Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Der Prozess der Informationsverarbeitung
2. Einfluss von Gefühlen auf das Denken
2.1. Einfluss der Stimmung auf den Verarbeitungsstil
2.2. Einfluss der Gefühle auf Wahrnehmung & Erinnerung
2.3. Einfluss der Gefühle auf Urteile
3. Entstehung von Gefühlen
4. Einfluss von Kognitionen auf Gefühle
5. Bedeutung im täglichen Leben
Literaturverzeichnis
Vorwort
Der britische Literaturkritiker John Churton Collins (* 1848 | 1908) äußerte zu seinen Lebzeiten, dass „die Hälfte aller Fehler dadurch entsteht, dass wir denken sollten, wo wir fühlen, und dass wir fühlen sollten, wo wir denken.“ Mehr als ein Jahrhundert später kann unsere Gesellschaft auf ein umfangreicheres Wissen über die Psyche des Menschen zurückgreifen und sollte uns Aufschluss darüber geben können, was diese intellektuelle Persönlichkeit mit diesem Zitat meinte. Darüber hinaus stellt sich aus dieser Aussage auch die Frage, ob diese Hypothese aus dem 19. Jahrhundert auch heute noch auf Resonanz klingen mag.
Doch auch heutzutage trifft die Psychologie auf seine Grenzen. Bei meiner Recherche, wo der Ursprung der Gedanken eigentlich liegt, bin ich auf keinerlei wissenschaftliche Argumentationen gestoßen. Über die Entstehung von Gefühlen bietet die Wissenschaft Antworten, auf welche auch nachfolgend in dieser Arbeit eingegangen wird. Im Grunde genommen beschäftigt sich diese Arbeit damit, welche Rolle Gedanken und Gefühle haben, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und welchen Einfluss sie auf die Person selbst sowie das Umfeld haben.
1. Der Prozess der Informationsverarbeitung
Ein jedes Lebewesen lebt davon, Informationen der Umgebung in Form von Reizen wahrzunehmen und anschließend auf diese Reize adaptierte Reaktionen zu zeigen. Betrachten wir den Menschen, so legt dieser zur Verarbeitung von Reizen sowohl Gedanken, als auch die Gefühle zugrunde.
Ein bekanntes Phänomen ist das des „mit dem falschen Fuß“ Aufstehens. Faktisch ist eine betroffene Person vermutlich nicht mit dem falschen Fuß aufgestanden, dennoch verfolgt sie ein ungutes Gefühl, welches sich über ganzen Verlauf des Tages hinziehen kann. Es scheint so so, als könne an diesem Tag nichts Gutes passieren und die Person wird versuchen an einem solchen Tag nicht im Mittelpunkt zu stehen, um Peinlichkeiten zu vermeiden. Ein konträres Beispiel, bei welchem sich die Sicht auf den Tag in positiver Weise ändert, ist die Sicht des Verliebten. Diesem wird nachgesagt, er betrachte die Welt durch eine „rosarote Brille“. Er neigt dazu den Tag als unverhältnismäßig schön wahrzunehmen. Andere würden ihn eher als lebensfroh beschreiben. Alles funktioniere von alleine, das Glück sei auf seiner Seite, meint er. Doch wie ist dieser extreme Wahrnehmungsunterschied möglich?
Das Gehirn hat zum einen die Möglichkeit über die Kognition und zum anderem über den Affekt eine bestimmte Situation zu bewerten. Die Kognition umfasst Gedankengänge, der Affekt spiegelt die Gefühlslage wider. Anhand der Bekanntheit der zuvor beschriebenen Beispiele sollte deutlich werden, dass unsere Gefühlslage eine nicht unerhebliche Rolle auf die Verarbeitung von bestimmten Situation spielt.
Werbefachleute und Medienexperten sind sich bewusst, dass die Gefühlslage eine entscheidende Schlüsselrolle bei der Beurteilung des beworbenen Produktes spielt. Aus diesem Grund wurden nach erschütternden Ereignis wie dem Anschlag auf das World Trade Center im Jahr 2001 keine Werbesendungen ausgestrahlt, da man einen negativen Einfluss der insgesamt gedrückten Stimmung fürchtet.1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: in Anlehnung an Werth L., Mayer J. (2008), S. 86
2. Einfluss von Gefühlen auf das Denken
Im Sprachgebrauch ist es nicht nur so, dass ein Verliebter seine Welt durch eine rosarote Brille sieht, sondern auch, dass Liebe blind mache. Im übertragenen Sinne bedeute dies für den Verliebten, dass seine kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt seien und seine Sichtweise aus eben diesem Grund eine Verzerrung aufweise.
Um den Einfluss von Gefühlen genauer beleuchten zu können, ist es notwendig, die Abgrenzungen zwischen Gefühlen, Affekten, Emotionen und Stimmungen genau zu abzugrenzen. Gefühle sind differenzierbar in affektive Gefühle (Affekte) und nicht affektive Gefühle (z. B. Anstrengung, Müdigkeit). Affekte werden oftmals in Stimmungen sowie Emotionen aufgeteilt. Stimmungen werden hinsichtlich ihrer Intensität und Objektbezogenheit von geringerer und bezüglich ihrer Dauer von größerer Ausprägung als Emotionen angesehen.2
2.1. Einfluss der Stimmung auf den Verarbeitungsstil
In der Wissenschaft ist es nunmehr unumstritten, dass unsere Gefühle insbesondere einen Einfluss auf die Breite, sowie die Richtung der Informationsverarbeitung haben.3
Ein positiver Affekt tritt in Situationen auf, in welchen keine Gefahr erwartet wird und ein Gefühl der Sicherheit herrscht. In einer solchen Situation wird sich eine Person dieser Sache annähern, denn durch Neugier und Erkundung soll der Nutzen maximiert werden. Es findet eine Implikation von positiven Wissen bzw. Erfahrungen statt.
Ein negativer Affekt tritt hingegen dann auf, wenn die Situation als gefährlich oder unsicher eingestuft wird. Die Person wird auf Distanz gehen und durch logische Schlussfolgerungen gezielt auf die Situation eingehen, um seine Sicherheit wieder herzustellen.
Es ist also festzuhalten, dass ein negativer Affekt im Rahmen der Informationsverarbeitung einen anderen Effekt bewirkt, als ein positiver Affekt. Während in positiver Stimmung die Betrachtung auf einen globalen Fokus ausgedehnt ist, neigen wir in schlechter Stimmung zu einem lokalen Fokus und somit zum sprichwörtlichen „Wald vor lauter Bäumen nicht (zu) sehen“. Das bedeutet, dass in positiver Stimmung überwiegend übergeordnete Wissensstrukturen zum Umgang mit der Situation herangezogen werden (im Umgang mit anderen Individuen bedeutet dies, dass auf Stereotype zurückgegriffen wird). Verschiedenste Studien legen zudem dar, dass eine positive Stimmung förderlich für die Lösung von kreativen Aufgaben ist. Auf der anderen Seite ist eine schlechte Stimmung förderlich, wenn Genauigkeit und Präzision gefragt sind.4
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung
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1 Vgl. Adiga, A. (2001); Gay, V. (2001)
2 Vgl. Otto, J., Euler, H. A. und Mandl, H. (2000), S. 11-18
3 Vgl. Derryberry, D., Tucker, D. M. (1994)
4 Vgl. Werth L., Mayer J. (2008), S. 93