Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2.Medienkompaktbegriff
2.1.Kommunikationsmittel
2.2.Medientechnologien
2.3.Institutionalisierung
2.4.Medienangebote
3.Internet
3.1.Interaktivität
3.2.Multimedialität
3.3.Netzstruktur
3.4.Hybridmedium
4.Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Der Mensch hat sich einen neuen Lebensraum erobert: die digitale Welt.“ (Evsan 2009: 9). Mit dem Internet erhielt in den letzten zwei Jahrzehnten eine große Innovation im digitalen Bereich auf der gesamten Welt Einzug. Wir leben in einem Zeitalter, das maßgeblich durch Medien geprägt ist und in dem durch die Erfindung des Internets die Kommunikation revolutioniert wurde. Manche meinen sogar, dass mit dem Internet eine ganz neue Welt geschaffen wurde, die sich uns durch das World Wide Web eröffnet und aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Internetnutzer sprechen enthusiastisch über die neuen Möglichkeiten, die das eigene Leben in vielen Punkten verändern. Die Kritiker hingegen heben den Werteverfall hervor, der sich ihrer Meinung nach im Zuge der Digitalisierung und durch das Internet einstellte. Über den neuen Lebensraum, wie Evsan ihn beschreibt, den die Menschheit damit erobert, und der als erste Möglichkeit gesehen werden kann, eine globale Kommunikation, die Raum und Zeit überwindet, herzustellen, kann nur eine Sache sicher gesagt werden: „Das einzige, was wir über die Zukunft des Internets wissen, ist, dass wir gar nichts über sie wissen.“ (Carey 1998: 28)
Die Wissenschaft bietet viele Ansätze zur Analyse der Medien; und auch beim Internet existieren viele Analyseansätze. Dass es bei einer Frage zur Bezeichnung sowohl von Medien als auch dem Internet verschiedene Positionen gibt, ist also sicher. Wie das Internet nach bisherigem Forschungsstand zu kategorisieren ist, soll mit der folgenden Forschungsfrage, die dieser Arbeit zugrunde liegt, näher betrachtet werden: Kann das Internet als Medium bezeichnet werden?
Um sich der Beantwortung dieser Frage anzunähern, wird im ersten Teil der Arbeit der Begriff des Mediums näher untersucht. Hier wird speziell auf eine Theorie Bezug genommen: den Medienkompaktbegriff nach Siegfried J. Schmidt, der viele Mediendefinitionen zusammenführt und somit eine fundierte Anwendungsbasis bereitstellt. Der zweite Teil der Arbeit widmet sich den Merkmalen des Internets. Nach einer Erklärung, was die Multimedialität und Interaktivität des Internets ausmacht, folgt der Bezug zu dessen Struktur. Schließlich soll mit dem letzten Punkt, der Erläuterung des Internets als ein Hybridmedium zum Fazit übergeleitet werden, in dem am Ende der Arbeit die Forschungsfrage beantwortet wird.
2. Medienkompaktbegriff
Unter Medium ist nicht ein reiner Gegenstand zu verstehen, sondern vielmehr ein Beziehungs- und Funktionsbegriff (vgl. Mock 2006: 184). Um die Heterogenität der Mediendeutungsangebote, die zumeist eine Integration von in anderen Theorien behandelten Schwerpunkten auslassen, zu illustrieren, eignet sich das integrative Medienkonzept (der Medienkompaktbegriff) nach Siegfried J. Schmidt (vgl. Schmidt 2000: 93). Das Konzept weist diejenigen Eigenschaften auf, die notwendig sind, um eine anwendbare und plausible Arbeitsgrundlage zu schaffen: Es ist eindeutig, empirisch nachvollziehbar, ausdifferenzierbar sowie system- und praxisorientiert (vgl. Münker/Roesler 2008: 144). Der Medienkompaktbegriff umfasst vier Komponenten: Kommunikationsinstrumente, Medientechnologien, institutionelle Einrichtungen sowie Medienangebote (vgl. Schmidt 2000: 94f.). Im Folgenden soll auf diese vier Komponenten genauer eingegangen werden.
2.1. Kommunikationsmittel
Zu den Kommunikationsmitteln zählen Sprache, materielle Zeichen, Schriften, Bilder und Töne (vgl. Schmidt 2000: 94). Die Sprache wird bewusst nicht zu den Medien gezählt, sondern zu den Kommunikationsmitteln, da für ihren Gebrauch weder technische Mittel noch Institutionen in Anspruch genommen werden müssen (vgl. Münker/Roesler 2008: 144). Ein Zeichen ist als solches nicht nur als Gegenstand zu verstehen, sondern vielmehr als Mittel, das nach der Theorie Ferdinand de Saussures als Verbindung zwischen einem Gedanken und einem Referenten dient (vgl. Pelz 2001: 45). Zeichen können also in Form von Sprache, in Schrift sowie in Form von Bildern und Tönen auftreten. Mit Bildern sind an dieser Stelle solche gemeint, die ohne technische Mittel erzeugt werden (vgl. Münker/Roesler 2008: 144). Zeichen kommt damit die Funktion zu, als Symbole zur Übermittlung von Gedanken zu fungieren; durch sie wird Sinn produziert (vgl. Schmidt 2000: 94).
