Diese Seminararbeit bietet eine tiefgreifende Analyse der Darstellung von Widerstand und Tod des Thrasea Paetus in den Annalen des Tacitus.
Publius Clodius Thrasea Paetus stammte aus Patavium, erlangte 56 das Konsulat, war danach noch bis zum Jahr 63 im Senat tätig und zählte zur sogenannten stoischen Senatsopposition. Auch wenn sein Konsulat wohl eher auf den zu dieser Zeit noch sehr starken Einfluss Senecas zurückzuführen sein dürfte, so war ein nennenswerter Konflikt zwischen Thrasea und Nero zu Beginn dessen Prinzipats nicht unbedingt absehbar. In diesen Zeiten überwog beim Senat das Streben nach Sicherheit und der Trieb zur Selbsterhaltung, so dass man sich in der Kunst der adulatio übte. Einzig Thrasea ragte aus der Masse der Senatoren heraus: Er beteiligte sich nicht an den Schmeicheleien, stattdessen zog er es vor, zu den meisten Angelegenheiten zu schweigen.
Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, wie diese zumeist schweigende Form von „Opposition“, wenn man den Begriff in diesem Zusammenhang überhaupt anwenden kann, aussah und wie sie die Feindschaft Neros so sehr nähren konnte, dass Thrasea schließlich angeklagt und zum Selbstmord verurteilt wurde.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Ausgewählte Textstelle
- Textstelle XVI,21
- Übersetzung
- Textkritisches Problem
- Einordnung in den Gesamtzusammenhang
- Die Erwähnnungen des Thrasea Paetus in den Annalen
- XIII,49 (i.J. 58)
- XIV, 12 (i.J. 59)
- XIV,48-49 (i.J. 62)
- XV,20-23 (i.J. 62-63)
- XVI,21-35 (i.J. 66)
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Ziel dieser Arbeit ist es, die schweigende Form von "Opposition" des Thrasea Paetus in der Regierungszeit Neros darzustellen und zu analysieren, wie diese Form des Widerstands zu Neros Feindschaft gegenüber ihm führte, die schließlich zu Thraseas Anklage und Selbstmord führte. Die Arbeit untersucht, wie die ständige Kritik und das Schweigen des Thrasea, der als "virtus ipsa" (XVI,21) bezeichnet wird, die Machtverhältnisse zwischen dem Kaiser und dem Senat beeinflussten.
- Die Rolle des Thrasea Paetus in der stoischen Senatsopposition
- Thraseas schweigende Form von Kritik und Widerstand gegen Nero
- Neros Reaktion auf Thraseas Opposition und der Konflikt zwischen Kaiser und Senat
- Die Bedeutung des Schweigens als Form von Opposition
- Die Analyse einer textkritischen Problemstelle in den Annalen des Tacitus
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt den Leser in die Person des Thrasea Paetus ein, dessen Konsulat auf den Einfluss Senecas zurückzuführen ist. Trotz Neros anfänglicher Versprechen in seiner Antrittsrede, den Senat zu respektieren, wurde die politische Landschaft zunehmend von Neros skrupellosem Herrschaftsanspruch geprägt. Die Arbeit untersucht, wie Thrasea sich von anderen Senatoren durch seine Weigerung, sich den Schmeicheleien Neros anzuschließen, abhob.
Kapitel 2 widmet sich einer detaillierten Analyse einer ausgewählten Textstelle aus den Annalen des Tacitus (XVI,21). Die Textstelle beschreibt verschiedene Situationen, in denen Thrasea durch sein Verhalten Neros Missfallen erregt hat. Neben der Übersetzung der Textstelle behandelt dieses Kapitel auch ein textkritisches Problem in der Überlieferung dieser Passage. Dabei wird die Überlieferungsgeschichte der Annalen beleuchtet und die verschiedenen Lesarten der Textstelle analysiert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Thrasea Paetus, Nero, Senatsopposition, Stoizismus, Schweigen, Kritik, Textkritik, Annalen, Tacitus, virtus ipsa, adulation, Selbstmord, Machtverhältnis, Kaiser, Senat, Imperium Romanum
- Quote paper
- Rene Fassbender (Author), 2004, Widerstand und Tod des Thrasea Paetus in den Annalen des Tacitus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310364