„Politik und Moral – nur Sprüche“ lautet der Titel des Hauptseminars, aus dem als ein Ergebnis diese Arbeit resultiert. Doch stellt sich auch nach dem Seminar die Frage, was der Titel eigentlich genau bedeutet. Hiermit ist sicherlich gemeint, dass es vor allem in der älteren Forschung immer wieder Ansätze gab, die versuchten, biographische Rückschlüsse aus dem Werk Walthers zu ziehen. Diesen tritt der Seminartitel in seiner These offen gegenüber, um seine Lyrik auf das zu reduzieren, was wir mir Sicherheit über sie sagen können. Das bedeutet, dass wir uns von der Vorstellung verabschieden müssen, dass wir durch Walthers Werk selbst, aber auch durch die Erforschung der historischen, politischen und sozialen Welt des Mittelalters etwas in Erfahrung bringen können, was direkte Bezüge zum Oeuvre Walthers hat. Ferner sind Positionen konsequent abzulehnen, die auf die charakterlichen Merkmale oder auf die Persönlichkeit abzielen, wie Spekulationen, die sich mit der beruflichen Tätigkeit Walthers beschäftigen.
Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, Arbeiten diesen Inhalts doch kurz zu thematisieren, gehören Sie doch ebenfalls, obwohl sie ins Reich der Forschungslegenden zu weisen sind, zu der Forschung, die sich mit der Biographie Walthers beschäftigt.
Inhaltsverzeichnis
- I.) Einleitung
- II.1.1) Zur Biographisierung Walthers in der älteren Sangspruchforschung
- II.1.2) Die Biographie in der aktuellen Sangspruchforschung
- II.2.) Die Biographie aus den Minneliedern Walthers?
- III.) Gedanken zu einem „neuen“ Ansatz in der Walther-Forschung: Die historische Diskursanalyse Michel Foucaults
- IV.) Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, inwieweit sich Walthers Biographie aus seiner Lyrik ableiten lässt. Sie befasst sich mit der Forschungstradition, die versucht hat, biographische Rückschlüsse aus Walthers Werk zu ziehen, und stellt die Frage nach der Berechtigung solcher Ansätze in den Mittelpunkt.
- Die Biographisierung Walthers in der älteren Sangspruchforschung
- Die Rolle der Minnelyrik in der Interpretation von Walthers Leben
- Kritik an der Fokussierung auf biographische Aspekte
- Die Relevanz der historischen und sozialen Kontexte
- Die Möglichkeit eines neuen Ansatzes mit Foucault
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Frage nach dem Sinn des Seminartitels „Politik und Moral – nur Sprüche“ und führt in die Problematik der Biographisierung Walthers ein.
- Zur Biographisierung Walthers in der älteren Sangspruchforschung: Dieses Kapitel analysiert die Arbeit von Wilhelm Wilmanns, die exemplarisch für die ältere Sangspruchforschung steht. Die Vorgehensweise Wilmanns wird anhand der Interpretation zweier Strophen aus Walthers Werk, dem „Reichston“ und der „Magdeburger Weihnacht“, untersucht.
- Die Biographie in der aktuellen Sangspruchforschung: Dieses Kapitel befasst sich mit der jüngeren Forschung zu Walther und seiner Biographie, wobei insbesondere die Debatte um die Fiktionalität seiner Sprüche beleuchtet wird.
- Die Biographie aus den Minneliedern Walthers?: Hier wird die Rolle der Minnelyrik in der Interpretation von Walthers Leben untersucht und argumentiert, dass eine ausschließliche Fokussierung auf biographische Aspekte zu ungenügenden Interpretationen führt.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Problematik der Biographisierung Walthers von der Vogelweide. Schlüsselwörter sind: Sangspruchdichtung, Minnelyrik, historische Diskursanalyse, Michel Foucault, biographische Interpretation, Fiktionalität, historische Kontextualisierung, Gattungsgeschichte, Walther-Forschung, Walter-Philologie.
- Arbeit zitieren
- Thomas Abel (Autor:in), 2004, Walther von der Vogelweide - Seine Biographie als Ergebnis seiner Lyrik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30908