Der 'Digital Divide'. Wie kann die Digitale Kluft unserer Gesellschaft überwunden werden?


Hausarbeit, 2015

13 Seiten, Note: 1.0

Zahra Kouzbour (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsklärungen
2.1 Die Informations- und Wissensgesellschaft
2.2 Das Phänomen ‚Digital Divide‘
2.3 Begriffsdefinition ‚Democratic Divide‘

3 Sozioökonomische Ursachen des ‚Digital Divide‘
3.1 Faktor Alter - ‚Digital Natives‘
3.2 Faktor Sozialstatus - Wissensklufthypothese
3.3 Faktor Geschlecht

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung verschiedenster Lebensbereiche wer- den auch Kommunikationswege und -prozesse in immer größerem Umfang beein- flusst und verändert. Größtes Potential liegt im Sektor der Netzkommunikation: Das Internet ist aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Verlage- rung sozialen Austausches wird durch unterschiedliche Messenger begünstigt: di- verse Online-Portale, Diskussionsforen oder die Nutzung verschiedener Social- Media-Websites. Es gibt nahezu keinen Bereich des alltäglichen Lebens, welcher sich nicht zumindest teilweise auf vernetzten Wegen erkunden oder sogar zurück- legen lässt. Die elektronische Mail erspart den Weg zum Briefkasten, der Klick auf den Warenkorb im Shoppingportal vereinfacht Kaufprozesse auf einfache Hand- bewegungen. Das Internet ist einfaches Unterhaltungsmedium sowie Quelle für Informationsbeschaffung bis hin zur Etablierung als drittes Massenmedium neben Fernsehen/Rundfunk (vgl. Kubicek/Welling 2000: 1), was vor allem bei der Offen- sichtlichkeit des gesellschaftlichen Trends zur Informationsgesellschaft an Wich- tigkeit gewinnt. Die Nutzung dieses Netzes als Informationsquelle setzt jedoch ge- wisses Knowhow und die Nutzungskompetenz der Rezipienten voraus, was nicht in jedem Fall in gleichem Ausmaß gegeben ist. Hier entsteht durch ungleiche Fä- higkeiten zur Nutzung des digitalen Angebots eine Ungerechtigkeit hinsichtlich der daraus zu entnehmenden Informationen.

Diese Hausarbeit mit dem Titel ‚Der Digital Divide unserer Gesellschaft‘ setzt im Besonderen sich mit den Anforderungen, die die fortschreitende Digitalisierung al- ler unserer Lebensbereiche stellt, auseinander. Von Bedeutung ist die Untersu- chung des Bestandes einer digitalen Ungleichheit innerhalb unserer Gesellschaft hinsichtlich verschiedener Ausgangsbedingungen und Kompetenzniveaus der un- terschiedlichen Nutzer. Im Wandel der Gesellschaft mit einer hohen Gewichtung von Wissen und Information nehmen diese Faktoren einen wichtigen Stellenwert auf sozialer, wirtschaftlicher und sozialer Ebene ein. Die Arbeit beginnt mit ver- schiedenen Begriffsklärungen zum ganzheitlichen Verständnis. Erläutert wird der Begriff der Informations- und Wissensgesellschaft, welche als Ursache von Erken- nen, Kritik und versuchtem Beheben des ‚Digital Divides‘ gilt. Danach wird die ei- gentliche Definition des Begriffs im Zentrum dieser Hausarbeit gegeben. Deutlich wird hierbei was genau der ‚Digital Divide‘ beschreibt und auf welche Nutzereigen- schaft dies zurückzuführen ist. Die spezielle Bedeutung der digitalen Spaltung be- züglich demokratischer Prozesse wird in einem Unterpunkt als ‚Democratic Divide‘ besonders durchleuchtet. Darauffolgend werden die sozioökonomischen Ursa- chen Alter, Sozialstatus sowie das Geschlecht der Nutzer umrissen. Schließlich werden daraus zwei verschiedene Optionen für den Umgang mit den Ungleichhei- ten abgeleitet. Die Einleitung bestimmter Maßnahmen zur Angleichung der Kom- petenzen und damit zur Angleichung des daraus zu ziehenden Nutzens oder die Akzeptanz der momentan noch bestehenden Ungleichheiten als typische jedoch vorrübergehende Adaptionsschwierigkeiten mit einer noch nicht vollkommen er- probten Innovation, stehen als Handlungsmöglichkeiten offen.

