Internationale Unternehmensbewertung anhand einer Bewertung der Smurfit Kappa Group plc nach dem WACC-Ansatz des Discounted Cashflow-Verfahrens


Bachelorarbeit, 2015

45 Seiten, Note: 2,0

Johannes Lambert (Autor:in)


Leseprobe

Inhaltverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
1.3 Unternehmensportrait Smurfit Kappa Group plc

2 Theoretische Grundlagen
2.1 Begriffliche Definitionen
2.2 Grundlagen der internationalen Unternehmensbewertung
2.2.1 Anlässe einer internationalen Unternehmensbewertung
2.2.2 Besonderheiten der internationalen Unternehmensbewertung
2.2.3 Methoden der internationalen Unternehmensbewertung
2.3 Das Discounted Cashflow-Verfahren nach dem WACC-Ansatz
2.3.1 Das DCF-Verfahren im Überblick
2.3.2 Die Systematik des WACC-Ansatzes
2.3.3 Der operative Free Cashflow.
2.3.4 Die Kapitalkosten
2.3.5 Der Terminal Value
2.3.6 Die Unternehmenswertberechnung

3 Ermittlung des Unternehmenswertes der Smurfit Kappa Group plc nach dem WACC-Ansatz des Discounted Cashflow-Verfahrens
3.1 Vorstellung der bewertungsrelevanten Daten und Unternehmensplanung
3.2 Ermittlung des Unternehmenswertes nach dem WACC-Ansatz des Discounted Cashflow-Verfahrens
3.2.1 Herleitung und Berechnung der operativen Free Cashflows
3.2.2 Herleitung und Ermittlung der Kapitalkosten
3.2.3 Ermittlung des Terminal Value
3.2.4 Ermittlung des Unternehmenswertes anhand des periodenspezifischen WACC.
3.3 Handlungsempfehlungen

4 Zusammenfassung
4.1 Kritische Reflexion der eigenen Ergebnisse
4.2 Fazit
4.3 Ausblick

5 Literaturverzeichnis

6 Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Schaubild Bewertungsanlässe

Abbildung 2: Substanzwertverfahren auf Basis von Reproduktionswerten

Abbildung 3: APV-Ansatz

Abbildung 4: Equity-Ansatz

Abbildung 5: DCF-Methode nach dem WACC-Ansatz

Abbildung 6: Schema zur Ermittlung der oFCF

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Umsatzplanung SKG

Tabelle 2: GuV der SKG

Tabelle 3: Bilanz-Aktiva der SKG.

Tabelle 4: Bilanz-Passiva der SKG

Tabelle 5: Entwicklung ‚property, plant and equipment’

Tabelle 6: Entwicklung der Rückstellung

Tabelle 7: Working Capital Entwicklung

Tabelle 8: operative Free Cashflows der SKG

Tabelle 9: Ermittlung des oFCF im Terminal Value

Tabelle 10: Unternehmenswertberechnung der SKG

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

In der Wirtschaft erfordern regelmäßig verschiedenste Umstände die Bewertung von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen. Diese reichen von rechtlichen Vorschriften über Veränderungen der Eigentümerverhältnisse bis hin zu Transaktionen ganzer Unternehmen. Auch zu Finanzierungsentscheidungen oder zur Unterstützung der Strategieentwicklung werden Unternehmensbewertungen durchgeführt. Die Entwicklung und Optimierung jeweils geeigneter Verfahren zur Bewertung beschäftigt die Betriebswirtschaftslehre seit langer Zeit in hohem Maße.[1]

