Die Frauenmystik im Mittelalter


Hausarbeit, 2005

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt:

1. Einleitung

2. Die Mystik im Mittelalter

3. Die Frauenmystik
3.1. Die Motive für den Eintritt ins Kloster
3.2. Die Erscheinungsformen der Mystik
3.3. Die Beginen

4. Die Bildung im Kloster
4.1. Die Mittel des Wirkens

5. Die Vertreterinnen
5.1. Hildegard von Bingen
5.2. Elisabeth von Schönau

6. Fazit

7. Literatur

1. Einleitung

Ich habe mir zur Beaarbeitung das Thema der Frauenmystik gewählt, weil ich denke, dass dies eine wichtige Zeit für die Frauen war. Die Frauen suchten während dieses Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs nach neuen Zielen und Lebensinhalten. Ich habe die einzelnen Bereiche, wie oben genannt, in dieser Reihenfolge bearbeitet, weil ich zu erst erklären möchte, was Mystik bedeutet und wie die Frauen damit in Berührung gekommen sind. Außerdem werde ich im zweiten Punkt darstellen, was für Motive es für die Frauen gab, sich mit der Mystik und der Religion zu beschäftigen und warum die Frauen ins Kloster eingetreten sind.

Ein weiterer Punkt, der auch im Referat angesprochen wurde, ist die Bildung der Frauen und woher diese Bildung kam. Ich nenne diesen Punkt mit Absicht „Die Bildung im Kloster“, da sich nicht nur die Frauen, sondern auch die Kinder und Mönche im Kloster gebildet haben. Zum Abschluss der Arbeit werde ich das Leben einiger Mystikerinnen näher beschreiben. Dazu habe ich mir die wichtigsten Vertreterinnen herausgesucht.

2. Die Mystik im Mittelalter

Die Mystik zählt mit zu den Neuerungen des Aufbruchs im 12.und 13. Jahrhunderts. Sie wird primär „Erlebnismystik“ bezeichnet und beinhaltet die gefühlvolle Vereinigung mit Jesus. Ihr Aufkommen verlief parallel mit dem Erwachen neuer emotionaler und individueller Empfindungsweisen. Dabei werde ein durchaus sinnenhaft-emotionales Liebesverhältnis dargestellt, dass sich in der Frauenmystik bis zu erotischen Erleben steigert. B. McGinn schrieb dazu: Mystik des 12.Jahrhundert sei „unübertroffen im Ausloten der Erfahrung der Brautliebe Christi“.

Im weiteren Sinne beinhaltet die Mystik die gesamte Frömmigkeit, die zum Erleben hinführt1. Die Dominikaner sind erst durch Meister Eckhart zur Mystik geführt worden. Meister Eckhart wurde auch als Mystiker der außergewöhnlichen Art, Wissens- und Seinsmystik bezeichnet2.

3. Die Frauenmystik

Die Frauenmystik begann schon im Frühmittelalter mit Aldegunde von Maubeuge (+ 684) aufzukommen. Diese ersten Mystikerinnen wurden aber kaum wahrgenommen und erst am Ende des 11. Jahrhunderts schlossen sich Frauen den Wanderpredigern an. Im 12. und 13 Jahrhundert ersuchten diese Frauen dann um Aufnahme bei den neuentstehenden Orden oder beteiligten sich an der Bildung von Glaubensgemeinschaften3. Somit entstanden im hochmittelalterlichen Aufbruch eine größere Anzahl von Frauenklöstern, die meist an Männerkonvente angelehnt war. Dieser religiöse Aufbruch der Frauen fand größtenteils im organisierten Rahmen statt und beinhaltete das Ziel die hierarchische Struktur der Geschlechterbeziehungen aufzubrechen.

Die ersten herausragenden Einzelgestalten waren dabei die benediktinischen Klosterfrauen, welche aus dem religiösen Aufbruch kamen und keinen hergebrachten Regeln folgten. Dazu zählen Hildegard von Bingen, Elisabeth von Schönau, Herrad von Hohenburg, Landsberg. Dieser gesellschaftliche Umbruch verdeutlicht die veränderte Situation der Frauen in diesem Jahrhundert.

