Mit der Theorie der Schweigespirale hat Elisabeth Noelle - Neumann zahlreiche Diskussionen ausgelöst, inwiefern diese Einstellungen und Meinungen verändern kann, aber auch ob sie für einen Wahlausgang entscheidend sein kann. In dieser Arbeit soll jener zweite Punkt untersucht werden, nämlich ob sich im Laufe eines Wahlkampfs tatsächlich eine Schweigespirale entwickeln kann, welche sich dann auch in konkretem Wahlverhalten äußert.
Die zentrale These der Arbeit ist, dass sich trotz des immer noch hohen Stammwähleranteils zwar eine Schweigespirale ausbilden kann, aber diese sich nur in der Gruppe der noch Unentschiedenen oder der Wechselwähler auch in tatsächlichem Wahlverhalten ausdrückt. Sie wirkt sich nur dort im Wahlverhalten aus, da allein die noch nicht festgelegten Wähler die durch öffentliche Meinung verursachte Isolationsfurcht wahrnehmen, und größtenteils gemäß ihrer Logik handeln.
Um dies aufzuzeigen wird zuerst einmal das Konzept der Schweigespirale kurz umrissen, ihre Grundlagen erläutert sowie ihre Auswirkungen und Bedeutung herausgestellt (Kapitel II). Im Anschluss daran folgt eine inhaltliche (Kapitel III) und methodische (Kapitel IV) Kritik. Abschließend soll, neben einer Zusammenfassung gewürdigt werden, welchen wissenschaftlichen Fortschritt die Schweigespirale trotz aller Kritik hervorgebracht hat und an welchen Stellen noch Erklärungsbedarf, das heißt: Forschungsarbeit nötig ist.
Leitfrage in der gesamten Schrift ist das Wirkungsverhältnis der Schweigespirale zu einem Wahlausgang; dies bringt mit sich, dass der Großteil des rein soziologischen Bereichs der Schweigespirale ebenso wenig Beachtung findet wie das (Gesamt-) Konzept der öffentlichen Meinung in das die Theorie der Schweigespirale eingebettet ist.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Die Theorie der Schweigespirale
1. Was die Schweigespirale aussagt
2. Wovon die Schweigespirale ausgeht
3. Welche Relevanz die Schweigespirale für (politische) Wahlen und Wahlkämpfe hat
III. Inhaltliche Kritik
1. Prämissen sind unpassend
2. Wichtige sozialwissenschaftliche und kommunikationswissenschaftliche Variablen wurden nicht ausreichend untersucht
3. Alternative Erklärungsmodelle und Stimuli wurden nicht ausreichend berücksichtigt
IV. Methodische Kritik
1. Keine in Zahl und Aussagekraft ausreichenden empirischen Belege für die Theorie
2. Falsche Vorgehensweise der Theorie
V. Zusammenfassung und Résumée
Anhang : Literaturverzeichnis
Einleitung
Mit der Theorie der Schweigespirale hat Elisabeth Noelle - Neumann zahlreiche Diskussionen ausgelöst, inwiefern diese Einstellungen und Meinungen verändern kann, aber auch ob sie für einen Wahlausgang entscheidend sein kann. In dieser Arbeit soll jener zweite Punkt untersucht werden, nämlich ob sich im Laufe eines Wahlkampfs tatsächlich eine Schweigespirale entwickeln kann, welche sich dann auch in konkretem Wahlverhalten äußert.
Die zentrale These der Arbeit ist, dass sich trotz des immer noch hohen Stammwähleranteils[1] zwar eine Schweigespirale ausbilden kann, aber diese sich nur in der Gruppe der noch Unentschiedenen oder der Wechselwähler auch in tatsächlichem Wahlverhalten ausdrückt. Sie wirkt sich nur dort im Wahlverhalten aus, da allein die noch nicht festgelegten Wähler die durch öffentliche Meinung[2] verursachte Isolationsfurcht wahrnehmen, und größtenteils gemäß ihrer Logik handeln.
Um dies aufzuzeigen wird zuerst einmal das Konzept der Schweigespirale kurz umrissen, ihre Grundlagen erläutert sowie ihre Auswirkungen und Bedeutung herausgestellt (Kapitel II). Im Anschluss daran folgt eine inhaltliche (Kapitel III) und methodische (Kapitel IV) Kritik[3]. Abschließend soll, neben einer Zusammenfassung gewürdigt werden, welchen wissenschaftlichen Fortschritt die Schweigespirale trotz aller Kritik hervorgebracht hat und an welchen Stellen noch Erklärungsbedarf, das heißt: Forschungsarbeit nötig ist.
