Die visuelle Identifikation von Objekten, Ereignissen und Personen als Teilaspekt der visuellen Kommunikation


Diplomarbeit, 2002

77 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Wahrnehmung
1.1 Was ist Wahrnehmung?
1.2 Der Begriff Information
1.3 Die Sinne und Sinnesorgane
1.4 Die Stufen des Wahrnehmungsprozesses
1.5 Mehrdeutigkeit und Täuschungen
1.6 Körperliche Voraussetzungen
1.7 Prozesse der Wahrnehmungsorganisation
1.8 Die Bewegungswahrnehmung
1.9 Die Wahrnehmungskonstanzen
1.10 Die Identifikation der Umwelt
1.11 Die Wahrnehmung und die Handlungssteuerung
1.12 Die optischen Täuschungen

2. Typografie und Layout
2.1 Einführung in die Typografie und Gestaltung
2.2 Die Geschichte der Schrift
2.3 Warum sollte was wie gestaltet werden?
2.4 Grundlagen der Typografie
2.5 Layout

3. Gestaltung und Aufbau in der Fotografie
3.1 Der Einsatz von Farbe im Foto
3.2 Das Fotografieren von Konturen
3.3 Die Struktur als interessanter Bildinhalt
3.4 Wenn die Form zur Geltung kommen soll
3.5 Der Bildausschnitt
3.6 Allgemeines zum Betrachten eines Bildes
3.7 Die Bedeutung des Punktes als Bildelement
3.8 Die Linie als Rhythmus in einem Bild
3.9 Die Fläche als Gestaltungselement
3.10 Der Horizont in einem Bild

4. Didaktischer Teil
4.1 Einleitung
4.2 Erste Klasse
4.3 Zweite Klasse
4.4 Dritte Klasse
4.5 Vierte Klasse
4.6 Zusammenfassung

Quellenverzeichnis

Einleitung

Die Welt, in der wir leben, ist geprägt von einer Dominanz der Medien, einer raschen Veränderung und Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten und damit der Menschen und deren sozialem Umfeld. Täglich entstehen neue Berufsbilder, alte verschwinden von der Bildfläche. Neue Anforderungen werden an die Menschheit gestellt, Kenntnisse erwartet, Fähigkeiten benötigt. Dies erfordert gerade bei Volks- und Hauptschul-Lehrbeauftragten, einen Grundstein zu legen, um den Schülern und Schülerinnen von heute einen guten Start ins Berufsleben morgen zu ermöglichen. Besonders eine grundlegende Fertigkeit ist für sämtliche Berufstypen, und seien sie noch so kurzlebig, von entscheidender Wichtigkeit - die Kreativität.

Das Vermögen, neue Wege zu ersinnen oder in Stress- oder Krisensituationen einfallsreiche Lösungen zu finden, ist durchaus der Kreativität zuzurechnen und in modernen Berufen unentbehrlich. Doch gerade im Hinblick auf die zunehmende Wichtigkeit der neuen Medien wie dem Internet, mobiler und drahtloser Übertragungstechnologien oder der Werbung, sei es on- oder offline, ist ein weiterer Aspekt der Kreativität nicht zu unterschätzen: das Potential, Information in einer Weise zu strukturieren und gestalten, sodass einerseits die Prinzipien der einfachen Informationsaufnahme seitens des Betrachters erfüllt sind und andererseits auch eine gewisse „Schönheit“ oder Ästhetik in der Darstellung erzielt wird. Gerade in den Berufen des Designers, Layouters oder Grafikers, welche immer mehr an Bedeutung gewinnen, ist eben dieser Part der Kreativität ein essentieller Bestandteil der täglichen Arbeit.

Kreativität ist nicht lernbar - man kann sie jedoch trainieren! Und daher ist es Aufgabe des Hauptschullehrers, dem Schüler bereits so früh wie möglich ein Training der Kreativität zu ermöglichen. Dazu ist der erste Schritt, die einfachen Gestaltungsprinzipien kennen zu lernen und anzuwenden.

Die vorliegende Diplomarbeit soll eine Einführung in die Materie geben. Dazu wird zunächst auf die der Gestaltung zugrunde liegende Wahrnehmung eingegangen, auch das Kapitel der Typografie wird kurz abgehandelt. Ein weiterer Teil beschreibt die Grundsätze von Gestaltung, auch in der Fotografie. Abschließend wurde ein einfacher Leitfaden erstellt, wie die Theorie im praktischen Unterricht umgesetzt werden kann und wie die Kreativität der Schüler durch „Geschmackserziehung“ trainiert werden kann.

1. WAHRNEHMUNG

1.1 Was ist Wahrnehmung?

„Mit dem Wort Wahrnehmen, umgangssprachlich benutzt, umschreiben wir eine Tätigkeit, die uns kontinuierlich Informationen über Zustände und Ereignisse in unserer Umgebung (und zum Teil in uns selbst) liefert.“1

Wahrnehmen passiert mit bestimmten Sinnen, wie dem Hören, Sehen, Schmecken, Riechen, Fühlen oder Spüren, wobei diese zur vollständigen Informationsüberlieferung zusammenspielen müssen. Es können alle Sinne dabei kombiniert werden. Die Sinne dienen erstens zur Aufnahme der Information und zweitens zur Verarbeitung dieser.

1.2 Der Begriff Information

Für den Begriff Information gibt es natürlich unterschiedliche Definitionen, wie die mathematische Informationstheorie, den objektiven und subjektiven Informationsbegriff und die strukturellen Informationstheorie.

