Leseprobe
Inhalt
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1.Einleitung
2. Grundlagen der Unternehmensbewertung
2.1. Bewertungsanlässe
2.2. Zweck der Bewertung
3. Methoden der Unternehmensbewertung
3.1. Einzelbewertungsverfahren
3.2. Gesamtbewertungsverfahren
3.2.1. Multiplikatorverfahren
3.2.2 Discounted Casflow Verfahren
3.3. Mischverfahren
3.4. Beurteilung der Bewertungsmethoden
4. Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Überblick der Bewertungsverfahren
Abbildung 2: Fallbeispiel Multiplikatormethode
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
„Price is what you pay, value is what you get.“1
Mit dieser Aussage spricht der amerikanische Investor Warren Buffett das Problem der Unternehmensbewertung konkret an.
Der Preis eines Unternehmens, der im Laufe des Merger & Acquisition-Prozesses (M&A) bezahlt worden ist, gibt keine Auskunft darüber ab, inwieweit dies den genauen Unternehmenswert widerspiegelt. Der bezahlte Preis agiert somit nicht als Synonym zum Unternehmenswert. Dieser ist ein Geldbetrag, welcher für den Kauf des Unternehmens aufzuwenden ist und sich aus Angebot und Nachfrage zusammensetzt.2 Steigt bei konjunkturellem Aufschwung die Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot, muss ein höherer Preis investiert werden als bei einem konjunkturellen Abschwung mit verringerter Nachfrage. Nach Ansicht des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) ist jedoch der Unternehmenswert stark vom subjektiven Nutzen beeinflusst, den sowohl der Besitzer als auch dessen Verhandlungspartner daraus erkennen (z.B. Synergieeffekte).3 Somit kann der Sinn der Unternehmensbewertung im Bestimmen und Bewerten des Nutzens liegen.
Nach Ernst/Schneider/Thielen herrscht im Bereich der Unternehmensbewertung eine hohe Methodenvielfalt, die durch immer weiterentwickelte oder verbesserte Methoden ausgeweitet wird.4 Deshalb ist das Ziel der Seminararbeit, die bedeutendsten Vorgehensweisen vereinfacht darzustellen, um im Anschluss daran auf die verschiedenen Bewertungskriterien einzugehen.
Im Folgenden werden deshalb ausgewählte und bedeutende Verfahren der Unternehmensbewertung, wie z.B. das Multiplikator- oder Discounted-Cashflow Verfahren, aufgegriffen. Jedoch gilt zuvor dem Augenmerk der Arbeit ein komprimierter Blick auf die Bewertungsanlässe, um daraufhin intensiver auf die verschiedenen Bewertungszwecke einzugehen.
2. Grundlagen der Unternehmensbewertung
2.1. Bewertungsanlässe
Nach Schultze gibt es verschiedenste Gründe für eine Unternehmensbewertung. Besonders erforderlich ist sie dann, sofern das Unternehmen oder ein Teil davon den Eigentümer wechselt. Dies trifft auf den Kauf bzw. Verkauf von Unternehmensanteilen zu. Weitere Anlässe bilden z.B. Enteignungen, Verschmelzungen, Kapitalerhöhungen oder Erbauseinandersetzungen.5
Der Anlass dieser Seminararbeit befasst sich mit dem Thema Mergers and Acquisitions, d.h. es findet ein Eigentümerwechsel statt. Denn nach Definition des Gabler Wirtschaftslexikons, insbesondere von Herrn Dr. Mark Mietzner, lassen sich M&A-Transaktionen am Besten mit dem Kauf und Erwerb von Unternehmen (-santeilen) beschreiben.6
Jedoch gilt nach Schultze bei allen Anlässen zu beachten: Es gibt zwei Parteien; bei M&A Transaktionen sind dies Käufer und Verkäufer, welche überwiegend subjektive Vorstellungen bezüglich des Wertes des Unternehmens haben. Dementsprechend strebt der Verkäufer nach einem möglichst hohen Wert, wohingegen der Käufer nach einem möglichst geringen Wert strebt. Diese unterschiedlichen Wertevorstellungen kommen dadurch zustande, dass sich bei Unternehmenskäufen, die abhängig vom Willen des Eigentümers sind, die Bewertung an keine gesetzliche Norm zu binden hat, d.h. die Methoden sind frei wählbar. Im Gegenteil dazu sind bei Anlässen, welche unabhängig vom Willen des Eigentümers sind (z.B. Sanierung), gesetzliche Normen zu Rate zu ziehen.7
2.2. Zweck der Bewertung
Nach Tiemreck stehen Käufer und Verkäufer in einem Interessenkonflikt. Beide Parteien sehen sich mit den gleichen Fragen konfrontiert:
- Was ist der genaue Wert des Unternehmens?
- Werden meine Interessen berücksichtigt?
- Welchen Vorteil beinhaltet ein Kauf/Verkauf für mich?
Der Verkäufer verfolgt das Interesse, durch den Verkaufspreis zukünftig entgangene Gewinne doch noch realisieren zu können. Dagegen sieht der Käufer den Kauf als eine Art Investition, mit dem eine nachfolgende Rendite erwirtschaftet werden muss.8
Nach Schultze werden deshalb umfassende Informationen benötigt, die die Entscheidungsfindung vereinfachen und beschleunigen. Die Unternehmensbewertung steht dabei unterstützend im Mittelpunkt. Nicht nur verfolgt sie den Zweck der Werteermittlung, sie beinhaltet zudem drei wichtige Funktionen: Beratungs-, Argumentations- und Vermittlungsfunktion.