Leitfrage in der gesamten Schrift ist das Wirkungsverhältnis der Schweigespirale zu einem Wahlausgang; dies bringt mit sich, dass der Großteil des rein soziologischen Bereichs der Schweigespirale ebenso wenig Beachtung findet wie das (Gesamt-) Konzept der öffentlichen Meinung in das die Theorie der Schweigespirale eingebettet ist.
II. Die Theorie der Schweigespirale
1. Was die Schweigespirale aussagt
Ein erstes Indiz für die Existenz eines bisher unbekannten Phänomens, der Schweigespirale, entdeckte Noelle - Neumann bei der Wahl zum Bundestag 1965. Bei jener Wahl gingen die Wahlprognosen (fast) bis zuletzt von einem sehr knappen Wahlergebnis zwischen der CDU und der SPD aus, jedoch stellte das Allensbacher Institut für Demoskopie drei Tage vor der Wahl eine dramatische Veränderung fest: Die Prognose kippte zugunsten der CDU, was sich zunächst niemand erklären konnte[4]. Den Schlüssel hierzu sah Noelle - Neumann dann in einer zweiten Zahlenreihe, die durch folgende Frage entstand: „Wissen kann das natürlich niemand, aber was glauben Sie, wer die Wahl gewinnt?“[5]. Diese Zahlenreihe barg eine Erklärung des Wahlergebnisses von 1965 (und dann auch von 1972) in sich, denn die stetig abnehmenden Werte für einen erwarteten Wahlsieg der SPD stimmten mit dem tatsächlichen Ergebnis überein (umgekehrt für 1972)[6]. Allerdings erklären diese beiden, scheinbar voneinander unabhängigen, Messungen alleine noch nicht den so genannten „last - minute swing“ oder auch „Mitläufereffekt“[7] ; hierfür bedurfte es eines wesentlich grundlegenderen Prinzips. Dieses sah Noelle - Neumann in der Isolationsfurcht, in dem Bestreben des Menschen, sich der Mehrheit anzuschließen und keine Minderheitenposition zu besetzen[8]. Darüber hinaus seien Personen, die sich selbst der Mehrheitsmeinung zugehörig fühlen[9], in sehr viel stärkerem Maße bereit ihre Meinung zu äußern als solche, die sich in der Minderheit sehen, wobei „Meinung äußern“ hier nicht nur reden, sondern auch alle anderen kommunikativen Mittel wie zum Beispiel Abzeichen tragen, an Demonstrationen teilnehmen und Ähnliches, meint[10]. Anhand dieses Befundes ergibt sich für die Schweigespirale ein natürlicher Selbstverstärkungseffekt.
Somit sagt die Theorie der Schweigespirale folgendes aus: Wenn durch bestimmte Faktoren (in der Regel durch Medien) ein bestimmtes Meinungsklima geschaffen wird, welches die Siegeserwartung einer Partei steigen lässt, so wird sich dies in dem Wahlergebnis zugunsten dieser Partei niederschlagen, da der Mensch dazu tendiert, sich durch seine Meinung nicht zu isolieren. Allerdings muss man immer beachten, dass die Theorie der Schweigespirale keine deterministische Theorie ist, was einerseits ihre Reichweite, aber andererseits auch ihre Widerlegbarkeit einschränkt[11].
2. Wovon die Schweigespirale ausgeht
Voraussetzung für die Schweigespirale ist eine Gesellschaft in der sich die Menschen vor Isolation fürchten, sie müssen die Neigung haben selbige zu vermeiden, wobei natürlich einige Ausnahmen völlig normal und für die Logik der Schweigespirale auch notwendig sind[12]. Ohne sie würde die Gesellschaft nach einer gewissen Zeit ja in eine Art „Fixzustand“ verfallen der durch die gegebenen Mehrheitsverhältnisse und die damit zusammenhängenden Prozesse (Redebereitschaft etc.) praktisch „auf ewig“ so bliebe. Noelle - Neumann unterscheidet hierbei zwei Gruppen: Zum einen die „Avantgardisten“[13], welche neue Ideen und Meinungen trotz ihrer Minderheitenposition öffentlich vertreten, und im Gegensatz dazu den „harten Kern“[14], der an scheinbar überwundenen Meinungen festhält und nach einer gewissen Zeit so wieder die Rolle des Avantgardisten einnehmen kann[15]. Beide Gruppen können also mit der Zeit durch die vehemente Proklamation ihrer Position den Eindruck einer Mehrheitsposition erwecken und damit, bezogen auf die Meinungsverteilung, die Gesellschaft verändern[16].
