Telematik-Tarife in der KFZ-Versicherung. Neue Möglichkeiten der Kundenbindung


Hausarbeit, 2015

24 Seiten


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1 Einleitung

2 Grundlagen
2.1 Telematik
2.2 Technische Umsetzungsmöglichkeiten
2.2.1 Die Telematik-Box
2.2.2 Die Telematik-App
2.3 Methodisches Vorgehen
2.3.1 Vergleich
2.3.2 Selektion der Daten

3 Die Preispolitik als ein Instrument der Kundenbindung

4 Die Telematik in der Praxis
4.1 Beispiele im Umgang mit der Telematik
4.1.1 VHV
4.1.2 Sijox
4.1.3 Der Vergleich
4.2 Zukunftsaussichten und Grenzen

5 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Visualisierung der technischen Umsetzungsmöglichkeiten

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Im täglichen Leben sind die mobile Kommunikation sowie der technische Fortschritt allgegenwärtig.1 Die „Innovationsexplosion“2 der letzten Jahrzehnte führte dazu, dass Rechnernetze3 und die darauf aufbauenden Telematik-Systeme Funktionen von ehemals einzelnen Rechnern übernehmen.4 Durch die Telematik-Systeme können physisch entfernte Personen nahezu in Echtzeit miteinander kommunizieren.5

Zugleich ist die Telematik im Jahr 2015 ein hoch aktuelles Branchenthema für die Versicherungen.6 Die Telematik ist ein Kunstwort, welches sich aus den Termini „Telekommunikation“ und „Informatik“ zusammensetzt.7 Bisher ist in der Kraftfahrtversicherungsbranche üblich, dass die Kunden durch unfallfreies Fahren im Schadenfreiheitsrabatt steigen und der Beitrag sinkt.8 Zukünftig sollen Kunden der Kraftfahrtversicherung durch die Telematik-Tarife die Möglichkeit bekommen zu sparen, wenn sie ein vernünftiges Fahrverhalten an den Tag legen.9

Erfahrungswerte zeigen sich bereits aus Ländern wie Italien, da Versicherungen hier bereits verpflichtet sind Ihren Kunden einen Telematik-Tarif anzubieten.10 Laut der Studie “Customer-Journey-Index 2015“ verlieren Unternehmen jeden dritten Kunden aus Preisgründen im Wettbewerb was dazu führt dass Unternehmen neue Wege der Kundenbindung einschlagen sollten.11

Die wachsende Anzahl an wissenschaftlichen Arbeiten verdeutlicht das theoretische Interesse an diesem Thema und auch die Fokussierung der Praxis unterstreicht das Erfolgspotenzial, welches die Telematik in der Kundenbindung bietet.12

Hieraus lässt sich die Fragestellung für diese wissenschaftliche Abhandlung ableiten: Wie wirken sich die Telematik-Tarife auf die Kundenbindung bei Versicherungen aus?

In Deutschland starten gerade die ersten Pilotprojekte, während in den USA und England Fahranfänger mit den Telematik-Tarifen der Kraftfahrzeugversicherung sparen, 84 % der jungen Fahrer sparen mehr als 250 € im Jahr.13

Aufgrund des gesetzlich vorgeschriebenen „Notrufsystemen“ (die sogenannten eCalls14 ) welche in Kraftfahrzeugen eingesetzt werden, werden Telematik-Tarife als Pay as you drive (PAYD) oder Pay how do you drive (PHYD) Produkte interessanter für die Verbraucher als auch für die Versicherungen.15

Die vorliegende Ausarbeitung betrachtet die Telematik-Tarife der VHV und der Sijox eingehend und vergleichend, um so die oben genannte Forschungsfrage zu beantworten.

Im ersten Teil dieser Arbeit erfolgt die Charakterisierung der Telematik. Ausgehend von dieser Charakterisierung werden Realisierungsmöglichkeiten sowie deren Nutzung genauer erörtert um anschließend Erklärung des methodischen Vorgehens darzulegen. Im Folgeabschnitt findet die Überleitung zum analytischen Teil statt. Hier werden die in der Praxis genutzten Instrumente anhand einzelner Beispiele erläutert.

Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Telematik-Tarife für die Versicherungsbranche als neue Möglichkeit der Kundenbindung - unter Berücksichtigung des Marketinginstruments (i) der Preispolitik - für Versicherungsunternehmen darzustellen.

2 Grundlagen

Die folgenden Grundlagen bilden die Basis für die Verwendung von Fachtermini im Verlauf der Arbeit. Darüber hinaus bietet die Begriffsklärung einen vereinfachten Einstieg in das Thema der Telematik. Der folgende Abschnitt führt folgende Begriffserklärungen zur Telematik auf.

2.1 Telematik

Das Kunstwort „Telematik“ ist ein Begriff, der sich aus den Wörtern „Telekommunikation“ und „Informatik“ zusammensetzt.16 Menschen, Unternehmen und Geschäftsprozesse werden durch Telematik-Systeme vernetzt17, da ein Informationsaustausch zwischen Sender und Empfänger unter Verwendung nachrichtentechnischer Systeme forciert wird.18 19

Die Informatik ist in diesem Zusammenhang das Medium, welches zur Verarbeitung, Speicherung und Übertragung von Informationen eingesetzt wird.20

Die oben genannten Definitionen von Jungclaussen und Bergmann et al. werden als Basis für den Verlauf dieser Arbeit gewählt, da durch sie ein Grundlagenverständnis gegeben ist.

Durch die Nutzung der Telematik-Systeme wird aus Sicht der Versicherer das Schadenmanagement optimiert und ein besserer Deckungsgrad erreicht.21 Die Telematik übermittelt den Versicherungen Daten über den Fahrzeugführer, sein Fahrverhalten und seine Fahrzeugnutzung.22 Im Mittelpunkt stehen die Geschwindigkeitsmessung, das Beschleunigungsverhalten und die Straßenartnutzung. Aus diesen Daten entstehen unterschiedliche Fahrerprofile.23 Die Fahrerprofile und die Unfallstatistiken bilden die Grundlage für die Tarifdifferenzierung.24 Diese Konzepte sind hauptsächlich bekannt unter den Termini PAYD oder PHYD.25

2.2 Technische Umsetzungsmöglichkeiten

Durch das große Marktpotenzial, welches der Versicherungsmarkt bietet, sind während der vergangenen Jahre innerhalb der Unternehmen Forschungsprojekte etabliert worden.26 Die erforschten Modelle unterscheiden sich sowohl innerhalb der Rabatthöhe als auch bezüglich der unterschiedlichen technischen Umsetzbarkeiten.27 Innerhalb der folgenden Abschnitte und durch das folgende Schaubild (siehe Abbildung 1) werden zwei dieser technischen Umsetzungsmöglichkeiten näher erörtert.

2.2.1 Die Telematik-Box

Eine Möglichkeit zur Nutzung der Telematik-Tarife ist die umgangssprachlich bekannte GPS Black Box, in welcher sich eine Sim-Karte befindet.28 Die Grundidee der Telematik-Box ist, dass diese fest im Fahrzeug verankert ist und per GPS den Standort und die Fahrgeschwindigkeit übermittelt um diese mit der jeweils erlaubten Geschwindigkeit vergleichen zu können. Registriert wird ebenfalls wie abrupt ein Autofahrer bremst und wie schneidig er fährt. Alle gesammelten Daten werden per Funk an eine Datensammelstelle gemeldet und hier ausgewertet.29

Vorreiter in der Nutzung der GPS Black Box ist hier die größte Autoversicherungsgesellschaft in den USA: Progressive. Progressive stellt allen Versicherungsnehmern kostenlos ein, sehr kleines - und somit platzsparendes - Gerät zur Verfügung, welches die relevanten Daten dokumentiert.30

Vorteile des Festeinbaus einer Blackbox liegen unter anderem in deren Robustheit und in dem damit verbundenen indirekten Diebstahlschutz, welcher durch die GPS Übertragung gewährleistet wird.31 Allerdings verursacht der Festeinbau eines solchen Gerätes auch erheblich Kosten.32

