Diese Arbeit beschäftigt sich mit der unterschiedlichen Arbeitsmarktentwicklung in Europa und ihrem Einfluss auf die Schuldenkrise. Auch im zurückliegenden Wahlkampf zur Bundestagswahl 2013 war die sogenannte Euro- oder Schuldenkrise fester Bestandteil der politischen Debatten; bei der Beurteilung der Schuldenkrise gehen die Meinungen abhängig vom politischen Lager dabei weit auseinander. Während konservative und liberale Politiker Ländern wie Griechenland eine fehlende Haushaltsdisziplin unterstellen, verweisen Sozialdemokraten wie Peer Steinbrück auf eine fehlerhafte Regulierung des Finanzsektors, die Länder wie Irland oder Spanien in ihre derzeitige Lage gebracht habe.
Jedoch gibt es abseits des ökonomischen Mainstreams ebenso Stimmen, die eine Hauptschuld für die jüngsten Entwicklungen auf Seiten Deutschlands sehen.
Der französische Industrieminister Arnaud Montebourg forderte unlängst die Einführung eines deutschen Mindestlohns, um die von Deutschland ausgehend „unfaire Konkurrenz“ zu beseitigen (Handelsblatt: 2013).
Tatsächlich existiert unter Ökonomen bereits seit einigen Jahren die These, Deutschland erziele durch eine vom Rest der Europäischen Währungsunion (EWU) abweichende Tarif- und Lohnpolitik Wettbewerbsvorteile, die sich in Form steigender Exporte auf Kosten der übrigen Mitgliedsstaaten niederschlagen würden. Eben diesem „Bagging-Thy-Neighbour“-Vorwurf wollen wir im Laufe dieser Arbeit nachgehen.
Zu diesem Zweck untersucht diese Arbeit besonders die Veränderung der deutschen Arbeitsbeziehungen, wobei der Schwerpunkt auf die Arbeit der heimischen Gewerkschaften gerichtet ist. Die hierbei wohlmöglich größte Herausforderung stellt die Übertragung nationaler Beobachtungen auf eine europäische Eben dar. Um eine möglichst objektive Betrachtung dieser politisch brisanten Untersuchung zu gewährleisten, werden theoretische Aspekte kurz gefasst und vermehrt empirische Beobachtungen in den Mittelpunkt gestellt.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Vorgehensweise und Struktur der vorliegenden Arbeit
- Staatsverschuldung.
- Theoretische Einführung. Ökonomische und rechtliche Grundlagen staatlicher Verschuldung.
- Die Lage in der europäischen Währungsunion.
- Staatliche Überschuldung. Die Theorie fiskalischer Primärüberschüsse.
- Der deutsche Arbeitsmarkt
- Theoretische Einführung. Tarif- und Lohnpolitik im Modell der Verhandlungsarenen.
- Abschied vom deutschen Tarifmodell. Struktureller Wandel in der Tarif- und Lohnpolitik.
- Der deutsche Arbeitsmarkt innerhalb Europas. Egoistischer Einzelkämpfer oder Musterschüler?
- Theoretische Einführung. Das Modell der optimalen Lohnräume.
- Die deutsche Tarif- und Lohnentwicklung innerhalb der europäischen Währungsgemeinschaft.
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit untersucht die Entwicklung der deutschen Arbeitsbeziehungen und deren Auswirkungen auf die Europäische Währungsunion (EWU). Dabei liegt der Fokus auf der Frage, ob Deutschland durch eine vom Rest der EWU abweichende Tarif- und Lohnpolitik Wettbewerbsvorteile erzielt und diese in Form steigender Exporte auf Kosten der anderen Mitgliedsstaaten niederschlagen.
- Theoretische Analyse der Staatsverschuldung und deren Auswirkungen auf die EWU
- Beurteilung der aktuellen Lage der EWU im Kontext staatlicher Verschuldung
- Analyse des deutschen Arbeitsmarktes und der Rolle der Gewerkschaften in der Tarif- und Lohnpolitik
- Untersuchung der Veränderungen in der deutschen Tariflandschaft und deren Auswirkungen auf die Lohnentwicklung
- Bewertung der Auswirkungen der deutschen Tarif- und Lohnpolitik auf die EWU im Kontext des Modells der optimalen Lohnräume
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel behandelt das Thema Staatsverschuldung. Es erfolgt eine theoretische Einführung in die ökonomischen und rechtlichen Grundlagen staatlicher Verschuldung, gefolgt von einer Analyse der aktuellen Lage in der EWU. Abschließend wird die empirische Studie von Bencek und Klodt vorgestellt, die das Konzept "Fiskalischer Primärüberschüsse" auf die europäische Staatsschuldenkrise überträgt.
Im zweiten Kapitel wird der deutsche Arbeitsmarkt beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Rolle der Gewerkschaften in der Tarif- und Lohnpolitik und deren Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes. Dabei wird der strukturelle Wandel in der Tarif- und Lohnpolitik untersucht.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der deutschen Tarif- und Lohnentwicklung innerhalb der europäischen Währungsgemeinschaft. Es werden die Auswirkungen der deutschen Lohnpolitik auf die EWU im Kontext des Modells der optimalen Lohnräume untersucht.
Schlüsselwörter (Keywords)
Staatsverschuldung, Europäische Währungsunion, Arbeitsmarkt, Gewerkschaften, Tarif- und Lohnpolitik, Lohnzurückhaltung, Tarifautonomie, optimale Lohnräume, Wettbewerbsvorteile, Exporte, EWU.
- Arbeit zitieren
- Lukas Baumann (Autor:in), 2013, Die unterschiedliche Arbeitsmarktentwicklung in Europa und ihr Einfluss auf die Schuldenkrise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308888