Der Thronstreit zwischen Philipp von Schwaben und Otto von Poitou stellt für viele Historiker eine Zäsur in der Geschichte des Mittelalters dar. Hans Martin Schaller urteilt, dass „der deutsche Thronstreit 1198 bis 1218 […] einer der Katastrophen der deutschen Geschichte“ sei“ und Bernd Schneidmüller schreibt, dass „die Doppelwahl 1198 mit all ihren Umständen als Wendepunkt der Reichsgeschichte betrachtet [werden müsse]“.
Nachdem Kaiser Heinrich VI. gestorben und sein Sohn, der gerade dreijährige Friedrich, nicht in Deutschland anwesend war, wurde durch unterschiedliche Fürstengruppen sowohl der Staufer Philipp von Schwaben, ein Bruder Heinrich VI., als auch der Welfen Otto von Poitou, Sohn des Herzogs Heinrich des Löwen, zum König gewählt. Dabei stellte sich erstmals die Frage, nach welchen Kriterien sowohl König als auch Wähler ausgewählt würden und wer in einem Streitfall die vermittelnde Instanz einnehmen solle. Dieser Prozess führte nach Schneidmüller „zur Präzisierung des Wesens einer Wahlmonarchie“ und dass „ in den Jahren nach 1198 eine beträchtliche Sensibilisierung, Rationalisierung und Systematisierung des Denkens über Königswahlen und Reichsverfassungen statt[fand]“.
Eine besondere Rolle nahm in diesem Konflikt der damalige Papst Innozenz III. ein, der noch heute als einer der bedeutendsten Päpste des Mittelalters gilt . Er hatte das Ziel, die Rechte der Kirche auszuweiten, und sah einen Anspruch darin, sich an der Entscheidung über den zukünftigen Kaiser richtungsweisend zu beteiligen. Seine Auffassung über die Mitspracherechte der Kirche in dieser Auseinandersetzung kollidierte mit der staufischen Ansicht Philipps, der in langer familiärer Tradition eine gegensätzliche Kaiseridee verfolgte.
Inwiefern diese verschiedenen Auffassungen den Thronstreit und die Wahlanzeigen beeinflusst haben und welche Rolle im Streit den Wahlanzeigen Philipps und Ottos zukommt, soll in dieser Hausarbeit geklärt werden.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- I. Einleitung
- II. Die staufische und die kuriale Kaiseridee
- 1. Der historische Hintergrund bis zum Wormser Konkordat
- 2. Friedrich I. Barbarossa und die Entwicklung der staufischen Kaiseridee
- 3. Der Thronstreit 1198 und die Rolle Innozenz' III.
- III. Die Wahlanzeigen
- 1. Die Inhalte der Wahlanzeigen
- 2. Die staufische und kuriale Kaiseridee in den Wahlanzeigen
- 3. Die Wahl des Papstes
- IV. Abschließende Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Hausarbeit befasst sich mit den gegensätzlichen Kaiserideen im deutschen Thronstreit von 1198, insbesondere mit den Wahlanzeigen Philipps von Schwaben und Ottos von Poitou. Ziel ist es, die Rolle dieser unterschiedlichen Vorstellungen von Kaisertum in der Auseinandersetzung zu beleuchten und die Bedeutung der Wahlanzeigen als Primärquellen zu analysieren.
- Die staufische und die kuriale Kaiseridee
- Der Einfluss der Kaiserideen auf den Thronstreit
- Die Rolle der Wahlanzeigen von Philipp und Otto
- Die Entscheidung des Papstes Innozenz III.
- Die Bedeutung des Thronstreits für die Reichsgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel II gibt einen historischen Überblick über die Entwicklung der staufischen und der kurialen Kaiseridee bis zum Wormser Konkordat. Es behandelt die Bedeutung von Friedrich I. Barbarossa für die staufische Kaiseridee und die Rolle des Papstes Innozenz III. im Thronstreit von 1198.
Kapitel III analysiert die Inhalte der Wahlanzeigen von Philipp und Otto. Es beleuchtet das Vorkommen der verschiedenen Kaiserideen in den Wahlanzeigen und untersucht die Entscheidung des Papstes Innozenz III. hinsichtlich der Unterstützung Ottos von Poitou.
Kapitel IV bietet eine abschließende Bewertung der verschiedenen Kaiserideen und ihrer Bedeutung im Thronstreit.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die zentralen Begriffe der Hausarbeit sind staufische Kaiseridee, kuriale Kaiseridee, Thronstreit 1198, Wahlanzeigen, Papst Innozenz III., Philipp von Schwaben, Otto von Poitou, Reichsgeschichte, Wahlmonarchie.
- Quote paper
- Katharina Kremer (Author), 2015, Der Thronstreit von 1198. Die Kaiseridee in den Wahlanzeigen Philipps von Schwaben und Ottos von Poitou, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308304