Die Mystik war eine Erscheinung, die im Mittelalter das gesamte Europa umfasste, den fast alle Völker der katholischen Christenheit haben mystisch begabte Frauen hervorgebracht4. Das Auftreten der Frauenmystik ist in bestimmten Regionen an zeitliche Ereignisse gebunden: So erfuhr die Bewegung ab dem 13. Jahrhundert einen enormen Zulauf. Die Anfänge waren aber schon im 11. und 12. Jahrhundert gemacht wurden. Ab dem 13 Jahrhundert gab es die ersten mystischen Erscheinungen im Gebiet des Oberrheins und Südwesten und im Nordosten Deutschlands mit Jutta von Sangerhausen und Elisabeth von Thüringen, wobei der Südosten mit Ausnahme von Helfta kaum berührt war. In Österreich sind zu dieser Zeit nur Wilbirg von St. Florian und Agnes Blannbekin, in Ungarn Helena von Veszprim und in Norditalien mit Bona von Pisa und Clara von Assisi zu nennen. Frankreich, Spanien und England konnten noch keine Mystikerinnen aufweisen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts ist ganz Europa von der Frauenmystik ergriffen. Nun ist auch der Südwesten Deutschlands und Skandinavien erfasst. In Frankreich und England gibt es nun auch die ersten Mystikerinnen5.

3.1. Die Motive für den Eintritt ins Kloster

Dieser Punkt ist schwierig zu erläutern, da die Erfahrung der Frauen kaum überliefert ist. Zum einen ist der gesellschaftlicher Aufbruch des Hochmittelalters mit den religiösen Armutsbewegungen verbunden und diese entfalteten sich nach Grundmann in den Gebieten am stärksten, wo der Handel und die Industrie die bedeutendsten Fortschritt machte. Viele Frauen stammten aus den neuen Gesellschaftsschichten, welche im Städtewesen entstehen, z.B. das städtisches Patriziat und tauschen ihr Leben in Reichtum und Macht ein. Dieses neue Städtewesen brachte auch soziale Probleme, wie Krankheit, Armut, Entwurzelung und mentale Verunsicherung mit sich. Gerade die Stellung der Frau hatte sich dabei verändert. Ein weiterer Grund für den Eintritt ins Kloster ist die Flucht vor einer bestehenden oder entstehenden Ehe, wobei bei den entstehenden Ehen die Hochschätzung der Jungfräulichkeit in der altchristlichen Ständelehre von großer Bedeutung war6. Die Frauen orientierten sich dabei an der heiligen Jungfrau Maria. Und so wurde auch die im 10. Jahrhundert weit verbreitet Klerikerehe nun abgelehnt. Diese Ablehnung der Ehe beinhaltete die erzwungene Ablehnung der eigenen Sexualität7. Der Eintritt ins Kloster wurde unterschiedlich vollzogen, zum einen durch Oblation durch die Eltern oder zum anderen durch das Ablegen der Profess im Alter von 14 oder 15 Jahren.

Den Frauen bot das Kloster den Zugang zur Bildung und sie konnten sich mit der Wissenschaft und Theologie beschäftigen. Außerdem hatten die Frauen die Möglichkeit durch den Posten der Äbtissin eine Leitungsposition zu übernehmen8. Die Frauen vollzogen ihr Leben im Kloster meist hinter den Klostermauern im Gegensatz zu den Männern. Die Mönche übernahmen körperliche Tätigkeiten, die den Frauen vorbehalten waren und den Aufenthalt außerhalb der Mauern erforderlich machten. Die Regel und Konstitutionen waren in den verschiedenen Klöstern sehr ähnlich und von den Mönchen und Nonnen wurden die gleichen Klausurbedingungen gefordert9. Allerdings unterschieden sich die Klöster in ihrer Größe. So beherbergten z.B. die Benediktinerinnenkloster etwas 60 Schwestern, während in andere Klöster etwa 20 Schwestern oder weiniger waren10.

Eine sachliche Würdigung erfuhren die Frauen damals nur selten. So gab es viele Spekulationen, ob ihre Verhaltensweisen von Gott oder vom Teufel kamen11. Hier sind als Beispiele Birgitta von Schweden zu nennen, welche von ihren Verwandten als Irrsinnige bezeichnet wurde oder Katharina von Siena, die gewarnt wurde, „nicht zur Lügnerin zu werden, wenn sie eine prophetische Sprache gebrauche“. Die Kirche stand den Mystikerinnen skeptisch gegenüber, da sie zum einen an falsche Propheten glaubte, welche das Weltende ankündigten und zum anderen vermutete man, dass die Frauen von bösen Feinden verführt wurden wie schon Eva im Garten Eden. Teilweise wurden die Frauen auch als Heuchlerinnen bezeichnet12.

Einige Mystikerinnen wurden von Krankheit befallen, wenn sie ihre Visionen hatten, wobei hier unter der Krankheit die körperlichen Leiden zu verstehen sind, wie z.B. Katharina von Genua, deren Körper gelb wurde. Meist waren es Krankheiten, welche die Ärzte nicht erklären konnten. Es gab aber auch Frauen, die ihre Visionen und Gespräche mit Dämonen oder Engeln nur vortäuschten13. Obwohl beide Erscheinungsarten keine körperlichen Wesen, erscheinen sie den Visionären doch in menschlicher Gestalt.