Die Mathematische Informationstheorie besagt, dass das aufzunehmende Bild strukturiert, das heißt, mit einem imaginären Raster überzogen wird. Der Objektive und der subjektive Informationsbegriff erklären sich dadurch, dass das Objekt in der Umwelt bereits eine Struktur hat. Diese wird bei Regelmäßigkeit wegreduziert. Beim subjektiven Informationsbegriff hängt es von der Erfahrung ab, etwas zu erkennen.

Die Strukturelle Informationstheorie behauptet, dass es „gute“ und „schlechte“ Gestalten gibt. Gemeint sind damit die einfacheren Formen und die komplizierteren bzw. komplexeren Formen. Mehr dazu wird unter dem Kapitel „Gesetz der guten Gestalt“ näher erläutert.

Ein weiterer Begriff ist die Affordanz, die beschreibt, dass „Lebewesen niemals wertfrei und ohne Bezug auf ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten Umwelt-Gegebenheiten betrachten können.“2 Zum Beispiel hat ein Stein für ein großes Lebewesen eine andere Bedeutung als für ein kleines Lebewesen.

Das Wahrnehmen evolvierte über Jahrmillionen, jede Lebensart entwickelte es speziell für die eigene Lebens- und Umweltsituation. Der Mensch hat dabei den Vorteil, dass er „Wahrnehmungsfehler“ mit Hilfe der Technik ausgleichen kann. Jede Spezies, auch der Mensch, hat die gleiche Wahrnehmung, aber innerhalb jeder Art gibt es noch Feinunterschiede. Bei den Menschen gibt es sogar eine eigene Bezeichnung für Personen, die auf bestimmten Gebieten eine merkbar verfeinerte Wahrnehmung haben - sie werden „Spezialisten“ genannt.

Es werden nun noch Begriffe wie Umwelt, Objekte und Ereignis mit der Wahrnehmung in Verbindung gebracht. Umwelt bezieht sich auf den Raum, der die Lebewesen umgibt, Objekte sind die Bestandteile dieser Umwelt einschließlich der Lebewesen selbst und Ereignisse sind die Veränderungen an Wahrnehmungsgegenständen.

1.3 Die Sinne und die Sinnesorgane

Der Mensch besitzt im Regelfall fünf Sinne (hören, sehen, riechen, fühlen und schmecken) und die dazugehörigen Sinnesorgane (Ohren, Augen, Nase, Haut und Mund). Die Qualität des Wahrgenommenen hängt nicht vom Reiz ab, sondern vom Nerv, der die Information leitet. Unterstützend dabei ist, dass der Nerv meist strukturierte Reize erhält, da die Energien in der Umwelt bereits strukturiert sind.

Abbildung 1: Grafische Darstellung der fünf menschlichen Sinne

Abbildung 2: In dieser Darstellung des menschlichen Gehirns kann man ungefähr erkennen, welche Teile des Gehirns für die Verarbeitung der verschiedenen Sinnesreize verantwortlich sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es arbeiten alle Sinne zusammen, um eine möglichst genaue Information zu liefern. Oft wird auch statt „wahrnehmen“ das Wort „empfinden“ verwendet, in der modernen Psychologie wird jedoch diese Unterscheidung vermieden.

1.4 Die Stufen des Wahrnehmungsprozesses

Der Wahrnehmungsprozess gliedert sich in drei Stufen:

1. das Empfinden / Wahrnehmen
2. das Organisieren
3. das Identifizieren und Einordnen (wieder erkennen)

1.4.1 Das Empfinden / Wahrnehmen

„Empfinden bezieht sich auf die Umwandlung physikalischer Energie in neuronal kodierte Information, die vom Gehirn weiterverarbeitet werden kann.“3

1.4.2 Das Organisieren

Im Inneren des Auges wird ein Abbild des Gesehenen aufgebaut und eine Reizaufnahme, das so genannte Perzept, gebildet. Wichtig bei der Organisation ist außerdem die Synthese, die die Schätzungen (Größe, Form, Entfernung,..), vergangenes Wissen und den Reiz in einen Wahrnehmungskontext bringt. Ein Beispiel dafür wäre, dass nicht nur nach einer Farbe oder Form sortiert wird, sondern nach den Kriterien, die zu einem Objekt gehören.

1.4.3 Das Identifizieren und Einordnen

Den Perzepten werden nun Bedeutungen zugewiesen, die in der Erinnerung verankert sind. Zum Beispiel kann ein wahrgenommenes Rechteck ein Fenster, eine Tür oder ein Bild sein.

Der proximale und der distale Reiz werden folgendermaßen beschrieben: Unsere Umwelt besteht aus dreidimensionalen Objekten, auf der Netzhaut kann aber nur ein zweidimensionales Bild entstehen. Dieses dreidimensionale Objekt unserer Umwelt wird nun als distaler Reiz bezeichnet und das zweidimensionale Abbild davon als proximaler Reiz. „Wahrnehmung besteht darin, dass die Person auf der Grundlage des proximalen Reizes den distalen Reiz identifiziert und einordnet.“4

1.5 Mehrdeutigkeit und Täuschungen im Wahrnehmungsprozess

Die Mehrdeutigkeit eines Bildes kann den Wahrnehmungsprozess erheblich verkomplizieren. Ein einzelnes Bild kann so viel Information beinhalten, dass es zu mehreren Interpretationen führen kann. Von Wahrnehmungstäuschung spricht man hingegen, wenn die Information mehr aus der Erfahrung (das ist immer so, das muss so sein), alsaus dem Wahrgenommenen besteht. Wahrnehmungstäuschungen werden im Gegensatz zu Halluzinationen von vielen Menschen gleich wahrgenommen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Die „Vase-Gesichter-Täuschung“ ist ein

Warum wir nun unsere Umwelt erforschen können, liegt zum einen Teil in unseren Genen und zum anderen Teil in der Erfahrung.