Gerade bei Unternehmensakquisitionen sind faire und nachvollziehbare Bewertungsmethoden zur Kaufpreisfindung von entscheidender Bedeutung. Unternehmen trennen sich von weniger profitablen oder sogar Wert vernichtenden Einheiten oder möchten durch Akquisitionen neue Geschäftsfelder entwickeln[2]– in allen Fällen ist zuvor eine Bewertung der jeweiligen Unternehmung durchzuführen. Auch bei der Erschließung geografisch neuer Märkte durch Akquisitionen ist die Unternehmensbewertung zur Unterstützung der Kaufpreisfindung unabkömmlich. Neben einigen Faktoren, denen bei grenzüberschreitenden Unternehmensbewertungen Rechnung zu tragen ist, stehen die klassischen Methoden zur Bewertung von Zielobjekten vor diversen Herausforderungen. Diese werden vor allem offensichtlich, wenn Unternehmen aus instabilen und schnelllebigen Märkten bewertet werden sollen. Zur Schaffung von Transparenz gegenüber aktuellen und möglichen Kapitalgebern ist für multinationale Konzerne auch die Bewertung eigener Tochtergesellschaften oder Beteiligungen im Ausland von enormer Relevanz, insbesondere vor dem Hintergrund vermehrt auftretender Schwankungen der Weltwirtschaft.[3]Aus diesem Grund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit neben einer Vorstellung der gängigsten Bewertungsmethoden mit den grundlegenden Faktoren und Besonderheiten grenzüberschreitender Bewertungen.

Um diese praxisnah darzustellen wird darüber hinaus die Bewertung eines realen, international tätigen Unternehmens umgesetzt, welches seinerseits über etliche Tochtergesellschaften in den verschiedensten Volkswirtschaften der Welt verfügt und sich fortwährend auf der Suche nach neuen Akquisitionsobjekten befindet.

1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit liegt zum einen darin, das weite Feld der Unternehmensbewertung mit besonderer Betrachtung der Internationalität dieses Gebietes der Betriebswirtschaftslehre vorzustellen. Hierbei erfolgt insbesondere eine detaillierte Betrachtung des Discounted Cashflow-Verfahrens nach dem Weighted Average Cost of Capital-Ansatz (WACC, dt. gewichteter durchschnittlicher Kapitalkostensatz) zur Bewertung von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen. Dieser theoretische Ansatz ist der Ausgangspunkt für die weitere Zielsetzung im praktischen Teil der Arbeit: Die Durchführung einer nachvollziehbaren, praxisnahen Bewertung der Smurfit Kappa Group plc (SKG). Hierzu werden die zuvor beschriebenen theoretischen Inhalte auf die Analyse und Verarbeitung tatsächlicher Unternehmensdaten übertragen. Diese Bewertung erfolgt unter spezieller Berücksichtigung möglicher Probleme oder Herausforderungen im Umfeld internationaler Unternehmensbewertungen.

Zu Beginn der Arbeit wird das Unternehmen SKG vorgestellt. Im Anschluss daran erfolgt im theoretischen Teil nach der Abgrenzung einiger Begriffe die Einleitung in den Kontext der internationalen Unternehmensbewertungen. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf den Besonderheiten sowie auf den Methoden, nach denen eine solche Bewertung durchgeführt werden kann. Im Hinblick auf den späteren Praxisteil erfolgt anschließend eine separate Betrachtung der Elemente des Discounted Cashflow-Verfahren nach dem WACC-Ansatz. In diesem Zusammenhang ist jedoch zu berücksichtigen, dass die detaillierte Analyse dieser Elemente aus Gründen der Anschaulichkeit und dem direkten Bezug zur Bewertung in den Praxisteil der Arbeit integriert ist.

Die Bewertung der SKG bildet den Praxisteil der Arbeit. Zu Beginn erfolgen hierbei die Vorstellung der Rahmenbedingungen sowie die Unternehmensplanung. Die Basis für die eigentliche Unternehmenswertberechnung bildet im Anschluss daran die Ermittlung der operativen Free Cashflows und der Kapitalkosten. Diese sind Ausgangspunkt für Berechnung des Terminal Value und die sich anschließende Ermittlung des Unternehmenswertes anhand des periodenspezifischen WACC.

Den letzten Teil der Arbeit bilden eine kritische Reflexion der erlangten Ergebnisse sowie ein Ausblick auf mögliche Entwicklungen und Herausforderungen in der Bewertungspraxis.

