Eine Amerikanisierung des deutschen Arbeitsmarktes? Vergleich der Einkommensverhältnisse


Hausarbeit, 2015

37 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Vorgehensweise

2. Geschichtliche Hintergründe
2.1 Industrialisierung - Die Soziale Frage
2.2 Weltwirtschaftskrise 2008
(a) Ursachen
(b) Folgen

3. Einkommensverhältnisse - Verteilungsgerechtigkeit
3.1 Niedriglohnsektor
3.2 Vergütung leitender Angestellte und Vorstände in der Finanzdienstleistung sowie DAX-Unternehmen

4. Flexibilisierung des Arbeitsmarktes/ Atypische Beschäftigungsformen
4.1 Entstehung
4.2 Formen der Flexibilisierung
(a) Zeitarbeit/ Befristung von Verträgen
(b) Minijobs

5. Zusammenfassung/ Ausblick

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Anteil Beschäftigte im Jahr 2013 mit Stundenlohn unter 8,50 €

Abb. 2 Fixe und variable sowie aktienbasierende Vergütung der Dax-Vorstände 2013

1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Spätestens seit Beginn der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008 stellt sich wiederkehrend die Frage, welche strukturellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt diese begünstigt haben. Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und die hohe Profitorientierung hat die Ungleichheit der Vermögensverhältnisse hervorgerufen. Die Fragestellung dieser Ausarbeitung lautet, ob in Deutschland eine gerechte Einkommensverteilung herrscht. Die Gehaltsgestaltung in der Finanzdienstleistungsbranche ist vornehmlich flexibel und richtet sich nach erzielten Umsätzen. Das daraus resultierende sinkende Risikoempfinden hat einen großen Anteil an der Finanzkrise. Die Gehälter blieben auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten stabil und Boni wurden ausgezahlt. Dies führte auch zu überproportional hohen Lohnabschlüssen in der Finanzdienstleistungsbranche. Im Gegenzug wurde der Niedriglohnsektor in Deutschland weiter ausgebaut. Seit den 80er Jahren haben in Deutschland die atypischen Beschäftigungsformen an Bedeutung gewonnen. Diese sind ein Resultat der Gewinnorientierung, der Flexibilisierung der Arbeitswelt sowie des hohen Wettbewerbs- und Preisdrucks. Ursprünglich sollten diese die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Es ist aber heutzutage der Fall, dass von den betroffenen Angestellten eine sehr hohe Flexibilität verlangt wird und die Entlohnung auf einem sehr niedrigen Niveau erfolgt.

1.2 Zielsetzung

Im Rahmen dieser Arbeit soll erörtert werden, ob in Deutschland die ungleichen Einkommensverhältnisse sachlich begründet sind und welche strukturellen Veränderungen sich auf dem Arbeitsmarkt im Rahmen der Profiorientierung entwickelt haben, die u.a. zu dieser Ungleichheit führten.

1.3 Vorgehensweise

Mit der Vorgehensweise der Ausarbeitung entsteht ein Leitfaden von der Historie der strukturellen Wandlungen im Laufe der industriellen Revolution und der Finanzkrise 2008 in Kapitel 2. Die Entwicklung der Profitorientierung, die zum Großteil amerikanischen Ursprungs ist, wird in dieser Ausarbeitung kritisch erläutert. Die Thematik der Wirtschaftskrise ist präsent, es ist allerdings eine sehr umfassende Problematik, die Zusammenhänge zwischen den Finanzmarktoperationen und die darauf folgenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sollen mit dieser Ausarbeitung erläutert werden. Es werden die Ursachen und die Folgen der Wirtschaftskrise von 2008 beschrieben. Ebenso wird die Möglichkeit der flexiblen Gehaltsgestaltung in der Finanzdienstleistung kritisch betrachtet. Im darauffolgenden Kapitel 3 wird die Problematik des Niedriglohns behandelt, die u.a. eine Folge der Profitorientierung ist. Im Vergleich dazu wird das Lohnniveau der leitenden Angestellten in DAX- Unternehmen und der Finanzdienstleitungsbranche dargelegt, um die Ungleichheit der Einkommensverhältnisse herauszustellen. Anschließend werden die Formen der atypischen Beschäftigung in Kapitel 4 beschrieben, die aufgrund von Marktanforderungen weiter ausgebaut werden. Dazu wird zunächst die Entstehung dieser Beschäftigungsformen in Deutschland erläutert und anschließend die einzelnen Formen kritisch betrachtet. Die gewonnenen Informationen werden abschließend in Kapitel 5 zu einer Schlussfolgerung zusammengefasst und es werden Ausblicke und Lösungsansätze für die beschriebene Problematik dargelegt.

