"Es war ein Fehler, so viele Ausländer ins Land zu holen.“ So lautete 1981 die Selbstkritik des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt. Niemand hätte sich wohl denken können, dass eines Tages ein deutscher Bundeskanzler eine solche Aussage treffen würde. Es war der ehemalige Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, der durch Abschluss des ersten Anwerbeabkommens 1955 die ,,Gastarbeiter“ ins Land holte. Sein Ziel war die hohe Arbeitskräftenachfrage der deutschen Wirtschaft zu decken. Als er die ersten Anwerbeabkommen abschloss, hätte er sich nie träumen lassen, dass eines Tages die Zahl der Ausländer in Deutschland um die vier Millionen Marke liegen würde. Für Erhard war dieser Schritt lediglich ein wirtschaftspolitischer Schritt, um den Mangel an Arbeitskräften im inländischen Markt auszugleichen. Etwa 25 Jahre später sollte dieser Schritt eines der größten Herausforderungen für die Politik in Deutschland werden. In der Bundesrepublik machte die Ausländerpolitik eine bemerkenswerte Entwicklung durch. Insbesondere wird diese Entwicklung durch die veränderte Einstellung der politischen Kräfte gegenüber der Ausländerbeschäftigung deutlich. Die Bundesanstalt für Arbeit veröffentlichte 1955 ein Merkblatt, wodurch die ersten ausländischen Arbeitnehmer aus Italien herzlich empfangen wurden: ,,Sie werden in Deutschland als gute Arbeiter und europäische Mitbürger willkommen sein und dort zum eigenen Nutzen und zur Hilfe für die deutsche Wirtschaft tätig werden.“ Knapp 30 Jahre später hatte sich diese Einstellung maßgeblich verändert. ,,Die Zahl der ausländischen Mitbürger muß vermindert werden.“ Dieses Ziel verkündete der sechste Bundeskanzler der Bundesrepublik, Helmut Kohl, bei seiner Regierungserklärung 1982. Die beiden Stellungnahmen verdeutlichen den Wandel in der deutschen Ausländerpolitik. Das angekündigte Ziel von Helmut Kohl sollte die gesamten 1980er Jahre der deutschen Ausländerpolitik prägen. In den Anfangszeiten der Ausländerpolitik wurde der Aufenthalt der ausländischen Arbeitnehmer als eine vorübergehende Erscheinung wahrgenommen und ,,ausschließlich unter arbeitsmarktpolitischen Gesichtspunkten betrachtet.“ Es herrschte allgemein die Auffassung, dass die Ausländer nur als vorübergehende Hilfskräfte für die deutsche Wirtschaft da waren. Das ist auch der Grund, weshalb die ersten ausländischen Arbeitnehmer als ,,Gastarbeiter“ bezeichnet wurden. Sie waren nämlich nur Gäste, die Deutschland wieder verlassen sollten. [...]
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Die Entwicklung der Ausländerpolitik bis 1980
- 2.1. Die erste Phase 1955-73: „Gastarbeiter“- Anwerbephase
- 2.2. Die zweite Phase 1973-79: Konsolidierungsphase
- 2.3. Die dritte Phase 1979/80: Phase der Integrationskonzepte
- 3. Die vierte Phase 1980-90: Die Wende in der Ausländerpolitik
- 3.1. 1981/82: Beginn der Begrenzungspolitik
- 3.2. 1982/83: Förderung der Rückkehr
- 3.3. 1983/84: Eindämmung des weiteren Zustroms
- 3.4. 1984: Wirkungen der Begrenzungsmaßnahmen
- 3.5. 1985/86: Ausländerproblem wird zum,,Türkenproblem“
- 3.6. 1987-90: Novellierung des Ausländergesetzes
- 4. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung der deutschen Ausländerpolitik im Zeitraum von 1980 bis 1990, die durch eine bedeutende Wende gekennzeichnet ist. Sie befasst sich insbesondere mit den Ursachen und Folgen der Begrenzungspolitik, die in dieser Phase dominierte, und untersucht, warum dieses Jahrzehnt für die deutsche Ausländerpolitik als „verlorenes Jahrzehnt“ bezeichnet werden kann.
- Die Wende in der deutschen Ausländerpolitik ab 1980
- Begrenzungsmaßnahmen und ihre Auswirkungen auf die Integration von Ausländern
- Die Rolle des „Türkenproblems“ in der Ausländerdebatte
- Die Novellierung des Ausländergesetzes in den 1980er Jahren
- Die Auswirkungen der Ausländerpolitik auf die deutsche Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die historische Entwicklung der deutschen Ausländerpolitik bis 1980 beleuchtet. Sie unterteilt diese Entwicklung in drei Phasen: die „Gastarbeiter“- Anwerbephase, die Konsolidierungsphase und die Phase der Integrationskonzepte. Im Hauptteil werden die Jahre 1980 bis 1990 im Detail betrachtet, wobei die Wende in der Ausländerpolitik und die damit verbundene Begrenzungspolitik im Vordergrund stehen. Die einzelnen Kapitel befassen sich mit den verschiedenen Aspekten der Begrenzungspolitik, wie z.B. der Förderung der Rückkehr, der Eindämmung des weiteren Zustroms und der Auswirkungen dieser Maßnahmen. Außerdem wird die Rolle des „Türkenproblems“ in der Ausländerdebatte der 1980er Jahre untersucht. Abschließend befasst sich die Arbeit mit der Novellierung des Ausländergesetzes in den Jahren 1987-90.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit behandelt zentrale Themen und Konzepte der deutschen Ausländerpolitik in den 1980er Jahren. Zu den wichtigsten Schlüsselwörtern gehören: Begrenzungspolitik, Integration, Rückkehr, Ausländerrecht, „Türkenproblem“, Migrationspolitik, Einwanderungsland, Soziale Integration, Bundesrepublik Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Mehmet Ermis (Autor:in), 2015, Einwanderungsland Deutschland. Die Entwicklung der deutschen Ausländerpolitik 1980-90, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311936