Damit ein vertiefender Einblick in die Verbindung zwischen Zeichen, Gedanken und Referenten gegeben werden kann, wird mit dem Sender-Empfänger-Modell eine Erweiterung dieser Verbindung vorgenommen. Diesem Modell zufolge lässt sich ein Kommunikationsprozess folgendermaßen erläutern: „Who says what in which channel to whom with what effect?“ (Lasswell 1948: 37) Der in dieser Formel beschriebene Kommunikationsprozess weist eine Reihe Gemeinsamkeiten der Kommunizierenden auf: Sie haben als erstes materielle Zeichen, die sie zum Übertragen der Signale (z.B. sprachliche Mitteilungen) nutzen, gemeinsam zur Voraussetzung. Die zweite und dritte Gemeinsamkeit beinhalten eine durch Erwartungen gekennzeichnete Beziehung, die auf Wissen, Erfahrungen und Bewertungen gründet. Schließlich, viertens, ergeben sich bestimmte Absichten aus dem Kommunikationsprozess. Zusätzlich ist anzumerken, dass es sich hierbei um einen sozialen Interaktionsprozess handelt (vgl. Noelle-Neumann et al. 1989: 98).
2.2. Medientechnologien
Mit dem Aufkommen der Schrift hat sich eine Annäherung an die Medientechnologien vollzogen – und zwar solche Medientechnologien, die im gesellschaftlichen Leben, der Kultur, eine breite Akzeptanz erhalten (vgl. Hepp 2011: 8). Jedes Medium benötigt eine Technik, mit der seine Inhalte (erzeugte Töne und Visualisierungen) verarbeitet werden. Diese „technischen Dispositive“ (Münker/Roesler 2008: 144) lassen sich weiter untergliedern in Verfahren, Apparatur und Energieeinsatz. Es werden bestimmte Hilfsmittel verwendet (z.B. Elektrizität), die Voraussetzung für die Entstehungsmöglichkeit der jeweiligen Technologie sind (vgl. Hickethier 2003: 29). Sind diese Voraussetzungen gegeben, können Medientechnologien in Form von Druck, Ton, Film und Fernsehen entstehen (vgl. Schmidt 2000: 94f.).
Viele der oben genannten Beispiele sind im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung zu Massenmedien avanciert, die mit der damit verbundenen Massenkommunikation folgendermaßen erklärt werden können:
„Unter Massenkommunikation verstehen wir jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich (also ohne begrenzte und personell definierte Empfängerschaft), durch technische Verbreitungsmittel (Medien), indirekt (also bei räumlicher oder zeitlicher oder raumzeitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern) und einseitig (also ohne Rollenwechsel zwischen Aussagenden und Aufnehmenden) an ein disperses Publikum […] gegeben werden.“ (Maletzke 1963: 32)
Der Gebrauch der Technologien muss schließlich immer „sozialisatorisch erlernt werden“ (Schmidt 2000: 95). Deswegen ist die Medienkompetenz ein zentraler Bestandteil sozialer Systeme (vgl. ebd.).
2.3. Institutionalisierung
Dass sich Kommunikationsmittel, übertragen durch eine Medientechnologie, gesellschaftlich etablieren, ist an ihre Verbreitung über (soziale) Institutionen wie beispielsweise Verlage, Schulen oder Fernsehanstalten gebunden (vgl. Schmidt 2000: 95). Als Institution wird eine öffentliche Einrichtung bezeichnet, die in einer Gesellschaft dem Wohl und Nutzen entweder eines Einzelnen oder der Allgemeinheit dient (vgl. Kiefer 2010: 19). Die Institutionen nehmen in der Medienwelt eine doppelte Rolle ein: „Medien haben sich zum einen in das Set von Institutionen der Gesellschaft eingefügt, zum anderen sind sie selbst zu Institutionen geworden.“ (Donges 2013: 87) Medien gelangen erst durch eine kulturelle Praxis in die Gesellschaft. Dafür erfordert es eine Infrastruktur, die aufzeigt, dass Medien als integrativer Bestandteil einer Gesellschaft angesehen werden. Sobald soziale Praktiken institutionalisiert sind, nehmen die Akteure sie als gegeben wahr (vgl. ebd.: 89). In der übergeordneten Perspektive geben die Institutionen den rechtlichen, ökonomischen und konventionellen Rahmen, innerhalb dessen sich die Medien etablieren (vgl. Hickethier 2003: 31). Bei der Betrachtung dieser Tatsachen ist Folgendes zusammenfassend herauszustellen:
[...]