Knape stellt erstmals die Frage welchen theoretisch begründeten Platz ein rhetoriksystematisch hergeleiteter Performanz Begriff haben kann und positioniert ihn innerhalb des Theoriegebäudes der modernen Rhetorik als Aktionsweise des Mediums, das Texte speichert und sendet, gesteuert vom Orator in der Absicht kommunikativer Effektivität, worauf sich die eigentliche Definition der Rhetorik als Kunst zu überzeugen seit ihrer Begründung durch Aristoteles bezieht. Vor diesem Hintergrund erstaunt, dass sowohl beim alltäglichen Gebrauch als auch bei der Rezeption von Körpersprache vielerorts ein nonverbaler Analphabetismus zu konstatieren ist. Was der menschliche Körper als Medium bei der Aufführung von Texten tun sollte, soll in Korrelation mit den strategischen Überlegungen, die einer persuasiven Rede zugrunde liegen, am Gegenstand der Krisenkommunikation erstmals untersucht werden.
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, Pionierarbeit in der Frage zu leisten, inwiefern unterschiedliche rhetorische Strategien in der Performanz durch einen Redner spezifische Performanzmerkmale aufweisen, die sich voneinander unterscheiden. Zu diesem Zweck werden rhetorische Strategien in der Krisenkommunikation differenziert und in ihrer Inszenierung durch einen Redner analysiert. Als praktisches Beispiel fungiert die Plagiatsaffäre um den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Die zentrale Herausforderung dieser Arbeit besteht darin, eine rhetorische Untersuchungsmethodik für die Analyse und Interpretation von Körperausdrucksformen zu entwickeln. Grundlage dafür bilden zwei Kodierungssysteme aus der Verhaltenspsychologie, das ‚Facial Action Coding System‘ (FACS) von Ekman, sowie das ‚Body Action and posture coding system‘ (BAP) von Dael/Mortillaro/Scherer.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1 EINLEITUNG
- 1.1 Einführung in die Thematik
- 1.2 Forschungsgegenstand
- 1.3 Fragestellung und Gang der Arbeit
- 1.4 Thematische und methodische Eingrenzung
- 1.5 Wahl des Beispiels
- 2 KRISENKOMMUNIKATION
- 2.1 Die öffentliche, medial begleiteten Personenkrise
- 2.2 Die Rolle der (Massen-)medien
- 2.3 Die Rolle der Öffentlichkeit
- 2.4 Die Rolle der Kommunikation
- 2.5 Rhetorische Sicht auf die Personenkrise
- 2.5.1 Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust in der Krise
- 2.5.2 Der rhetorische Fall in der Personenkrise
- 2.5.3 Orator und Adressat in der Personenkrise
- 3 STRATEGISCHE MÖGLICHKEITEN
- 3.1 Situational Crisis Communication Theory
- 3.2 Stufen defensiver Selbstdarstellung
- 3.3 Statussystem
- 3.4 Topen und Frames
- 4 PERFORMATIVE MÖGLICHKEITEN
- 4.1 Actio vs. Performanz
- 4.2 Körpersprache vs. Körperausdrucksformen
- 4.3 Performanz-Merkmale
- 4.3.1 Stimme (vox)
- 4.3.2 Mimik (vultus)
- 4.3.3 Gestik/Gebärde (gestus)
- 4.3.4 Körperhaltung und Bewegung (Motorik und Kinesik)
- 4.4 Das Problem der Doppelmedialisierung
- 5 KÖRPERAUSDRUCKSFORMEN KODIEREN (METHODEN)
- 5.1 Methoden, Systeme, Probleme
- 5.2 Facial Action Coding System (FACS)
- 5.3 Body Action and Posture Coding System (BAP)
- 5.4 Methodik dieser Arbeit
- 6 ANALYSE DER PERFORMANZ BEI DREI UNTERSCHIEDLICHEN STRATEGIEN
- 6.1 Performanzmerkmale beim Leugnen
- 6.1.1 Quantitative Bestimmung
- 6.1.2 Dominante Merkmale
- 6.1.3 Fehlende Merkmale
- 6.1.4 Rhetorische Interpretation