Die Annahme der Isolationsfurcht stützt sich auf Experimente wie sie vor allem von Solomon Asch in den 50er Jahren durchgeführt wurden[17]. Asch zeigt deutlich auf, dass der Mensch eine dramatische Angst vor der (Meinungs-) Isolation hat. Neben oder anstelle des Aspekts der Isolationsangst kann manchmal auch die „Absicht des Zulernens“[18] treten, indem das Urteil der (eventuell nur angeblichen) Mehrheit mit dem besseren Urteil gleichgesetzt wird[19], aber dies ist nur in vernachlässigbarem Maße der Fall.
Eine weitere Prämisse der Schweigespirale ist die Dominanz, die die Medien auf das Meinungsklima und somit auf die Meinungsbildung haben[20], nur durch sie ist es möglich eine homogene Wahrnehmung der öffentlichen Meinung und damit der Mehrheitsverhältnisse zu gewährleisten. Indes sind diese Verhältnisse rein subjektiv und nicht selten wird deshalb (allein) die Meinung der Journalisten, welche oft eine Minderheitenmeinung ist, als die öffentliche Meinung wahrgenommen[21]. Noelle - Neumann spricht in diesem Zusammenhang von einem „doppelten Meinungsklima“[22].
3. Welche Relevanz die Schweigespirale für (politische) Wahlen und Wahlkämpfe hat
Kurzum: Eine Partei kann eine eigentlich verlorene Wahl[23] noch gewinnen, solange sie nur die öffentliche Meinung rechtzeitig „hinter sich“ bringen kann. Überspitzt gesagt ist also nicht entscheidend wie viele Personen auf die Frage: „Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, wen würden Sie wählen?“ mit der entsprechenden Partei antworten, sondern wie viele auf die Frage: „Wissen kann das natürlich niemand, aber was glauben Sie wer die Wahl gewinnt ?“ mit dieser Partei antworten.
Daraus ergeben sich natürlich zahlreiche Implikationen für die Wahlkampfgestaltung der Parteien: Zum einen müssen Sie es schaffen, die mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen[24], und zum anderen dann in den Medien ein Siegerimage beziehungsweise das Bild einer „Mehrheitspartei“ aufbauen[25]. Wer in den Medien, welche den wichtigsten Teil der öffentlichen Meinung bilden, nicht als Sieger erscheint, hat gemäß der Logik der Schweigespirale praktisch keine Chance auf den Wahlsieg. Allerdings spielen für Noelle - Neumann die Meinungsumfragen vor der Wahl überraschenderweise keine Rolle für die Wahlentscheidung[26].
III. Inhaltliche Kritik
1. Prämissen sind unpassend
Wichtigste Voraussetzung für die Entstehung einer Schweigespirale und deren bloße Existenz ist das Vorhandensein der Isolationsfurcht. Noelle - Neumann belegt dies, wie oben angesprochen, zum größten Teil aus dem klassischen Experiment von Asch. Einerseits ist Isolationsfurcht als Antriebskraft des Menschen prinzipiell nun sicherlich allgemein anerkannt; jedoch ist sie laut Donsbach/ Stevenson[27], McLeod und Glynn[28] empirisch nur sehr schwer nachzuweisen und ihre Existenz bisher noch nicht direkt bewiesen worden; auch das Experiment von Asch stelle keinen direkten Beweis dar[29].
