erlachshof. Im Jahr 1704 wurde dann an gleicher Stelle der Neubau für das neue Schloss Ludwigsburg begonnen. Die ersten Pläne für diesen Bau erstellte damals noch der Baumeister Philipp Joseph Jenisch, doch ab 1707 übernahm diese Stelle als Architekt Johann Friedrich Nette. Dieser hatte den Auftrag den bereits bestehenden Bau weitläufiger und repräsentativer zu gestalten.

Im Jahr 1710 wurde dann der von Nette geplante Corps di Logis im Rohbau fertig gestellt und es folgte die weitere Vergrößerung des Schlosskomplexes durch Galerien, zwei Festsäle und Pavillons. Durch den Tod von Johann Friedrich Nette im Jahr 1714 stoppten sowohl die Arbeiten am Bau des Schlosses als auch die Planungen der zugehörigen Residenzstadt.[6]

Die Nachfolge des verstorbenen Baumeisters Nettes trat der, seit 1709 als Stuckateur in Ludwigsburg tätige, Italiener Donato Giuseppe Frisoni an. Nach seinen stetigen Bemühungen um den Posten als Architekt war Frisonis Ernennung vorerst umstritten[7], da er nur eine Ausbildung zum Stuckateurs hatte, doch seine fundierte Fähigkeit Risse zu erstellen, verhalf ihm letztendlich die Stelle zu erhalten. Seine Aufgaben am Bau des Ludwigsburger Schlosses umfassten nicht nur die Architektur des Schlosses selbst, sondern auch die Innenausstattung, die Erweiterung des Garten und die Planungen der Stadt Ludwigsburg.[8]Die ersten Erweiterungsentwürfe für die Schlossanlage durch den angezweifelten Baumeister wurden dem Auftraggeber im Jahr 1715 mit Plänen für die Kapelle vorgelegt. Im Jahr 1716 erfolgte dann auch die Erweiterung der Festflügel. Nun war es an der Zeit den point de vue der Anlage festzulegen, dieser wurde mit dem Lustschlößchen Favorite im Jahr 1717 markiert.[9]Im gleichen Jahr wurde Donato Guiseppe Frisoni auch als Landbaudirektor ernannt.[10]

Im Herbst 1720 unterbreitete Baumeister Frisoni dann den Vorschlag einen neuen Corps di Logis zu bauen und auch die angeschlossene Baudeputation begrüßte diese Idee.[11]

Durch die stetigen Erweiterungen konnte 1724 die Anlage um Ludwigsburg zur Residenzstadt und ständigen Sitz des Herzoges erklärt werden.[12]

4. Veröffentlichungen der Stiche des Schlosses

Der zweite Architekt des Schlosses, Johann Friedrich Nette, gab bereits 1709 die erste Stichserie des Ludwigsburger Schlosses unter dem Titel„Veves et parties principales des Louis-Bourg a Son Altesse Sre. Mons. Gr. Le Duc Regnent de Wurtemberg; Prospect und Theile des Fürstl. Hauses und Gartens Ludwigsburg“heraus. Der Verleger dieser Stichserie war, der mit architekturstichserien-erfahrende, Jeremias Wolff. Insgesamt umfasste die Stichserie 11 nummerierte Tafeln, die ein Format von 31 x 40 cm und 13,3 x 17,5 cm aufweisen. Beschriftet sind diese Tafeln, wie häufig in dieser Zeit üblich, in französischer und deutscher Sprache.[13]Insgesamt beinhaltete dieses Stichwerk zu einer Hälfte sachliche Grundrisse, Schnitte und Aufrisse und als Ergänzung außerdem malerische Architekturdarstellungen.[14]

Deutlich bei der Betrachtung der Stiche wird die persönliche Aufgabe des Baumeisters, die ungewöhnliche Lage der Residenz, die nach Osten abfällt, hervorzuheben.[15]