2 Begriffsklärungen

2.1 Die Informations- und Wissensgesellschaft

Für die ganzheitliche Klärung der digitalen Spaltung ist es beginnend wichtig, einen gesellschaftlichen Rahmen des Phänomens zu begrenzen. Was bedeutet es in einer Informations- und Wissensgesellschaft zu leben? Der Begriff ‚Information‘ findet seinen Ursprung im lateinischen und bedeutet so viel wie ÄVorstellung, Er- läuterung, Deutung aber auch Bildung, Belehrung oder Unterricht“ (Zillien 2009: 6). Versteht man die Information als solche jedoch als die Wirkung eines Systems auf ein anderes, so betrachtet man hierbei den technischen Aspekt einer Signal- und Informationsübertragung (vgl. Zillien 2009: ebd.). Überträgt man diese Bedeu- tungen auf eine systemtheoretische Ebene, erkennt man die Notwendigkeit der Verfügbarkeit und Verwertung ebendieser Informationen innerhalb der deutschen Gesellschaft (vgl. Zillien 2009: 9). Informationen sind somit ÄProduktionsfaktor und Konsumgut, […] Kontroll-, Herrschafts- und Steuerungsmittel“ (Bühl 1997: 39) und daher von großer normativer Bedeutung für gesellschaftliche Prozesse. Wissen steht nach Albert Schütz nicht als durchgehend gleicher Bestand zu Verfügung, sondert wird ständig sozial umkonstruiert und an aktuelle Wertvorstellungen und Gegebenheiten angeglichen (vgl. Endreß 2004). Durch die Fokussierung auf Wis- sen anstelle der Information als technische Leistung wird somit ein größeres Au- genmerk auf Äsoziale, wirtschaftliche, politische und kulturelle Aspekte“ (Zillien 2009: 10) gelegt. Eine Informations-/Wissensgesellschaft konstituiert sich somit durch die ÄBedeutungszunahme von Wissen, Information und Informations- und Kommunikationstechnologien“ (Zillien 2009: 11); sie ist Ätechnologie-, informa- tions- und wissensbasiert, komplex, unübersichtlich […], vernetzt, kommunikati- onsintensiv […] und erfordert selektives und flexibles Handeln“ (Zillien 2009: 56). Daraus resultiert die Bedeutsamkeit der Untersuchung digitaler Ungleichheiten, welche in Ungleichheiten bezüglich der gesellschaftlichen Teilhabe münden.

2.2 Das Phänomen ‚Digital Divide‘

Der Begriff lässt sich ins Deutsche als ÄDigitale Spaltung“ (vgl. Kubicek/Welling 2000: 9) oder als Digitale Kluft (vgl. Rötzer 2000) übertragen. Das Phänomen der digitalen Spaltung lässt sich knapp auf eine große Diskrepanz bezüglich gegebe- ner technischer Grundbedingungen im Bereiche der Netztechnologien oder auf die fehlenden Fähigkeiten effizient damit umzugehen, herunterbrechen. Die Digitali- sierung verstärkt und faktorisiert bereits bestehende Ungleichheiten (vgl. Jäckel 2012: 119) zwischen ÄInformationsarme[n] und Informationsreiche[n]“ (Arnhold 2003: 57) enorm. Das Leben in einer digitalisierten Welt ist für einen großen Teil von uns eine Selbstverständlichkeit. Digitale Spaltung erwartet man vor allem mit Blick aus den westlichen technologisch sehr fortschrittlichen Gebieten auf die we- niger entwickelten Länder südlich. Im Blick hat man hierbei somit die Definition des ‚Digital Divide‘, welche den Zugangsaspekt des Netzmediums ins Zentrum der Be- trachtung rückt (Arnhold 2003: 16).

ÄWährend ein Fünftel der Weltbevölkerung auf dem Weg ins Cyberspace, Vernetzung und Zugangsbeziehungen ist, leidet der Rest der Menschheit noch immer unter materiellem Mangel. […] In ihrer Welt spielen Glasfaserkabel, Satellitenverbindungen, Mobiltelefone, Computerbildschirme und Netzwerke im Cyberspace keine Rolle. Auch wenn es sich manche von uns nur schwer vorstellen können: Über die Hälfte der heute lebenden Menschen hat noch nie telefoniert.“ (Rifkin 1997)

Der digitale Graben besteht hiernach zwischen Menschen mit Zugangsmöglichkei- ten zu aktuellen digitalen Techniken und jenen ohne vergleichbare Möglichkeiten, wodurch ungleicher Zugang zu Informationen seinen Ursprung findet (vgl. Neumann 2012: 3f.). Die zweite Perspektive bezieht sich auf den Unterschied zwi- schen kompetenten Nutzern, die effektiv die technologischen Gegebenheiten nut- zen und daraus Informationen ziehen können und Nutzern mit weniger sichern Umgang im Bereich digitaler Technologien (vgl. Arnhold 2003: 16). Für eine ganz- heitliche Erklärung des Begriffes ‚Digital Divide‘ wäre eine Fokussierung auf nur einen der beiden Ansätze nicht zielführend (vgl. Arnhold 2003: 17), für die Leistung dieser Hausarbeit genügt jedoch die schwerpunktmäßige Betrachtung des Nut- zungsaspekt, da unter den infrastrukturellen Bedingungen der deutschen Gesell- schaft, der Aspekt des Zugangs mehrheitlich zu vernachlässigen ist. Die Faktoren, welche die Fähigkeiten der Nutzer bestimmen und formen, werden in Punkt 3.1- 3.3 aufgeschlüsselt.

