In der sechsten Meditation versucht Descartes, uns die Existenz materieller Dinge nachzuweisen und die Unterschiedenheit des Geistes vom Körper darzulegen. Dazu bedient er sich eingangs einer Beweisführung, die er der Unterscheidung von Körper und Geist voranstellt, nämlich jene über die Existenz materieller Dinge. Seiner bisherigen Forschungsweise folgend, wendet er auch bei dieser Beweisführung den methodischen Zweifel an. Er stellt anfangs der sechsten Meditation ganz bewusst noch in Frage, was er später als Faktum anführen wird. Einzig in der Mathematik scheint ihm die Existenz materieller Dinge sicher zu sein, „(…), da ich (er) sie nun einmal klar und deutlich wahrnehme.“)
Er untermauert den Wahrheitsgehalt seiner Aussage einerseits, indem er darauf hinweist, dass Gott sicherlich alles erzeugen kann, was er „auf diese Weise“ wahrzunehmen vermag. Mir scheint, er meint mit „diese Weise“, dass er in der Mathematik alles von Gott hervorgebrachte klar und deutlich erkennen kann. Das würde besser erklären, was er später noch anführen wird. Dort weist Descartes ausdrücklich auf die optischen und sensorischen Täuschungen unserer Sinnesorgane hin. In der verwendeten Literatur wird diese Phrase in den Fußnoten hingegen anders gedeutet.
Andererseits spricht er von der Einbildungskraft, die er im Folgenden noch vom reinen Verstehen unterscheiden wird. Diese Kraft der Einbildung ist seiner Meinung nach „…nichts anderes (…) als eine gewisse Anwendung des Erkenntnisvermögens auf den Körper, der ihm am innigsten präsent ist und daher existiert.“
Es ist interessant, dass an dieser Stelle für Descartes sicher scheint, dass sein Körper existent sein muss, sofern er sich der Einbildung bedienen kann. Warum kann denn die Einbildung nicht ein Produkt des reinen Verstandes sein? Warum stellt er einen Zusammenhang zwischen dem Vermögen der Einbildung und der Existenz eines bzw. seines eigenen Körpers her? Er spricht davon, dass die Einbildungskraft „…eine gewisse Anwendung des Erkenntnisvermögens auf den Körper, der ihm am innigsten präsent ist und daher existiert.“ sei. Doch es wird daraus nicht klar, weshalb dieser Prozess an etwas eigenes körperliches gebunden sein muss, was er jedoch deutlich sagt.
Diese Fragestellung versucht er nun im nachfolgenden Abschnitt zu beantworten. Dort wird von ihm der Unterschied zwischen Einbildung und reinem Verstehen untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einbildung und reines Verstehen
- Sinneswahrnehmung und materielle Dinge
- Sinnestäuschungen
- Körper und Geist
- Gott und die Sinnestäuschung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
In der sechsten Meditation beschäftigt sich Descartes mit dem Nachweis der Existenz materieller Dinge und der Unterscheidung zwischen Geist und Körper. Er verwendet den methodischen Zweifel, um seine Argumentation voranzutreiben und die Existenz materieller Dinge zu ergründen.
- Unterscheidung von Einbildung und reinem Verstehen
- Bedeutung der Sinneswahrnehmung für die Erkenntnis materieller Dinge
- Rolle der Körperlichkeit für die Einbildungskraft
- Die Unterscheidung von Körper und Geist
- Die Rolle Gottes bei der Entstehung von Sinnestäuschungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Descartes führt in die sechste Meditation ein, indem er die Notwendigkeit des Nachweises der Existenz materieller Dinge und die Unterscheidung von Geist und Körper betont. Er nutzt den methodischen Zweifel als Werkzeug, um seine Argumentation zu entwickeln.
Einbildung und reines Verstehen
Descartes analysiert den Unterschied zwischen Einbildung und reinem Verstehen anhand von Beispielen wie dem Dreieck und dem Tausendeck. Er argumentiert, dass die Einbildungskraft von der Körperlichkeit abhängt, während das reine Verstehen unabhängig davon ist.
Sinneswahrnehmung und materielle Dinge
Descartes erforscht die Rolle der Sinneswahrnehmung bei der Erkenntnis materieller Dinge. Er stellt fest, dass die Sinneswahrnehmung unabhängig vom Willen des Bewusstseins erfolgt und dass bestimmte Dinge, die vom Bewusstsein verschieden sind, empfunden werden können. Er argumentiert, dass diese Dinge Körper sein müssen, deren Ideen im Geiste entstehen.
Sinnestäuschungen
Descartes untersucht die Frage, wie Sinnestäuschungen zustande kommen und wie man sie von der realen Wahrnehmung unterscheiden kann. Er argumentiert, dass Gott die Sinnestäuschungen nicht direkt verursacht, sondern dass sie aus der fehlerhaften Interpretation von Sinneseindrücken entstehen.
Schlüsselwörter
Die sechste Meditation beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen der Philosophie Descartes, wie dem methodischen Zweifel, der Unterscheidung von Geist und Körper, der Rolle der Sinneswahrnehmung, der Einbildungskraft und dem Einfluss Gottes auf die menschliche Wahrnehmung. Darüber hinaus werden Themen wie die Existenz materieller Dinge und die Entstehung von Sinnestäuschungen behandelt.
- Arbeit zitieren
- Manuel Ritsche (Autor:in), 2006, Descartes sechste Meditation. Über die Existenz materieller Dinge und die reale Unterschiedenheit des Geistes vom Körper, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308773