Die Erosion der Staaten in Afrika und in der UdSSR in den 1990er Jahren hat eine rege Debatte über die Transformation von Staatlichkeit angestoßen. Mit der Zeit vollzog sich ein Paradigmenwechsel weg vom Konzept des Staates.
Die Gemeinsamkeit der hier vorgestellten Autoren ist, dass sie sich von normativen „failed states“-Theorien abwenden. Statt dessen beschäftigen sie sich mit neuen Herrschaftsformen in Afrika, die neben dem Staat existieren, ohne diese zu werten. Im Rahmen dieser Arbeit werden die folgenden drei Konzepte zu Herrschaftsformen jenseits des Staates kurz vorgestellt: Parastaatlichkeit (Trutz von Trotha), Heterarchie (Georg Klute und Alice Bellagamba) und nicht-repräsentative Partizipation (Thomas Bierschenk).
Der Schwerpunkt liegt dabei auf ihrer Position zur Rolle des Staates. Von Trothas Ansatz wird als erster vorgestellt, weil seine Position dazu kontrovers ist und die anderen Ansätze sich im Folgenden davon abgrenzen lassen. Auf die Parastaatlichkeit folgt die Heterarchie, die zum Teil aus ihr entstanden ist. Die nicht-repräsentative Partizipation erhebt nicht den Anspruch, auf der gleichen Ebene generalisierbar zu sein, wie die beiden anderen Konzepte, zeigt aber einige interessante Aspekte auf, die bei den anderen nur indirekt erwähnt werden. Die drei Ansätze werden miteinander verglichen, indem ihre grundlegenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet werden.
Auf dieser Basis soll die Frage danach beantwortet werden, wie lokale Akteure in eine Machtposition gelangen können: Wie erklären die einzelnen Ansätze den Einfluss lokaler Machthaber? Unter welchen Bedingungen ist ihr Aufstieg möglich? Und in welcher Beziehung stehen sie zum Staat? Lokale Akteure haben möglicherweise das Ziel, selbst Staat zu werden, sie sollten aber nicht darauf reduziert werden, da oft auch andere Logiken eine Rolle spielen, wie zum Beispiel eine lokal gerechtere Ordnung zu schaffen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Parastaatlichkeit
- 3. Heterarchie
- 4. Nicht-repräsentative Partizipation
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Hausarbeit befasst sich mit neuen Herrschaftsformen in Afrika, die jenseits des Staates existieren und die Transformation von Staatlichkeit in den Fokus rückt. Die Arbeit untersucht drei Konzepte, die sich von normativen "failed states"-Theorien abwenden und sich mit den Machstrukturen auseinandersetzen, die neben dem Staat existieren.
- Analyse von Parastaatlichkeit, Heterarchie und nicht-repräsentativer Partizipation
- Untersuchung der Rolle des Staates in diesen neuen Herrschaftsformen
- Beurteilung des Einflusses lokaler Machthaber und ihrer Beziehung zum Staat
- Analyse der Bedingungen für den Aufstieg lokaler Akteure
- Bewertung verschiedener Logiken des Machtgewinns lokaler Akteure, z.B. Schaffung einer lokal gerechteren Ordnung
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Transformation von Staatlichkeit in Afrika ein und stellt die drei Konzepte vor, die in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehen: Parastaatlichkeit, Heterarchie und nicht-repräsentative Partizipation. Die Arbeit untersucht die Position der drei Ansätze zur Rolle des Staates und die Bedingungen, unter denen lokale Akteure zu Macht gelangen können.
- Kapitel 2: Parastaatlichkeit: Dieses Kapitel beleuchtet die These von Trotha, dass der Zerfall des Staates die Entstehung von Parastaatlichkeit ermöglicht. Es werden die beiden zentralen Elemente der Staatlichkeit - Gewaltmonopol und Basislegitimation - betrachtet, die durch den Staatszerfall verloren gehen. Der Einfluss des Kolonialismus auf den Zerfall postkolonialer Staaten und die Rolle des administrativen Häuptlingswesens als Mittlerinstanz zwischen Staat und Lokalem werden analysiert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen: Parastaatlichkeit, Heterarchie, nicht-repräsentative Partizipation, Staatszerfall, Gewaltmonopol, Basislegitimation, Kolonialismus, administratives Häuptlingswesen, lokale Machthaber, Einfluss, Machtakkumulation, Afrika.
- Arbeit zitieren
- Anna Carina Speitkamp (Autor:in), 2010, Herrschaftsformen jenseits der Staatlichkeit. Drei nicht-normative Ansätze im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311418