1.3 Unternehmensportrait Smurfit Kappa Group plc

Die SKG ist ein internationaler Anbieter von Wellpappenrohpapieren und Verpackungen auf Papierbasis mit Hauptsitz im irischen Dublin. Im Jahr 2013 erzielte die Gruppe mit ihren rund 41.000 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 7,9 Milliarden Euro.[4]Das Kerngeschäft der SKG ist die Herstellung und Verarbeitung von Wellpappenrohpapieren mittels eigener Recyclingzentren, Papierwerke und Verpackungswerke. Das Unternehmen weist an dieser Stelle eine vertikal vollintegrierte Struktur auf, um von hieraus entstehenden Synergien profitieren zu können. Dieses bedeutet, dass von der Altpapiersammlung bis zur fertigen Verpackung aus Voll- oder Wellpappe die gesamte Prozesskette abgebildet werden kann. Von den 21 Ländern in Europa und 11 Ländern in Amerika, in denen die SKG aktiv ist, bildet Deutschland mit etwa 5.000 Mitarbeitern den größten Länderblock innerhalb der Gruppe.[5]

Die Geschichte der Gruppe, so wie sie sich heute darstellt, beginnt im Jahre 2005 durch den Zusammenschluss von zwei branchengleich agierenden Unternehmen - der Jefferson Smurfit Group und Kappa Packaging. Als Folge des Zusammenschlusses entsteht durch die Bildung der Smurfit Kappa Group der weltweit größte Anbieter für Wellpappverpackungen.[6]Im Jahre 2007 folgte der IPO des Unternehmens an den Börsen von London und Dublin. Mit einer Bewertung von 1,5 Milliarden Euro bedeutete dieses den größten Börsengang in der Geschichte der Papier- und Wellpappindustrie.[7]Seit dieser Zeit lag ein außerordentlicher Fokus auf der Entschuldung und Stärkung der Finanzkraft der Gruppe. Hierdurch konnte eine Reduzierung der Netto Verbindlichkeiten um fast 800 Millionen Euro erreicht werden. In der Spitze betrug die Nettoverschuldung der Gruppe das 4,1-fache des EBITDA, während diese Kennzahl zum Jahresende 2013 lediglich noch dem Wert des 2,4-fachen entsprach.[8]„Having de-leveraged the business, and strengthened all its key metrics, SKG is in an excellent position to further expand its business both organically and by acquisition […]”[9]Dieses Zitat des CEO Gary McCann aus einer Veröffentlichung der SKG aus dem Jahre 2014 beschreibt eindrücklich die damalige Relevanz der Entschuldungsstrategie für die Zukunft der Gruppe und gibt andererseits einen Hinweis auf die dadurch möglich gewordene Strategie des Konzerns für die mittelfristige Zukunft – Wachstum durch Erweiterung und mittels Akquisitionen. Diese Wachstumsstrategie wird bekräftigt durch die im Jahresbericht 2013 veröffentlichte Konzernstrategie der selektiven Unternehmenszukäufe, vor allem auf Wachstumsmärkten.[10]Aus dieser Strategie ergibt sich auch für die SKG die Notwendigkeit einer fairen und nachvollziehbaren Vorgehensweise zur Bewertung möglicher Akquisitionsobjekte.

2 Theoretische Grundlagen

2.1 Begriffliche Definitionen

Bevor in den anknüpfenden Teilen der Arbeit das Thema Unternehmensbewertung umfassend behandelt wird, sollen an dieser Stelle der Begriff an sich und seine Bestandteile definiert und abgegrenzt werden.