- 6.2 Performanzmerkmale beim Herunterspielen (diminish)
- 6.2.1 Quantitative Bestimmung
- 6.2.2 Dominante Merkmale
- 6.2.3 Fehlende Merkmale
- 6.2.4 Rhetorische Interpretation
- 6.3 Performanzmerkmale beim Rechtfertigen (Justification)
- 6.3.1 Quantitative Bestimmung
- 6.3.2 Dominante Merkmale
- 6.3.3 Fehlende Merkmale
- 6.3.4 Rhetorische Interpretation
- 6.4 Fazit
- 7 SCHLUSSBETRACHTUNG
- 7.1 Ergebnisse
- 7.2 Kritische Würdigung
- 7.3 Konsequenzen und Ausblick für Wissenschaft und Praxis (Desiderata)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Masterarbeit untersucht die Auswirkungen rhetorischer Strategien auf die oratorische Performanz in der Krisenkommunikation am Beispiel der Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Verbindung zwischen rhetorischen Strategien und nonverbalen Kommunikationsformen aufzuzeigen und deren Einfluss auf den Erfolg der Krisenkommunikation zu analysieren.
- Die Bedeutung der Personenkrise in der heutigen Medienlandschaft
- Die Rolle von Rhetorik und Performanz in der Krisenkommunikation
- Die Analyse von Strategien zur Krisenbewältigung
- Die Verbindung von rhetorischen Strategien und nonverbaler Kommunikation
- Die Untersuchung der oratorischen Performanz in unterschiedlichen Krisensituationen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Forschungsgegenstand, die Fragestellung und den Gang der Arbeit erläutert. Anschließend wird das Konzept der Krisenkommunikation beleuchtet, wobei die Rolle der Massenmedien, der Öffentlichkeit und der Kommunikation im Kontext der Personenkrise im Vordergrund steht. Des Weiteren wird die rhetorische Sicht auf die Personenkrise betrachtet und dabei die Wichtigkeit von Vertrauen und Glaubwürdigkeit in der Krisenbewältigung hervorgehoben. Im dritten Kapitel werden verschiedene strategische Möglichkeiten zur Krisenbewältigung vorgestellt, wie z.B. die Situational Crisis Communication Theory, die Stufen defensiver Selbstdarstellung und das Konzept von Topen und Frames. Das vierte Kapitel widmet sich den performativen Möglichkeiten in der Krisenkommunikation. Dabei wird auf die Bedeutung von Körpersprache, Körperausdrucksformen und den Performanzmerkmalen wie Stimme, Mimik, Gestik und Körperhaltung eingegangen. Im fünften Kapitel werden Methoden zur Kodierung von Körperausdrucksformen behandelt, wie z.B. das Facial Action Coding System (FACS) und das Body Action and Posture Coding System (BAP). Der sechste Abschnitt analysiert die Performanzmerkmale bei drei verschiedenen rhetorischen Strategien: Leugnen, Herunterspielen und Rechtfertigen. Dabei werden die beobachteten Performanzmerkmale quantifiziert und rhetorisch interpretiert. Schlussendlich wird ein Fazit gezogen, das die Ergebnisse der Arbeit zusammenfasst und die Bedeutung von Rhetorik und Performanz in der Krisenkommunikation hervorhebt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Krisenkommunikation, Personenkrise, Rhetorik, Performanz, Strategie, nonverbale Kommunikation, Facial Action Coding System (FACS), Body Action and Posture Coding System (BAP), Leugnen, Herunterspielen, Rechtfertigen, Glaubwürdigkeit, Vertrauen, Medienlandschaft.
- Quote paper
- Daniel Pischon (Author), 2015, Strategie und Performanz in der Krisenkommunikation. Auswirkungen der rhetorischen Strategie auf die oratorische Performanz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310174