1.5.1 Wozu brauchen wir die Wahrnehmung?

Zum einen Teil dient dieWahrnehmung und zum anderen Teil der Ausführung von präzise gesteuerten Handlungen. Diese Handlungen erfolgen größtenteils unbewusst, wie zum Beispiel die Gleichgewichtssteuerung beim Gehen oder die Überprüfung der Bodenbeschaffenheit. Zu den bewussten Handlungen zählen das Lesen oder Musikhören und das Erkunden der Umwelt. Bei symbolischer Information muss die Struktur zuerst jedoch entschlüsselt werden, wie es zum Beispiel beim Erlernen einer Fremdsprache von Erfordernis ist.

1.5.2 Sind unsere Wahrnehmungen „korrekt“?

Wenn wir alles hundertprozentig wahrnehmen könnten, würden wir zum Beispiel den Ultraschall hören, was aber nicht der Fall ist. Es gibt aber andere Lebewesen, die den Ultraschall hören können und somit dem Beweis dienen, dass er existent ist. Menschen haben viele „Probleme“ mit Hilfe der Technik gelöst. Doch es muss nicht an den inneren Umständen liegen, dass wir manches nicht wahrnehmen können, sondern es kann an äußeren Einwirkungen liegen, dass manche Botschaften nicht ihr Ziel erreichen.

Das im Volksmund „Sinnestäuschung“ genannte Phänomen ist ein Beispiel dafür, wie die Wahrnehmung dazu gebracht wird, nicht korrekt zu funktionieren.

1.6 Körperliche Voraussetzungen für Sehen, Hören und Bewegen

1.6.1 Das Sehen

„1. wir haben zwei Augen, 2. diese sind horizontal nebeneinander mit einem Abstand zwischen 5 und 8 cm voneinander angeordnet, 3. sie befinden sich oberhalb aller übrigen Körperteile - mit Ausnahme des Gehirns, 4. die Augen sind im Kopf willkürlich beweglich, 5. der Kopf selbst ist relativ zum Körper beweglich und 6. der Körper ist relativ zum Erdboden in der horizontalen Ebene in alle Richtungen beweglich.“5 - so weit die Definition nach Guski.

Das Auge wird von sechs Augenmuskeln, die durch drei Nerven angeregt werden, bewegt. Dabei gibt es die Konvergenzbewegung, die die Entfernung zur Nähe beschreibt und die Divergenzbewegung, die die Bewegung von der Nähe zur Entfernung meint.

Weiters gibt es die Saccaden, das sind ruckartige sprunghafte Bewegungen des Auges zur Erfassung der Umwelt. Vor allem beim Lesen sind die Saccaden zur Texterfassung wichtig. Die Augen springen von Wortgruppe zu Wortgruppe, von einem Fixationspunkt zum nächsten. Während der Saccaden wird keine Information aufgenommen. Erst bei den Fixationspunkten wird der Reiz verarbeitet und visuell aufgenommen. Die Augenfolgebewegung dient zur Verfolgung eines Objekts und wird von der Kopfbewegung unterstützt.

1.6.2 Der optische Apparat

Wie sieht das menschliche Auge eigentlich aus, was sind die einzelnen Bestandteile? Um überhaupt zu wissen, was man sieht, muss die Information verschiedene Bereiche des Auges durchlaufen. Das menschliche Auge besteht grob aus einer Linse und einer Netzhaut. Genauer betrachtet funktioniert das Sehen folgendermaßen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Das menschliche Auge mit Cornea, Iris,

Das Licht dringt zuerst durch die Cornea Glaskörper und Retina (Hornhaut), die vordere Augenkammer und die dahinter liegende Iris, danach durch den Glaskörper und trifft zuletzt auf die Netzhaut (Retina). Diese besteht außerdem aus Nervenzellen-, fasern, Stäbchen und Zäpfchen. Die Linse wirft nun das Bild verkehrt auf die Netzhaut. Das bedeutet, dass das Bild über Nervenfasern in die visuelle Hirnrinde weitergeleitet und umgedreht werden muss.

1.6.3 Die Verarbeitung in der Retina (Netzhaut)

Das Gesehene muss natürlich auch weiterverarbeitet und verwertet werden. Dafür ist die Netzhaut zuständig. Es gibt drei Hauptschichten: die Photorezeptoren, die bipolaren Zellen und die Ganglien. Die Photorezeptoren bestehen aus 120 Millionen Stäbchen und 7 Millionen Zapfen oder Zäpfchen genannt. Die Stäbchen sind lichtempfindliche Rezeptorzellen, die im Randbereich der Netzhaut fixiert sind. Die Zapfen sind im Zentrum konzentriert und für das Farbensehen verantwortlich.

Die bipolaren Zellen verbinden die Reize der Photorezeptoren und leiten sie an die Ganglienzellen weiter, deren Axone den Sehnerv bilden.

1.6.4 Helligkeitsadaption und Kontraste

Einer der wichtigsten Bestandteile des Auges, um überhaupt sehen zu können, sind, wie oben schon erwähnt, die Zäpfchen und Stäbchen. Sie reagieren unterschiedlich auf Licht, Kontraste und Farben. Es gibt hierbei vier Bereiche: die zeitliche Adaption, die lokale Adaption, der Flächenkontrast und das Farbsehen.

1.6.5 Die zeitliche Adaption

Stäbchen reagieren auf Licht geringer Helligkeit und Zäpfchen auf helleres. Daher sind die Zäpfchen nach 10 Minuten an Dunkelheit gewöhnt, Stäbchen hingegen erst nach 25 Minuten. Das heißt, wenn ein Mensch aus der Sonne in einen dunklen Raum geht, kann er erst nach wenigen Minuten grobe Umrisse erkennen und nach circa einer halben Stunde kann er alles genau erkennen.

