Das Thema Geschlechterunterschiede ist heute noch – trotz der Errungenschaften bezüglich der Gleichberechtigung – ein emotional besetztes Thema. Zwar wird es durch humoristische Darstellungen von Kabarettisten wie Mario Barth mit großem Erfolg aufgelockert, ist aber weiterhin aufgrund seiner Aktualität in feministisch-politischen Debatten sowie in der Forschung von Psychologen, Verhaltensforschern und Neuropsychologen präsent. Auch in der Gesellschaft stößt das Thema stets auf Neugierde und Interesse. Bücher wie "Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können" positionieren sich nicht selten auf Bestsellerlisten, bieten sie den vorhandenen Geschlechtsschemata doch Bestätigung. Ferner werden handfeste Erklärungen geliefert, indem evolutionsbiologische, hormonelle und neuropsychologische Grundlagen geboten werden, die aufgrund ihrer naturwissenschaftlichen Evidenzkraft, allzu gerne kritiklos angenommen werden.
Gibt es geschlechtsbezogene, psychologische Unterschiede? Sind Frauen weniger intelligent und leistungsfähig als Männer? Sind die automatischen Vorannahmen über Männer und Frauen berechtigt, oder werden sie durch unsere erlernten kognitiven Schemata nur kontrastreicher? Sind Geschlechterunterschiede angeboren, demnach konstant und deshalb hinzunehmen, oder sind die Persönlichkeitsmerkmale variabel und sozialisationsabhängig?
In der vorliegenden Arbeit wird diesen Fragen auf den Grund gegangen. Die sich daraus ergebende Kernfrage lautet: Sind Geschlechterunterschiede angeboren oder anerzogen? Für die Beantwortung wird zunächst ein kurzer historischer Überblick über die wahrgenommenen Persönlichkeitsmerkmale der Frau dargestellt. Darauf folgend wird kurz auf die kognitiven Geschlechterunterschiede wie räumliches Denken, Emotionalität und Aggressivität eingegangen. Im Hauptteil werden die verschiedenen Erklärungsansätze für Geschlechterunterschiede vorgestellt und kritisch auf ihre Schwächen hin überprüft. Abschließend wird versucht, die Leitfrage unter Berücksichtigung aller dargestellten Perspektiven zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Abriss sozialer Geschlechterunterschiede
- Der Stand der Forschung bezüglich kognitiver und sozialer Geschlechtsunterschiede
- Räumliches Vorstellungsvermögen
- Mathematische Fähigkeiten
- Kritischer Gedankenexkurs zu mathematischen Fähigkeiten
- Aggressivität
- Emotionalität
- Kritischer Gedankenexkurs zu Aggression und Emotionalität
- Verschiedene Erklärungsansätze zu Geschlechterunterschieden
- Der lerntheoretische Ansatz
- Der kognitive Ansatz
- Kulturpsycholgischer Ansatz
- Evolutionspsychologischer Ansatz
- Ansätze zur Beantwortung der Leitfrage
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Frage, ob psychologische Geschlechterunterschiede angeboren oder anerzogen sind. Sie befasst sich mit dem Einfluss von biologischen und sozialen Faktoren auf die Entwicklung von Geschlechtsrollen und Verhalten.
- Historische Entwicklung des Frauenbilds und die Wahrnehmung von Geschlechterunterschieden
- Empirische Befunde zu kognitiven Geschlechtsunterschieden, insbesondere räumliches Vorstellungsvermögen, mathematische Fähigkeiten, Aggressivität und Emotionalität
- Verschiedene Erklärungsansätze für Geschlechterunterschiede, wie den lerntheoretischen, kognitiven, kulturpsychologischen und evolutionspsychologischen Ansatz
- Bewertung der jeweiligen Ansätze und ihre Limitationen
- Suche nach möglichen Antworten auf die Leitfrage, ob Geschlechterunterschiede angeboren oder anerzogen sind
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Thema Geschlechterunterschiede wird als emotional besetztes Thema eingeführt, das in wissenschaftlichen Debatten und der Gesellschaft präsent ist. Die Leitfrage der Arbeit wird formuliert: Sind Geschlechterunterschiede angeboren oder anerzogen?
- Historischer Abriss sozialer Geschlechterunterschiede: Die Arbeit gibt einen kurzen historischen Überblick über die wahrgenommenen Geschlechterunterschiede von der Antike bis zum 19. Jahrhundert. Es werden verschiedene Ansätze und Theorien zur Begründung von Geschlechterrollen und -unterschieden vorgestellt, von der Antike über den Einfluss der Evolutionstheorie bis hin zu Sigmund Freud.
- Der Stand der Forschung bezüglich kognitiver und sozialer Geschlechtsunterschiede: Dieses Kapitel stellt empirische Befunde zu kognitiven Geschlechtsunterschieden vor, insbesondere im Bereich des räumlichen Vorstellungsvermögens, mathematischer Fähigkeiten, Aggressivität und Emotionalität. Es wird auf die Limitationen der vorliegenden Daten und die Komplexität des Themas hingewiesen.
- Verschiedene Erklärungsansätze zu Geschlechterunterschieden: Das Kapitel beleuchtet verschiedene Erklärungsansätze für Geschlechterunterschiede, darunter den lerntheoretischen Ansatz, den kognitiven Ansatz, den kulturpsychologischen Ansatz und den evolutionspsychologischen Ansatz.
Schlüsselwörter
Geschlechterunterschiede, Geschlechterrollen, kognitive Fähigkeiten, räumliches Vorstellungsvermögen, mathematische Fähigkeiten, Aggressivität, Emotionalität, Lerntheorie, kognitiver Ansatz, kulturpsychologischer Ansatz, evolutionspsychologischer Ansatz, biologische Faktoren, soziale Faktoren, Gender
- Quote paper
- Sherry Irani (Author), 2012, Angeboren oder anerzogen? Psychologische Geschlechterunterschiede in der Differenziellen Psychologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312259