2. Geschichtliche Hintergründe

2.1 Industrialisierung - Die Soziale Frage

Als Industrialisierung werden die technischen und wirtschaftlichen Prozesse während des Übergangs zur industriellen Produktionsweise bezeichnet. Als Teritärisierung bezeichnet man die strukturellen Verschiebungen zwischen Industriesektor und Dienstleistungssektor. Durch die Entwicklungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie veränderte sich auch die Nachfragepräferenz hin zu produktbezogener Beratung. In Deutschland war beispielsweise das Handwerk ein Krisenfaktor. Massenberufe wie z.B. Schneider waren überbesetzt und die Aufstiegschancen als Meister nur sehr gering. Es entstanden neue Wirtschaftszweige, z.B. die Metallverarbeitung. Vor der industriellen Revolution waren die europäischen Strukturen ähnlich derer im Mittelalter. In Deutschland lebten im Jahr 1880 über 90 % in ländlichen Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern. Mit der Industrialisierung entstanden neue Verkehrswege, zunächst Eisenbahnen, später auch Straßen. Die Notlage der Bauern zwang viele von ihnen in Arbeitsverträge, die ähnlich der vorherigen Zwangsarbeit waren. Die Arbeit in den Fabriken erforderte durch Akkordarbeit eine erheblich höhere Disziplin als die Heimarbeit zuvor. Die durchschnittliche Arbeitszeit betrug zwischen 13 und 16 Stunden täglich. Die Entlohnung war höher als in der Landwirtschaft, allerdings verdienten daran die Spekulanten, die Wohnungen in den neu entstehenden Städten zu hohen Preisen vermieteten. Aufgrund der hohen Mietpreise mussten die Familien auf ihre Kinder als Arbeitskraft zurückgreifen, um die Kosten tragen zu können. Dabei war eine Arbeitszeit von bis zu 52 Stunden wöchentlich üblich. Im Zuge dieser sozialen Ungleichheit entstanden aufständische Bewegungen.1

Die soziale Frage2 entstand während der industriellen Revolution und beschäftigt sich mit zwei Aspekten. Zum einen mit der Gesamtheit der strukturellen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und der Infrastruktur. Zum anderen beschäftigte man sich mit der Ungleichheit der Gewinnverteilung. Dabei geht es um die Thematisierung von sozialen Missständen. Beide Aspekte haben einen unmittelbaren Zusammenhang, der Gemeinbesitz der Dörfer wurde zunehmend zu privatem Grundbesitz umgewandelt. Das zentrale Problem der sozialen Frage war die Existenzunsicherheit von Bauern, Handwerkern und Arbeitern. Sie wird daher auch als Arbeiterfrage bezeichnet. Die im Zuge der Industrialisierung zu Vermögen gekommenen Grundbesitzer investierten in die Industrie, die Bauern konnten dann die entsprechend entstehenden Stellen annehmen. Die neuen Privateigentümer waren zunehmend Kapitalgesellschaften. Den größten Einfluss dabei hatten die Großaktionäre, die meistens in Form von Investmentfonds aktiv waren. In den USA umfassten die Umsätze der 500 größten Unternehmen im Jahr 1955 ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes,3 im Jahr 2004 bereits zwei Drittel und gewannen damit an Einfluss. Die soziale Frage umfasst die Problematik der Verarmung, die durch das Bevölkerungs- und Städtewachstum einhergingen. Ein Kernproblem waren die niedrigen Löhne der Arbeiter. Diese Problematik ist bis heute aktuell, wie in Kapitel 3.1 dieser Ausarbeitung erläutert wird. Diese soziale Krise führte auch zur Unterernährung der betroffenen Bevölkerungsschichten. Durch das Überangebot von Arbeitskräften konnten die Unternehmen teilweise Löhne nahe dem Existenzminimum verhandeln und somit ihren eigenen Gewinn maximal steigern. In der Gesetzgebung gab es damals keinen Arbeitnehmerschutz.

Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Flügeln gehörten zum Alltag der frühen Arbeiterbewegung. Nach dem Scheitern der Revolution von 1848 und der Unterdrückung oder der Selbstauflösung der ersten Arbeiterorganisationen während der Reaktionszeit kam es mit fortschreitender Industrialisierung und dem wirtschaftlichen Aufschwung seit den 1860er Jahren zur Reorganisation oder Neugründung von Arbeitervereinen. Sie entstanden meist in Form von Arbeiterbildungsvereinen unter bürgerlich-liberaler Führung und hatten einen betont „unpolitischen“ Charakter. Als Lösung für die Probleme der Arbeiter und Handwerksgesellen, zu deren Alltag wirtschaftliche, politische und soziale Probleme gehörten, eigneten sich die in den Vereinen propagierten bürgerlichen Selbsthilfekonzepte und die damit verbundene Aussicht auf individuellen Aufstieg durch Bildung allerdings wenig. Die Unternehmen wurden immer größer und entsprechend auch Ihre Kapitalkraft. Eine positive Entwicklung war die 1883 von Bismarck gegründete Sozialgesetzgebung, womit die Arbeiter kranken-, unfall- und altersversichert waren. Dies war der Beginn eines "Sozialstaates", unabhängig davon vergrößerte sich allerdings die ungleiche Vermögensverteilung in der industriellen Gesellschaft. In einer Industriegesellschaft ist das höchste Gut deren Produktivität. So kamen in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts die Industriegesellschaften zu Wohlstand.

Nach dem Gründerkrach im Jahr 1873 kam es zu Zusammenschlüssen in Form von Kartellen und Konzernen, die in Besitz von Kapitalgesellschaften waren. In den USA wuchs der Finanzsektor von 1950 bis 2008 von 2 % auf 8 % an. Seine ursprüngliche Funktion, die Finanzierung von Investitionen in produktive Zwecke, wurde durch spekulative Geschäfte ersetzt. Die Profite stammten nicht mehr aus der Schaffung von Werten. Die Gewinne stiegen so stark, dass einige Kapitalbeteiligungs-Gesellschaften entstanden. Die Problematik des wenig verantwortungsvollen Handelns dieser Gesellschaften wird im folgenden Kapitel behandelt.

2.2 Weltwirtschaftskrise 2008

(a) Ursachen

Der Höhepunkt der Finanzkrise ereignete sich am 15. September 2008, ausgelöst durch die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers sowie durch die Hypothekenkrise. Die Krise bewirkte die stärkste Rezession der Weltwirtschaft seit der Nachkriegszeit. Der US-Leitindex Dow Jones erlitt den stärksten Tagesverlust seit dem Jahr 2001. Auf der ganzen Welt sanken die Aktienkurse rapide. Der Dow Jones brach im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel ein, der FTSE 100 Index um 31,3 %, der DAX in Frankfurt um 40,4 %.4 Im Folgenden werden die wesentlichsten Gründe beschrieben:

Die Investmentbanker an der Wallstreet hatten immer mehr Risikopapiere verkauft, um höhere Bonuszahlungen zu erreichen. Die Risiken dafür wurden eingegangen, der monetäre Anreiz aufgrund variabler Vergütung war stark. Ein weiteres Problem war die fehlende Regulierung der Finanzwelt. Es wurden Zweckgesellschaften gegründet. In den USA fehlte es an einer funktionierenden Bankenaufsicht. Dem Problem der fehlenden Aufsicht liegen auch Interessenskonflikte zu Grunde. Verantwortliche Politiker und Mitarbeiter in den Aufsichtsbehörden wechselten immerzu in den Finanzsektor und umgekehrt. Es besteht die Gefahr, dass Warnungen erst ausgesprochen werden, wenn die Gefährdung bereits zu groß ist. Ratingagenturen bewerteten Papiere mit der Bestnote, die diese objektiv gar nicht verleihen bekommen dürften. Sie bewerteten Papiere von Unternehmen, die die Ratingagenturen dafür bezahlten. Daher steht die Frage der Objektivität im Raum. Die Ratingagenturen konnten für ihre Ratings nicht haftbar gemacht werden. Die Banker an der Wall Street hatten hoch komplizierte Finanzprodukte entwickelt, deren Funktion kaum jemand erörtern konnte. Dadurch verlor das ganze Geschäft an Transparenz. Niedrige Zinsen zusammen mit der Möglichkeit, Hypothekenrisiken durch Verbriefung (Ausstellung von handelbaren Wertpapieren) und den Handel von strukturierten Wertpapieren weiterzureichen, beförderten nicht nur die Entstehung der Immobilienblase in den USA, sondern auch eine Lockerung von Kreditvergabestandards und die Vergabe von Hypotheken an Kreditnehmer mit geringer Bonität. Aufgrund der niedrigen Zinsen konnten die Finanzinstitute mit immer geringerem Eigenkapitaleinsatz Geschäfte tätigen. Die Banken hatten, nachdem der Bedarf der Mittelschicht an Immobilienkrediten gedeckt war, eine neue Schicht entdeckt: Die "Ninja". Das waren Kreditnehmer ohne Einkommen, Arbeit und Vermögen. Die Anreize waren flexible, zunächst sehr niedrige Zinsen, die nach 2-3 Jahren allerdings stark anstiegen.