1.6.6 Die lokale Adaption

Beim längeren Fixieren eines Bildes (30 Sekunden) und dem anschließenden Betrachten eines anderen Bildes sehen wir in diesem Bild Umrisse des ersten Bildes - ein sogenanntes Nachbild. Grund für die lokale Adaption ist die Ermüdung einzelner Rezeptorgruppen.

1.6.7 Der Flächenkontrast

„In einer hellen Umgebung sieht dieselbe Innenfläche dunkler aus als in einer dunklen Umgebung.“6

1.6.8 Das Farbensehen

Zur Erklärung des Farbensehens gibt es zwei Theorien:

Die trichromatische Rezeptortheorie, die besagt, dass es drei Rezeptorarten gibt, die unterschiedliche Wellenlängen auffangen können. Die Primärfarben Rot, Grün, Blau und Kombinationen aus diesen lassen alle anderen Farben entstehen.

Die zweite Theorie ist die Gegenfarbentheorie, die davon ausgeht, dass es wiederum drei Rezeptortypen gibt, die drei Kontrastprozesse auslösen, nämlich Rot-Grün, Blau-Gelb und Schwarz-Weiß. Das heißt, dass es verschiedene Arten von Ganglienzellen gibt, die diese drei Zapfentypen kombinieren. Das sind jene, die durch Rot angeregt und durch Grün gehemmt werden, und jene, bei denen es genau umgekehrt verläuft.

1.7 Prozesse der Wahrnehmungsorganisation

Prinzipiell kann der Ablauf der Wahrnehmung und die Organisation in vier Gesetze eingeteilt werden.

Diese vier Organisationsgesetze sind:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Der Kreis im grauen Quadrat wirkt heller als der Kreis im weißen Quadrat, obwohl beide

denselben Schwarzanteil haben

- die Gliederung in Bereiche
- die Unterscheidung von Figur und Grund
- das Prinzip der guten Gestalt und Gesetz der Prägnanz
- die Integration in Bezugsrahmen

1.7.1 Die Gliederung in Bereiche

Der erste Schritt bei der Wahrnehmungsorganisation besteht darin, herauszufinden, welche Regionen zusammengehören. Das wird zum Großteil durch die Farbe und die Oberflächenstruktur bestimmt. Um ermitteln zu können, was als Region anzusehen ist, sind die Neuronen in der Kortex, dem präfrontalen Hirnlappen, zuständig, wobei es wiederum verschiedene Arten gibt. Eine Gruppe ist für das Aufspüren von Farbunterschieden, eine andere für das Entdecken von Strukturänderungen verantwortlich.

1.7.2 Die Unterscheidung von Figur und Grund

„Man kann sich die Figur als eine oder mehrere objektartige Regionen im Vordergrund des Gesamteindruckes vorstellen. Die Bezeichnung Grund bezieht sich auf eine Art von Hintergrund, von dem sich die Figur abhebt.“7 Man sieht fast immer die Figur vor einem Hintergrund. Es kann dabei sogar vorkommen, dass die wahrgenommene Figur gar nicht dargestellt wird, obwohl man die Figur sieht. Dies passiert, wenn man kurz vorher ein Objekt betrachtet hat und das Auge dann auf eine leere Fläche wechselt. Oder es sind wenige Punkte vorhanden und unser Kopf vervollständigt die Konturen zu einer Figur. Das nennt man die illusionären subjektiven Konturen, das heißt, die Konturen sind lediglich in der Erfahrung vorhanden. Der Grund dafür ist die Geschlossenheit, die zur vollständigen, ausgeglichenen und symmetrischen Wahrnehmung tendiert.

Ein weiterer Punkt ist die Gruppierung, die in drei Gestaltgesetze eingeteilt wird.

- Das Gesetz der Nähe
Damit ist gemeint, dass Symbole, die relativ eng zusammen positioniert sind, als Gruppe zusammengefasst werden, obwohl die Grundvoraussetzungen dieselben sind.
- Das Gesetz der Ähnlichkeit
Das Gesetz der Ähnlichkeit besagt, dass die Reize, die sich von zum Beispiel der Form, Farbe oder Struktur am ähnlichsten sind, als Gruppe gesehen werden.
- Das Gesetz des gemeinsamen Schicksals

Hierbei geht es um Bewegung. Symbole, die sich in dieselbe Richtung bewegen oder gleich schnell sind, werden zu einer Gruppe zusammengefasst.

1.7.3 Das Prinzip der guten Gestalt und Gesetz der Prägnanz

Die guten Gestalten beziehen sich auf Formen, die einfach, regelmäßig und symmetrisch sind. Diese Formen sind leicht zu merken und erscheinen uns dadurch sehr vertraut. Eine schlechte Gestalt ist daher eine sehr unregelmäßige, schwer zu erkennende Form, die aus mehreren zusammengesetzten guten Gestalten besteht. Darauf fußt das Prägnanzgesetz, das besagt, dass alles so wahrgenommen wird, als wäre es nach einfachen Organisationsprinzipien aufgebaut.

1.7.4 Die Integration von Reizkonfigurationen in Bezugsrahmen

Das Auge sucht sich immer einen Bezugsrahmen, um die Lage der Form zu erkennen. Ist in der Nähe kein Bezugsrahmen vorhanden, wird das Gesichtsfeld verwendet.

