Mit dieser Arbeit soll der bisher in der wissenschaftlichen Literatur einmalige Versuch unternommen werden, Muster in der Inszenierung von Kleinwüchsigen aufzudecken und zu untersuchen, ob sich diese Muster in den Jahren zwischen Etablierung und Niedergang der US-amerikanischen Freak Shows signifikant verändert haben. Der Fragestellung liegt die Annahme zu Grunde, dass sich die historischen wie gesellschaftlichen Ereignisse und Prozesse innerhalb der zu untersuchenden einhundert Jahre auch auf die Inszenierung von Kleinwüchsigen ausgewirkt haben müssen. Die Schwierigkeit beim Annähern an dieses Thema resultiert nicht nur aus der Abwesenheit einer erschöpfenden Forschungsliteratur, sondern auch daraus, dass die vorliegenden Primärquellen (v.a. Photographien, Ankündigungen, Werbeplakate, Flugblätter, „True Life“-Berichte und Zeitungsartikel) Resultate dieser Inszenierungen waren oder diese mit der Realität verwechselten. Trotzdem oder gerade deshalb stellen sie unschätzbare Zeugnisse dar, die Aufschluss darüber geben, auf welche Weise die damalige Unterhaltungsindustrie Identitäten schuf.
Das Thema wird gemäß folgender struktureller Vorgehensweise behandelt: Nach einer notwendigen Definition dessen, was in dieser Arbeit unter Kleinwuchs zu verstehen ist, wird die Auswahl des historischen Rahmens begründet, der für das Thema gewählt wurde und Entstehung, Blütezeit und Niedergang das Phänomens Freak Shows auf der Basis gesellschaftlicher Veränderungen erklärt. Anschließend wird gezeigt, dass die Inszenierungen von Freaks nicht auf Kleinwuchs beschränkt blieben, sondern etwas den Freak Shows Systeminhärentes waren. Erst danach kann die Inszenierung von Kleinwüchsigen im Speziellen dokumentiert werden, indem die herausgearbeiteten Veränderungen der einzelnen Präsentationsmodi jeweils in einem eigenen Kapitel Berücksichtigung finden.
Inhaltsverzeichnis
- Beschädigte Identität: Einleitung.
- 1. Midgets und Dwarfs: Signifikante Unterschreitungen der Norm
- 2. Institutionalisierte Legitimation: Die Freak Shows von 1840 bis 1940
- 3. Systeminhärente Notwendigkeit: Die Inszenierungen von Freaks
- 4. Große Belustigung: Die Inszenierung von Kleinwuchs
- 4.1 Groteske Verhunztheit: Die Inszenierung von Dwarfs
- 4.2 Niedlichkeit und Absurdität: Die Inszenierung der Einzelnen
- 4.3 Niedlichkeit und Talent: Die Inszenierung der Gruppe
- 4.4 Niedlichkeit und Bürgerpflicht: Die Inszenierung der Gemeinschaft
- Geprägte Identität: Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Inszenierung von Kleinwuchs in amerikanischen Freak Shows im Zeitraum von 1840 bis 1940. Sie analysiert, wie diese Inszenierungen die Identität von Kleinwüchsigen prägten und wie sie die gesellschaftlichen Vorstellungen von Normalität und Abweichung widerspiegelten. Das Werk beleuchtet die Mechanismen der kommerziellen Ausbeutung von Kleinwuchs und zeigt auf, wie Kleinwüchsige als „Freaks“ dargestellt wurden, um ein zahlendes Publikum zu unterhalten.
- Die Definition und Wahrnehmung von Kleinwuchs in der amerikanischen Gesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts
- Die Entwicklung und Organisation von Freak Shows als Form der Unterhaltung
- Die Inszenierung von Kleinwuchs in Freak Shows und deren Auswirkungen auf die Identität der Betroffenen
- Die Rolle von „Miniaturmenschen“ in der amerikanischen Populärkultur
- Die Kritik an der kommerziellen Ausbeutung von Kleinwuchs in Freak Shows
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Bedeutung von Kleinwuchs als „Andersartigkeit“ in Relation zur Norm heraus. Sie beleuchtet die Stigmatisierung von Kleinwüchsigen und deren Auswirkungen auf ihre Identität.
Das erste Kapitel beleuchtet die verschiedenen Bezeichnungen für Kleinwüchsige („Midgets“, „Dwarfs“) und setzt diese Bezeichnungen in den Kontext gesellschaftlicher Normvorstellungen. Es wird aufgezeigt, wie Kleinwuchs in den Freak Shows als Abweichung von der Norm inszeniert wurde.
Das zweite Kapitel analysiert die institutionelle Legitimation der Freak Shows im Zeitraum von 1840 bis 1940. Es werden die unterschiedlichen Akteure und Institutionen, die an der Organisation und Durchführung der Shows beteiligt waren, vorgestellt.
Das dritte Kapitel behandelt die Inszenierungsstrategien, die in den Freak Shows eingesetzt wurden, um Kleinwuchs als „Freak“ zu präsentieren. Es werden verschiedene Inszenierungsmethoden und ihre Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Kleinwüchsigen analysiert.
Das vierte Kapitel widmet sich der Inszenierung von Kleinwuchs in Freak Shows und untersucht die verschiedenen Spielarten der Inszenierung: groteske Verhunztheit, Niedlichkeit und Absurdität, Niedlichkeit und Talent sowie Niedlichkeit und Bürgerpflicht.
Schlüsselwörter
Kleinwuchs, Freak Show, Midgets, Dwarfs, Inszenierung, Identität, Norm, Andersartigkeit, Stigmatisierung, Kommerzialisierung, Unterhaltungsindustrie, Populärkultur, USA, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert
- Arbeit zitieren
- Dominik Jesse (Autor:in), 2015, Jahrmarkt der Miniaturmenschlichkeiten. Die Inszenierung von Kleinwuchs in den Freak Shows der USA 1840-1940, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312331