„Das Ziel eines jeden Süchtigen ist ein letales“ (K.-H. WIESER). Dieser Satz meines Dozenten in einer Seminarsitzung verfolgte mich ständig in der Auseinandersetzung mit dem Thema und lässt sich in diesem Gedicht wiederfinden.
Der Autor und der Empfänger des Gedichtes, beide ehemalige Heroinkonsumenten, sind sehr gute Freunde von mir.
Das Thema Drogen und Sucht begann mich nach meinem Umzug nach Berlin zu berühren. Von da an wurde ich ständig mit Drogen konfrontiert. Ich lernte viele Leute kennen, die früher Drogen genommen hatten, aktuell Drogen nehmen und sammelte selber Erfahrungen mit psychoaktiven Substanzen, was mich zu einer intensiven und sehr persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema der stoffgebundenen Süchte führte. Weiterhin wurde ich im Gegensatz zu früher auch durch das Stadtbild mit diesem Thema konfrontiert, denn in meiner Heimatstadt habe ich nie zugesehen, wie sich jemand Heroin in seine Venen spritzt.
Aus diesem Grund wählte ich im Rahmen meines Studiums den Projektschwerpunkt „Sucht und Psychotherapie“, jedoch auch, weil ich plante, nach meinem Studium der Sozialarbeit/-pädagogik eine Weiterbildung zur Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin im analytisch begründeten Verfahren zu machen.
Mein Amtspraktikum absolvierte ich bei der Gerichts- und Bewährungshilfe im Bezirk Spandau. Hier kam ich des Öfteren mit drogenabhängigen Menschen in Kontakt. Mein großes Interesse für das Arbeitsfeld Sucht und Drogenhilfe veranlassten mich, mein zweites Praktikum im Drogenhilfebereich zu wählen. Ich arbeitete im Arbeitsprojekt ABO (Arbeit – Bildung – Orientierung) der Drogenberatungsstelle BOA e.V. (Begegnung – Orientierung – Anfang) in Berlin-Tiergarten. Mein Schwerpunkt innerhalb des Praktikums lag in der schulischen und beruflichen (Re-) Integration von substituiert lebenden, ehemals heroinabhängigen Menschen. Mittlerweile führe ich psychosoziale Betreuungstätigkeiten in Bezug auf Arbeit, Bildung und Qualifizierung im gleichen Projekt durch.
Die privaten wie auch beruflichen Erfahrungen und die theoretische Auseinandersetzung innerhalb meines Projektseminars „Sucht und Psychotherapie“ konfrontierten mich permanent mit Substanzabhängigkeit. Die positiven Erfahrungen mit meinen Klienten und nicht zuletzt die mehrjährige Heroinabhängigkeit der bereits erwähnten Freunde gaben mir den Anstoß, mein Diplomarbeitsthema aus diesem Bereich zu wählen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Motivation
- Fragestellung und Arbeitsplan
- Fragestellung
- Arbeitsplan
- Informationsquellen
- Eigene Erfahrungen mit dem Thema Drogenabhängigkeit
- Das Projekt
- Ablauf des Praktikums
- Charakteristische und problematische Ereignisse
- Problematische Aspekte der Arbeit
- Erfahrungen mit mir selbst
- Darstellung und Analyse der Heroinabhängigkeit
- Phänomenale Fragestellung: Darstellung der Heroinabhängigkeit
- Begriffsanalyse
- Begriff der Sucht
- Begriff der Abhängigkeit
- Eigene definitorische Festlegung
- Die Droge Heroin
- Geschichte des Heroins
- Die Substanz
- Wirkung
- Psychosoziale Merkmale der Heroinabhängigkeit
- Verlauf und Prognose
- Ausbreitung in der Gesellschaft
- Kausale Fragestellung: Ursachen der Heroinabhängigkeit
- Biologische Erklärungen
- Psychologische Erklärungen
- Ich-psychologische Suchttheorie bei KRYSTAL und RASKIN (1970)
- Das Ich und die Affekte
- Objekt- und Selbstrepräsentanz
- Die Veränderung des Bewusstseins
- Lerntheorien
- Systemische Ansätze
- Soziologische Erklärungen
- Erkenntnistheoretische Einordnung der Ich-psychologischen Suchttheorie von KRYSTAL und RASKIN
- Der mystisch-magische Erkenntnisweg
- Der deduktiv-dogmatische Erkenntnisweg
- Der induktiv-empiristische Erkenntnisweg
- Der deduktiv-theoriekritische Erkenntnisweg
- Der dialektisch-materialistische Erkenntnisweg
- Der Erkenntnisweg der Aktionsforschung
- Erkenntnistheoretische Bilanz
- Aktionale Fragestellung: Umgang mit Heroinabhängigkeit
- Umgang mit Heroin in anderen Gesellschaften
- Reaktionen in unserer Gesellschaft
- Politische Reaktionen
- Sanktionierende Reaktionen
- Strafrechtliche Sanktionen
- Außerstrafrechtliche Maßnahmen
- Pädagogische Reaktionen
- Präventive Reaktionen
- Therapeutische Reaktionen
- Vorgeschichte der Reaktionen in Deutschland
- Reformvorschläge
- Reformvorschläge in der öffentlichen Diskussion
- Eigene Reformvorschläge
- Darstellung der Substitutionsbehandlung
- Kurzdefinition „Substitutionsbehandlung“
- Historischer Hintergrund
- Die Entwicklung von Methadon
- Erste Substitutionsversuche mit Methadon in Deutschland
- Heutige Situation
- Rechtliche Grundlagen
- Anzahl der substituierten Menschen
- Verschiedene Substitutionsprogramme
- Kurzzeitprogramme
- Mittelfristige Programme
- Langzeitprogramme
- Therapiebeispiel: Anne H.
