In dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, einen Blick auf die Überlegungen zu werfen, die Thomas hinsichtlich der Frage formuliert, ob und inwiefern sich die göttliche Vorsehung mit der menschlichen Freiheit in Einklang bringen lassen. Diese Frage scheint für einen Theologen deshalb besonders wichtig zu sein, weil der christliche Glaube im Grunde die freie Willensentscheidung voraussetzt, schließlich ist der Mensch dazu aufgefordert, sich frei, das heißt bewusst, für oder gegen den Glauben beziehungsweise Gott zu entscheiden.
Hierzu soll in einem ersten Schritt das zehnte Kapitel der kleinen Schrift De rationibus fidei analysiert werden, wodurch sich zeigen soll, dass göttliches Vorauswissen und menschliche Freiheit sich nicht per se ausschließen. Dies wird von Thomas – wie sich zeigen wird – u.a. durch die spezifische Weise der göttlichen Erkenntnis bzw. göttlichen Weisheit begründet.
Anschließend soll in einem zweiten Schritt aufgezeigt werden, wie Thomas die universale göttliche Vorsehung in der Summa contra gentiles konzipiert. Durch diese Analyse soll deutlich werden, dass Thomas die göttliche Vorsehung als eine Möglichkeit versteht, durch welche Gott den Menschen zum Guten hin lenkt und leitet. Hierbei bedient sich Gott offensichtlich der Zweitursachen, die zwar unter der Herrschaft der Erstursache Gott stehen, aber – wie gezeigt werden soll – auch über einen gewissen Spielraum verfügen, d.h. Zweitursachen wirken im Sinne von Thomas nicht notwendigerweise.
Nach diesen skizzierten Überlegungen zur göttlichen Vorsehung wird abschließend das Verhältnis von Vorsehung und menschlicher Freiheit thematisiert. Hierzu sollen einige Argumente von Thomas dargestellt werden, u.a. das Argument, dass der Wille dadurch ausgezeichnet ist, dass er trotz Vorsehung selbstständig Wirkungen hervorbringen kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Die Frage der menschlichen Freiheit bei Thomas von Aquin
- 2. Hauptteil
- 2.1. Göttliches Vorauswissen und Willensfreiheit in De rationibus fidei
- 2.2. Die göttliche Vorsehung in der Summa contra gentiles III
- 2.3. Göttliche Vorsehung und menschliche Freiheit in der Summa contra gentiles III
- 3. Schluss: Relative Willensfreiheit bei Thomas von Aquin.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage der menschlichen Freiheit im Kontext des göttlichen Vorauswissens und der göttlichen Vorsehung bei Thomas von Aquin. Sie analysiert die Argumentation des Heiligen im 10. Kapitel der Schrift "De rationibus fidei" und beleuchtet seine Konzeption der universalen göttlichen Vorsehung in der "Summa contra gentiles".
- Die Beziehung zwischen göttlichem Vorauswissen und menschlicher Willensfreiheit
- Die Rolle der göttlichen Vorsehung in der menschlichen Existenz
- Die Frage, ob und inwiefern sich göttliche Vorsehung mit menschlicher Freiheit vereinbaren lässt
- Thomas' Verständnis von Zeitlichkeit und göttlicher Erkenntnis
- Die Bedeutung der Willensfreiheit für die Ethik und das moralische Handeln
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Frage der menschlichen Freiheit bei Thomas von Aquin
Die Einleitung stellt die Problematik der menschlichen Freiheit im Spannungsfeld des christlichen Glaubens und der Bibel dar. Sie verdeutlicht die Bedeutung der Frage nach der Vereinbarkeit von Gottes Vorauswissen und menschlicher Willensfreiheit für die christliche Theologie und zeigt die Relevanz von Thomas von Aquins Auseinandersetzung mit dieser Thematik.
2. Hauptteil
2.1. Göttliches Vorauswissen und Willensfreiheit in De rationibus fidei
Dieses Kapitel analysiert das 10. Kapitel von Thomas' Schrift "De rationibus fidei", in dem er die Frage nach der Notwendigkeit menschlicher Handlungen aufgrund göttlicher Vorherbestimmung behandelt. Es wird gezeigt, wie Thomas argumentiert, dass göttliches Vorauswissen und menschliche Freiheit sich nicht gegenseitig ausschließen. Er differenziert dabei die Erkenntnisweise Gottes von der menschlichen Erkenntnis und betont die Bedeutung der Willensfreiheit für die ethische Ordnung.
2.2. Die göttliche Vorsehung in der Summa contra gentiles III
Hier wird Thomas' Konzeption der göttlichen Vorsehung in der "Summa contra gentiles" dargestellt. Es wird erläutert, wie er die Vorsehung als ein Lenken der Menschen zum Guten durch Gott versteht, wobei Gott sich der Zweitursachen bedient, die zwar unter seiner Herrschaft stehen, aber dennoch einen gewissen Spielraum haben.
2.3. Göttliche Vorsehung und menschliche Freiheit in der Summa contra gentiles III
Dieses Kapitel behandelt das Verhältnis von göttlicher Vorsehung und menschlicher Freiheit in der "Summa contra gentiles". Thomas' Argumentation, dass der Wille trotz Vorsehung selbstständig Wirkungen hervorbringen kann, wird im Detail dargestellt.
Schlüsselwörter
Thomas von Aquin, menschliche Freiheit, göttliches Vorauswissen, göttliche Vorsehung, Willensfreiheit, De rationibus fidei, Summa contra gentiles, Zeitlichkeit, göttliche Erkenntnis, Ethik.
- Arbeit zitieren
- Alexander Meyer (Autor:in), 2014, Die Frage der menschlichen Freiheit bei Thomas von Aquin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309753