2.3 Begriffsdefinition ‚Democratic Divide‘

Die Unterdefinition ‚Democratic Divide‘ leitet sich auf der hier betrachteten gesell- schaftlichen Ebene vor allem aus dem Nutzenaspekt des ‚Digital Divide‘ ab. Ziel einer demokratischen Gesellschaft ist die ganzheitliche Partizipation der mündigen Bürger (vgl. Jäckel 2011: 328) am politischen Prozess. Doch Äwer nutzt neue In- formations- und Kommunikationstechnologien für die Artikulation politischer Inte- ressen und für aktives politisches Engagement?“ (Jäckel 2012: 122). Die Fähigkeit, Wissen und Informationen optimal zu verwerten, ist essentiell im Zuge der geisti- gen Bildung und somit auch der politischen Willensbildung. Dies knüpft auch an die Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, welcher in der Umset- zung des Funktionsauftrags durch ein bestimmtes publizistisches Angebot bezüg- lich kultureller, demokratischer und sozialer Bedürfnisse gegeben werden soll, an (vgl. Pürer 1996: 123). Anzustreben ist das ÄIdeal des gut informierten Bürgers“ (Haufs-Bursberg/Zillien 2014: 5). Voraussetzung ist jedoch die Kompetenz zur Ver- wertung der publizistisch aufbereiteten und gegebenen Informationen. Aufgrund des zunehmend digitalisierten Kommunikationsspektrums basiert diese Kompe- tenz unter anderem auch auf einer effizienten Nutzung digitaler Angebote, wie vor allem des Internets. Eine Ungleichheit im Bereich der politischen Teilhabe entsteht, sobald nicht alle Nutzer gleiche Voraussetzungen im Umgang mit digitalen Tech- nologien - vor allem Computer und Internet (vgl. Neumann 2012: 4) - aufweisen und daher auch nicht gleichermaßen Nutzen und Informationen daraus entnehmen können (vgl. Jäckel 2012: 122). Somit entstehen nicht gleichsam gebildete bezie- hungsweise informierte Bürger mit unterschiedlichen Kompetenzen zur oder Inte- resse an der Teilhabe am demokratischen System.

3 Sozioökonomische Ursachen des ‚Digital Divide‘

Die zuvor genannten Ungleichheiten in verschiedenen geografischen Teilgebieten hinsichtlich technischer Grundgegebenheiten im Bereiche der Kommunikations- und Informationstechnologien und -standards sowie entwickelter diesbezüglicher Fähigkeiten der Nutzer/Innen beziehungsweise nicht Nutzer/Innen, sind offenkun- dig. Doch ist man sich oftmals nicht bewusst, dass es auch in modernen Gesell- schaften inmitten der ausgefeilten kommunikationstechnologischen Infrastruktur viele Abstufungen digitalen Bewusstseins und verschiedene Kompetenzniveaus bezüglich dieser Angebote gibt. Nicht jedermann ist online und von den Onlinern ist nicht jeder in der Lage, alle Informationsangebote und -möglichkeiten in Gänze auszuschöpfen (vgl. Frees/van Eimeren 2014: 379). Gleicht man die Fähigkeiten der Bürger dahingehend an, dass allen dieselben Möglichkeiten zur Teilhabe an demokratischen Prozessen sowie an anderen gesellschaftlichen Teilbereichen ge-

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Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der 'Digital Divide'. Wie kann die Digitale Kluft unserer Gesellschaft überwunden werden?
Hochschule
Westfälische Wilhelms-Universität Münster  (Kommunikationswissenschaft)
Note
1.0
Autor
Jahr
2015
Seiten
13
Katalognummer
V308490
ISBN (eBook)
9783668068988
ISBN (Buch)
9783668068995
Dateigröße
595 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Digitalisierung, Digital Divide, Digital Natives, Wissenskluft
Arbeit zitieren
Zahra Kouzbour (Autor:in), 2015, Der 'Digital Divide'. Wie kann die Digitale Kluft unserer Gesellschaft überwunden werden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308490

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