So wie die Mystikerinnen die Vereinigung mit Gott anstrebten, versuchten die Hexen die Vereinigung mit ihrem Herrn zu erlangen. Und beide vollziehen den Bund mit ihrem Herrn, auf der einen Seite das Verlöbnis mit Gott und auf der anderen Seiten der Teufelsbund der Hexen14. Trotzdem bemühten sich viele Frauen um „weibliche Identität“, denn die Selbsterfahrung und Selbstdarstellung der Frauen in der Mystik war für sie dabei wichtigste Voraussetzung15.

3.2. Die Erscheinungsformen der Mystik

Die typische Phänomene, welche bei den Mystikerinnen auftraten, waren: Ekstasen, Trancen, Visionen, Erscheinungen und Tränengabe, welche auch als Zeichen der Heiligkeit galten16. Der Autor und Bischof Jakosbus von Vitriaco (1180-1254) schreibt dazu an den Bischof von Toulouse: „Du hast auch einige Frauen gesehen, die in so besonderer und wunderbarer Liebesergriffenheit zu Gott aufgehen, daß sie vor Verlangen krank wurden und sich durch viele Jahre nur selten vom Bett erheben konnten. [...] Um wie vieles sie im Geister gestärkt wurden, um so vieles wurden sie am Leib geschwächt. [...] Die eine aber empfing eine so große Gabe der Tränen, daß, sooft Gott in ihrem Denken war, der Tränenstrom von Andacht aus ihren Augen floß, so daß an den Wangen Tränenspuren durch das häufige Herabfließen erschienen. [...] Die anderen aber wurden von solcher Geistestrunkenheit aus sich entrafft, daß sie in jener heiligen Stille fast den ganzen Tag über ruhten, solange, der König an seinem Tafelplatz war und sie weder Wort noch Sinn für irgendein Äußeres hatten. Der Friede Gottes überwältigte und begrub ihre Sinne nämlich so, daß sie bei keinem Geschrei aufwachen konnten und sie überhaupt keine körperliche Verletzung, sogar wenn sie heftig gestoßen wurden, spürten. [...]“17.

[...]


1 Peter Dinzelbacher: „Europäische Mystik vom Hochmittelalter zum Barock“, S. 15.

2 Arnold Angenendt: „Geschichte der Religiosität im Mittelalter“, Darmstadt 1997, S.65-66.

3 Claudia Eliass: „Die Frau ist die Quelle der Weisheit“, S.28-29.

4 Peter Dinzelbacher: „Mittelalterliche Frauenmystik“, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 1993, S. 24.

5 Peter Dinzelbacher: „Frauenmystik im Mittelalter“, S. 17-19.

6 Claudia Eliass: „Die Frau ist die Quelle der Weisheit“, S. 38-40. Amalie Fößel, Anette Hettinger: „Klosterfrauen, Beginen, Ketzerinnen - Religiöse Lebensformen von Frauen im Mittelalter“, Schulz-Kirchner Verlag, Idstein 2000, S. 49.

7 Claudia Eliass: „Die Frau ist die Quelle der Weisheit“, S. 31.

8 Claudia Eliass: „Die Frau ist die Quelle der Weisheit“, S. 46-47.

9 Claudia Eliass: „Die Frau ist die Quelle der Weisheit“, S. 42-43.

10 Claudia Eliass: „Die Frau ist die Quelle der Weisheit“, S. 45.

11 Peter Dinzelbacher: „Europäische Mystik vom Hochmittelalter zum Barock“, S. 13.

12 Peter Dinzelbacher: „Frauenmystik im Mittelalter“, S. 255-256.

13 Peter Dinzelbacher: „Frauenmystik im Mittelalter“, S.289-291.

14 Peter Dinzelbacher: „Frauenmystik im Mittelalter“, S.294-295.

15 Peter Dinzelbacher: „Frauenmystik im Mittelalter“, S.9.

16 Peter Dinzelbacher: „Mittelalterliche Frauenmystik“, S.17.

17 Peter Dinzelbacher: „Frauenmystik im Mittelalter“, S. 12

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Frauenmystik im Mittelalter
Hochschule
Universität Erfurt  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Meister Eckhart: Predigten, Argumente, Impulse
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V31028
ISBN (eBook)
9783638321549
ISBN (Buch)
9783638758512
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauenmystik, Mittelalter, Meister, Eckhart, Predigten, Argumente, Impulse
Arbeit zitieren
Yvonne Rodenberg (Autor:in), 2005, Die Frauenmystik im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31028

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