Seit Anfang 2007 gab es im Bereich der Hypothekenkredite mit geringer Bonität einen starken Anstieg. Kredite wurden neu bewertet. Die sogenannte "Suprime-Krise"5 ab Mitte 2007 löste eine weltweite Konjunkturkrise aus und war der Ursprung der Weltwirtschaftskrise ausgelöst durch die sogenannte "Immobilienblase". Diese ist eine Form der Spekulationsblase. Dabei wurden Immobilien deutlich überbewertet. Früher oder später erreichte der Markt einen Höchststand; dann fielen die Preise. Meist fielen sie in relativ kurzer Zeit stark. Die Nachfrage sank, z. B. weil viele potentielle Nachfrager mit weiter fallenden Preisen rechneten und/oder weil Banken nicht mehr so freigiebig wie zuvor Kredite vergaben; das Angebot stieg u.a. weil Eigentümer eine Baisse (fallende Kurse am Aktienmarkt) befürchteten und Abschlüsse erreichen wollten, bevor die Preise weiter sanken. Es ist auch möglich, dass die nominalen Preise über einen langen Zeitraum stabil blieben und nur die realen Preise sanken. Wenn der Kreditnehmer in der Vergangenheit zahlungsunfähig war oder mit Kreditraten in Verzug war, erfolgte die Einstufung in die Suprime-Hypothek. Die Suprime-Klassifizierung erfolgte aus dem Verhältnis zwischen Schuldendienst und laufenden Einkommen sowie das Verhältnis der Kreditsumme zum Immobilienwert. Kreditnehmer mit einem geringen "credit store" werden dem Suprime-Markt zugeordnet. Darüber hinaus bestand ein Segment für "Alt A-Kredite", wofür ein geringer oder gar kein Einkommensnachweis notwendig war. In den USA stieg die Anzahl von Hauseigentümern und lag im Jahr 2004 bei ca. 69 %. Der Grund dafür waren hohe Mieten und der Mangel an (bezahlbaren) Wohnungen. Dadurch verstärkte sich der Wunsch nach einer eigenen Immobilie sehr leicht. Dieses Wohnungseigentum musste überwiegend durch Kredite finanziert werden. Die zu diesem Zeitraum betriebene expansive Geldpolitik der USA führte dazu, dass die Zinsen schrittweise erhöht wurden. Mit jeder Erhöhung des Zinses wurde es für einkommensschwache Kreditnehmer schwieriger die Hypothek zu bedienen. Dies führte nicht selten zur Zahlungsunfähigkeit und zum Verkauf der Immobilie. Dies ist das oft in den Medien als "Kartenhaus" bezeichnete Modell ohne Substanz. Die mangelnde Haftung für Hypothekenkredite begünstigte nicht nur das Suprime-Segment, sondern auch den spekulativen Erwerb von Immobilien. Spekulative Marktteilnehmer ohne oder nur mit geringen Eigenmitteln würden wahrscheinlich keine Rückzahlungen leisten können. Die betroffenen Kreditnehmer verloren ihren Eigenmittelanteil und wurden in der Kreditwürdigkeit herabgestuft. Die Vergabe der Kredite stieg seit dem Jahr 2000 rasant an. Um sich selbst zu refinanzieren, bündelten die Immobilienbanken die risikoreichen Kredite zu neuartigen Wertpapieren. In dieses Bündel gelangen Wertpapiere mit scheinbar geringem Ausfallrisiko. Ratingagenturen hielten die Ausfallrisiken für so gering, dass viele Papiere hervorragende Bewertungen erhielten. Es motivierte Anleger auf der ganzen Welt, diese Papiere zu erwerben, weil sie glaubten, es handele sich um eine attraktive Anlagemöglichkeit.6

