In dieser Arbeit mochte ich erläutern, was das Experimentelle Theater und der Effekt der Verfremdung ist und darauf eingehen, welche Arten der Verfremdung möglich sind. „Wir brauchen Theater, das nicht nur Empfindungen, Einblicke und Impulse ermöglicht, die das jeweilige historische Feld der menschlichen Beziehungen erlaubt, auf dem die Handlungen jeweils stattfinden, sondern das Gedanken und Gefühle verwendet und erzeugt, die bei der Veränderung des Feldes selbst eine Rolle spielen.“
Bertolt Brecht war nicht nur Theaterwissenschaftler, sondern auch Ensembleleiter, Theaterdirektor, Autor, Dramaturg und Regisseur. Als Theoretiker brachte er zu allen Phasen seiner theoretischen Entwicklung praktische Umsetzungen auf die Bühne. Daher liegen zu jeder Phase seiner Entwicklungsprozesse abgeschlossene Kunstwerke vor.
Durch die industrielle Revolution, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann und sich im 19. Jahrhundert in weiten Teilen der Welt verbreitete, begaben sich die Menschen von einer Agrargesellschaft allmählich in eine Industriegesellschaft.
Organisations- und Produktionskonzepte wie der Fordismus und der Taylorismus wurden eingeführt und auch das Verkehrssystem erfuhr einen großen Aufschwung.
Eine theaterwissenschaftliche Nebenwirkung der großen Epoche voll Veränderung war, dass die Sinne der Menschen durch die Reizüberflutung abgestumpfter waren. Bertolt Brecht war der Auffassung das Theater und seine Entwicklung dürfe nicht still stehen, sondern sollte ständig verändert werden,- weshalb er ein großer Vorreiter des Experimentellen Theaters war.
Mit der Entwicklung des Verfremdungs-Effekts im Epischen Theater richtete Bertolt Brecht sich gezielt gegen das Konzept der Einfühlung des aristotelischen Theaters. Er wollte den Zuschauer zu einer kritisch-distanzierten Haltung gegenüber der Charaktere und der Handlung bewegen. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer sollte weg vom Ablauf des Geschehens zur Sinngebung des Geschehens gelenkt werden. Damit werden die Zuschauer in die Lage versetzt, das Verhalten der einzelnen Figuren mit einem gewissen Abstand kritisch zu beobachten und zu bewerten.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Das Epische Theater
- Was ist Verfremdung
- Arten der Verfremdung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept der Verfremdung im epischen Theater Bertolt Brechts. Sie analysiert die Entstehung des epischen Theaters, die Ziele und Methoden der Verfremdung sowie die unterschiedlichen Arten der Verfremdung im Stück selbst und in der Inszenierung.
- Das epische Theater als Gegenentwurf zum aristotelischen Theater
- Der Verfremdungseffekt als Mittel der kritischen Distanzierung
- Die Arten der Verfremdung: Sprachliche, politische und theatralische Mittel
- Die Rolle des Zuschauers im epischen Theater
- Die Bedeutung des Verfremdungseffekts für die gesellschaftliche Analyse und Veränderung
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Die Einleitung stellt Bertolt Brecht als Theaterwissenschaftler, Ensembleleiter, Theaterdirektor, Autor, Dramaturg und Regisseur vor. Sie erläutert den historischen Kontext der industriellen Revolution und die daraus resultierende Abstumpfung der Sinne. Brecht forderte eine Veränderung des Theaters und setzte sich mit dem Verfremdungseffekt im epischen Theater gegen das Konzept der Einfühlung des aristotelischen Theaters ab.
- Das Epische Theater: Dieses Kapitel erklärt die Entstehung des epischen Theaters durch Bertolt Brecht und Erwin Piscator und seine politische Zielsetzung. Im Gegensatz zum dramatischen Theater ist das epische Theater erzählend anstatt handelnd, es weckt die Aktivität des Zuschauers anstatt sie zu verbrauchen und schafft ein Weltbild anstatt ein Erlebnis.
- Was ist Verfremdung: Dieses Kapitel beschreibt den Verfremdungseffekt als ein literarisches Stilmittel des epischen Theaters. Es zitiert Brechts Definition und erläutert, dass der Zuschauer nicht mehr nur eine vorgegebene Meinung präsentiert bekommt, sondern zur Selbstständigkeit in der Betrachtung angeregt wird.
- Arten der Verfremdung: Dieses Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Arten der Verfremdung, die durch den Stückeschreiber, den Regisseur und den Schauspieler realisiert werden können. Es werden verschiedene Ansätze von Reinhold Grimm, Werner Mittenzwei und Käthe Rülicke-Weiler präsentiert und die unterschiedlichen sprachlichen und strukturellen Mittel der Verfremdung im Text und in der Inszenierung erläutert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Episches Theater, Bertolt Brecht, Verfremdungseffekt, aristotelisches Theater, Einfühlung, Distanzierung, politische Zielsetzung, gesellschaftliche Analyse, Veränderung, Sprachliche Mittel, Strukturelle Mittel, Inszenierung
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- Anonym (Autor:in), 2014, Die Verfremdung im epischen Theater bei Bertolt Brecht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307903