1.8 Die Bewegungswahrnehmung

Um uns geschickt durch den Alltag bewegen zu können, müssen wir abschätzen, wie weit entfernt einzelne Personen oder Gegenstände sind. Dies wird durch das Anwachsen der Formgröße vermittelt. Es gibt auch in diesem Bereich wieder verschiedene Arten von Täuschungen, beispielsweise die induzierte Bewegung und die Scheinbewegung (Phi -Phänomen).

Die induzierte Bewegung kommt zum Beispiel vor, wenn man im Zug sitzt und der Zug daneben fährt gerade ab, was dazu führt, dass man glaubt, der eigene Zug würde fahren. Dies hat wiederum mit dem Bezugsfeld zu tun. Das heißt, man nützt eine größere Figur als Bezugsfeld für eine kleinere. Der Zug daneben ist größer als „mein“ Fenster, daher ist der Zug das Bezugsfeld und „mein kleines“ Fenster erscheint als das Bewegte. Diese Scheinbewegungen machen sich zum Beispiel Leuchtreklamen zunutze. Das funktioniert folgendermaßen, dass „zwei feste Lichtpunkte an unterschiedlichen Positionen des Blickfeldes abwechselnd mit einer Frequenz von 4 - bis 5mal pro Sekunde an- und ausgeschaltet werden“.8 Die Wahrnehmung reduziert diese Bewegung auf die einfachste, das ist in diesem Fall eine Linie.

Wichtig für die Bewegung ist vor allem die Tiefenwahrnehmung, da wir uns im dreidimensionalen Raum bewegen. Dazu sind die unterschiedlichen Informationsquellen der Entfernung notwendig. Diese sind in vier Bereiche gegliedert.

- Die Querdisparation
Jedes Auge erzeugt ein eigenes Bild, da die Pupillen im Durchschnitt 6 cm auseinander liegen. Die Differenz zwischen den verschiedenen Bildern fußt auf dem horizontalen Unterschied zwischen den Pupillen, den man auch Querdisparation nennt. Wenn jemand schielt, sieht er beide Bilder, weil diese Verschiebung (Querdisparation) nicht eintreten kann.
- Die Konvergenz
Mit Konvergenz meint man, dass die Achsen der Augen aufeinander zu laufen, wenn ein Objekt anvisiert wird.
- Die Bewegungsparallaxe
Die Bewegungsparallaxe ist eine Bezeichnung für die Tiefeninformationen, die das Auge aus den relativen Entfernungen der Gegenstände in der Welt und deren Bewegungen auf der Netzhaut ermittelt.
- Der Abbildungsfaktor
Dazu gibt es vier Punkte zu nennen, nämlich die Verdeckung, den Faktor der relativen Größe, die lineare Perspektive und die Texturgradienten. Die letzten beiden Punkte kommen vor allem in der Malerei zum Einsatz. Die Verdeckung beschreibt, dass verdeckte Körper weiter entfernt sein müssen. Der Faktor der relativen Größe bezieht sich darauf, dass Körper in der Entfernung kleiner dargestellt sind als Körper in der Nähe. Die lineare Perspektive handelt vom Fluchtpunkt. Das heißt, dass alle Linien, die nach hinten führen, zu einem Punkt zusammenlaufen. Die Texturgradienten beziehen sich auf die Oberflächenstruktur, die sich mit der Entfernung verdichtet und schemenhafter wird.

1.9 Die Wahrnehmungskonstanzen

Es wäre für uns ziemlich anstrengend, wenn nicht sogar unmöglich, wenn wir alle Reize, die auf uns treffen, in der Weise registrieren würden, wie unsere Augen das tun. Die Reize auf der Netzhaut ändern sich ständig und trotzdem bleibt die Umwelt für uns gleich. Ein Buch beispielsweise wird konstant als stehend wahrgenommen, auch wenn man eine Drehung mit dem Kopf im Uhrzeigersinn macht. Das Bild auf der Netzhaut dreht sich natürlich gegen den Uhrzeigersinn. Gemeint ist, dass, obwohl sich die Reize ständig ändern, die Umwelt immer gleich, konstant und stabil bleibt. Das Buch dreht sich nicht mit.

In diesem Kontext sind vor allem die Größenkonstanz und die Formkonstanz von Relevanz. Die Größenkonstanz beschreibt die Fähigkeit, die Größe eines Gegenstandes zu erkennen, obwohl die Größe der Abbildung auf der Netzhaut ständig variiert. Für die Berechnung der Größe sind natürlich die Tiefenwahrnehmung (Entfernung und dazu nötige Informationen) und die Entfernung des Auges vom Gegenstand wichtig. Auch hier kann es zu Täuschungen kommen, wenn die Messungen mit unserem Wissen in Verbindung gebracht werden, wie das Beispiel vom „Amess‘schen Raum“ belegt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Der Amess‘sche Raum

Die Formkonstanz bedeutet, dass wir Formen auch dann noch erkennen, wenn sie ihre Lage verändern. Zum Beispiel bleibt eine Münze ein Kreis, auch wenn sie von der Seite betrachtet wird.

1.10 Die Identifikation der Umwelt

Das Wiedererkennen wird durch ein Zusammenspiel der Wahrnehmung und der Verarbeitung durch das Gehirn erreicht. Da der Ablauf des Wiedererkennens abhängig vom Gesehenen ist, wird dieser Automatismus im menschlichen Organismus im folgenden in vier Kategorien klassifiziert.

1.10.1 Die Identifikation von Gesehenem

Durch Identifizieren und Einordnen sind wir in der Lage, Gegenstände wieder zu erkennen oder zu bezeichnen. So wird natürlich auch die Verständigung unter den Menschen möglich gemacht.