2007 gerieten erste Banken in Zahlungsschwierigkeiten. Die Verschuldung der privaten Haushalte in den USA lag im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen bei 137 %.7 Das risikobereite Verhalten wurde verstärkt durch die Zahlung von Bonuszahlungen an die Manager in der Finanzdienstleistung. Die Selbstregulierung der Märkte kann somit in Frage gestellt werden. Der Finanzsektor wurde als wachsende Branche darstellt. Die unzureichenden Regulierungen wurden nicht an neue Marktverhältnisse angepasst. Das Vertrauen in die Selbstregulierung der Märkte und die Mechanismen des Marktes wurden überschätzt.

(b) Folgen

Erste Auswirkungen hatte die Krise auf die Automobilindustrie und deren Zulieferer. Seit September 2008 waren die Absatzrückgänge sehr hoch. Die Autobauer mussten ihre Mitarbeiter in eine Zwangspause schicken. Die drei größten amerikanischen Automobilkonzerne mussten Umsatzeinbrüche in einem Ausmaß hinnehmen, wie sie es seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gab. Die Verkäufe gingen bis zu 45 % zurück. Im Jahresvergleich betrug das Minus ca. 30 % und die Exporte gingen sehr stark zurück. Im Herbst 2008 erreichte die Krise auch die Rohstoffmärkte.8 Ein Großteil des Handelsvolumens besteht aus Finanzoperationen. Das Rohöl wird nicht für den Verbrauch gekauft, sondern um es zu einem späteren Zeitpunkt an eine andere Raffinerie zu verkaufen, ohne es geliefert zu bekommen. Es steht also kein geschaffener, realer Wert mehr hinter dem Geschäft. Die Schwellenländer waren auch betroffen, 20 Millionen Wanderarbeiter verloren in China ihren Job. Im ersten Quartal sind in Indien 500.000 Jobs weggefallen. In der EU, in der Schweiz und in Norwegen wurden im Jahr 2009 236.000 Unternehmenspleiten gemeldet. Das ist ein Anstieg von 26 % im Vergleich zum Vorjahr. 1,7 Millionen Jobs gingen dadurch verloren. Deutschland hat Wohlstandseinbußen von rund 496 Milliarden € zu verzeichnen, weil der Wirtschaftseinbruch in Deutschland in 2009 mit 5 % sehr stark war. Deutschland ist ein sehr exportorientiertes Land. Laut Berechnungen der DZ-Bank erheben sich Kosten aus der Krise in Höhe von 8,3 Billionen €.9 In den USA ist der Schuldenstand um 2,7 Billionen € stärker gestiegen und in der Eurozone um 2 Billionen €. Die Arbeitslosigkeit stieg an, viele Unternehmen mussten bei der Agentur für Arbeit Kurzarbeitergeld beantragen, die betroffenen Arbeitsplätze endeten nicht selten in der Arbeitslosigkeit. Die Bundesagentur für Arbeit definiert das Kurzarbeitergeld wie folgt: „ Das konjunkturelle Kurzarbeitergeld wird gewährt, wenn in Betrieben oder Betriebsabteilungen die regelm äß ige betriebsübliche wöchentliche Arbeitszeit infolge wirtschaftlicher Ursachen oder eines unabwendbaren Ereignisses vorübergehend verkürzt wird. “ 10 Auf dem Arbeitsmarkt wurden weniger Investitionen getätigt, die Einstellungen wurden gestoppt und die Einstiegsgehälter fielen. Durch den Anstieg der Arbeitslosigkeit verringern sich auch die Chancen jener, die eine medizinische Behandlung benötigen würden. Die Krise erhöht die soziale und wirtschaftliche Unsicherheit. Durch die Finanzkrise wurde das Privatvermögen reduziert, je höher der Einschnitt war, desto mehr wird das Konsumverhalten eingeschränkt. Dies gefährdete wiederrum andere Branchen. Die Unternehmen kannten dieses Verhalten und passten entsprechend ihre Produktkapazität an. Dies bedeutet dann auch weniger Personalbedarf. Als weitere Folge sei zu erwähnen, dass eventuell substanziell gut aufgestellte Banken einen Imageschaden erlitten haben, weil der Bankensektor nun oft negativ beleuchtet wird. Das Banken-Rettungspaket11 in Deutschland umfasste rund 500 Milliarden €. Die Hilfen an die Finanzinstitute sollten über einen Finanzmarktstabilisierungsfonds12 geleistet werden. Dazu kamen Kredite in Höhe von 20 Milliarden € für mögliche Ausfälle von Bürgschaften. Der Fonds sollte es ermöglichen, Bürgschaften bis zu 400 Milliarden € für so genannte Interbanken-Kredite zu übernehmen. Damit sollte den Banken garantiert werden, ihr an andere Banken verliehenes Geld auf jeden Fall zurück zu bekommen. Banken müssen in jedem Quartal ihre Bilanzen vorlegen. In diese Zahlen werden auch Wertpapiere eingerechnet. Sind diese Papiere zum Zeitpunkt der Bilanzierung im Kurs deutlich gefallen, so wie momentan, müssen die Banken diese Wertverluste abschreiben. Dadurch entstehen in den Büchern Milliardenverluste - das Eigenkapital der Bank sinkt, selbst wenn die Papiere langfristig eine gute Prognose haben. Diese Regelung soll gelockert werden, indem die Banken ihre Papiere mit einem längerfristigen Durchschnittswert und nicht mit dem punktuell ermittelten Wert angeben und berechnen müssen. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise haben auch Einfluss auf die Entwicklung vorhandener Beschäftigungen und dessen Formen. Die Unternehmen tätigten wie bereits erwähnt geringere Investitionen und gingen weniger das Risiko einer unbefristeten Anstellung ein. Dieses Vorgehen war begründet in fehlenden finanziellen Mitteln und unsicheren Wirtschaftsprognosen und hält bis heute an. Unter diesem Zusammenhang haben sich die Einkommensverhältnisse weiter auseinanderentwickelt, wie im folgenden Kapital beschrieben wird.

