Schreie, die keiner hört - Die Lebensgeschichte der Mary Bell, die als Kind tötete. Eine pädagogische Auseinandersetzung


Hausarbeit, 2004

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Mary Kindheit 1957 bis 1968

3. 1968 als Mary tötete

4. Red Bank 1969 bis 1973

5. Gefängnis 1973 bis 1980

6. Nach ihrer Haft 1980 bis 1996

7. Was aber heißt »erziehen«?
7.1. Das Bieten einer psychischen Geborgenheit
7.2. Das Auswählen, evtl. Herstellen und Sichern von Lebensräumen für Kinder
7.3. Das Auswählen der geistigen Umwelt

8. Schlussgedanken

1. Einleitung

Die Ermordung von Kindern ist eines der schlimmsten Verbrechen. Die Medien zerreißen sich und die Bevölkerung ist zutiefst erschüttert über solche Meldungen. Noch fassungsloser aber ist es, wenn auch der oder die Täter Kinder sind.

1968 geschahen eben in solch einer Konstellation zwei Morde. Zwei kleine Mädchen, Mary Flora Bell, damals 11 Jahre alt, und Norma Joyce Bell, die ein paar Jahre älter ist als Mary (die beiden sind nicht miteinander verwandt), töteten am 31. Juni 1968 den dreijährigen Brain Howe und Mary, neun Wochen zuvor, am 25. Mai, den vierjährigen Martin Brown. Norma wurde in der Gerichtsverhandlung, die im Dezember ´68 stattfand, freigesprochen. Mary wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Im folgenden möchte ich auf die Biographie von Mary Bell eingehen.

Wie war ihre frühe Kindheit?

Welche Erfahrungen machte sie, die sie zu solch grauenvollen Taten trieben?

Wie entwickelte sie sich in ihrer Jugend im Gefängnis?

Wie lebt sie heute als Erwachsene Frau?

Dies sind die zentralen Fragen, die zu beantworten ich versuche werde. Zudem werde ich am Ende der Arbeit näher auf das Thema „erziehen“ eingehen. Andreas Flitner liefert hierzu eine „Ideallösung“. Anhand dieser möchte ich aufzeigen, was an Marys Erziehung schief gelaufen ist.

2. Mary Kindheit 1957 bis 1968

Mary kam am 26. Mai 1957 als Tochter von Betty McC., damals 17 Jahre alt, in Newcastle zur Welt. Den Namen des leiblichen Vaters hat die Mutter ihr nie gesagt.

Kurz nach Marys Geburt lernte Betty Billy Bell kennen, den sie im März 1958 heiratete. Er wurde als Vater von Mary in deren Geburtsurkunde eingetragen. Mary selbst hielt ihn bis ins Jugendalter für ihren richtigen Vater. Sie hing sehr an ihm, sah ihn als ihren Beschützer. Leider war Billy viel unterwegs, denn wenn er nicht gerade im Gefängnis saß, brach er irgendwo ein.

Newcastle befand sich im Jahr 1968 am Rande des wirtschaftlichen Ruins. Berg- und Schiffbau gingen immer mehr zurück, sodass die Arbeitslosenzahlen immer weiter anstiegen. Die Folge war, dass die Stadt bald den Ruf hatte, die höchste Kriminalitätsrate und die stärkste Verbreitung von Alkoholismus von allen Städten England zu haben.

Betty verdiente sich ihr Geld durch Prostitution, was die Vermutung aufkommen lässt, dass Mary ein „Arbeitsunfall“ war. Das Verhältnis der Mutter zur Tochter war von Anfang an sehr von Gewalt geprägt. Verdeutlichen lässt sich das durch den Ausspruch der Mutter direkt nach der Geburt: „Nehmt das Ding von mir weg!“.

Betty lebte mit Mary damals bei deren Mutter, die unter Migräne und nervösen Spannungen litt. Die Tabletten, die sie gegen ihre Schmerzen bekam, versteckte sie sorgfältig im Kasten des Grammophons, und zwar so, dass man eine Stricknadel benötigte, um an sie heranzukommen. Auch die Stricknadel war gut verstaut. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gelang es der damals einjährigen Mary an die Tabletten heranzukommen. Irgendwie musste sie es geschafft haben die Stricknadel zu finden, auf die Kommode zu klettern, auf der das Grammophon stand, sich die Tabletten mit der Stricknadel zu angeln und den Sicherheitsverschluss zu öffnen. Sie aß so viele der scheußlich schmeckenden Pillen, dass sie beinahe daran gestorben wäre. Dies war der erste von vielen seltsamen Unfällen.