Denn Asch stellte in seinem Versuch einen direkten Kontakt der Versuchspersonen her, jene waren als letztes an der Reihe und standen mit ihrer Meinung[30] völlig isoliert da. Zuerst einmal ist festzustellen, dass die Versuchspersonen in 68 % der Fälle richtig antworteten[31], das heißt, dass die deutliche Mehrheit die vorhandene Isolationsfurcht ignorierte und sehr wohl auf der eigenen, korrekten Meinung beharrte[32]. Ein weiterer, schon angedeuteter kritischen Punkt ist die Übertragung der öffentlichen und mit räumlicher Nähe stattfindenden Experimente Aschs, als auch der Umfragen Noelle - Neumanns, auf eine Wahl in der einzeln und geheim gewählt wird[33]. Bei Aschs Experiment besteht eine körperliche Nähe, die den Konformitätsdruck unweigerlich erhöht, während man in normalem sozialem Umfeld diesem Druck viel weniger ausgesetzt ist. Die Frage ist also, ob sich die Annahme einer Isolationsfurcht einfach aus einem Laborexperiment auf die Gesamtgesellschaft übertragen lässt, ohne zumindest eine Gewichtung des Antriebsmomentes durch vergleichbare Untersuchungen zu analysieren. Mit weitestgehender Übereinstimmung wird diese Frage verneint, und wenn schon eine direkte Messung der Isolationsfurcht nicht möglich ist, so wäre doch zumindest ein Vergleich mit anderen Antriebsfedern erforderlich[34].
Darüber hinaus ist ein ganz zentraler Kritikpunkt die implizite Annahme, dass das Äußern einer Meinung auch eine Handlung desselben Inhalts bewirkt[35]. Jedoch ist solch eine Voraussetzung nicht immer gegeben, aber hat gleichwohl sehr weitreichende Folgen für eine Untersuchung, denn wenn man in einer Wahlumfrage die Äußerung einer Wahlabsicht nicht mit dem konkreten Vorhaben einer gleich lautenden Handlung gleichsetzen kann, verliert sie viel an ihrer Aussagekraft.
Unverständlicherweise verfolgt Noelle - Neumann die weiteren Verfeinerungen des Experiments von Asch nicht weiter, in denen getestet wurde, wie viele Meinungsgenossen eine Versuchsperson benötigt, um selbst sicher zu seiner Meinung zu stehen[36]. Denn Asch führt schon eingangs an, dass auf der einen Seite das Vermögen des Menschen sich über Gruppeneinflüsse hinwegzusetzen stark unterschätzt würde[37], und auf der anderen Seite schon eine einzige Person, die die abweichende Meinung der Versuchsperson teilt, den „Pro - Mehrheits - Fehler“ auf 5,5 % senkt[38]. Gerade dies müsste ja im Hinblick auf eine Theorie, die sich ausdrücklich auf die gesamte Gesellschaft (in unserem Interesse: auf die gesamte Wählerschaft) bezieht, interessant und ein unabdinglicher Untersuchungsgegenstand sein, da wohl in keiner größeren Gemeinschaft eine totale Übereinstimmung herrscht[39]. Deisenberg erläutert hierzu, dass nicht nur bei Aschs Experiment, sondern auch allgemein, schon wenige Personen mit derselben Meinung ausreichen, um eine Versuchspersonen in ihrer Meinung zu bestärken und somit zu ihrer Meinung stehen zu lassen[40].
Weiterhin setzt die Schweigespirale eine Konsonanz der Medienberichterstattung voraus[41], was aber zahlreiche Autoren bezweifeln[42]. Einerseits sei nämlich die Medienberichterstattung keineswegs so konsonant wie Noelle - Neumann dies annimmt, sondern vielmehr wäre sie schon durch die unterschiedlichen Medienarten, Printmedien, Hörfunk und Fernsehen diversifiziert, sowie zusätzlich noch durch die Vielfalt innerhalb des jeweiligen Bereichs selbst. Bei der Presse durch die Unterschiede der eher konservativen oder eher liberalen Blätter[43], beim Hörfunk und Fernsehen vor allem durch die Trennung zwischen öffentlich- rechtlichen Sendern und Privatsendern[44]. Die Annahme der Konsonanz der Medienberichterstattung rührt vielleicht von Noelle - Neumanns einseitiger Betonung des Fernsehens her, bei dem eine große Selektion der Berichte wie bei einer Zeitung zum Beispiel nicht möglich ist. Atteslander widerspricht dieser einseitigen Sicht aber vehement, denn für ihn erzeugen Zeitungen wie die „Bild“ sehr wohl auch eine öffentliche Stimmung[45]. Abgesehen davon ist die Konsonanz der Fernsehberichterstattung, so sie überhaupt einmal bestand, schon durch die privaten Sender und deren zunehmende Verbreitung –heute kann nahezu jeder Haushalt aus über 40 Kanälen auswählen - nicht mehr gegeben[46]. Trotz der widerlegten Konsonanz der Medien wäre aber eine einseitige Beeinflussung nicht völlig ausgeschlossen, doch Schmitt - Beck weist in seiner Untersuchung nach, dass sich die Medienwirkungen gegenseitig weitestgehend neutralisieren[47].