Die BezeichnungUnternehmenmeint im Kontext dieser Arbeit marktwirtschaftliche Betriebe, deren Ziel darin besteht, mittels ihrer wie auch immer gearteten Leistungserstellung einen bestimmten Gewinn zu erwirtschaften.[11]Eine Definition des BegriffsUnternehmenlässt sich in der Betriebswirtschaftslehre wie folgt formulieren:

„Ein Unternehmen ist ein Betrieb im Privateigentum, der seinen Wirtschaftsplan auf Basis der gegebenen Marktsituation selbst bestimmt und dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip folgt.“[12]

Unternehmen lassen sich im Allgemeinen nach verschiedenen Aspekten kategorisieren und abgrenzen. Üblich ist beispielsweise eine Systematisierung nach Wirtschaftssektoren, Mitarbeiterzahl, Rechtsform oder Finanzkennzahlen.[13]

Die Formulierung einer eindeutigen Definition der BegriffeWertbzw.Bewertungist demgegenüber wesentlich komplexer. Der deutsche Duden beispielsweise beschreibt allein sieben verschiedene Bedeutungen des WortesWert,welche von rein materialistischer Wertzuweisung von Gegenständen bis hin zur ethischen Beurteilung von Personen oder Verhaltensweisen reichen.[14]Im Kontext der Unternehmensbewertung bedeutet der BegriffWertnicht zwingend eine Wertfindung mit der Absicht einen (Verkaufs-) Preis für ein Unternehmen zu ermitteln. Vielmehr wird aus dem Eigentum eines Vermögenswertes, welchen in aller Regel auch ein Unternehmen darstellt, die Generierung von Wert erwartet.[15]Die Bewertung ist letztendlich das Ergebnis, welches aus einem Bewertungsvorgang resultiert. Bei einer Unternehmensbewertung handelt es sich dabei um einen ökonomischen Wert, welcher eine rational zu erklärende Feststellung darstellt, die bei Kenntnis aller nötigen Informationen durch jeden nachvollzogen werden kann.[16]

2.2 Grundlagen der internationalen Unternehmensbewertung

2.2.1 Anlässe einer internationalen Unternehmensbewertung

Die Anlässe für eine Unternehmensbewertung können sehr vielfältiger Natur sein. Wie die unten dargestellte Abbildung zeigt, lassen sich die Anlässe grob in vier Kategorien einteilen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Schaubild Bewertungsanlässe, Quelle: eigene Darstellung, angelehnt an Ernst/Heyd/Popp, 2014, S. 13

Im Kontext internationaler Bewertungen sollten an dieser Stelle ergänzend noch weitere Hintergründe einer Unternehmensbewertung genannt werden. Hierzu zählen beispielsweise die Modifikation einer Beteiligung im Ausland oder auch die grenzüberschreitende Bildung von Joint Ventures.[17]Diese Anlässe sind den unternehmerischen Anlässen zuzuordnen.

Neben der oben erfolgten Kategorisierung lässt sich eine weitere Einteilung der Bewertungsanlässe in transaktionsbezogen und nicht transaktionsbezogen vornehmen.[18]Transaktionsbezogene Anlässe bedeuten in diesem Zusammenhang Anlässe, „die möglicherweise eine Änderung der Eigentumsverhältnisse am Bewertungsobjekt zur Folge haben.“[19]Bei nicht transaktionsbezogenen Anlässen hingegen besteht nicht der Hintergrund einer beabsichtigten Veränderung der Eigentumsverhältnisse.[20]

2.2.2 Besonderheiten der internationalen Unternehmensbewertung

Im Rahmen von internationalen Unternehmensbewertungen gibt es, je nach Sachverhalt, einige Aspekte die eine besondere Berücksichtigung erfordern. Gerade im Hinblick auf Bewertungen von Unternehmen in den sog. Emerging Markets kommen diese Aspekte häufig zum Tragen.[21]Aufgrund ihres Nachholbedarfes, sowohl im politischen als auch im wirtschaftlichen Umfeld, sind bei einem Eintritt in diese Märkte einige Risiken zu beachten welche im Folgenden näher betrachtet werden.[22]

Eines dieser Risiken ist das allgemeine Länderrisiko.[23]Dieses Risiko ergibt sich aus der bisweilen instabilen politischen und ökonomischen Lage in den Emerging Markets. Ein politischer oder wirtschaftlicher Zusammenbruch hat stets auch Einfluss auf die Unternehmen der jeweiligen Volkswirtschaft.[24]Um dem Länderrisiko in der Bewertung von Unternehmen aus Emerging Markets Rechnung zu tragen ist die Notwendigkeit der Berücksichtigung einer Risikoprämie unstrittig.[25]„Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, wie eine Prämie für das einzugehende Länderrisiko zu bestimmen und in Bewertungskalkülen zu berücksichtigen ist.“[26]