[...]


2 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/soziale-frage.html

3 http://www.oekosystem-erde.de/html/folgen_industrielle_revolution.html

4 Vgl. "Die Kise der Ökonomie als Krise der Poltik?", Jan Maching 2011

5 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/subprime-krise.html

6 http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/absturz-der-weltboersen-hauptursachen-der-finanzmarktkrise-a- 648271.html, Stand 11.09.2009

7 http://www.bpb.de/politik/wirtschaft/finanzmaerkte/135463/ursachen-der-finanzkrise?p=all, Stand 08.05.2012

8 http://www.bpb.de/apuz/32007/war-2008-das-neue-1931?p=all, Stand 01.05.2009

9 http://www.welt.de/wirtschaft/article119813280/Deutschland-ist-einer-der-groessten-Verlierer-der-Krise.html, Stand 08.09.2013

10 http://www.arbeitsagentur.de/web/content/DE/Unternehmen/FinanzielleHilfen/Kurzarbeitergeld/Detail/index.htm?dfCo ntentId=L6019022DSTBAI485563, Stand 21.01.2015

11 http://www.lpb-bw.de/finanz_und_wirtschaftskrise.html, Stand 2015

12 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/finanzmarktstabilisierungsfonds.html http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/geringverdiener-jeder-vierte-deutsche-muss-fuer-niedriglohn-arbeiten-a- 913074.html, Stand 2013

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Eine Amerikanisierung des deutschen Arbeitsmarktes? Vergleich der Einkommensverhältnisse
Hochschule
Obermayr Business School Wiesbaden
Veranstaltung
Weiterbildung Personalreferentin
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
37
Katalognummer
V309322
ISBN (eBook)
9783668077829
ISBN (Buch)
9783668077836
Dateigröße
1182 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
eine, amerikanisierung, arbeitsmarktes, vergleich, einkommensverhältnisse
Arbeit zitieren
Stefanie Runkel (Autor:in), 2015, Eine Amerikanisierung des deutschen Arbeitsmarktes? Vergleich der Einkommensverhältnisse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309322

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