„Wenn man einen Gegenstand identifiziert, muss man das, was man sieht, mit dem Wissen, das im Gedächtnis gespeichert ist, vergleichen.“9 Schritte dafür sind die Bottom-up-und Top-down-Verarbeitung.

Die Bottom-up-Verarbeitung besagt, dass Reize wahrgenommen werden, dann in die Kortex weitergeleitet und dort in Informationen gefiltert werden. Das wird auch datengeleitete Verarbeitung genannt. Unterstützt wird dieser Vorgang von der Top-down-Verarbeitung, die Erfahrungen, Erwartungen, Wissen, Motivation, und ähnliches beinhaltet. Wenn zum Beispiel auf einer Party eine Unterhaltung geführt wird, ist es oft unmöglich, jedes Wort zu verstehen. Die Sätze, die Lücken aufweisen, werden durch das Zusammenspiel der Bottom-up-und Top-down-Verarbeitung vervollständigt.

1.10.2 Die Identifikation von Objekten

Es werden drei Theorien zu diesem Thema vorgestellt: das Pandämonium- Modell, das Wiedererkennen nach Marr und Biedermans Geon-Theorie.

1.10.2.1 Das Pandämonium-Modell

Das Pandämonium-Modell konzentriert sich auf Schriftzeichen. Es wird behauptet, dass für die Darstellung von Schriften einfache und wenige geometrische Formen wie horizontale oder vertikale Linien, Kreissegmente, Ecken oder Schrägstriche verwendet werden. Diese Formen sind leicht zu merken und auch nach Transformationen noch zu erkennen. Eine Ausweitung dieser Theorie in die anderen Bereiche, wie das Hören oder die Bilderkennung wagten Lindsay & Norman. Sie beschreiben einen Aufnahmeweg der Information über „Dämonen“. Zuerst wird die Information über „Signaldämonen“ zu den Rezeptoren geleitet, um dann über die „Merkmalsdämonen“ zu den „kognitiven Dämonen“ zu gelangen. Diese leiten die Information zu den „Entscheidungsdämonen“, wo sie ergänzt oder Fehler ausgebessert werden.

1.10.2.2 Wiedererkennen nach Marr

Diese Methode bedient sich des Zylinders als Grundform für alle Objekte, wobei Pyramide und Kugel dazugezählt werden. Der Zylinder ist eine einfache dreidimensionale Form, die laut Marr das Wiedererkennen leichter macht. Vorraussetzung dafür ist, dass das Objekt eine Symmetrieachse besitzt, was in der Natur sehr häufig vorkommt. Auch der Mensch kann

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Wiedererkennen nach Marr, verdeutlicht

mit Zylindern dargestellt werden. Marr‘s Theorie ist jedoch noch nicht am Beispiel eines aus Zylindern bestehenden menschlichen Körpers

wissenschaftlich belegt worden.

1.10.2.3 Biedermans Geon-Theorie

Biedermans Geon-Theorie ist ähnlich wie die Marr’s, nur, dass er nicht alleine den Zylinder verwendet, sondern von 36 verschiedenen Grundbausteinen ausgeht (Quader, Kegel, Pyramide, ...), die sogenannten Geons (geometric ions). Er meint, dass das Gehirn ein Objekt in diese Komponenten zerlegt, und zwar an markanten Stellen wie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Beispiele für geometric ions (Geons) und

Konturänderungen. So können auch Gegenstände, die teilweise verdeckt sind, wieder erkannt werden. Der Ablauf sieht so aus, dass „segmentierte und auf Geons reduzierte Bildteile mit ihren Relationen zueinander im Gedächtnis gespeichert sind und während der Identifikation mit der aktuell vorliegenden Strukturbeschreibung verglichen werden.“10

Eines wird jedoch bei den genannten Theorien nicht berücksichtigt: die Größe, Farbe, Oberflächenbeschaffenheit und Orientierung des Objekts. Biederman rechtfertigt sich mit dem Argument, dass sich von der Strichzeichnung auf die Fotografie nicht viel ändert.

Wie muss ein Objekt orientiert sein?

Es gibt bei der Orientierung eines Objekts eine Standardansicht, die für den Menschen am schnellsten und leichtesten die Identifizierung möglich macht - die Ansicht von schräg vorne.

1.10.3 Die Identifikation von Personen

Zur Klassifizierung und Identifizierung von Personen sind sowohl „einzelne Merkmale im Gesicht wichtig als auch die Konfiguration (z.B.: Verhältnis von Nasenlänge zur Gesamtlänge des Gesichts, relative Position der Augen usw.)“11. Soweit die Ansicht von Guski, in der Wirklichkeit geht das Identifizieren jedoch noch weiter - meist kann man beispielsweise schon anhand der Umrisslinie des Kopfes das ungefähre Alter einer Person erkennen.

Schwierigkeiten beim Erkennen treten auf, wenn das Porträt auf den Kopf gestellt, also eine andere Orientierung vorliegt, oder der Charakter nicht von schräg vorne, was das Optimum wäre, sondern zum Beispiel in der Seitenansicht, isometrisch oder von hinten abgebildet ist.

wie laut Biederman Objekte daraus zusammengesetzt werden

Abbildung 9: Wenn ein Porträt auf dem Kopf steht, ist es wesentlich schwieriger zu identifizieren

1.10.4 Die Identifikation von Ereignissen

Wichtig dabei sind nach James Gibson drei Aspekte:

- Die Veränderungen in der Flächenanordnung als Folge von Krafteinwirkung (z.B.: Zerreißen eines Stoffs).
- Die Veränderungen der Farbe und Textur durch Veränderungen in der Zusammensetzung der Flächen (z.B.: Reifen von Obst).
- Das Werden und Vergehen von Oberflächen durch Veränderungen im Zustand der Materie (z.B.: kann Wasser verdampfen).