- Typische Merkmale der therapeutischen Arbeit und Behandlungsziele
- Psychologisches Grundkonzept und Konzept zur Entstehung von Sucht
- Spezifische Konzepte zu den Wirkmechanismen der Therapie
- Kritische Diskussion
- Die Bedeutung der Substitution für Heroinabhängige
- Ergebnisse aus der Fachliteratur
- Gesundheitlicher Zustand
- Psychische Situation
- Beikonsum
- Soziale Stabilisierung
- Opiatabstinenz
- Ergebnisse aus Gesprächen mit Experten
- Ergebnisse aus einem Interview mit einer Betroffenen
- Ergebnisse aus den eigenen Erfahrungen
- Resümierende Bilanz
- Bedeutung für die soziale Praxis
- Rückblick und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der psychosozialen Integration von Suchtklienten, insbesondere mit den Möglichkeiten und Grenzen der Substitutionsbehandlung für Heroinabhängige. Ziel ist es, die Komplexität der Heroinabhängigkeit und die Herausforderungen bei der Integration dieser Menschen in die Gesellschaft zu beleuchten. Dabei werden sowohl die psychosozialen Merkmale der Abhängigkeit als auch die Ursachen und der Umgang mit Heroinabhängigkeit im Fokus stehen.
- Psychosoziale Merkmale der Heroinabhängigkeit
- Ursachen und Entstehung von Heroinabhängigkeit
- Umgang mit Heroinabhängigkeit in verschiedenen Gesellschaften
- Die Substitutionsbehandlung als Therapieform
- Bedeutung der Substitution für die soziale Integration von Heroinabhängigen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der psychosozialen Integration von Suchtklienten ein und stellt die Motivation, Fragestellung und den Arbeitsplan der Diplomarbeit dar. Anschließend werden eigene Erfahrungen aus einem Praktikum im Bereich der Suchtarbeit reflektiert. Kapitel III widmet sich der Darstellung und Analyse der Heroinabhängigkeit. Es werden der Begriff der Sucht und Abhängigkeit definiert, die Droge Heroin und ihre Wirkung beschrieben, sowie psychosoziale Merkmale der Heroinabhängigkeit beleuchtet. Des Weiteren werden verschiedene Ursachen und Erklärungen für die Heroinabhängigkeit aus biologischer, psychologischer, soziologischer und erkenntnistheoretischer Perspektive diskutiert. Kapitel IV befasst sich mit der Substitutionsbehandlung. Es werden die Geschichte und Entwicklung der Substitutionsbehandlung mit Methadon, die rechtlichen Grundlagen und verschiedene Substitutionsprogramme dargestellt. Darüber hinaus werden typische Merkmale der therapeutischen Arbeit und Behandlungsziele, sowie psychologische Grundkonzepte und Konzepte zur Entstehung von Sucht erörtert. Schließlich wird die kritische Diskussion der Substitutionsbehandlung behandelt. In Kapitel V wird die Bedeutung der Substitution für Heroinabhängige aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Es werden Ergebnisse aus der Fachliteratur, Gesprächen mit Experten, einem Interview mit einer Betroffenen und eigenen Erfahrungen zusammengetragen. Die resümierende Bilanz zeigt die Bedeutung der Substitution für die soziale Integration von Heroinabhängigen. In Kapitel VI wird die Bedeutung der Ergebnisse für die soziale Praxis beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Diplomarbeit sind: Heroinabhängigkeit, Substitutionsbehandlung, psychosoziale Integration, Sucht, Abhängigkeit, Therapie, soziale Arbeit, Methadon, gesellschaftliche Reaktionen, Regulierung, Prävention, Behandlungsziele, soziale Praxis.
- Quote paper
- Meike Sille (Author), 2003, Möglichkeiten und Grenzen der psychosozialen Integration von Suchtklienten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31184