Die Beratungsfunktion verfolgt das Ziel, mit Hilfe von Entscheidungswerten die jeweiligen Verhandlungspartner zu unterstützen.
Dies hat zur Folge, dass sowohl auf Käufer- als auch auf Verkäuferseite individuelle Grenzpreise geschaffen werden, deren Überschreitung der Preisobergrenze (auf Käuferseite) und Unterschreitung der Preisuntergrenze (auf Verkäuferseite) ein Zustande kommen der Transaktion sinnvoll oder nicht sinnvoll erscheinen lässt.9
In der Argumentationsfunktion werden nach Peemöller Argumente durch die Unternehmensbewertung herausgearbeitet, welche eine Partei nutzen kann, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken. Beispielsweise kann der Verkäufer vom Käufer einen höheren Preis verlangen, sofern verdeutlicht wird, welch zusätzlicher Nutzen durch Synergieeffekte entstehen kann. Durch geschickte Verhandlungskünste kann der Verhandlungspartner somit positiv beeinflusst werden, was sich viel versprechend auf den Preis auswirken kann.10
Die letzte der drei Funktionen ist nach Schultze die Vermittlungsfunktion, in welcher der „Vermittler“ (Wirtschaftsprüfer) als Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Interessensparteien agiert. Ein Vermittler ist sinnvoll, um das Konfliktpotenzial zu minimieren und das Eruieren eines für beide Parteien fairen Einigungspreises (sog. Arbitriumwert) sicherzustellen. Der Einigungspreis muss sich dazu jedoch zwischen Preisunter- und Preisobergrenze befinden. Grundlage dafür ist, dass beide Parteien ihre unterschiedlichen Interessen offenlegen.11
3. Methoden der Unternehmensbewertung
Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es eine Fülle an verschiedensten Methoden zur Unternehmensbewertung, welche in der Praxis mehr oder weniger Verwendung finden. Hierzu lässt sich eine Unterteilung in drei „Methodengruppen“ vollziehen, siehe dazu Abbildung 1.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Überblick der Bewertungsverfahren Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Ernst/Schneider/Thielen (2012), S.2.
Nach Mandel/Rabel orientiert sich beim Einzelbewertungsverfahren der errechnete Unternehmenswert an den Verbindlichkeiten sowie den Vermögensgegenständen. Das Mischverfahren wiederum setzt sich aus Teilen der Einzel- und Gesamtbewertung zusammen; sie ist demzufolge eine Kombination aus beiden. Den höchsten Stellenwert erfährt jedoch das Gesamtbewertungsverfahren. Besondere Bedeutung genießen hierbei das Multiplikatorverfahren und die Discounted Cashflow Verfahren, welche im Laufe der Arbeit genauer erörtert werden.12
3.1. Einzelbewertungsverfahren
Nach Ernst/Schneider/Thielen erfolgt beim Einzelbewertungsverfahren die Betrachtung der Unternehmensbestandteile isoliert zu einem festen Stichtag.13
Wert der Vermögensgegestände
- Wert der Schulden
= Substanzwert
Die Summe aller sich im Unternehmen befindlicher Vermögensgegenstände wird errechnet um im Anschluss daran die Verbindlichkeiten zu subtrahieren. Der errechnete Wert wird nach Mandel/Rabel Substanzwert genannt. Dieser Wert kann jedoch unter Annahme zweier reeller Theorien angesetzt werden, d.h. wird das Unternehmen fortgeführt (Reproduktionswert) oder ist eine Liquidation (Liquidationswert) vorteilhafter.
Der Substanzwert auf Basis der Reproduktionswerte verfolgt die grundlegende These, was es kostet, das Unternehmen identisch zu kopieren. Wiederbeschaffungswerte mit Fokus auf dem genauen Alter, z.B. der Maschinen, oder den korrekten Abschreibungswerten müssen ebenso berücksichtigt werden wie der Wert von immateriellen Gütern (z.B. Kompetenz der Mitarbeiter). Dagegen verspricht der Substanzwert auf Basis der Liquidationswerte eine zukünftige, baldige Liquidation des Unternehmens. Dies ist sinnvoll, sofern der Wert, der aus einer Liquidation erwirtschaftet werden kann, den Wert der Fortführung übersteigt. Zu Beachten ist jedoch, dass zusätzlich zum Wert der Verbindlichkeiten die Liquiditätskosten zu subtrahieren sind.14
[...]
1 Ernst, Schneider, Thielen (2012), S.VII.
2 Vgl. S., T.(2015) (Gespräch).
3 Vgl. IDW, (1985), S.1057f.
4 Vgl. Ernst, Schneider, Thielen (2012), S.1f.
5 Vgl. Schultze (2003), S.5f.
6 Vgl. Mietzner (2015) (online), S.1.
7 Vgl. Schultze (2003), S.6f.
8 Vgl. Timmreck (2003) (online), S.10f.
9 Vgl. Schultze (2003), S.9.
10 Vgl. Peemöller (2012), S.10f.
11 Vgl. Schultze (2003), S.9f.
12 Vgl. Mandel/Rabel (2012), S.53f.
13 Vgl. Ernst, Schneider, Thielen (2012), S.2.
14 Vgl. Mandel/Rabel (2012), S.82-84.