Ein ebenfalls häufig zu beachtender Aspekt bei der Bewertung ausländischer Unternehmen ist der mögliche Währungsunterschied.[27]In diesem Fall ist durch den Bewerter zu entscheiden, ob die Bewertung in der lokalen Währung des Unternehmens oder in einer geeigneten Referenzwährung durchgeführt werden sollte.[28]Unbedingt zu beachten ist hierbei die konsistente Durchführung der Bewertung in der ausgewählten Währung, „insbesondere bei der Bestimmung und Berechnung der Cashflows und der Diskontierungszinssätze.“[29]

Darüber hinaus sorgen häufig unzuverlässige bzw. intransparente Finanzkennzahlen und Rechnungslegungsvorschriften im Ausland für Schwierigkeiten bei der Durchführung einer korrekten Unternehmensbewertung. In diesen Fällen stellt das Studium der länderspezifischen Rechnungslegungsvorschriften neben der Anpassung der Unternehmensdaten und Finanzkennzahlen eine weitere Herausforderung an den Bewerter dar.[30]

2.2.3 Methoden der internationalen Unternehmensbewertung

Das Spektrum an Methoden zur Durchführung einer Unternehmensbewertung ist sehr vielfältig. Dieses resultiert zu einem Teil daraus, dass durch Forschungs- und Erkenntnisfortschritte der Betriebswirtschaftslehre im Laufe der Zeit immer neue und andersartige Bewertungsmethoden entwickelt wurden.[31]Eine weitere Ursache für die Existenz verschiedenster Bewertungsmethoden liegt in der bereits dargestellten Vielfalt der Bewertungsanlässe. Für verschiedene Anlässe sind jeweils auch verschiedene Bewertungsverfahren am funktionalsten, oder teilweise durch Dritte, bspw. den Gesetzgeber, verpflichtend vorgegeben.[32]Die gängigsten Methoden sollen im Folgenden prägnant vorgestellt werden.

Eine Gruppe der Bewertungsmethoden stellen die Einzelbewertungsverfahren dar. Bei diesen Verfahren werden zu einem Stichtag die Werte der jeweiligen Vermögensgegenstände und Schulden eines Unternehmens ermittelt.[33]Der Unternehmenswert, in diesem Zusammenhang auch Substanzwert, „kann unter der Annahme der Fortführung (Reproduktionswert) oder der Liquidation (Liquidationswert) berechnet werden.“[34]Bei der Ermittlung des Reproduktionswertes wird eine Fortführung der Unternehmung angenommen, auch bekannt als Going Concern Prinzip.[35]Die Berechnung des Liquidationswertes berücksichtigt zusätzlich noch sämtliche Kosten die für die Liquidation eines Unternehmens anfallen.[36]Die Wertansätze der Vermögensgegenstände richten sich nach den tatsächlichen Beträgen die nötig wären, um das entsprechende Unternehmen zu kopieren. Das Alter und der Zustand der Vermögensgegenstände sind somit in der Bewertung zu berücksichtigen.[37]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Substanzwertverfahren auf Basis von Reproduktionswerten, Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Mandl/Rabel, 2009, S.82

Erwähnt werden sollte in diesem Kontext, dass immaterielle Vermögenswerte wie bspw. das Image oder die Qualität der Mitarbeiter eines Unternehmens in dieser Bewertungsmethode keinerlei Berücksichtigung finden.[38]In der Bewertungspraxis wird aus diesem Grund zwischen dem hier dargestellten Teilreproduktionswert und dem Vollproduktionswert unterschieden, welcher zusätzlich den immateriellen Vermögensgegenständen Rechnung trägt.[39]

