Im Zuge fortschreitender Globalisierung kommt es auf der ganzen Welt zu gesellschaftlichen Veränderungen. Neue Strukturen und Machtverhältnisse entwickeln sich, werden etabliert, um schließlich wieder neu strukturiert zu werden. Dies trifft in besonderem Maße auf die so genannten Entwicklungsländer zu. Hier finden Veränderungen im Allgemeinen schneller und drastischer statt, als in Ländern Mitteleuropas oder Nordamerikas.
Es fehlte jedoch lange Zeit an geeigneten Konzepten, um diese nachweisbaren Prozesse zu erklären und zu verstehen. Um diesen Missstand in der Wissenschaft zu beheben, griffen in den 1980er Jahren Forscher aus Bielefeld, namentlich Hans-Dieter Evers und Tilman Schiel, das ältere Konzept der „strategic group“ aus dem englischsprachigen Raum auf und entwickelten daraus ihr eigenes Konzept der Strategischen Gruppen. Mit Hilfe dieses Konzepts war es möglich, Klassenbildungs- und Klassenzerfallsprozesse, sowie den in Entwicklungsländern häufig zu beobachtenden Wandel des geltenden politischen Systems zu erklären.
Mit ihren Thesen stießen Evers und Schiel jedoch auch auf Widerstand. Es begann ein wissenschaftlicher Diskurs über den Nutzen und die Anwendbarkeit des Konzepts der Strategischen Gruppen.
Im Rahmen dieser Arbeit sollen im Folgenden zuerst die theoretischen Aspekte des genannten Konzepts aufgezeigt und erklärt werden. Es soll deutlich werden, wie strategische Gruppen entstehen und handeln. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Erklärung von aufkommenden Klassenstrukturen auf Grund von strategischen Gruppen. Danach wird das Handeln Strategischer Gruppen noch einmal an Hand der Entwicklung Indonesiens seit der Unabhängigkeit deutlich gemacht. Anschließend werden ausgewählte Kritikpunkte von John P. Neelsen, dem wohl wichtigsten Kritiker des Ansatzes, besprochen. Dabei wird auch auf die direkten Entgegnungen von Evers und Schiel Bezug genommen, sowie eigene Überlegungen zu den Kritikpunkten geäußert.
Zum Schluss sollen noch einmal Funktion und Nutzen des Konzepts rekapituliert werden, um abschließend die Relevanz des Konzepts für die Analyse von Transformationsprozessen deutlich zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Strategische Gruppen in der Theorie – Grundlegende Aussagen
- Von Quasi-Gruppen zu strategischen Gruppen
- Die Aneignungsweisen strategischer Gruppen
- Von strategischen Gruppen zur Klassenbildung
- Strategische Gruppen in der Praxis – Indonesien im Wandel
- Das Konzept der strategischen Gruppen in der Kritik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Konzept der strategischen Gruppen, welches von Hans-Dieter Evers und Tilman Schiel in den 1980er Jahren entwickelt wurde, um Entwicklungsprozesse in Entwicklungsländern besser zu verstehen. Sie beleuchtet die Entstehung, Funktionsweise und die Auswirkungen strategischer Gruppen auf Klassenbildung und politische Systeme.
- Entstehung und Entwicklung strategischer Gruppen
- Die verschiedenen Aneignungsweisen von strategischen Gruppen
- Klassenbildung durch Hybridisierung und Koalition von strategischen Gruppen
- Anwendung des Konzepts in der Praxis am Beispiel Indonesiens
- Kritik an dem Konzept und die Relevanz für die Analyse von Transformationsprozessen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung führt in das Konzept der strategischen Gruppen ein und erläutert die Notwendigkeit dieses Konzepts zur Analyse von Entwicklungsprozessen in Entwicklungsländern. Der Fokus liegt dabei auf der Bedeutung des Konzepts für das Verständnis von Klassenbildung und politischer Transformation.
Strategische Gruppen in der Theorie – Grundlegende Aussagen
In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen des Konzepts der strategischen Gruppen erörtert. Es wird erklärt, wie sich Quasi-Gruppen zu strategischen Gruppen entwickeln, welche Aneignungsweisen von strategischen Gruppen verfolgt werden und wie durch diese Strategien Klassenbildungsprozesse entstehen können.
Strategische Gruppen in der Praxis – Indonesien im Wandel
Dieses Kapitel beleuchtet die Anwendung des Konzepts der strategischen Gruppen am Beispiel der Entwicklung Indonesiens seit der Unabhängigkeit. Es werden die verschiedenen strategischen Gruppen, ihre Aneignungsweisen und die daraus resultierenden Klassenstrukturen in Indonesien untersucht.
Schlüsselwörter
Strategische Gruppen, Klassenbildung, Entwicklungsprozesse, Indonesien, Aneignungsweisen, Quasi-Gruppen, Hybridisierung, Koalition, Transformationsprozesse, Politische Systeme, Kritik.
- Arbeit zitieren
- Fabian Speitkamp (Autor:in), 2010, Das Konzept der Strategischen Gruppen. Indonesien im Wandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308481