„Grundprinzip aller optischen Ereignisse ist eine in der Zeit ablaufende Störung einer bestehenden optischen Anordnung“12.

1.11 Die Wahrnehmung und die Handlungssteuerung

Der Alltag ohne Wahrnehmung wäre für uns nahezu unmöglich. Mittels unserer Wahrnehmung können wir entscheiden, ob wir etwas tun können oder nicht. Zum Beispiel, ob eine Steigung oder eine Treppe anhand der eigenen persönlichen Fähigkeiten und des vorhandenen Kraftpotentials begehbar ist, oder ob problemlos durch eine Öffnung getreten werden kann. Unvermeidlich ist aber das richtige Abschätzen von Hindernissen, die ständig im Alltag vorkommen, mit denen man möglichst nicht kollidieren sollte.

1.12 Die optischen Täuschungen

„Als Sinnestäuschungen gelten Situationen, in denen das Ergebnis des Wahrnehmens nicht mit physikalisch messbaren Eigenschaften des Wahrgenommenen übereinstimmt“13.

James Gibson, ein amerikanischer Wahrnehmungspsychologe, hat diesen Bereich genauer untersucht und folgendes festgestellt: Der Grund für optische Täuschungen ist, wenn der Mensch unzureichende Informationen erhält. In den meisten Fällen geschieht das bei zweidimensionalen Strichzeichnungen ohne Hintergrund oder Tiefeninformation. Die menschliche Wahrnehmung versucht immer, ins Dreidimensionale zu ergänzen, was man anhand des Beispiels von Müller - Lyer sehr guterkennen kann. Die Pfeilspitzen werden als Andeutung in die dritte Dimension wahrgenommen, daher entstehen Probleme beim Schätzen des Abstands zwischen den Pfeilen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Die Abstände zwischen den Pfeilspitzenerscheinen verschieden lang (Beispiel von Müller- Lyer)

Ein weiteres Beispiel für eine optische Täuschung ist die „Mondtäuschung“.

Hier wirkt der Mond im Zenit kleiner, als wenn er am Horizont steht. Das Auge wird dabei wiederum von der Tiefenwirkung des Hintergrunds beeinflusst. Es vergleicht die Größe des Mondes mit der der umliegenden Objekte.

1.12.1 Die Vertikalen-Überschätzung Abbildung 10: Mondtäuschung

Die Vertikalen-Überschätzung besagt, dass beispielsweise ein Quadrat oft als Rechteck geschätzt wird, weil die vertikale Strecke länger/kürzer geschätzt wird als die horizontale Strecke.

Bei einem Test, bei dem L-förmige Figuren eingesetzt wurden, wurde laut Künnapas, der bereits 1955 die Horizontal-Vertikal-Täuschung untersuchte, bewiesen, dass wir unser Gesichtsfeld als Bezugsrahmen verwenden und uns daher verschätzen. Er stützte diese Theorie mit einem weiteren Versuch, in dem er die L-Figuren in Rechtecke und Kreise setzte und dabei die Vertikalen-Überschätzung bei den horizontal orientierten Rechtecken und Kreisen auftrat. Dieses Problem kommt auch bei der Entwurfsgestaltung im Layoutbereich vor. Der Querbalken, der die Überschrift darstellen soll, erscheint größer als ein gleich großer Längsbalken.

1.12.2 Die Kontext- und Erwartungseinflüsse

Wenn sich eine bekannte Person in einer anderen, für sie ungewöhnlichen sozialen Gruppe aufhält, ist es viel schwieriger diese Person wieder zu erkennen. Es wurde nicht erwartet. Erwartungen schließen sich aus dem Kontext (Umgebung, Zusammenhang) einer Person und sind für die Wiedererkennung insofern wichtig, weil man dabei abschätzt, ob es möglich ist, dass sich eine Person hier oder mit jenem aufhält.

Weiters gibt es Voreinstellungen. Eine motorische Voreinstellung ist, wenn man eine motorische Fähigkeit trainiert, um schneller oder besser als jemand anderes zu sein. Ein gutes Beispiel dafür ist der Sport. Die mentale Voreinstellung beschreibt, einen Ablauf mit erlernten Regeln zu meistern, wie es für Spiele nötig ist. Eine Voreinstellung in der Wahrnehmung kann zum Beispiel sein, wenn eine Mutter immer darauf wartet, dass das Baby zu weinen beginnt.

Kontext und Erwartungen sind wichtig, da das Gedächtnis zur rechten Zeit und sehr schnell reagieren muss. Wir könnten ohne sie nicht auskommen. Im BE-Unterricht wäre es beispielsweise umgekehrt. Als Lehrer wünscht man sich von den Schülern neue Ideen bei Formen und somit komplexere.

Der Schüler sollte auch in seiner vierjährigen Hauptschulausbildung von den einfachen Formen wie Kreisen, Quadraten etc. wegkommen und neue eigene Ideen von sich aus entwickeln.

Der Vorteil von einfachen Formen ist natürlich, dass man sie trotz Deformationen wieder erkennen kann und daher ein Fehlen der Formen im Alltag undenkbar wäre, wie es bei Piktogrammen, wie es bereits Otto Neurath erkannte, deutlich wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11: Bekannte Piktogramme

Die Wahrnehmung als Fähigkeit des Menschen, Dinge zu sehen, wurde nun im ersten Teil der Diplomarbeit abgehandelt. Die Wahrnehmung als Fähigkeit, Dinge zu gestalten, sollte in den folgenden zwei Teilen beschrieben werden. Im Kapitel über Typografie und Layout und über die Fotografie werden die allgemeingültigen Kriterien für eine optimale Gestaltung besprochen. Der letzte, auch der didaktische Teil der Arbeit, beschäftigt sich dann konkret mit der Schulung der Wahrnehmung bei Kindern.