Eine weitere Gruppe von Methoden bilden die Gesamtbewertungsverfahren. Diese stellen zur Ermittlung des Unternehmenswertes die zukünftig zu erwartenden Erträge eines Unternehmens in den Mittelpunkt.[40]

Speziell in Deutschland nimmt unter diesen Verfahren die Ertragswertmethode eine besondere Stellung ein. Die Begründung hierfür liegt darin, dass dieses Verfahren in Deutschland zur Unternehmensbewertung für Wirtschaftsprüfer zwingend vorgeschrieben war.[41]Bei Anwendung dieses Verfahrens werden die zukünftigen finanziellen Überschüsse eines Unternehmens diskontiert.[42]Da das Ertragswertverfahren mit dem DCF-Equity-Ansatz, welcher im Verlauf der Arbeit noch behandelt wird, gleichgesetzt werden kann, wird an dieser Stelle auf die Ausführungen im folgenden Kapitel verwiesen.[43]

Ebenfalls zu den Gesamtbewertungsverfahren zählt das Multiplikatorverfahren, auch Vergleichsverfahren genannt.[44]Die Multiplikatormethode bewertet Unternehmen nach dem Grundsatz: „Bewerten heißt vergleichen“.[45]Hierzu werden die Werte von Unternehmen anhand von Indikatoren wie der Marktkapitalisierung oder den realisierten Verkaufspreisen vergleichbarer Unternehmen ermittelt. Die Multiplikatormethode besitzt ebenfalls einige unterschiedliche Formen und kann anhand verschiedenster Bezugsgrößen angewendet werden.[46]Das Verfahren eignet sich insbesondere für solche Situationen, in denen für die Unternehmenswertermittlung zum einen wenig Zeit und zum anderen wenige Informationen zur Verfügung stehen.[47]

Zu den Gesamtbewertungsverfahren gehören darüber hinaus die DCF-Verfahren, welche im Verlauf der Arbeit detaillierter dargestellt werden.

Die letzte Art der Bewertungsverfahren die an dieser Stelle vorgestellt werden soll ist die der Mischverfahren. Als Mischverfahren werden solche Methoden der Unternehmensbewertung bezeichnet, die in ihrer Anwendung die Gesamtbewertungs- und Einzelbewertungsverfahren kombinieren. Hierdurch wird angestrebt, sowohl der Substanz, als auch der zukünftigen Ertragskraft eines Unternehmens Rechnung zu tragen.[48]Im einfachsten Ansatz geschieht hierbei die Ermittlung des Unternehmenswertes anhand einer Mittelwertberechnung aus Ertrags- und Substanzwert des Bewertungsobjektes. In aller Regel geschieht dies mit einer zuvor definierten Gewichtung dieser Elemente, wobei eine substantiierte Begründung der diversen Gewichtungen durch den Ansatz der Mischverfahren nicht erbracht werden kann.[49]In der beliebigen Gewichtung von Ertrags- und Substanzwert liegt gleichermaßen ein signifikanter Kritikpunkt an den einfachen Mittelwertverfahren, der sie in der Anwendung in Theorie und Praxis weitestgehend untauglich werden lässt.[50]

Neben der einfachen Mittelwertmethode zählen zu den Mischverfahren noch die Übergewinnverfahren. Die Übergewinnverfahren beruhen auf der Annahme, „dass Unternehmen langfristig nur eine Normalverzinsung des eingesetzten Kapitals erwirtschaften können und darüber hinausgehende Mehrgewinne als Ausfluss überdurchschnittlicher Unternehmensleistung, guter Konjunkturlage oder etwa einer Monopolstellung zeitlich begrenzt sind.“[51]

2.3 Das Discounted Cashflow-Verfahren nach dem WACC-Ansatz

Im Folgenden werden nun die DCF-Verfahren, insbesondere der WACC-Ansatz dieser Verfahren, vorgestellt, da ihnen gerade im Hinblick auf grenzüberschreitende Transaktionen eine hohe Relevanz und Zustimmung zukommt.[52]