Merten widerspricht Noelle - Neumann in ihrer Annahme der Dominanz des Fernsehens mit Hilfe anderer Argumente: Anhand empirischer Daten von McCombs und Schönbach stellt er fest, dass die Presse „sehr viel mehr wahlentscheidende Wirkungen als das Fernsehen aufbringt“[48]. Für ihn ist also, ganz im Gegenteil zu Noelle - Neumann, die Presse wesentlich dominanter als das Fernsehen, welches für die Theorie der Schweigespirale das Medium mit dem meinungsbeeinflussenden Effekt ist. Diese Betrachtungsweise begründet Merten mit der „agenda setting function“ der Printmedien, auf die auch im Kapitel III.3 nochmals eingegangen wird. Unterstützt wird Merten in diesem Punkt teilweise von Weiß, der zwar keine Aussage über die konkreten Rezeptionsergebnisse des Verhältnisses Medien/ Wähler macht, aber der Presse „unter medienstrukturellem Aspekt“ prinzipiell eine wesentlich höhere Bedeutung als dem Fernsehen zukommen lässt[49]. Weiß argumentiert dabei von zwei Punkten aus: Erstens seien die Printmedien in viel stärkerem Maße politisch profiliert[50], und zweitens würde das Fernsehen zumeist von den Parteien als „Propagandamaschine“ benutzt[51] ; das heißt, eine Kommentierung und Bewertung seitens der Journalisten finde nur in geringem Umfang statt. Alle drei Argumente laufen also Noelle - Neumanns Annahme einer (politischen) Dominanz des Fernsehens entgegen.
[...]
[1] Bei direkten Umfragen: „Wählen sie stets dieselbe Partei?“ o.ä. werden sich sicherlich nur relativ wenige als Stammwähler „outen“, aber vermittels geeigneter Instrumente kann man erkennen dass der Stammwähleranteil mindestens bei 60 % liegt.
[2] Öffentliche Meinung soll in dieser Arbeit definiert sein als: Die in der Summe der Aussagen und Ausdrücke zu einem bestimmten Thema sich in der Mehrzahl befindliche Position. Eingeschlossen sind alle Aussagen und Ausdrücke sowohl im Privaten als auch in der Öffentlichkeit, jedoch wird allein schon durch die Dominanz und Sammelfunktion der Medien ihnen besonderes Gewicht zuteil.
Diese Definition passt besser zu der vorliegenden Arbeit als die eher auf empirische Arbeit gemünzte Definition Noelle - Neumanns, da die angegebene besser zu fassen und allgemeiner anwendbar ist.
Im Gegensatz dazu ist Realität das Meinungsbild der jeweiligen Bevölkerung vor der Verzerrung durch die Medien (Manche Autoren definieren Realität auch als den output aus dem Kommunikationssystem, vgl. Fußnote 58).
[3] Allerdings ist diese Trennung nicht immer ganz einfach durchzuführen, es werden sich also einige Themen überschneiden.
[4] Noelle - Neumann, Elisabeth (1996): Öffentliche Meinung. Die Entdeckung der Schweigespirale, Ullstein Verlag, Berlin, S.13-16. (Nachfolgend: Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung).
[5] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.15.
[6] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.15,17.
[7] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.14.
[8] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.19,20
[9] Nach ihrem subjektiven Empfinden, d.h. objektiv müssen sie gar nicht in der Mehrzahl sein.
[10] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.17,18 u.40-45.
[11] Scherer, Helmut (1990): Massenmedien, Meinungsklima und Einstellung. Eine Untersuchung zur Theorie der Schweigespirale, Westdeutscher Verlag, Opladen, S.26. (Nachfolgend: Scherer: Massenmedien, Meinungsklima und Einstellung).
[12] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.200-205, 246-248.
[13] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.196,200-205,248,318,356.
[14] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.58246, 248-250,298-300,318-320.
[15] Aber nicht muss. Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.356.
[16] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.356.
[17] In vorliegender Arbeit wurde folgender (gekürzte) Text als Grundlage genommen: Asch, Solomon E.: Änderung und Verzerrung von Urteilen durch Gruppen- Druck, in: Irle, Martin (19732): Texte aus der experimentellen Sozialpsychologie, Luchterhand Verlag, Neuwied. (Nachfolgend: Asch: Änderung und Verzerrung von Urteilen durch Gruppen- Druck).