Nachdem der Baumeister Frisoni zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten vorgenommen hatte, verlor die vorrausgegangene Stichserie vom Baumeister Nette ihre Aktualität.[16]Bereits im Herbst des Jahres 1722 begab sich Frisoni deshalb auf Reise nach Nürnberg um ebenfalls mit dem Verleger Wolff seine erste Stichserie zu besprechen.[17]Die Stichserie von Donato Giuseppe Frisoni hingegen übertrifft die vorangegangene Stichserie Nettes allein schon durch den Umfang, denn sie enthielt 18 nummerierte Tafeln. Darüber hinaus haben die einzelnen Blätter eine Größe von 32 - 37,5 x 48 - 103 cm, von denen einige Tafeln ausklappbar sind. Gestochen wurde diese Stichserie von Johann August Corvinus und Georg David Nessenthaler und herausgegeben wurde sie ebenfalls von Jeremias Wolff. Diese Tafeln sind wie die Vorgängerserie außerdem auch in Deutsch und Französisch beschriftet.[18]

4.1 Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Stichserien

Selten werden von einem Herrschaftsbau zwei umfangreiche Stichserien herausgegeben, die von dem jeweiligen Architekten initiiert wurden. Aus diesem Grund bietet sich auch ein Vergleich in den Darstellungen einzelner Stiche aus den beiden Serien an.

Allein in der Ansicht unterscheiden sich die Darstellungsweisen der beiden Stichserien in verschiedenen Punkten, die nachfolgend erläutert werden. Bei der genauen Untersuchung des Betrachterstandpunkts fällt auf, dass Frisoni den Betrachter in einigen Blättern seiner Stichserie ungewöhnlich tief positioniert. Darüber hinaus ist dieser Betrachter auch weniger weit von der dargestellten architektonischen Elementen und Gebäuden entfernt. Die Architektur wird somit noch erfahrbarer, da der Beobachter in nur wenigen Schritten die Möglichkeit hätte, die Architektur zu besichtigen. Weiterhin suchen nun auch einige der verwendeten Repoussirfiguren den direkten Kontakt zum Betrachter, denn sie weisen mit direkten Gesten auf sich[19]und auf Details am Stich wie in Tafel 4 und 16.

Die Stichserien der beiden Hauptbaumeister dieses Schlosses nahmen auch die damalige Entwicklung auf, nicht nur die Grund- und Aufrisse und Schnitte, sondern integrierten auch gezielt malerische Ansichten, wie es in anderen europäischen Ländern bereits üblich war.[20]

[...]


[1]Die in dieser Arbeit verwendeten Bilder finden Sie unter https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/VE4ZAD4ME6VDVGZRU7I3SURPC6D3IEGG

[2]Völkel, 2001, S. 129.

[3]Völkel, 2001, S. 97.

[4]Völkel, 2001, S. 97-98.

[5]Völkel, 2001, S. 97-98.

[6]Völkel, 2001, S. 129 -131.

[7]Fleischhauer, 1981, S. 177.

[8]Siebter Internationaler Barocksommerkurs 2006, 2006, S.189 - 190.

[9]Völkel, 2001, S. 132 – 133.

[10]Siebter Internationaler Barocksommerkurs 2006, 2006, S. 190.

[11]Staatliche Schlösser u. Gärten Baden-Würtemberg, 2004, S. 52.

[12]Völkel, 2001, S. 132-133.

[13]Völkel, 2001, S. 325.

[14]Völkel, 2001, S. 130.

[15]Völkel, 2001, S. 130-131.

[16]Völkel, 2001, S. 133.

[17]Staatliche Schlösser u. Gärten Baden-Würtemberg, 2004, S. 50.

[18]Völkel, 2001, S. 329.

[19]Völkel, 2001, S. 134-135.

[20]Völkel, 2001, S. 99.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
"Vues de la Residence Ducale de Louisbourg". Donato Giuseppe Frisonis Stichserie des Ludwigsburger Schlosses
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
22
Katalognummer
V307721
ISBN (eBook)
9783668062603
ISBN (Buch)
9783668062610
Dateigröße
749 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
vues, residence, ducale, louisbourg, donato, giuseppe, frisonis, stichserie, ludwigsburger, schlosses
Arbeit zitieren
Sophie Z. (Autor:in), 2015, "Vues de la Residence Ducale de Louisbourg". Donato Giuseppe Frisonis Stichserie des Ludwigsburger Schlosses, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307721

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