2.3.1 Das DCF-Verfahren im Überblick

Die Discounted Cashflow-Verfahren zählen zu den Gesamtbewertungsverfahren. Diese Methoden der Unternehmensbewertung, welche ihren Ursprung in der anglo-amerikanischen Bewertungspraxis haben, erlangten in den vergangenen Jahrzehnten durch die steigende Zahl von grenzüberschreitenden Unternehmenskäufen auch in Europa eine starke Verbreitung und Bedeutung.[53]Die heute angewandten DCF-Methoden basieren maßgeblich auf den Werken von Modigliani und Miller und deren aufgestellten Theoremen.[54]Auf jene wird an dieser Stelle jedoch nicht näher eingegangen.[55]

Innerhalb der DCF-Verfahren werden generell drei verschiedene Ansätze unterschieden:

- Der Weighted Average Cost of Capital-Ansatz (WACC-Ansatz),
- der Adjusted Present Value-Ansatz (APV-Ansatz),
- der Equity-Ansatz.[56]

Alle Verfahren haben gemeinsam, dass ihre Hauptbestandteile zum einen aus der Ermittlung der Kapitalkosten und zum anderen aus der Bestimmung der jeweils relevanten Cashflows bestehen.[57]Auf Grundlage der zukünftig zu erwartenden, diskontierten Cashflows ermitteln die Verfahren daraufhin den Unternehmenswert. Da diese aus der Unternehmensplanung abgeleitet werden, erfordert eine Bewertung nach den DCF-Verfahren eine dementsprechend detaillierte Unternehmensanalyse.[58]Ähnlich der Investitionsrechnung berücksichtigt die Diskontierung der erwarteten Cashflows den Vergleich zu alternativen Geldanlagen. Der entsprechende „Diskontierungszinssatz wird mit Hilfe von kapitalmarkttheoretischen Modellen wie dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) berechnet.“[59]Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ansätzen ergeben sich primär aus „der Abgrenzung der zu diskontierenden Cashflows, der zu verwendenden Kalkulationszinssätze und der Berücksichtigung von Änderungen der Kapitalstruktur im Zeitablauf.“[60]Bei Anwendung gleicher Bewertungsannahmen führen jedoch alle Methoden zum gleichen Unternehmenswert.[61]

Bei der Vorgehensweise gemäß dem APV-Ansatz wird zu Beginn der Marktwert des Gesamtkapitals unter der Annahme eines vollständig eigenfinanzierten Unternehmens ermittelt.[62]Unter Addition des Marktwertes des nicht betriebsnotwendigen Vermögens ergibt sich der sog. Marktwert des unverschuldeten Unternehmens.[63]Durch die Berechnung des sog. Tax Shields wird im zweiten Schritt der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Fremdkapitalzinsen Rechnung getragen.[64]Durch Abzug des verzinslichen Fremdkapitals errechnet sich schließlich der Wert des Eigenkapitals.[65]Abbildung 3 zeigt im Überblick das Schema zur Berechnung des Unternehmenswertes nach dem APV-Ansatz.

[...]


[1]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, Vorwort

[2]Vgl. Chaumet/Wagner, 2002, S. 25

[3]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 20

[4]Vgl. Smurfit Kappa Group plc, „Über uns – Unternehmen”

[5]Vgl. Smurfit Kappa Group plc, „Über uns – Unternehmen”

[6]Vgl. Smurfit Kappa Group plc, “About us – History of the Group”

[7]Vgl. Smurfit Kappa Group plc, “About us – History of the Group”

[8]Vgl. Smurfit Kappa Group plc, Präsentation “Fourth Quarter & Full Year 2013”, S. 5

[9]Vgl. Smurfit Kappa Group plc, Annual Report 2013, S. 11

[10]Vgl. Smurfit Kappa Group plc, Annual Report 2013, S. 13

[11]Vgl. Gronau/Klett, 2009, S. 16

[12]Gronau/Klett, 2009, S. 16

[13]Vgl. Gronau/Klett, 2009, S. 17 ff.