2.2.2 Die Telematik-App

Eine weitere technische Umsetzungsmöglichkeit der Telematik ist die sog. Telematik- App33. Diese App wird auf dem Smartphone installiert.34 Ein handelsüblicher Handy- Adapter verbindet das Smartphone mit dem Auto, so dass dieses auf die relevanten Fahrdaten zugreifen kann.35 Viele Smartphones verfügen bereits über eine entsprechende Sensorik und können somit bereits die relevanten Daten selbst ermitteln.36 Bei dem vorliegenden Modell lassen sich die Daten leicht generieren.37

Oder allgemein formuliert: Die Telematik-App übermittelt alle relevanten Daten des Fahrverhaltens ohne ein weiteres System im Auto zu integrieren. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es aufgrund des verehrenden Preisniveaus in der Kraftfahrzeugversicherung fraglich ist, wie die Kosten für Hardware auf den Kunden oder auf das Produkt umgelegt werden können.38

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Visualisierung der technischen Umsetzungsmöglichkeiten39

2.3 Methodisches Vorgehen

Das Ziel der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit ist ein Vergleich des VHV Telematik-Tarifes mit dem Sijox Telematik-Tarif unter besonderer Betrachtung der Kundenbindung. Mit der theoretischen Grundlage sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten erklärt werden. Das Hauptaugenmerk dieser wissenschaftlichen Arbeit liegt auf dem Marketinginstrument Preispolitik in der Kompositversicherung, da die Telematik-Tarife neu gestaltete Produkte der Kraftfahrtversicherungsbranche sind.

2.3.1 Vergleich

Die gewählte Methode der Analyse ist ein Vergleich, welcher es ermöglicht Ähnlichkeiten, Unterschiede sowie Tatbestände empirisch und konzeptionell zu erörtern.40

Daher ist es möglich, die vorliegenden theoretischen Ansätze, empirisch mit Hilfe eines Tarifvergleiches bei den Versicherungen zu messen. Es findet eine kombinierte Analyse der Realisierungsmöglichkeiten der Telematik-Tarife statt. Die Basis für den Vergleich der verschiedenen Telematik-Produkte, als Kundenbindungsmaßnahme der Kraftfahrzeugversicherungen, bildet der Preis.

2.3.2 Selektion der Daten

Seit dem Jahr 2014 bedient sich die Versicherungsbranche der Telematik einem innovativen Instrument im Bereich der Kraftfahrtversicherung. Dieses neuartige Produkt wird bisher unter anderem von der Sijox und zukünftig von der VHV umgesetzt, welche allerdings in der technischen Umsetzung divergieren. Die Sparte der Kraftfahrtversicherung als Kompositversicherung wurde gewählt, da dieser Versicherungszweig für viele Versicherungen einen „Zugang“ zu Neukunden und somit zu weiteren Verträgen der Bestandskunden bedeutet. Daher ist diese Sparte für Versicherungen von großer Relevanz, da sie das versicherungstechnische Ergebnis beeinflusst.41 Ziel ist es zu prüfen in wie fern durch die neuen Telematik-Tarife eine Kundenbindung, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen technischen Realisierungsmöglichkeiten, stattfindet.

Der Hauptgegenstand der Arbeit sind die VHV und die Sijox Versicherung. Die VHV ist eine der größten Autoversicherer Deutschlands42, sie wird ab Herbst 2015 einen Telematik-Tarif anbieten.43 Gegenüber der VHV ist die Sijox ein junges Unternehmen, welches zur Signal Iduna Gruppe zählt. Die Kernzielgruppe der Sijox sind junge, technikaffine Kunden, welche sich möglicherweise eher auf eine technische Überprüfung, wie im Falle der Telematik, einlassen.44

[...]


