Die insgesamt neun Streiks bei der Deutschen Bahn zwischen September 2014 und Mai 2015 erregten nicht nur eine hohe mediale Aufmerksamkeit und beeinträchtigten das öffentliche Leben in Deutschland. Sie warfen auch die kontrovers diskutierte Frage auf, inwieweit derartige Arbeitskämpfe gerecht sind. Unter Rückgriff auf den Framing-Ansatz sowie das psychologische Konstrukt der Ungerechtigkeitssensibilität untersucht diese Arbeit die kognitiven, emotionalen und motivationalen Reaktionen auf die Bahnstreiks und die mit diesen einhergehende Berichterstattung. Anhand einer experimentell angelegten Online-Studie konnte der Effekt eines gerechtigkeitsbezogenen Medien-Frames insbesondere auf die Einstellung zu den Bahnstreiks nachgewiesen werden. Darüber hinaus zeigten sich Haupt- und Interaktionseffekte der sozialen Perspektive sowie der Beobachter- und Opfersensibilität. Hierbei wirken sich Betroffenheit und Opfersensibilität eher auf die emotionale Reaktion, die Beobachtersensibilität hingegen eher auf die Kognition und die Bereitschaft zur politischen Partizipation aus. In einem kausalen Gesamtmodell nimmt schließlich die Emotion eine herausgehobene Stellung ein. Die gefundenen Ergebnisse entsprechen damit weitestgehend den Resultaten in der Literatur. Durch die Untersuchung der Interaktionseffekte ergeben sich zudem neue Erkenntnisse und Anknüpfungspunkte für weitergehende Forschung.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 2. Framing
- 2.1 Ursprünge des Framing-Ansatzes
- 2.1.1 Soziologischer Ursprung
- 2.1.2 Psychologischer Ursprung
- 2.2 Der kommunikationswissenschaftliche Framing-Ansatz
- 2.2.1 Definition kommunikationswissenschaftlichen Framings
- 2.2.2 Die Bedeutung von Schemata der Informationsverarbeitung
- 2.3 Framing im Kommunikationsprozess
- 2.3.1 Strategisches Framing
- 2.3.2 Journalistisches Framing
- 2.3.3 Medien-Frames
- 2.3.3.1 Arten von Frames
- 2.3.3.2 Methodische Zugänge
- 2.3.4 Rezipienten-Frames - Ansätze zur Wirkungsweise von Frames
- 2.3.4.1 Selektion, Salienz und Emotionen als Wirkmechanismen von Frames
- 2.3.4.2 Verwandte Konzepte als Ansätze zur Wirkungsweise von Frames
- 2.3.4.3 Zur Wirkung von Frames auf die Verantwortungszuschreibung
- 2.4 Mediales Framing von Ungerechtigkeit
- 3. Die Bedeutung von Gerechtigkeit und ihre Wahrnehmung
- 3.1 Gerechtigkeit als moralisches Prinzip des sozialen Lebens
- 3.2 Ungerechtigkeitssensibilität als Persönlichkeitsdisposition
- 3.2.1 Die Verarbeitung gerechtigkeitsbezogener Informationen
- 3.2.2 Soziale Perspektiven der Ungerechtigkeitssensibilität
- 3.2.3 Ungerechtigkeitssensibilitäten und soziale Orientierungen
- 3.2.4 Emotionale und behaviorale Reaktionen auf wahrgenommenes Unrecht
- 3.3 Wahrgenommene Ungerechtigkeit und politische Partizipation
- 4. Die Bahnstreiks der GDL in den Jahren 2014 und 2015
- 4.1 Chronologie des Tarifkonflikts
- 4.2 Das Gesetz zur Tarifeinheit und die Koalitionsfreiheit
- 4.3 Bedeutende Gerechtigkeitsprinzipien im Tarifkonflikt
- 4.4 Gerechtigkeitsbezogene Medien-Frames in der Berichterstattung
- 4.4.1 Der idealtypische Gerechtigkeits-Frame im Tarifkonflikt
- 4.4.2 Der idealtypische Ungerechtigkeits-Frame im Tarifkonflikt
- 5. Forschungsfragen und Hypothesen
- 6. Durchführung der Studie
- 6.1 Studiendesign und Operationalisierung
- 6.1.1 Abhängige Variablen
- 6.1.2 Unabhängige Variablen
- 6.1.3 Kontrollvariablen
- 6.2 Datenaufbereitung
- 7. Ergebnisse und Methode
- 7.1 Beschreibung der Stichprobe
- 7.2 Forschungsfragen und Hypothesen
- 7.3 Weitergehende Analysen zur Entwicklung zweier Gesamtmodelle
- 8. Diskussion
- 8.1 Forschungsfragen und Hypothesen
- 8.2 Gesamtmodelle
- 9. Limitationen
- 10. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit befasst sich mit der Wirkung der medialen Darstellung sozialer Ungerechtigkeit in Nachrichten auf politische Einstellungen. Dabei wird der Framing-Ansatz und das psychologische Konstrukt der Ungerechtigkeitssensibilität herangezogen, um die kognitiven, emotionalen und motivationalen Reaktionen auf die Bahnstreiks und die damit einhergehende Berichterstattung zu untersuchen.
- Der Einfluss von Medien-Frames auf Einstellungen zu den Bahnstreiks
- Die Rolle der Ungerechtigkeitssensibilität und sozialer Perspektiven in der Verarbeitung von Nachrichten
- Die Auswirkungen von Betroffenheit und Opfersensibilität auf die emotionale Reaktion
- Der Einfluss der Beobachtersensibilität auf Kognition und politische Partizipation
- Die kausale Bedeutung der Emotion im Gesamtmodell
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit vor und erläutert den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 führt in den Framing-Ansatz ein, beleuchtet seine Ursprünge in Soziologie und Psychologie und beschreibt den kommunikationswissenschaftlichen Framing-Ansatz. Es wird erläutert, wie Frames im Kommunikationsprozess wirken und welche Arten von Frames es gibt. Kapitel 3 befasst sich mit der Bedeutung von Gerechtigkeit und ihrer Wahrnehmung. Es wird die Ungerechtigkeitssensibilität als Persönlichkeitsdisposition erläutert, die Verarbeitung gerechtigkeitsbezogener Informationen, soziale Perspektiven und emotionale und behaviorale Reaktionen auf wahrgenommenes Unrecht. Kapitel 4 befasst sich mit den Bahnstreiks der GDL in den Jahren 2014 und 2015. Es wird die Chronologie des Tarifkonflikts, das Gesetz zur Tarifeinheit und die Koalitionsfreiheit sowie die Bedeutung von Gerechtigkeitsprinzipien im Tarifkonflikt erläutert. Die Forschungsfragen und Hypothesen werden in Kapitel 5 vorgestellt. Kapitel 6 beschreibt das Studiendesign und die Operationalisierung, während Kapitel 7 die Ergebnisse und Methoden der Studie darstellt. Kapitel 8 diskutiert die Ergebnisse und die in der Arbeit entwickelten Gesamtmodelle. Schließlich werden in Kapitel 9 Limitationen der Studie und in Kapitel 10 das Fazit der Arbeit präsentiert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen Medien-Framing, soziale Ungerechtigkeit, politische Einstellungen, Ungerechtigkeitssensibilität, Bahnstreiks, Tarifkonflikt, emotionale Reaktionen, politische Partizipation.
- Quote paper
- Christian Mutz (Author), 2015, Die Wirkung medialer Darstellung sozialer Ungerechtigkeit in Nachrichten auf politische Einstellungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308867