[14]Vgl. Duden, Wörterbucheintrag „Wert, der“

[15]Vgl. Fishman/Pratt/Morrison, 2007, S. 18

[16]Vgl. Peemöller, 2009, S. 3

[17]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 21

[18]Vgl. Ernst/Heyd/Popp, 2014, S. 12

[19]Ernst/Heyd/Popp, 2014, S. 12

[20]Vgl. Ernst/Heyd/Popp, 2014, S. 13

[21]Unter Emerging Markets werden solche Länder verstanden, die im Begriff sind, sich, oft unter hohen Wachstumsraten, von einem wenig entwickelten Land hin zu einer Industrienation zu wandeln

[22]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 22

[23]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 25

[24]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 25

[25]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 25

[26]Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 25

[27]Vgl. Starp, 2009, S. 648

[28]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 24

[29]Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 24

[30]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 23

[31]Vgl. Ernst/Schneider/Thielen, 2012, S. 1

[32]Vgl. Ernst/Schneider/Thielen, 2012, S. 1

[33]Vgl. Mandl/Rabel, 2009, S. 82

[34]Ernst/Schneider/Thielen, 2012, S. 3

[35]Vgl. Ernst/Schneider/Thielen, 2012, S. 3

[36]Vgl. Ernst/Schneider/Thielen, 2012, S. 5

[37]Vgl. Mandl/Rabel, 2009, S. 82

[38]Vgl. Voigt/Voigt/Voigt/Voigt, 2005, S. 27

[39]Vgl. Ernst/Schneider/Thielen, 2012, S. 3 f.

[40]Vgl. Ernst/Schneider/Thielen, 2012, S. 8

[41]Vgl. Ernst/Schneider/Thielen, 2012, S. 10

[42]Vgl. Essler/Lobe/Röder, 2008, S. 102

[43]Vgl. Ernst/Schneider/Thielen, 2012, S. 10

[44]Vgl. Mandl/Rabel, 2009, S. 77

[45]Hommel/Dehmel, 2011, S. 65

[46]Vgl. Mandl/Rabel, 2009, S. 77 ff.

[47]Vgl. Hommel/Dehmel, 2011, S. 64

[48]Vgl. Ernst/Heyd/Popp, 2014, S. 23

[49]Vgl. Ernst/Heyd/Popp, 2014, S. 23 f.

[50]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 33

[51]Mandl/Rabel, 2009, S. 86 f.

[52]Vgl. Baetge/Niemeyer/Kümmel/Schulz, 2009, S. 342

[53]Vgl. Baetge/Niemeyer/Kümmel/Schulz, 2009, S. 342

[54]Vgl. Essler/Lobe/Röder, 2008, S. 102

[55]Vgl. bspw. Pike/Neale/Linsley, 2012, S. 542 ff.

[56]Vgl. Ernst/Heyd/Popp, 2014, S. 28

[57]Vgl. Loderer/Wälchli, 2010, S. 231

[58]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 34

[59]Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 34

[60]Baetge/Niemeyer/Kümmel/Schulz, 2009, S. 343

[61]Vgl. Baetge/Niemeyer/Kümmel/Schulz, 2009, S. 343

[62]Vgl. Mandl/Rabel, 2009, S. 71

[63]Vgl. Mandl/Rabel, 2009, S. 71

[64]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 35

[65]Vgl. Ernst/Amann/Großmann/Lump, 2012, S. 35

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Details

Titel
Internationale Unternehmensbewertung anhand einer Bewertung der Smurfit Kappa Group plc nach dem WACC-Ansatz des Discounted Cashflow-Verfahrens
Hochschule
Fachhochschule Südwestfalen; Abteilung Meschede
Note
2,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
45
Katalognummer
V310476
ISBN (eBook)
9783668089327
ISBN (Buch)
9783668089334
Dateigröße
762 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unternehmensbewertung, WACC, Cashflow, Bewertung
Arbeit zitieren
Johannes Lambert (Autor:in), 2015, Internationale Unternehmensbewertung anhand einer Bewertung der Smurfit Kappa Group plc nach dem WACC-Ansatz des Discounted Cashflow-Verfahrens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310476

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