[18] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.62.
[19] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.62.
[20] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.227-240.
[21] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.232-234.
Bei allgemeiner Täuschung der Bevölkerung über die Mehrheitsverhältnisse wird gemeinhin von „pluralistic ignorance“ gesprochen. Vgl. z.B.: Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.179. Diese erfolgt zumeist in einer Überschätzung der Anhängerschaft der eigenen Meinung („looking- glass perspective“). Vgl. z.B.: Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.362. Hierzu auch: Deisenberg, Anna Maria (1986): Die Schweigespirale- Die Rezeption des Modells im In- und Ausland, Minerva Verlag, München, S.142,143, 186. (Nachfolgend: Deisenberg: Die Schweigespirale- Die Rezeption des Modells im In- und Ausland).
[22] Noelle - Neumann, Elisabeth (1980): Wahlentscheidung in der Fernsehdemokratie, Ploetz Verlag, Freiburg, S.77-115. (Nachfolgend: Noelle - Neumann: Wahlentscheidung in der Fernsehdemokratie).
[23] D.h. sie hat zum Zeitpunkt x vor der Wahl deutlich weniger Stimmen als eine andere Partei, gemessen mit der Frage: „Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, welcher Partei würden sie ihre Stimme geben?“.
[24] Dies wird zweifellos von allen Parteien versucht. Stellvertretend für die unzählige Literatur: Altendorfer, Otto; Hollerith, Josef; Müller, Gerd (2003): Die Inszenierung der Parteien am Beispiel der Wahlparteitage 2002, Media Plus Verlag, Zwickau.
[25] Webel, Diana von: Der Wahlkampf der SPD, S.29, in: Noelle - Neumann, Elisabeth; Kepplinger, Hans Mathias; Donsbach, Wolfgang (20022): Kampa. Meinungsklima und Medienwirkung im Bundestagswahlkampf 1998 (= Alber- Reihe Kommunikation Band 25), Karl Alber Verlag, Freiburg. (Nachfolgend: Webel: Der Wahlkampf der SPD).
[26] Deisenberg: Die Schweigespirale- Die Rezeption des Modells im In- und Ausland, S.239.
[27] Donsbach, Wolfgang; Stevenson, Robert L (1984): Challenges, Problems and Empirical Evidences of the Theory of the Spiral of Silence, Paper zur Konferenz der International Communication Association vom 24.-28. Mai 1984, San Francisco, nach: Deisenberg: Die Schweigespirale- Die Rezeption des Modells im In- und Ausland, S.157.
[28] Glynn, Carroll J.; McLeod, Jack M. (1982): Public Opinion, Communication Processes, and Voting Decisions, in: Burgoon, Michael (Hrsg.): Communication Yearbook 6, Beverly Hills, S.759-774, nach: Deisenberg: Die Schweigespirale- Die Rezeption des Modells im In- und Ausland, S.157.
[29] Deisenberg: Die Schweigespirale- Die Rezeption des Modells im In- und Ausland, S.157.
[30] Es kann davon ausgegangen werden dass die Versuchsperson eine andere Meinung hatte da die Aufgabe eindeutig und leicht war. (Fehler der Kontrollgruppe: 2 von 37, siehe: Asch: Änderung und Verzerrung von Urteilen durch Gruppen- Druck, S.62).
[31] Noelle - Neumann gibt nur an, dass acht von zehn in einem oder mehreren Fällen der zwölf Durchgänge die falsche Meinung abgaben. Wie die 80% (Norwegen) bzw. 60 % (Frankreich) falschen Urteile in der auf Aschs Versuch basierenden, mündlichen Umfrage von Milgram zusammensetzten, war leider nicht rekonstruierbar. Siehe: Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.62,63.
Asch selbst gibt an, dass 68% richtig antworteten: Asch: Änderung und Verzerrung von Urteilen durch Gruppen- Druck, S.60.
[32] Scherer: Massenmedien, Meinungsklima und Einstellung, S.36.
[33] In Bezug auf Noelle - Neumanns Umfragen wird hierbei vor allem die Relevanz der erhobenen Daten zur Umweltbeobachtung in Fragen gestellt. Deisenberg: Die Schweigespirale- Die Rezeption des Modells im In- und Ausland, S.186.
