Victor Marshall formuliert in seinem Aufsatz “Tendencies in Generational Research. From
Generation to the Cohort and Back to the Generation” deutliche Forderungen nach klaren
Konzeptualisierungen und einem Gebrauch von eindeutigen Begrifflichkeiten, wenn generationale
bzw. Altersrelationen untersucht werden. Er weist hierbei ausdrücklich auf die Schwierigkeiten
für Soziologen hin, wenn diese unklar oder mehrdeutig verwendet werden1. Dies sei
auch ein Grund, weshalb Begriffe wie Generation, Kohorte oder Altersgruppe ungern in der
Soziologie verwendet werden. Allerdings stellt Victor Marshall hier ebenso den alleinigen
Nutzungsanspruch dieser Begriffe für die Soziologie, welchen er weder ausreichend begründet
noch sehe ich darin aufgrund oftmals interdisziplinärer Forschungen besondere Plausibilität.
Im Hinblick auf Forschungen zu Generationstheorien solle die Soziologie auf Mannheims
Konzept der Historischen Generationen zurückgreifen, da das Kohortenkonzept in seinen
Anwendungsmöglichkeiten limitiert sei. Diese Begrenzung zeige sich insbesondere in der auf
Alter oder Generation basierenden politischen Soziologie und in der Analyse von kultureller
Verschiedenheit von Generationen.
Wie Victor Marshall nun versucht, sich Mannheims Generationenkonzept und dessen Problematiken
zu nähern, worin Marshalls Forderungen aber auch Leistungen bestehen, seine Definitionen
und Differenzierungen von Begriffen und Konzepten, will ich im Folgenden nachgehen. [...]
1 Über diese Unklarheit der Begriffsverwendung von Generation wurde im Rahmen des Seminars insbesondere
diskutiert bei: Schatz, Jaff (1989): The Generation: The Rise and Fall of the Jewish Communists of Poland. Dissertation;
Universität von Lund (und 1991: Berkeley, University of California Press)
Inhaltsverzeichnis
- Forderungen an die Soziologie
- Das Kohortenkonzept als Datenverwaltungskonzept
- Methodologie einer Kohortenanalyse – eine qualitative Differenzierung...
- Verwendung von Kohortendaten, um Generationen zu beschreiben
- Vorteile einer qualitativen Methodologie
- Generationen: Mannheimsches Spezifikum der Bewusstwerdung
- Generation und Altersgruppe – eine konzeptionelle Differenzierung..
- Generationen- vs. Altersgruppenkonflikt
- Das Problem der Eingrenzung.....
- Fazit
- Kurze biographische Information
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text von Victor Marshall analysiert und kritisiert das Kohortenkonzept in der Forschung zu Generationen. Er argumentiert für eine klare Abgrenzung des Kohortenkonzepts von dem Konzept der Historischen Generationen nach Mannheim und plädiert für eine qualitative Methodologie zur Analyse von Generationen.
- Klare Begriffsdefinitionen in der Forschung zu Generationen
- Kritik an den theoretischen Ansprüchen des Kohortenkonzepts
- Qualitative vs. quantitative Methoden in der Generationenforschung
- Das Mannheimsche Konzept der Historischen Generationen
- Differenzierung von Generation und Altersgruppe
Zusammenfassung der Kapitel
- Forderungen an die Soziologie: Marshall kritisiert die unklaren Begriffsverwendungen in der Generationenforschung und fordert präzisere Definitionen für "Generation", "Kohorte" und "Altersgruppe". Er argumentiert, dass die Soziologie sich auf Mannheims Konzept der Historischen Generationen konzentrieren sollte.
- Das Kohortenkonzept als Datenverwaltungskonzept: Marshall sieht das Kohortenkonzept als reines, methodologisches Werkzeug zur Datenverwaltung und nicht als theoretisches Konzept. Er kritisiert die willkürliche Definierbarkeit von Kohorten und argumentiert für die Verwendung von Geburtskohorten.
- Methodologie einer Kohortenanalyse – eine qualitative Differenzierung: Marshall plädiert für eine qualitative Differenzierung innerhalb von Kohorten, um "Generationen" zu identifizieren. Er betont, dass Generationen durch qualitative Unterschiede in Bezug auf theoretisch relevante Merkmale definiert werden.
- Verwendung von Kohortendaten, um Generationen zu beschreiben: Marshall erläutert, wie Kohortendaten verwendet werden können, um qualitative Unterschiede zwischen Generationen zu identifizieren und zu beschreiben.
- Vorteile einer qualitativen Methodologie: Marshall beschreibt die Vorteile einer qualitativen Methodologie, die eine Analyse von Beziehungen zwischen sozialen Gruppen ermöglicht, im Gegensatz zur quantitativen Methode, die nur Unterschiede erfassen kann.
Schlüsselwörter
Der Text konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe "Generation", "Kohorte" und "Altersgruppe" und setzt diese in Beziehung zum Konzept der Historischen Generationen nach Mannheim. Die zentrale These des Textes besteht in der Kritik am Kohortenkonzept als theoretisches Konzept und der Empfehlung für eine qualitative Methodologie in der Generationenforschung.
- Quote paper
- Birgit George (Author), 2004, Eine qualitative Methodologie einer Kohortenanalyse (nach Victor Marshall), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31091