2. TYPOGRAFIE UND LAYOUT

2.1 Einführung in die Typografie und Gestaltung

Vor über 500 Jahren hat Gutenberg das Fundament zum Buchdruck gelegt. Die Regeln haben sich seit damals nicht viel geändert und so gilt auch heute noch die 42-zeilige Bibel, bei der jede einzelne Metalltype aus Blei gegossen wurde, als Grundlage der Typografie.

Das Fotosatzverfahren löste den Bleisatz in den 60er Jahren unseres Jahrhunderts ab. 1985 gab es dann die große Sensation - es wurde ein Computer entwickelt, der Schriften in allen beliebigen Größen und Formaten anzeigen konnte, sogar eine freie Platzierung war möglich. Durch diesen Entwicklungsschritt kann heute jeder mit der nötigen Software qualitativ hochwertige Drucksachen herstellen. Der Begriff für diese Vorarbeit ist Desktop Publishing, kurz DTP, welches heute in vielerlei Softwareprodukten im Mittelpunkt steht. DTP ermöglicht den leichten Umgang mit Satzschriften, grafischen Elementen und Bildern. Heute können Anzeigen, Bücher, Prospekte und Flugblätter ohne großes technisches Vorwissen sogar vom Normalverbraucher in Heimarbeit hergestellt werden. Gerade deshalb sind die grundlegenden Regeln der alten Buchdruckkunst umso wichtiger.

2.1.1 Die Definition und Aufgaben von Typografie und Layout

Typografie und Layout haben mit der Aufbereitung von Texten zu tun, damit diese von Lesern anstrengungslos und in einem ästhetisch befriedigenden Umfeld aufgenommen werden können.

Der Unterschied zwischen Typografie und Layout ist nicht sehr eindeutig abgegrenzt, es gibt aber ein paar Kriterien, die zur Unterscheidung hilfreich sein können. Die Typografie befasst sich mit den Grundelementen der Seitengestaltung, das heißt mit den einzelnen Buchstaben und ihrer visuellen Wechselwirkung, dem Zusammenfügen von Buchstaben in gewissen Abständen zu Wörtern sowie dem Zusammenfügen von Wörtern zu Zeilen in gewissem Abstand. Beim Layout hingegen werden die fertigen Zeilen zu Absätzen, Textblöcken und Spalten zusammengefügt sowie grafische Elemente und Abbildungen ergänzt.

Die gestalterische Freiheit in der Typografie ist begrenzt und mit vorgegebenen Gesetzmäßigkeiten geregelt. Sie ist also gegen die Moden oder wechselnden Stile immun. Der Grund dafür ist, dass diese Strukturen wenig mit den jeweiligen gesellschaftlichen Formen der Kommunikation zu tun haben. Diese Strukturen sind durch Konstanten der menschlichen Wahrnehmung geprägt, die die Voraussetzung der Kommunikation darstellt. Die Typografie ist absolut unabhängig von Kulturen und deren Gewohnheiten. Es ist von Natur aus geregelt, dass Menschen bestimmte sichtbare Elemente als zusammengehörende Einheiten wahrnehmen oder nicht oder dass es für den Menschen mühsam ist, sehr kleine und sehr große Schriften zu erkennen. Da nützt auch noch so raffinierte Gestaltung nichts, um diese Vorgaben ungültig zu machen.

[...]


1. Rainer Guski “Wahrnehmen - ein Lehrbuch”; Verlag: Kohlhammer Berlin - Köln; 1996, S. 1

2. ebenda, S. 5

3. P.G. Zimbardo, R. J. Gerrig, Psychologie, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1996,7. Auflage, S.106

4. P.G. Zimbardo, R. J. Gerrig, Psychologie, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1996, 7. Auflage, S. 109

5. Rainer Guski “Wahrnehmen - ein Lehrbuch”; Verlag: Kohlhammer Berlin - Köln; 1996, S. 75

6. Rainer Guski “Wahrnehmen - ein Lehrbuch”; Verlag: Kohlhammer Berlin - Köln; 1996, S. 82

7. P.G. Zimbardo, R. J. Gerrig, Psychologie, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1996, 7. Auflage, S. 131

8. P.G. Zimbardo, R. J. Gerrig, Psychologie, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1996, 7. Auflage, S. 135

9. P. G. Zimbardo, R. J. Gerrig, Psychologie, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1996, 7. Auflage, S. 143

10. Rainer Guski “Wahrnehmen - ein Lehrbuch”; Verlag: Kohlhammer Berlin - Köln; 1996, S. 199

11. ebenda, S. 206

12. Rainer Guski “Wahrnehmen - ein Lehrbuch”; Verlag: Kohlhammer Berlin - Köln; 1996, S. 209

13. ebenda, S. 229

Ende der Leseprobe aus 77 Seiten

Details

Titel
Die visuelle Identifikation von Objekten, Ereignissen und Personen als Teilaspekt der visuellen Kommunikation
Hochschule
Pädagogische Hochschule Salzburg  (Lehramt an Hauptschulen)
Veranstaltung
Erziehungswissenschaften
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2002
Seiten
77
Katalognummer
V3092
ISBN (eBook)
9783638118675
Dateigröße
7874 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
visuelle Kommunikation, Bilderkennung, Gestaltung, Pädagogik
Arbeit zitieren
Susanne Fürthauer (Autor:in), 2002, Die visuelle Identifikation von Objekten, Ereignissen und Personen als Teilaspekt der visuellen Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3092

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