1 Vgl. Schächinger, U. et al., (Telemedizin und Telematik, 1999), S.468

2 Müller, G. et al., (Telematik, 2003), S. 1

3 Mehrere Rechner sind untereinander verbunden um Daten auszutauschen

4 Vgl. Müller, G. et al., (Telematik, 2003), S. 1

5 Vgl. Müller, G. et al., (Telematik, 2003), S. 16

6 Vgl. Hermeier, B., Heupel, T., (Insurance, 2014), S. V

7 Vgl. Müller, G. et al., (Telematik, 2003), S. 1

8 Vgl. MDR, (Telematik - Tarife, 2015)

9 Vgl. MDR, (Telematik - Tarife, 2015)

10 Vgl. Eckstein, A. et al., (Telematik, 2014), S. 13

11 Vgl. Verbraucherstudie, (Der Wert des Preises, 2015)

12 Vgl. Homburg, C., Bruhn, M., (Kundenbindung, 2010), S.5

13 Vgl. Insurethebox, (Insurethebox, 2015)

14 Ab 2018 sollen alle neuen Pkws mit dem satellitengestützten Notrufsystem emergency call (ecall) ausgestattet sein. Die EU- Kommission will mit dem System die Unfalltoten minimieren, indem bei einem Verkehrsunfall das bordeigene System automatisch einen Notruf an die nächste Notrufzentrale sendet

15 Vgl. Maier, S. C., Todte, H., (Revolution, 2013), S. 776

16 Vgl. Müller, G. et al., (Telematik, 2003), S. 1

17 Vgl. Müller, G. et al., (Telematik, 2003), S. 1

18 Vgl. Bergmann, F. et al.,(Telekommunikation, 2003), S. 16 ff

19 Weitere Spezifizierung wie Telekommunikationsmarkt oder Telekommunikationsebenen sind nicht von Bedeutung für die Grundlagen dieser Arbeit, daher werden diese nicht weiter erläutert

20 Vgl. Jungclaussen, H., (Informatik, 2001), S. 25

21 Vgl. Weidner, W., Weidner, R., (Kfz- Tarifierung, 2014), S 167

22 Vgl. Weidner, W., Weidner, R., (Kfz- Tarifierung, 2014), S 167

23 Vgl. Weidner, W., Weidner, R., (Kfz- Tarifierung, 2014), S 167

24 Vgl. Weidner, W., Weidner, R., (Kfz- Tarifierung, 2014), S 167

25 Vgl. Gerpott, T.J., Berg, S., (Pay-as-you- Drive, 2012), S. 3

26 Vgl. Maier, S. C., Todte, H., (Revolution, 2013), S. 778

27 Vgl. Engelage, H., (Telematik, 2015)

28 Vgl. MDR, (Telematik - Tarife, 2015)

29 Vgl. Fromme, H., (Blackbox, 2015)

30 Vgl. Haller, H., (Telematiktarife, 2013), S.782

31 Vgl. Diebstahlschutz, (GPS Blackbox)

32 Vgl. Diebstahlschutz, (GPS Blackbox)

33 Vgl. Engelage, H., (Telematik, 2015)

34 Vgl. MDR, (Telematik - Tarife, 2015)

35 Vgl. MDR, (Telematik - Tarife, 2015)

36 Vgl. MDR, (Telematik - Tarife, 2015

37 Vgl. Maier, S. C., Todte, H., (Revolution, 2013), S. 778

38 Vgl. Maier, S. C., Todte, H., (Revolution, 2013), S. 782

39 Vgl. Check24, (Telematik Kfz, 2015)

40 Vgl. Lijphart, A., Comparable-Cases, 1975, S. 158 ff

41 Vgl. Weidner, W., Weidner, R., (Kfz- Tarifierung, 2014), S 168

42 Vgl. VHV, (Autoversicherung)

43 Vgl. Check24, (Telematik Kfz, 2015)

44 Vgl. Rieksmeier, M., (App- Solution, 2014)

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Telematik-Tarife in der KFZ-Versicherung. Neue Möglichkeiten der Kundenbindung
Hochschule
Private Fachhochschule Göttingen
Autor
Jahr
2015
Seiten
24
Katalognummer
V311953
ISBN (eBook)
9783668109384
ISBN (Buch)
9783668109391
Dateigröße
722 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
telematik-tarife, kfz-versicherung, neue, möglichkeiten, kundenbindung
Arbeit zitieren
Lisa Steltemeier (Autor:in), 2015, Telematik-Tarife in der KFZ-Versicherung. Neue Möglichkeiten der Kundenbindung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311953

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