Im May 1960 bekamen Mary und ihr Bruder P. Süßigkeiten anlässlich eines Besuchs ihrer Tante Cath. Betty und Cath gingen in die Küche um Tee zu machen. Als sie zurückkamen hatten die Kinder die Süßigkeiten auf dem Boden ausgebreitet und aßen davon. Die Tante entdeckte einige blaue Pillen darunter, die sie als Amphetamintabletten erkannte.

Im August ´60 fiel Mary, die mir ihrer Mutter zu besuch bei Oma McC. in Glasgow war, beinahe aus einem Fenster.

Den Schlimmsten Unfall hatte Mary im März 1961. Die Mutter gab ihr eine Smartiespackung. Sowohl Mary als auch eine Freundin bestätigten das. Nur das die vermeintlichen Smarties Tabletten waren. Mary aß so viele davon, dass sie ohnmächtig wurde und die Ärzte im Krankenhaus einige Mühe hatten sie wieder zu Bewusstsein zu bekommen.

Zweimal versuchte Betty ihre Tochter wegzugeben. Einmal im November 1959, als sie Mary zu Bekannten von Cath brachte, die schon immer Interesse daran hatten Mary zu adoptieren. Das andere Mal brachte sie sie zu einer Adoptivvermittlung. Als sie das Haus betrat kam ihr eine weinende Frau entgegen, die gerade als mögliche Adoptivmutter abgelehnt worden war. Betty drückte ihr Mary in die Hand mit den Worten: „Ich habe diese hier hergebracht, um sie adoptieren zu lassen.“, dreht sich um und ging hinaus. Zum Glück, oder auch nicht, beobachtete Isa, Bettys Schwester, die beiden im Auftrag von Oma McC., die sich große Sorgen um Mary machte. Isa brachte Mary wieder nach Hause.

Nach all diesen Vorkommnissen stellte die Familie Betty zur Rede, deren Antwort ein Brief war, in dem sie mitteilte, sie wolle niemanden mehr sehen.

Die seltsamen Unfälle hörten aber auf einmal auf.

Als Mary vier oder fünf war, wurde sie das erste mal sexuell missbraucht. Erzählen konnte sie es niemanden, auch nicht Billy, denn, so hatte es ihr Betty gesagt, würde man sie abholen und einsperren, und außerdem sei es ja sowieso ihr Fehler, das müsse sie verstehen. Nach solchen Geschehnissen war Betty dann immer zuckersüß zu Mary, gab ihr Süßigkeiten und zeigte ihr sogar wie man strickt.

Ihre Mutter zwang sie dazu ihre Kunden oral und anal zu befriedigen. Dabei wurde Mary auch des Öfteren gewürgt, oder ihr Kopf wurde soweit nach hinten gestreckt, das sie ohnmächtig wurde. Später wurde sie dann auch allein, ohne die Mutter, auf Zimmer fremder Männer gebracht, die sich dann an ihr befriedigten. Anfangs wehrte sie sich noch, doch irgendwann, so erzählt sie, hatte sie es nur noch über sich ergehen lassen, „Mir war das egal“ (s.388).

Das dass nicht stimmte zeigte sich im Alter von sieben oder acht Jahren, als sie eines Tages in das Zimmer von Harry Bury, einem alten Freund Billys, der ein Zimmer über ihnen bewohnte, ging. Er schlief, und Mary stellte sich neben ihn, machte seine Hose auf und „holte … ihn raus“ (S.388). Er reagierte im ersten Moment entsetzt, doch dann sagte er: „Is okay, alles okay. Wir machen uns jetzt ne Tasse Tee und füttern dann die Katze“ (S.389). Als das Thema später noch einmal zur Sprache kam, sagte Mary zu Betty, das sie es nicht mehr machen würde.

Harry wusste ohne Zweifel wie Betty zu Geld kam, aber ziemlich sicher nicht, dass sie auch Mary dazu missbrauchte.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Schreie, die keiner hört - Die Lebensgeschichte der Mary Bell, die als Kind tötete. Eine pädagogische Auseinandersetzung
Hochschule
Evangelische Hochschule Ludwigsburg (ehem. Evangelische Fachhochschule Reutlingen-Ludwigsburg; Standort Ludwigsburg)
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V30818
ISBN (eBook)
9783638320016
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schreie, Lebensgeschichte, Mary, Bell, Kind, Eine, Auseinandersetzung
Arbeit zitieren
Martin Lamka (Autor:in), 2004, Schreie, die keiner hört - Die Lebensgeschichte der Mary Bell, die als Kind tötete. Eine pädagogische Auseinandersetzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30818

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