[34] Hierzu auch Kapitel III.3.
[35] Scherer: Massenmedien, Meinungsklima und Einstellung, S.23.
[36] Noelle - Neumann gibt hierzu auch keine Literaturangabe.
[37] Asch: Änderung und Verzerrung von Urteilen durch Gruppen- Druck, S.58. (Wie oben angegeben in 68 % der Fälle).
[38] Asch: Änderung und Verzerrung von Urteilen durch Gruppen- Druck, S.67. Berücksichtigt man, dass in der Kontrollgruppe auch ein kleiner Fehler auftrat, wird das Ergebnis noch deutlicher.
[39] Was Noelle - Neumann ja auch selbst beschreibt: Scherer: Massenmedien, Meinungsklima und Einstellung, S.200-204.
[40] Deisenberg: Die Schweigespirale- Die Rezeption des Modells im In- und Ausland, S.166.
[41] Noelle - Neumann: Öffentliche Meinung, S.361.
[42] Stellvertretend: Scherer: Massenmedien, Meinungsklima und Einstellung, S.30; Deisenberg: Die Schweigespirale- Die Rezeption des Modells im In- und Ausland, S.249.
[43] Noelle - Neumann: Wahlentscheidung in der Fernsehdemokratie, S.109.
[44] Der Hörfunk wird zumeist vernachlässigt, da er keine große Auswirkung auf das Meinungsbild habe. Inwieweit dies zutrifft kann an dieser Stelle leider nicht untersucht werden.
[45] Atteslander, Peter (1980): Die Schweigespirale: Eine neue Theorie der öffentlichen Meinung oder Quatsch mit wissenschaftlicher Soße?, in: Bild der Wissenschaft, 17. Jahrgang, Heft 9, September 1980, S.97. (Nachfolgend: Atteslander: Die Schweigespirale).
Öffentliche Stimmung und öffentliche Meinung werden im Sinne der Vereinfachung und Leserfreundlichkeit (Wiederholungen!) gleichbedeutend verwandt.
[46] Sarcinelli, Ulrich, Politikvermittlung und Wahlen - Sonderfall oder Normalität des politischen Prozesses? Essayistische Anmerkungen und Anregungen für die Forschung, S.25, in: Bohrmann, Hans u.a. (Hrsg.) (2000): Wahlen und Politikvermittlung durch Massenmedien, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden. (Nachfolgend: Sarcinelli: Politikvermittlung und Wahlen).
[47] Schmitt - Beck, Rüdiger (2000): Politische Kommunikation und Wählerverhalten. Ein internationaler Vergleich, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden, S.365. (Nachfolgend: Schmitt - Beck: Politische Kommunikation und Wählerverhalten).
[48] Merten, Klaus: Wirkungen der Medien im Wahlkampf. Fakten oder Artefakte?,S.427,428., in: Schulz, Winfried; Schönbach, Klaus (Hrsg.) (1983): Massenmedien und Wahlen (=Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Band 11), Ölschläger Verlag, München. (Nachfolgend: Merten: Wirkungen der Medien im Wahlkampf). Hierzu auch: Saxer, Ulrich: Massenmedien als Wahlkommunikatoren in längerfristiger Perspektive: Ein Forschungsüberblick, S.33, in: Bohrmann, Hans u.a. (Hrsg.) (2000): Wahlen und Politikvermittlung durch Massenmedien, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden. (Nachfolgend: Saxer: Massenmedien als Wahlkommunikatoren).
[49] Weiß, Hans- Jürgen: Strukturelle Probleme der Wahlkampfberichterstattung und –kommentierung von Fernsehen und Tagespresse in der Bundesrepublik Deutschland, in: Schulz, Winfried; Schönbach, Klaus (Hrsg.) (1983): Massenmedien und Wahlen (=Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Band 11), Ölschläger Verlag, München, S.352, 353. (Nachfolgend: Weiß: Strukturelle Probleme der Wahlkampfberichterstattung).
[50] Weiß: Strukturelle Probleme der Wahlkampfberichterstattung, S.353.
[51] Weiß: Strukturelle Probleme der Wahlkampfberichterstattung, S.349,350 u.353.
- Arbeit zitieren
- Johannes Ohnmacht (Autor:in), 2004, Die Schweigespirale - Eine Kritik anhand wahlpolitischer Aspekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30877
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